Donnerstag, 5. Jänner 2017
Die Rückkehr Darth Vaders (Rogue One Review - Episode VI)

19 Jahre später auf Mustafar

"I've only heard that name once, from Kanan. He said Mustafar is where Jedi go to die."
- Hera Syndulla



Mustafar ist der Planet auf dem Anakin Skywalker starb und Darth Vader geboren wurde. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Vader sein Hauptquartier genau dort errichten ließ wo seine Existenz begann. Schon in den Legends gab es das Beispiel einer furchterregenden Festung für Vader, die dort allerdings noch nicht nach Oricon oder Mordor aussah. Seit Dark Empire galt Bast Castle auf Vjun als Vaders persönliche Festung.


Bast Castle auf Vjun

Vjun war ein Planet mit aggressivem Säureregen, der sogar Sturmtruppenrüstungen schaden konnte und die dortige Festung Vaders wurde nach dessen Tod zum Sitz der Darkside Elite Palpatines und seines neuen Executors Sedriss QL. Im neuen Kanon kann man darauf hoffen, dass die Machtverhältnisse innerhalb des Imperiums geordneter aussehen und es neben den Vader unterstellten Inquisitoren nicht auch noch fünf verschiedene andere Machnutzergruppierungen im Dienste Palpatines gibt. Schon die Inquisitoren sind ein mysteriöses Grüppchen, das von einem namenlosen Grand Inquisitor angeführt wurde (einem ehemaligen Jedi-Tempelwächter, wie sich herausstellte) und auf Titel wie Eigth Brother, Seventh Sister, Sixth Brother oder Fifth Brother zurückgreift.




Seit ihrer Kanonisierung in Star Wars Rebels gibt die Organisation der Inquisitoren einige Rätsel auf. So scheint etwa der als erster gegen Ahsoka Tano eingesetzte Sixth Brother kein besonders fähiger Duellant gewesen zu sein und es stellt sich die Frage wie viele der Inquisitoren ursprünglich vielleicht Jedi-Padawane oder sogar Ritter waren, wie der Grand Inquisitor, der Order 66 sogar im Jedi-Tempel auf Coruscant überlebt haben dürfte. Wie konnte er sich überhaupt dazu entscheiden die Jedi zu verraten und wieso haben ihn die Klone nicht einfach erschossen? Traf er vielleicht auf Anakin Skywalker/Darth Vader und dieser erkannte in ihm sein Potential als Gehilfe? Er starb jedenfalls erst 15 Jahre nach Order 66 über Mustafar, als er sich lieber in einen Reaktorschacht stürzte, als sich von Kanan Jarrus retten zu lassen. Bisher scheint es so als könnte die Nummerierung der Inquisitoren einen Rückschluss auf ihre Hierarchie geben, somit wären Nr. 5-8, sowie Nr. 1 oder Nr. 0 der Hierarchie tot. Womit noch Nr. 1/2-4 übrig blieben und wenn die Rangstufe mit den Fähigkeiten der Inquisitoren einhergeht, dann wären also noch 3-4 Inquisitoren mit Fähigkeiten da draußen, die dem Grand Inquisitor näher sind als den leicht geschlagenen Inquisitoren, die sich nicht mit Ahsoka Tano messen konnten. Das mangelnde Talent der Inquisitoren ist sinnvoll, wenn man bedenkt, dass sich die Sith keine potentiellen Rivalen wie Darth Maul aufbauen wollten.

Von Interesse ist Mustafar auch, weil es während der Klonkriege als Versteck von Darth Sidious "Kinderkrippe" genutzt. Für kurze Zeit besaßen die Sith dank Cad Banes Überfall auf die Holocronkammer des Jedi-Ordens eine Aufzeichnung über alle zu diesem Zeitpunkt erfassten machtsensitiven Kinder der Galaxis. Sidious griff auf Cad Bane zurück, um diese Kinder zu stehlen und auf Mustafar einer Versklavungsprozedur zu unterworfen. Sidious Ziel war die Etablierung einer nur ihm unterworfenen Gruppe von machtsensitiven Agenten. Manch einer mag da an die "Kinder des Imperators" aus SWTOR oder die Hände des Imperators aus den Legends gedacht haben. Wir wissen bis dato jedenfalls nicht, ob Sidious dieses Projekt nach Order 66 wieder aufgriff. Die Inquisitoren sind jedenfalls (auch das erinnert an die Legends) mit einem Zugriff auf die Archive des Jedi-Tempels ausgestattet. So ganz wild verlief die Jedi-Verfolgung also gar nicht, man griff wohl auf die gesamte Dokumentation des Ordens zurück, um mögliche Rückzugsorte, Verbündete und Decknamen flüchtiger Jedi aufzuzeichnen. Wer Order 66 entkam wurde wohl zunächst mit einem Haftbefehl des ISB gesucht, wann immer jedoch der Verdacht aufkam ein bestimmter Flüchtiger wäre gesichtet worden musste der ISB die Verfolgung an einen Inquisitor abtreten. Yodas undokumentierte Reise nach Dagobah verhinderte von vornherein, dass die Inquisitoren ihn dort finden konnten. Ebenso entkam "Ben Kenobi" der Verfolgung, weil er sich auf das mit ihm nicht verbundene Tatooine zurückzog.

Where Jedi go to die

Dass einige Jedi-Ritter nach dem Stay Away-Signal des Jedi-Tempels versuchten vertraute Orte aufzusuchen bezeugt Kevin Hearnes Heir to the Jedi. Darin entdeckt Luke Skywalker auf Rodia das Grab des Jedi-Ritters Huulik, der eine vielleicht nicht standesgemäße Bindung zu seiner Heimatwelt aufrecht erhielt. Nach Order 66 versuchte Huulik sich auf Rodia abzusetzen, doch er war bereits zu schwer verletzt und verstarb auf der Reise. Seine Verwandten auf Rodia bestatteten ihn in einer Grotte, samt seines Lichtschwerts. Ermittelnde Inquisitoren dürften Huuliks Tod zufrieden festgestellt haben und wieder abgezogen sein. Jahrzehnte später erhielt Luke Huuliks Lichtschwert als Geschenk von der Nicht des Jedi-Meisters. Mit diesem neuen Lichtschwert konnte Luke erste Schritte unternehmen, um etwas über die Konstruktion von Lichtschwertern zu lernen, ohne seine eigene Waffe zu zerlegen. Nach dem Verlust von Anakin Skywalkers Lichtschwert sollten ihm dieses Wissen und womöglich auch Huuliks Kyber-Kristall sehr gelegen kommen, wobei Huuliks Klinge als amethystfarben beschrieben wird. Woher Lukes grüner Kyber-Kristall stammt ist also unklar (könnte es sich gar um Yodas oder Qui-Gons gehalten haben?). Soweit wir wissen können Lichtschwertkristalle unter normalen Umständen in freier Wildbahn nur von ihrem auserwählten Besitzer wahrgenommen werden und in den Höhlen Ilums werden damit auch immer wieder Visionen verbunden. Was wir in Episode VII durch Reys Augen erleben kann daher nur als ein solcher Ruf eines Kyber-Kristalls gedeutet werden. Rey wurde von Anakins altem Lichtschwert als neue Trägerin auserkoren.

Heimatlose Jedi wie Caleb Dume (in A New Dawn von John Jackson Miller) oder Ahsoka Tano (in Ahsoka von E.K. Johnston) konnten sich nach Order 66 glücklich schätzen nie eine Heimat außerhalb des Jedi-Tempels gehabt zu haben bzw. keine Bindung zu dieser zu besitzen. Gerade Caleb Dume wurde zu einem Vagabunden, der sich dank der Distanziertheit des Jedi-Kodex bestens durchschlagen konnte, jedenfalls bis er einer Hera Syndulla über den Weg lief.

Dass es Mustafar in Episode III überhaupt gab liegt auch daran, dass George Lucas ein Konzept aus der Entwicklung von Episode VI aufgreifen wollte. Dort hätte das Finale nämlich in einem Lavasee stattgefunden, in welchem der Thron des Imperators gestanden wäre. Stattdessen wurde Mustafar zum Geburtsort Darth Vaders und wie in einer griechischen Sage sah es so aus als hätte Mustafar Vader jede Spur Anakin Skywalkers ausgebrannt. Sogar seine inneren Organe und vor allem die Lunge nahmen auf Mustafar Schaden. Nur sein Herz nicht, denn dort blieb ein Funken Anakins am Leben, den selbst Darth Sidious nicht wahrnehmen konnte. Nach allem was wir im neuen Kanon über Kyber-Kristalle gelernt haben können wir auch vermuten, dass eine hohe Konzentration von Kyber-Kristallen wie auf Ilum oder in den diversen Jedi-Tempeln, dazu führt die Macht auf eine besondere Weise zu fokussieren. Nun stelle man sich eine Raumstation mit der größten je gekannten Kyber-Konzentration vor. An einem solchen Ort müsste die Macht besonders stark sein. Genau das macht nun dank Rogue One die Faszination von Episode VI aus. Luke, Vader und Palpatine treffen sich in einem dem Jedi-Tempel nachempfundenen Turm auf einem Kyber-Mond! Palpatine lässt Rebellenschiffe mit einem Kyber-Laser zerstören und er hat den letzten Jedi und den Auserwählten an seiner Seite. Das Gleichgewicht der Macht... schwankt! Palpatines Ende in den Worten Luke Skywalkers: "Your overconfidence is your weakness. Palpatine glaubte wie alle Sith daran die Macht kontrollieren zu können und er begab sich willentlich in einen Machtnexus, in welchem die helle und die dunkle Seite aufeinandertrafen, vor den Augen des Auserwählten. Im Nachhinein wirkt Palpatines Scheitern wie vorherbestimmt, doch im Moment muss sich der Imperator unschlagbar gefühlt haben. Er hatte die Jedi zerstört, er hatte Vader geschaffen, Yoda besiegt und den Tod der letzten beiden Jedi-Ratsmitglieder gespürt. 23 Jahre befand sich Darth Sidious auf der Seite der Gewinner und die Qualität seiner Gegner hat immer nur abgenommen. Mit jedem toten Jedi-Überlebenden wurden die Gefahren für seine Herrschaft geringer und am Ende blieben nur noch untrainierte "Kinder der Macht", die sogar die Inquisitoren bezwingen konnten. Palpatines Ego ließ ihn den Willen der Macht völlig unterschätzen und so brachte ihn ein 23jähriger Jedi-Ritter zu Fall, nachdem er schon die mächtigsten Jedi der alten Republik bezwungen, bekehrt oder betrogen hatte. Nicht Lukes Machtfähigkeiten oder sein Talent als Lichtschwertkämpfer bezwangen Palpatine, sondern Glaube an die Jedi-Ideale. Palpatine konnte noch so mächtig sein, das Gute konnte er nicht besiegen.

Vaders machtvoller Auftritt

Dass Darth Vader in Rogue One auftreten wird löste schon vorab viele überzogen wirkende Spekulationen aus. Dass Vader irgendwie auftreten wird, weil er ja die Jagd nach den Todessternplänen übernimmt war durchaus klar, aber es hätte eine einfache Szene am Ende des Films sein können, bei der man Vader auf der Brücke seines Sternenzerstörers sieht. Rogue One hat etwas mehr aus dieser Szene gemacht und Vader schon früher miteinbezogen.

Wenn wir das erste Mal auf Vader treffen erfahren mehr über dessen Leben seit Episode III als man sich erwartet hätte. Vader besitzt nun seine eigene Festung auf Mustafar, wohin ihm auch immer wieder gefangene Jedi-Ritter geliefert werden. Vaders Vendetta mit Obi-Wan Kenobi wird wohl dazu führen, dass er jedem Häftling die gleiche Frage stellt: "Wo steckt Obi-Wan Kenobi?" Auf Mustafar unterhält Vader auch seinen ganz persönlichen Rückzugsort und er verbringt scheinbar immer wieder einige Zeit in einem Bacta-Tank, um zu meditieren (womöglich wie Yoda in der letzten The Clone Wars-Staffel) und seinem Körper etwas Erholung zu gönnen. Dass Vaders zerstörter Körper ein Hindernis darstellt war ein Umstand, der zwar noch James Lucenos Legends-Roman Dark Lord geprägt hat, doch im kanonischen Material sind Vaders "Modifikationen" (um ein TCW-Zitat über Grievous zu nutzen) hingegen "Verbesserungen". Das beste Beispiel dafür liefert Paul Kemps Roman Lords of the Sith. In LotS sind Vaders Cyborg-Körperteile ungemein hilfreich für dessen halsbrecherischen Manöver, so etwa als er seinen Raumjäger verlässt, um einen Frachter der Free Ryloth-Bewegung zu entern. An Bord von diesem setzt Vader schließlich auch zu einem Massaker an, welches an seine finale Rogue One-Sequenz erinnert. Genau diese Szene wurde vor der Veröffentlichung (April 2015) von LotS bereits in allen Leseproben verwendet.

Der Rogue One-Vader ist der Lord of the Sith-Vader und er verbindet nun die kanonischen Serien Rebels und TCW, seine Romaneauftritte (in Tarkin und LotS) und die Prequels mit der OT. Geanu das musste auch geschehen, um den Kanon glaubwürdig zu machen. Der OT-Vader war ja deutlich weniger beweglich als der kanonische und nach den Prequels wurde es auch notwendig Anakin Skywalkers Kampfstil mit dem Vaders zu verbinden. Dank der Prequels ist es auch möglich im neuen Kanon Innenansichten aus Vaders Gedankenwelt zu zeigen, wie etwa in Lords of the Sith getan. Der kaum 30jährige Vader in LotS ist etwa noch nicht soweit vom gefallenen Anakin Skywalker entfernt, denn er deutet sein Verhältnis zu Sidious noch ein wenig so wie das zu seinem vorigen Mentor Obi-Wan. Die 13 Jahre die Vader als Jedi verbrachte stehen in Rogue One 19 Jahren als Sith-Lord gegenüber. Am Ende werden es 23 Jahre als Sith und etwas mehr als sein halbes Leben sein, das Anakin Skywalker hinter der Maske Darth Vaders verbracht hat. Man vergisst fast, das Anakin in Episode III nur 22 war und in Rogue One auch erst 41 ist.

Rogue One etabliert Darth Vader mehr als eine Figur wie General Grievous, denn als Opfer seines Lebensstils wie Saw Gerrera. Vader, Grievous und Saw sind allesamt Cyborgs, doch sie trennen Welten. Saw ist jemand dessen Körper immer wieder behelfsmäßig zusammengeflickt werden musste, doch Grievous scheint sich bewusst für Modifikationen entschieden zu haben, um zu einer wahren Kampfmaschine zu werden. Vader ist nun ein Mittelding aus beiden. Sein Cyborg-Körper lässt ihn in Verbindung mit seinen Machtfähigkeiten wie eine Killermaschine auftreten, doch er hat sich im Gegensatz zu Grievous für keine besonderen Gadgets entschieden.

Wir haben eigentlich keinen neuen Vader, sondern einen weiteren Fall des Tarkin-Syndroms zu beachten. Jahrzehntelang fehlte Vaders Hintergrundgeschichte und selbst als diese offenbart wurde unternahm man wenig ihn als Charakter gezielt auszubauen. Erst der Reboot machte vieles möglich und der Gegensatz zwischen dem alten Legends-Vader und dem neuen Kanon-Vader zeigt sich, wenn man James Lucenos Legends-Werk Dark Lord mit Paul Kemps Kanon-Roman Lords of the Sith vergleicht. In Dark Lord sind die Prothesen für Vader ein Hindernis, in Lords of the Sith machen sie ihn fähiger. Auch Vaders Umgang mit den imperialen Offizieren ändert sich durch das vereinheitliche Vader-Bild. Offizieren wie Tarkin traut Vader eher über den Weg, weil sie für ihn quasi Kriegskameraden waren und er fasst Kritik an der Macht wohl auch als Kritik an ihm auf, den mächtigsten Machtanwender in Diensten des Imperiums. Schlussendlich ist ja auch die Feuerkraft des Todessterns ein Produkt der Macht, da die Kyber-Kristalle machtsensitive Lichtschwertkristalle sind. Admiral Mottis Kritik an Vader in Episode IV beweist also eigentlich nur dessen grobes Unverständnis der Rolle, welche die Macht innerhalb der weit weit entfernten Galaxis spielt. Motti ist ein oberflächlicher Militärbürokrat, der sich seit Jahrzehnten innerhalb der Joint Chiefs gehalten hat, was mehr für seinen politischen Instinkt als tatsächliche Verdienste im Kampf gegen die Rebellen spricht. Dass Motti Vader auch vorwirft bei der Jagd nach den Todessternplänen versagt zu haben ist insofern unfair, weil zwischen Tarkins Hilferuf an Vader in Rogue One und Episode IV kaum Zeit verging. Motti gibt also einfach beleidigende Kommentare von sich, weil er über Vader zu stehen glaubt. Dass Vader sich in Episode IV überhaupt von Tarkin beherrschen lässt mag am Mandat des Imperators liegen, dass Vader den Statthalter der Sith auf ihrer Seite halten muss. Tarkin und Vader verbindet ein gegenseitiger Respekt, auch wenn beide etwas plumpe Charaktere sind, denen das Fingerspitzengefühl eines Palpatine fehlt.

Jemand wie Orson Krennic, der nichts von den Plänen der Sith, der großen Politik oder der Macht versteht, muss Vader schon als relativ nutzlos erscheinen. Für Vader ist Krennic nur ein Bürokrat, dessen Aufgabe auch irgendjemand anders hätte erfüllen können. Doch Krennics Eitelkeit und seine Versuche gegen Tarkin zu intrigieren ärgern Vader, der mit solchem Verhalten am Imperialen Hof schon zur Genüge Erfahrungen sammeln musste. In Vaders Verachtung für eitle Funktionäre schwingt wohl auch die Erinnerung an Count Dooku mit, einem anderen Capeträger, der gerne seine persönliche Leibwache bei sich führte und große Sprüche von sich gab. Man kann Vader ja auch als jemanden sehen, der seine alten Feindbilder zum Überleben braucht und dessen Reaktionen als Sith-Lord stark davon geprägt werden, was er als Jedi als negativ empfunden hat. Darth Vader wäre dann die Ansammlung aller Vorurteile und negativen Einstellungen Anakin Skywalkers, die dunkle Seite Anakins eben. So wie sich Vader durch die Rebellentruppen schnetzelt erkannt man in ihm auch Anakin, wie er sich einst wohl durch die Tusken auf Tatooine und die Kampfdroiden der Separatisten kämpfte. Ein Jedi sollte laut Yoda die Macht stets nur zur Verteidigung und zum Erlangen von Wissen einsetzen, nicht um ein Dorf auszulöschen oder ein Schiff zu erstürmen. Schon in Episode II verwischt diese Grenze jedoch mit Mace Windus Eingreifen in der Arena von Geonosis.

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Mittwoch, 4. Jänner 2017
Tarkin schlägt zurück (Rogue One Review - Episode V)

Das verkannte Genie Orson Krennics?

Die Architekten der Todessterne hatten es noch nie leicht, selbst in den Legends, wo das Genie hinter dem Todesstern-Superlaser noch Bevel Lemelisk hieß. Lemelisk war auch der Chefkonstrukteur des Todessterns und diverser anderer Waffen, sodass es schließlich sein Kopf war, der Rollen musste als die Rebellen den ersten Todesstern sprengten. In den Legends wurde Lemelisk mehrmals hingerichtet und von Imperator Palpatine mittels Klonkörpern und Sith-Alchemie wieder zum Leben erweckt. Im Kanon wurde Lemelisk in zwei Personen gespalten, den ambitionierten Projektleiter Orson Krennic und seinen Chefwissenschaftler Galen Erso. Aber auch der Bauleiter des Zweiten Todessterns, Moff Tiaan Jerjerrod, hatte mit der Herausforderung seine Probleme. Orson Krennic hingegen? Der betrachtete den Todesstern als sein Lebenswerk und seine Berufung.

Liest man James Lucenos Rogue One-Vorgeschichte Catalyst so erfährt man mehr über Orson Krennic und auch das Buch zum Film gibt noch einiges her. Krennic ist kein Tarkin, er ist nicht von Natur aus böse. Krennics Bösartigkeit wurzelt hingegen in seinem Bedürfnis etwas großartiges zu leisten und dafür bewundert zu werden. Dabei ist Krennic eigentlich völlig unpolitisch, es geht ihm allein darum von der höchsten Autorität der Galaxis anerkannt und belohnt zu werden. Krennic ist nicht machtgeil, er ist nur sehr ambitioniert und auf seinen Status bedacht. Wie in Catalyst versteht er das politische Parkett jedoch deutlich weniger als ein Tarkin, der als Gouverneur seiner Heimatwelt und Blauhelm im Dienst der Republik, sowie als aktiver Offizier während der Klonkriege einiges an politischer Erfahrung sammeln konnte. Tarkin ist ein geborener Tyrann und damit auch ein geborener Anführer. Krennic ist ein geborener Anführer, aber nur ein Ingenieur.

Krennic versteht nicht worum es Tarkin und dem Imperator beim Todessternbau wirklich geht, da er die dahinter steckende politische Zielsetzung nicht ganz verstehen kann. Wie aus dem Rogue One-Roman hervorgeht sieht Krennic im Todesstern sein Lebenswerk und ein technisches Wunder, während es für Tarkin nur ein Werkzeug bleibt. Tarkin gibt Krennic sogar die Direktive möglichst auf die Neuerfindung des Rads zu verzichten, also bereits etablierte imperiale Technologien zu verwenden, anstatt Zeit mit Neuentwicklungen zu vergeuden. In Massenproduktion hergestellte Komponenten ließen sich zudem auch leichter für den Todessternbau abzweigen, was Krennic in seinem gekränkten Stolz als Baumeister jedoch nicht akzeptieren kann. Krennic ist quasi der überenthusiastische Mitarbeiter, der die Welt verändern will, während er eigentlich nur den Zeitplan einhalten sollte. Dabei ist Krennic jedoch zu eitel, um mit seinem Enthusiasmus Sympathien zu gewinnen. Er fordert und fordert, während das Projekt teils auch durch seine Schuld in Verzug gerät.

Es fällt sicher leicht sich Krennic als CEO eines Energieunternehmens vorzustellen, zumal ihm Galen Erso in Catalyst sogar vorschlägt gemeinsam eine Firma zu gründen, die sich mit der Kyber-Kristall-Forschung zum Zwecke der Energiegewinnung beschäftigt. Krennic ist ein fähiger Manager, der die Sprache seiner Spezialisten spricht und als Führungspersönlichkeit eine Vision verfolgt, auf die er seine Mannschaft auch einschwören kann. Als Zivilist wäre Orson Krennic wohl kaum negativ aufgefallen und seine Geschäftspraktiken wären womöglich nicht einmal die schlimmsten gewesen. Auch als imperialer Offizier geht Krennic jedoch wie ein Manager vor, er versucht Tarkin als Aufsichtsbehörde zu umgehen, er knüpft Kontakte zu namhaften Politikern und er sucht nach einem Weg sich und sein Projekt direkt beim Imperator zu verkaufen. Krennic ist eigentlich ziemlich geschickt, aber er setzt mit Mas Amedda auf das falsche Pferd und ist dem spartanischen Tarkin zu eitel. Schon in Catalyst wird Krennic sein Drängen auf eine Beförderung zum Rear Admiral zum Verhängnis. Er schafft es nur zum Commander und selbst dieser Rang geht ihm nach der Flucht Galen Ersos wieder verloren. Über die Jahre erkämpft sich Krennic jedoch diverse Extrawürste. So darf er auch an Bord imperialer Installationen offen eine Waffe tragen, er muss entgegen imperialer Uniformvorschriften nicht auf sein stylisches Cape verzichten, er besitzt seine eigene Leibgarde aus Death Troopers, er hat sein ganz persönliches Shuttle (kein Lambda-Shuttle wie es Standard wäre) und er kann sich mit dem Rang eines Military Director schmücken. Für Tarkin, der trotz seines Rangs eine der imperialen Norm entsprechenden für sich anfertigen ließ, keine besondere Leibwache nutzt und nach dem Verlust seiner von ihm entworfenen Carrion Spike auch seinen persönlichen Sternenzerstörer Executrix nicht sichtbar verändert hat, muss Krennic wie von einem anderen Stern wirken und so ganz er hat damit nicht Unrecht. Tarkin stammt vom aufstrebenden Outer Rim-Planeten Eriadu und ist 13 Jahre älter als Krennic. Tarkin wurde als Soldat erzogen und dient dem Imperium aus politischen Gründen. Krennic stammt von Lexrul, einem urbanen Planeten aus dem Mid Rim und er wurde mit Galen Erso in das Republic Futures Programm auf Brentaal aufgenommen. Während Tarkin seinen Dienst in der Republikanischen Flotte als 42jähriger Commander antrat, verschlug es Krennic mit 29 als Lieutenant (später dann Lieutenant-Commander) zum Ingenieurskorps, weil die Republik sich daran machte allen begabten Wissenschaftlern eindeutige Angebote zu machen. In einer Zeit als Tarkin vom Commander zum Captain und schließlich Admiral aufstieg brachte es Krennic nur zum Lieutenant-Commander und arbeitete sich in der Hierarchie des Imperiums nur langsam vor. Krennic war in seiner Studienzeit schon ein Partytiger und es ist nicht auszuschließen, dass er seine Zeit auf Coruscant nutzte in das höfische Geschehen einzutauchen. Was unter anderen Umständen die Formel zum Erfolg gewesen wäre brachte Krennic jedoch wenig mehr als Kontakte.

Tarkin ist jemand den die Sith auf ihrer Seite haben wollten, wie auch aus Tarkins Begegnung mit Count Dooku in James Lucenos Tarkin-Biografie hervorgeht. Man hat quasi einen Headhunter auf ihn angesetzt und alle in ihn gesetzten Erwartungen haben sich erfüllt. Orson Krennic war hingegen ein Niemand und er tauchte lange nicht einmal auf dem Radar der Sith auf, auch wenn sich sein Star-Wissenschaftler Galen Erso mit Kyber-Kristallen beschäftigte und seine Frau eine latente Machtempfänglichkeit besaß. Für den Imperator war Krennic austauschbar, Tarkin jedoch ein wertvoller Verbündeter und der Mann, dem man den Todesstern anvertrauen konnte.

Tiaan Jerjerrod - der Krennic-Nachfolger

Rogue One schafft für ehemalige Fans des Expanded Universe ein kleines Kunststück, denn auch wenn Krennic und Tarkin sterben, so gibt es doch einen „Erben“ der beiden – den „Commander“ des Zweiten Todessterns, Moff Tiaan Jerjerrod, der in Episode VI heillos überfordert ist seine Kampfstation fertigzustellen. In den Legends war Jerjerrod der Sohn eines erfolgreichen Admirals der Alten Republik, im neuen Kanon ist er dieser verwandschaftlichen Patronage beraubt ein wohl selbst ganz erfolgreicher Karriereoffizier.

Jerjerrod ist alles was Orson Krennic jemals sein wollte und das beginnt bereits damit, dass er es als ein aus reicher Familie stammender Ingenieur im frühen Imperium zum Rear Admiral brachte. Er saß sogar bei den Joint Chiefs und wurde zum Moff befördert, um den Bau des Zweiten Todessterns zu leiten. Jerjerrod erhielt das Kommando über selbigen und trug dabei zur Tarnung den Titel eines Director of Imperial Energy Systems. Jerjerrod erwies sich in Episode VI als deutlich folgsamer als seine beiden Vorgänger und in seiner Doppelfunktion als Mischung aus Tarkin und Krennic war er deutlich kompakter.

Der Bau des Zweiten Todessterns ist nicht weniger interessant als der des ersten, vor allem weil er den Fans sogar noch mehr Rätsel aufgibt. Wann orderte Palpatine seinen Bau? Und wieso? Wie konnte das Imperium eine durch den Erfolg von Yavin gestärkte Rebellen-Allianz im Dunkeln lassen, dass man eine weitere derartige Superwaffe baute? War der zweite Todesstern vielleicht gar nur als Attrappe gedacht und welches Mastermind beschäftigte sich mit den Details der Falle von Endor? Es dürfte jedenfalls klar sein, dass die Rebellion in einem Rogue Two deutlich proaktiver wäre, wohl genauso wie das Imperium. Rogue One hat die Geschichte um den Bau und die Enthüllung des zweiten Todessterns jedenfalls interessanter gemacht, wobei auch der Road to the Force Awakens-Roman Moving Target mit Prinzessin Leia neues Gewicht erhält. Darin inszeniert Leia ein Ablenkungsmanöver für die Imperialen, um diese vom wahren Versammlungsort der Rebellenflotte abzulenken, wobei sie auch das in Episode VI instrumentale Shuttle Tydirium stiehlt. Soweit es die Vorgeschichte von Episode VI betrifft wären Luke und Leia gerade mit ihrer Befreiung Han Solos beschäftigt, während ein hypothetisches Rogue Two stattfinden würde. Zumindest in den Legends war es so, dass die Pläne durch die Hände Prinz Xizors und der Schwarzen Sonne gingen, ehe sie in den Besitz von bothanischen Rebellenspionen gelangten. Der Tod zahlloser Bothaner, wie von Mon Mothma in Episode VI erwähnt, könnte sich jedoch auch auf ein Massaker im Stil Rogue Ones bezogen haben. Schon Tarkin ließ ganze Städte ausradieren, um die Pläne des ersten Todessterns sicher zu stellen. Ohne einen einsatzfähigen Todesstern wäre es jedoch wohl Darth Vader und dessen Flotte oder einem anderen imperialen Kommandeur zugefallen diese Vergeltungsmaßnahme durchzuführen. Ich fände die Geschichte von Rogue Two durchaus interessant.

Wilhuff Tarkin: Gouverneur, Admiral, Grand Moff und Kommandeur des Todessterns

Gouverneur Tarkin ist definitiv keiner der Guten und schon James Lucenos Roman über Tarkins Vorgeschichte unternimmt keine Anstalten diesen Kriegsverbrecher in Schutz zu nehmen. Tarkin wuchs auf Eriadu auf und er ist genauso erbarmungslos wie die Wildnis seiner Heimat. Der Tarkin-Roman verrät uns alles was wir über Tarkins Sozialisierung wissen möchten, angefangen bei seiner familiären Prägung. Was offen bleibt sind Fragen hinsichtlich möglicher Tarkin-Erben, immerhin wurde er ja selbst von einem Großonkel (Jova) ausgebildet und die Tarkins sind eine einflussreiche Militär-Dynastie auf Eriadu (der auch der halb-legendäre Ranulph Tarkin angehörte). Die Gerüchte über einen Major Tarkin in Episode VII waren berauschend, auch wenn wir schlussendlich nur einen General Hux erhielten. General Armitage Hux ist leider nur der Sohn des älteren Brendol Hux, der die Imperiale Akademie auf Arkanis führte und Gallius Rax Schattenregierung des zersplitterten Imperiums angehören durfte. In den Legends hatte Tarkin sogar einen Sohn (Admiral Garoche Tarkin) und eine von ihm protegierte Geliebte (Admiralin Natasi Daala, die in den letzten Legends-Romanen ein sehr ausgeprägtes Eigenleben entwickelte). Doch aus Tarkin selbst machte man vor dem Reboot des Expanded Universe noch sehr wenig. Erst der Reboot, mit The Clone Wars, Rebels, Rogue One und dem Tarkin-Roman sorgten dafür, dass dem Grand Moff in den letzten Jahren endlich Leben eingehaucht wurde. Tarkins Auftritt in James Lucenos Roman ließ mich anfangs sogar spekulieren, ob man Tarkin nicht zu einem militärischen Genie wie den Legends-Thrawn hochstilisieren wollte. Wie in Rebels hat Tarkin nur kaum die Zeit sich um jede Krise im Outer Rim zu kümmern, weshalb er auf andere Offiziere angewiesen ist. Bei seinem fulminanten Auftritt in Rebels gelingt es ihm jedenfalls Kanan Jarrus zu verhaften und die dunkelste Stunde der Rebellenzelle auf Lothal einzuläuten.

In Catalyst wird Moff Tarkin auch als einer jener imperialen Admiräle vorgestellt, die nach dem Ende der Klonkriege eingesetzt wurden, um hartnäckige Widerstandsnester der Separatisten auszuschalten. Überall dort wo lokale Kommandeure die Abschaltung der Droidenarmee verhindert hatten oder erst gar nicht auf diese zurückgreifen mussten war der Krieg noch nicht zu Ende. Auch Cassian Andor dürfte von einer solchen Welt stammen. Dass sich die Droiden schlagartig abschalteten dürfte zu blitzkriegartigen Siegen des Imperiums geführt haben, doch es bildeten sich zweifellos sehr schnell Widerstandsgruppen oder Aufstände gegen die imperialen Besatzer. Es war Tarkins Job diesen Tendenzen Einhalt zu gebieten und sie bereits im Keim zu ersticken. Bis Rebels bzw. Rogue One dürfte Tarkin jahrelang sehr gute Erfolge erzielt haben, doch die imperiale Strategie lief schlussendlich doch nur auf den Bau eines Todessterns hinaus. Die Furcht vor dem Todesstern sollte den Einsatz weiterer Millionen von Sturmtruppen oder hunderter Sternenzerstörer unnötig machen. Zugleich heckte Palpatine schon im Tarkin-Roman den Plan aus, durch diese Entlastung vom tyrannischen Tagesgeschäft mehr Zeit für das Studium der Macht zu erhalten. Dafür bräuchte er auch Darth Vader und der war permanent als Vollstrecker eingeteilt. Mit dem Todesstern wollte Darth Sidious sich und Vader freispielen, um einige nicht näher bekannte Sith-Rituale einzustudieren und die Macht grundlegend zu verändern. Tarkin war aus Palpatines Sicht der beste Kandidat als Statthalter der Sith zu regieren, zumal er praktisch wie ein Sith ausgebildet und aufgewachsen war. Tarkins Neigung zu hartem Durchgreifen und der Schaffung von Ordnung ist genau jener Fanatismus, der ihn nicht am Thronanspruch des Imperators zweifeln lässt. Tarkin ist kein Politiker, sondern ein loyaler Befehslempfänger, wie ihn sich Sheev nur wünschen konnte.

Jedha, Scarif, Alderaan und das entvölkerte Geonosis gehen auf das Konto Tarkins, der sich allmählich zum größten Massenmörder des neuen Kanons entwickelt. Tarkin Verhalten in Rogue One lässt ihn auch für das breite Publikum noch skrupelloser erscheinen, denn auf Scarif richtet er praktisch die gesamte dortige Garnison für ihr Versagen hin. Und da galt Darth Vader mal als Geißel des imperialen Offizierskorps. Scarif war laut Lore ein beliebter Stationierungsort, was angesichts der Sandstrände und der relativen Sicherheit gegenüber Orten wie Jedha (das Ost-Jerusalem oder Kabul des Star Wars-Universums) wohl selbsterklärend ist. Nur mit der Unterhaltung dürfte es außerhalb der Garnison etwas weit her gewesen sein. Mit der Ausnahme der Säuberung von Geonosis, die von Tarkin autorisiert werden musste, hat der Gouverneur des Outer Rim vor allem Planeten auf dem Gewissen die militärisch keine Bedrohung darstellten und vor Alderaan waren sie auch politisch bedeutungslos. Jedha war eine Ansammlung von vergessenen Ruinen. Scarif war ein vollständig vom Imperium kontrollierter Planet. Und Alderaan war völlig demilitarisiert. Tarkins Anwendung des Todessterns beruhte auf dem Prinzip potentielle Bedrohungen bereits präventiv auszumerzen. In Tarkins Händen wurde der Todesstern zur plumpen Kanone, mit der man auf Spatzen feuerte. Leias Aussage “The more you tighten your grip, the more star systems will slip through your fingers.” fand durchaus ihre Berechtigung. Schon in Rebels und Romanen über das frühe Imperium (A New Dawn, Ahsoka, Lords of the Sith) wird ersichtlich wie Tarkin den Einfluss des Imperiums im Outer Rim immer weiter ausdehnte, meist um mehr Ressourcen für die imperiale Militärmaschinerie zu gewinnen und dazu gehörte insgeheim auch der Bau des Todessterns. Gestalten die zuvor ins Outer Rim geflüchtet waren und dort ein neues Leben beginnen wollten fanden sich nun in die Ecke gedrängt und begannen Widerstand gegen das Imperium zu leisten. Besser man hätte ein Ventil übrig gelassen. Kanan, Ahsoka und Cham Syndulla hätten sich nie der Rebellion angeschlossen, wären sie nicht in ihrem Ruhestand nach den Klonkriegen verfolgt worden. Tarkin betrachtete seine Gegner immer als wilde Tiere. Tötet man ihre Anführer oder beweist seine Stärke würde man respektiert werden, ansonsten bliebe nur die restlose Auslöschung. So ging Tarkin schon als Commander der Outland Regions Security Force vor und so ging er auch als Grand Moff vor. Tarkins Hintergrund als Angehöriger der Patrizier von Eriadu und einer der Gründerfamilien der ORSF lässt ihn als politisch beste Wahl für den Posten als imperialen Statthalter im Outer Rim erscheinen. Tarkin ist der Erbe der wehrhaften und selbstbewussten menschlichen Siedlerbewegung im Outer Rim, was in ihm wohl auch eine latente Abneigung gegenüber Aliens verwurzelt haben könnte. Die menschlichen Siedler Eriadus wurden von Alien-Nachbarn, Alien-Piraten und Alien-Kreditgebern bedroht, während sich eine weitgehend von Aliens kontrollierte Republik nicht sonderlich für Eriadus Belange interessierte. In Lucenos Tarkin-Roman ist der spätere Grand Moff jemand den man durchaus als Nationalisten bezeichnen könnte.

Während das Imperium bis in den Mittleren Rand hinein stets gut geschützt und kontrollierbar war blieb das Outer Rim weitgehend gesetzlos. Hier wo keine effektiven staatlichen Regierungen Fuß fassen konnten stießen die Handelsgilden in ein Machtvakuum vor und nutzten die ständige Bedrohung durch Marodeure, um eine gezielte Aufrüstungspolitik zu betreiben. Mit den so geschaffenen Privatarmeen konnte man das staatliche Gewaltmonopol der meisten Welten aushebeln und die meisten hatten wie Naboo einer Besatzung wenig entgegenzusetzen. Von der Republik war wenig zu erwarten und so blieben viele Welten lieber unabhängig. Nur Tarkins Seswanna Sektor konnte sich diesem Trend energisch widersetzen. Unter Eriadus Führung schuf man die Outland Regions Security Force und verteidigte sich selbst, zumal die Republik selbst ihrer Mitgliedswelt Eriadu nicht beistehen wollte. Dieses Gefühl, von der Republik fortwährend im Stich gelassen zu werden hätte Eriadu auch in die Arme der Separatisten treiben können. Für seine Standhaftigkeit wurde Tarkin schließlich mit der imperialen Statthalterschaft des gesamten Outer Rim belohnt. Dass Tarkin in den Rebellen nur Terroristen und Anarchisten sehen konnte lag auch an seinen Erfahrungen auf Eriadu. Widerstand gegen die ORSF erfolgte nicht selten durch kriminelle Elemente oder er wurde durch wirtschaftliche und politische Rivalen angezettelt.

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Dienstag, 3. Jänner 2017
Neue Hoffnungsträger (Rogue One Review - Episode IV)

Heldensterben

"So ein Scheiß, dass die alle gestorben sind." Normalerweise sage ich diesen Satz spöttisch, doch im Fall von Rogue One musste ich beim Verlassen des Kinosaals und passieren der nächsten Rogue One-Besuchergruppe darauf verzichten. Er war zu dicht an der Wahrheit. Gerade wer Spoilern zugeneigt ist, wie ich normalerweise auch, der dürfte schon vorab gelesen haben "es sterben alle". Das zu wissen verändert sicher wie man den Film sieht. Für mich bestand an jeder Wendung immer noch die Möglichkeit, dass jemand überlebt, um die Geschichte von Rogue One zu erzählen. Daher war es für mich auch geradezu selbstverständlich als Cassian Andor auf Scarif seinen Hero Shot auf Orson Krennic abfeuerte und Krennic selbst das Ende Scarifs miterleben musste. Doch Bodhi Rook, K-2SO, Baze Malbus und der humorigste Blinde der Galaxis hatten zuvor sehr eindeutig ihr Leben gelassen. Fest in der "die Helden sterben nicht"-Ansicht verzwurzelt argumentierte ich nach der Zerstörung Jedhas auch dafür, dass Saw Gerrera sicher irgendwie im letzten Moment entkommen war. Bis ich das Hörbuch "gelesen" habe glaubte ein Teil von mir auch weiterhin an diese Möglichkeit.

Rogue One wagt ein riskantes Experiment, denn der Standalone führt völlig neue Charaktere ein und bringt diese in seinem finalen Akt auch nacheinander um. Kann so etwas gut gehen? Ich bin mir bis heute nicht ganz sicher. Vom Merchandising-Wert bezweifle ich, dass in einigen Jahren noch jemand nach einem Orson Krennic oder gar einem Cassian Andor Comic oder Roman verlangen wird. Gerade als Star Wars-Fan bemisst man den Wert eines Charakters immer wieder danach, welche Rolle dieser in einem Expanded Universe über seinen Filmauftritt hinaus spielen könnte. Imo hat Rogue One daher das Tarkin-Problem. Das Tarkin-Problem? Ja, davon wird noch kaum einer gehört oder gelesen haben, aber es ist etwas, das mir seit Lucenos Tarkin-Roman durch den Kopf geht. Jahrzehntelang existierte Tarkin als genau so ein Rogue One-Charakter. Er hatte seinen Platz in der Handlung eines einzigen Films und dann starb er. Jahrelang kam da nichts, bis er in The Clone Wars als Captain auftauchte, zum Admiral befördert wurde, Ahsoka Tano den Prozess machte und schließlich seinen eigenen biografischen Roman samt Auftritt in Rebels erhielt. In Episode III war er auch, aber diesen Cameo zähle ich so gut wie nie. Tarkin existierte um zu sterben. Nun hat ihn James Luceno in seinem Roman jedoch zu einer Figur gemacht, die eine vollständige Hintergrundgeschichte und Motive besitzt. Der kanonische Tarkin hatte zwar keine Affäre mit Natasi Daala, doch dafür ist der Grand Moff im Kanon auch selbst deutlich interessanter als je zuvor. Tarkins Verteidigung von Sentinel Base im Luceno-Roman bezeugt etwa die Raffinesse des Moffs und warum dieser deutlich fähiger war als die meisten imperialen Bürokraten. Seine größte Schwäche wird jedoch in Catalyst enthüllt. Tarkin verbietet es sich jemals vor einem Gegner zurückzuweichen.

Unterm Strich finde ich die Entscheidung alle Protagonisten zu ermorden mutig und konsequent, also intellektuell richtig, aber gefühlsmäßig? Da fehlt mir etwas. Zu einigen Charakteren fiel es mir schwer eine Bindung aufzubauen und auch das Prequel Catalyst und das Buch zum Film konnten mir da nicht helfen. So konnte ich etwa eine stärkere Bindung zu Lyra Erso als zu ihrer Tochter Jyn aufbauen.

Jyn Erso

Die Tochter des Superlaser-Architekten Galen Erso ist die nominelle Heldin Rogue Ones und sie erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Jyn ist am Beginn von Rogue One bereits eine Gefangene des Imperiums, nachdem sie sich die letzten Jahre als Kleinkriminelle durchgeschlagen hat. Dabei könnte Jyn eigentlich zum Adel der Rebellion gehören. Ihr Vater sorgte für die Konstruktion eines ganz bestimmten Reaktorschachts im ersten Todesstern, ihr Ziehvater war einer der kampferprobtesten Anführer der Rebellion und ihre machtsensitive Mutter zeichnete sich schon früh durch ihr Unbehagen über die Veränderungen der Republik aus. Dass Lyra Erso nicht selbst zu einer der ersten Rebellinnen wurde war nur möglich weil sie sich für Jyn und Galen dazu entschied ein bürgerliches Leben zu führen. Dass Jyn in Catalyst und Alexander Freeds Rogue One-Roman mehrmals als Ebenbild ihrer Mutter beschrieben wird ist kein Zufall, auf gewisse Weise führte Jyn das Werk ihrer Mutter fort.

Dass Jyn auf Scarif stirbt beraubt sie zwar der Möglichkeit die Mutter Reys zu werden, aber die in Rogue One 21jährige könnte in den Jahren zwischen Catalyst und Rogue One ein sehr bewegtes Leben geführt haben, bei dem sie nach ihrem Abschied von der Rebellion auch einige Zeit als Schmugglerin aktiv gewesen sein könnte. Ein Cameo im Han Solo-Film oder anderen Werken über die Dark Times (zwischen Episode III und IV, der Begriff könnte ja irgendwann auch auf eine andere Periode angewesendet werden, solange er nicht kanonisch ist) ist im Falle Jyns nicht völlig auszuschließen.

Was Jyn interessant macht ist die Frage ihrer möglichen Machtsensitivität und ihres womöglich von Galen Erso geerbten Intellekts. Außerdem war sie eben die "Tochter" Saw Gerreras und wenn der Befreier Onderons kinderlos geblieben sein sollte, dann war Jyn wohl auch sein Vermächtnis. Oder es gibt irgendwo eine nach ihrer Tante benannte Steela Gerrera, die womöglich einen friedfertigeren Weg als ihr Vater eingeschlagen hat. Eine Gerrera-Tochter im Alter Lukes und Leias wäre auch in Hinsicht auf den Frieden zwischen Episode VI und VII bzw. den Aufstieg von Leias Widerstand ein interessanter Charakter und manche Medien hätten endlich ihre schwarze Mittfünfzigerin in einer tragenden Rolle. Eine Steela II. könnte auch gewisse Züge Mace Windus tragen und es wäre ein netter Callback von Saws Tod für seinen Traum zu sprechen, womit man auch an das berühmte Martin Luther King-Zitat anknüpfen könnte. Kanzlerin Gerrera... aber ich träume wohl selbst schon.

Cassian Andor

Schon die Erkenntnis, dass Cassian ein Captain innerhalb des Rebellen-Geheimdienstes ist verdeutlicht die enorme Mobilität innerhalb der Rebellen-Allianz. Cassian ist laut den verfügbaren Quellen erst 26, aber wenn man bedenkt, dass Luke in Episode V mit 22 bereits Commander ist? So jung beförderte das Imperium seine Offiziere erst nach dem Verlust des Ersten Todessterns.

Was Cassian neben seiner Rolle in Rogue One interessant macht ist all das was im Film nur eine Nebenrolle spielt und selbst im Roman nur nebenbei erwähnt wird. So stammt Cassian aus einer Familie von Dissidenten. Sein Vater wurde bei Protesten gegen die Militärakademie auf Carida erschossen. Cassian selbst wurde bereits mit 6 Jahren Teil einer separatistischen Terrorzelle auf Fest, wo er als Kindersoldat eingesetzt wurde um Steine und Flaschen (Molotovcocktails?) auf Klonsoldaten und Walker zu werfen. Die Ewoks hatten wohl deutlich mehr Erfolg als der 6jährige Cassian. Somit ist Cassian Andor wohl der erste bekannte Separatist auf Seiten der Rebellion, sieht man von Sergeant Hizram Namir aus Battlefront: Twilight Company einmal ab. Wobei ja eigentlich Namirs Vater für die Separatisten kämpfte und der Sohn nur einigen lokalen Warlords die Gefolgschaft schwor, bis er nach einer Schlacht für die Imperialen ins Lager der Twilight Company geriet. Das Imperium hat nicht nur Jyn Ersos Leben zerstört, auch Cassian Andor wurde quasi zum Rebellen erzogen. Nur anders als Jyn blieb er dabei und machte sich wie in Rogue One auch die Hände schmutzig. Cassian ist auch der erste kaltblütige Mörder den wir auf Seiten der Helden bestaunen durfte. Nach der ganzen Han shot first-Debatte um George Lucas Änderung an Episode IV ist zumindest eines klar, Cassian shot first. Ob Cassian vielleicht Geschwister oder Kinder hatte?

Jyn Erso hat Cassian Andor wieder so etwas wie Hoffnung gegeben, nachdem dieser längst jene Ideale aufgegeben hatte, welche die Rebellion nach Rogue One verkörpern sollte. Ohne die Jedi oder selbst nur jedihafte Figuren scheinen die Helden kaum in der Lage zu sein sich wirklich als die moralisch überlegene Fraktion zu behaupten. Wenn man bedenkt wie Cassian aufgewachsen ist, dann kann man ihm sein skrupelloses Verhalten wohl noch eher verzeihen als Saw Gerrera. Cassian hatte keine andere Chance als gegen das System zu rebellieren.

Ich kann mich für Cassian Andor wirklich begeistern und ich gehe davon aus, dass sein separatistischer Hintergrund und seine lange Dienstzeit für die Rebellion ihm noch irgendwann eine Rolle in einem Dark Times-Werk verschaffen könnten. Cassian hat durch seine Insubordination die Operation auf Scarif überhaupt erst ermöglicht und man könnte die Geschichte so schreiben, dass Captain Cassian Andor der Mann war, der den Rebellen die Todessternpläne verschaffte. Zusammen mit Sergeant Jyn Erso, eine "Beförderung" die Jyn allerdings nur im Roman ausgesprochen erhält, um sie zu einer offiziellen Rebellin zu machen. Müsste man eine offiziöse Geschichte der Rebellion schreiben, so wäre man wohl gezwungen dem Offizier Andor den Löwenanteil der Lorbeeren zuzusprechen.

K-2SO

Für The Clone Wars-Fans könnten die KX-Droiden ein höchst interessantes Modell sein, denn wie aus einigen Äußerungen K2s hervorgeht ist er scheinbar in der Lage Chancen und Strategien zu berechnen. Fast wirkt K2 daher wie einer der Tactical Droids oder Super Tactical Droids aus TCW, die dort als Kommandeure oder zumindest Offiziere der Droidenarmee hervortraten. Dennoch waren diese Droiden auch mit einigen Selbstverteidigungsprotokollen ausgestattet, was wohl der Selbstverteidigungsausbildung republikanischer Offiziere oder Klon-Offiziere entsprechen sollte. K2 ist jedenfalls mehr als ein einfacher Sicherheitsdroide, er kann sogar Cassians U-Wing steuern und defekte Bordsysteme reparieren, was entweder auf eine umfangreiche Reprogrammierung oder bereits standardmäßig vorhandene Programme der KX-Serie hindeutet. Nachdem K2 keine eingebauten Waffensysteme besitzt und auch sein Chassis nicht unzerstörbar wirkt (auch wenn es in seiner Färbung an Superkampfdroiden erinnert) lässt sich wohl davon ausgehen, dass die KX-Serie nicht primär als Kampfdroiden entwickelt wurde, wobei auch die B1 Kampfdroiden der Handelsföderation von externer Bewaffnung abhängig waren. Die einzigen imperialen KX-Einheiten die man in Rogue One trifft laufen allerdings unbewaffnet und eher wie administrative Beamte umher. Was K2 besonders macht ist seine Reprogrammierung. Wie der Roman zum Film betont sind KX-Droiden dazu bestimmt stets ehrliche Antworten zu geben, sodass K2 in Rogue One erhebliche Probleme damit hat im Auftrag Cassians zu lügen. Für einen taktischen Berater mag das ein Feature sein, für den Partner eines Agenten der Rebellen-Allianz ist es eher ein Nachteil. Doch so ist K2 zumindest witzig.

Chirrut Îmwe und Baze Malbus

Auch ohne die Jedi drückt die Macht Rogue One ihren Stempel auf und es wird noch lange dauern bis sich die Diskussionen, um die mögliche Machtsensitivität der Guardians of the Whills oder Jyn Ersos beruhigt haben. Es wirkt jedenfalls so, als würde die Macht durchaus durch die Wächter des Kyber-Tempels laufen und das würde seit den Prequels eigentlich die Frage aufwerfen, wie es mit deren Midichlorianer-Werten aussieht. Aber seit Disneys Übernahme des Star Wars-Franchise wissen Fans von einer allgemeinen Stimmungslage zu berichten, dass die Prequels nicht mehr als das Maß aller Dinge zu gelten scheinen. So wurde auch von offizieller Seite her bestätigt, dass das sehr engstirnige Midichlorianer-Konzept mit Rogue zumindest stark aufgeweicht wurde. Nicht jeder der für die Macht empfänglich ist könnte also wohl ein Jedi werden, aber die Macht zu fühlen oder an sie zu glauben und so mit ihr zu kommunizieren schafft erzählerisch gänzlich neue Möglichkeiten. Man ist wohl bemüht die Midichlorianer vergessen zu machen und der Macht ihre unergründbare Mystik zurückzugeben.

„You must unlearn what you have learned.“
- Yoda

Halten wir es wie Yoda und vergessen wir alles was wir über die Macht zu wissen glaubten, dann erscheint es auch glaubwürdig, dass die jahrzehntelange Gegenwart der Kyber-Kristalle auf Jedha die Wächter des Kyber-Tempels irgendwie verändert hat. Kyber-Kristalle sind ein Bindeglied zwischen der physischen Welt und der Macht, sie wachsen und sind selbst so etwas wie Lebewesen im Einklang mit der Macht. Ständig von der Macht umgeben zu sein und durch Korridore zu wandeln, in denen jede Erschütterung der Macht praktisch die Deckenleuchter wackeln lassen könnte, könnte die Wächter durchaus geprägt haben. So wie die Jedi-Tempel könnte auch der Kyber-Tempel auf einem Machtnexus errichtet worden sein, in ihm wird alles verstärkt und jeder Sinn geschärft. Interessanterweise gibt es eine derart beschriebene Szene in einem der Jugendromane der Journey to the Force Awakens. Im Luke Skywalker-Roman The Weapon of a Jedi besucht Luke den Jedi-Tempel auf Devaron und kann dort für geraume Zeit Machtfähigkeiten mobilisieren, die ihm von seinem Trainingsstand her eigentlich noch nicht dauerhaft zur Verfügung stehen. In Catalyst wiederum meditiert Lyra Erso während der Klonkriege gerne in der Nähe des Jedi-Tempels, einem bekannten Machtnexus. Lyra kann die Macht fühlen, aber nicht wirklich nutzen (via Telekinese bspw.) und sie genießt die Natur. Als Höhlenforscherin hat sie auch schon einige mystische Machtorte besucht und war zweifelsfrei bereits in Kontakt mit Kyber-Kristallen. Wiederum auf Devaron können normale Devaronier fühlen, dass der ehemalige Jedi-Tempel irgendwie unheimlich ist und manche sprechen in diesem Zusammenhang sogar von spukenden Geistern. Seit Savage Opress Massaker und der Verwüstung durch die Imperialen hat sich das Gleichgewicht der Macht hier verändert und dieser Wandel macht sich auch für normale Lebewesen bemerkbar.

Meiner Meinung nach verfügt Chirrut Îmwe über eine Art Macht-Sicht, wie man sie aus den Legends von den Miraluka kennt. Im neuen Kanon ist auch der erblindete Jedi-Ritter Kanan Jarrus ein Beispiel dafür wie man ohne Sicht nur mit Hilfe der Macht kämpfen kann. Chirruts übersinnliche Fähigkeit geht imo zweifellos auf die Macht zurück bzw. seine Daredevil-haft verstärkten Sinne. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Chirrut als ehemaliger Wächter Kyber-Kristalle erspüren kann, so etwa den an Jyns Halskette oder die Kyber-Kristalle im Herzen des Todessterns. Diese Fähigkeit mag sehr nützlich gewesen sein, wenn es früher darum ging Diebe von Reliquien mit Kyber-Kristallen aufzuspüren. Das Beste an Chirrut ist jedoch, dass er beweist wie fähig selbst ein „schwacher“ Machtnutzer sein kann, der weder X-Wings aus Sümpfen heben oder über meterweite Abgründe springen kann. Ich denke bei Chirrut und Baze immerzu an die Korunnai aus Matthew Stovers Shatterpoint, diese Nachfahren gestrandeter Jedi (ähnlich den Hexen von Dathomir aus den Legends) nutzten die Macht ähnlich intuitiv.

Baze Malbus als rauer Gefährte Chirruts ist nicht weniger interessant als der blinde Mönch selbst. Baze wird als vom Glauben abgefallener Wächter dargestellt, doch Chirrut nennt ihn den einst hingebungsvollsten von allen Wächtern. Was Baze Malbus dazu geführt hat die Macht derart abzulehnen? Wir werden es hoffentlich irgendwann erfahren. Im Gegensatz zum spirituellen Chirrut zeigt Baze seine Gefülle nicht und ist weit emotionaler, er weist nicht die geringste Ähnlichkeit zu einem Jedi oder Kriegermönch auf. Dennoch ist Bazes Zielgenauigkeit mit einer plumpen Waffen unglaublich. Womit mich Baze Malbus an einen anderen Star Wars-Roman des neuen Kanons erinnert, Kevin Hearnes Heir to the Jedi. Auch wenn ich diesen Roman nicht mochte, er weist für die Lore bedeutende Szenen auf. So gibt es auch in Heir to the Jedi eine Strandszene in der es zum Gefecht zwischen Luke und einigen Söldnern kommt. In einem Anfall von Wut über den Tod seiner Gefährtin Nakari Kellen spürt Luke zum ersten Mal die dunkle Seite und er beschreibt das Gefühl als eines der Unverwundbarkeit. Luke fühlte sich in der Lage alle Söldner im Alleingang auszuschalten und mit Präzisionsschüssen aus dem Weg zu räumen. Etwas ähnliches kennt man vielleicht aus dem Legends-Roman Darth Bane: Path of Destruction, in welchem Sergeant Dessel die Macht für ähnliche „Glückstreffer“ einsetzt. In Alexander Freeds Rogue One-Roman liest sich diese Terminator-Szene auch so, als würde Baze sich auf seine Emotionen und damit die dunkle Seite einlassen. Er stirbt trotzdem, aber sterben müssen in Rogue One eh alle und auch die getroffenen Death Trooper hätte es später noch erwischt, wenn Tarkin auf Scarif feuern lässt. Für mich ist jedenfalls eines klar, bei den Wächtern ist definitiv die Macht im Spiel.

Bodhi Rook

Es hat für mich das Hörbuch zu Rogue One gebraucht, damit ich mich mit Bodhi Rook anfreunden konnte. Im Film geht dieser Charakter praktisch unter, denn seine Motive spielen kaum eine Rolle. Bodhi ist der imperiale Deserteur der Truppe und stammt von Jedha, als Erklärung muss das reichen. Dass die Befragungsmethode Saw Gerreras bei ihm Spuren hinterließ und er fortan nicht mehr derselbe ist kommt erst im Hörbuch richtig ins Spiel, wenn andere Charaktere sich die Frage stellen, wie Bodhi wohl früher gewesen sein könnte. Bodhi ist Pilot und Erinnerungen an seine Vergangenheit spielen nur im Buch eine Rolle, aber faktisch ist Bodhi ein reuiger Sünder. Er hat als Imperialer mitgeholfen seine Heimat zu zerstören und Kyber-Kristalle ausgeflogen, die zuvor Jahrtausende ungestört auf Jedha lagerten. Um eine Superwaffe zu bauen, die schließlich dazu eingesetzt wurde alles und jeden zu vernichten der ihm auf Jedha je nahe stand. Leias Alderaan-Trauma erhält durch Bodhi Rook, Baze und Chirrut eine völlig neue Bedeutung. Es war Tarkin egal auf Jedha oder Scarif sogar Imperiale zu töten, nur um einige Rebellen los zu werden. Neben Auslandsalderaanern stellt sich nun auch die Frage, was wohl aus den Auslandsjedhanern wurde oder wie Tarkins Opferbereitschaft der eigenen Leute manchen Imperialen nach der Schlacht von Yavin und im Zuge des Vorstoßes der Rebellion (wie in Twilight Company beschrieben) zum Deserteur gemacht haben könnte. Wenn eine Stationierung auf Scarif tatsächlich als Belohnung angesehen wurde, dann dürften die Geschwister oder Kinder einiger derart hochverdienter Imperialer nicht mehr allzu gut auf Tarkin zu sprechen gewesen sein. Wenn sie jedenfalls von den tatsächlichen Ereignissen erfuhren. Bodhi Rook könnte nicht der einzige Imperiale mit Gewissensbissen gewesen sein, der von der dunklen Seite seines Arbeitgebers abgestoßen gewesen sein dürfte. Interessant ist auch die Frage, wann und wie man im Kanon mit dem Bau des zweiten Todessterns umgehen wird. Dessen Technologie würde ja auch auf das Werk Orson Krennics zurückgehen und Kyber-Kristalle sollten neuerlich den Kern der Superlasertechnologie darstellen. Ein Rogue Two über die Aktion der Bothaner und Palpatines Falle würde voll in die heiße Phase der Rebellion fallen und könnte auch die Gastauftritte zahlloser bekannterer Charaktere beinhalten. Der erste Todesstern befand sich knapp über 19 Jahre im Bau. Der zweite soll nach vier Jahren zumindest teilweise einsatzfähig gewesen sein?

General Syndulla

Rebels ist noch lange nicht abgesetzt, auch wenn eine neue Serie bereits gerüchteweise in der Entwicklung ist. Die Auftritte der Ghost auf Yavin 4 und in der Schlacht von Scarif, sowie Choppers in der Yavin-Basis sind ein starker Hinweis, dass zumindest ein Teil der Seriencharaktere überleben könnte. Auf Yavin 4 kommt zumindest in der Originalfassung des Films ein Aufruf für General Syndulla vor, die nach einer offiziellen Bestätigung tatsächlich Hera Syndulla sein soll. Chopper, Hera und die Ghost überleben also, auch wenn Kanans und Ezras Schicksal als Jedi ein Problem für Episode IV darstellen würde. Aber vielleicht reisen sie ja zum Serienschluss allesamt nach Alderaan, um dort auf Obi-Wan Kenobis Rückkehr zu warten. Von Interesse ist im Fall der Rebels, dass es angeblich Überlegungen gibt, die Schlacht von Scarif irgendwann aus Sicht der Ghost und ihrer Crew darzustellen. Dass es Hera bis zur Generalin gebracht finde ich indessen nicht verwunderlich. Als Tochter des legendären Cham Syndulla und jemand der in Rebels wohl die Auseinandersetzung mit Thrawn und Tarkin überstehen wird ist sie sicher eine Ikone des Widerstands gegen das Imperium. Mit Hera verbunden ist meiner Meinung nach auch das Schicksal Sabines und der Mandalorianer. Sabine Wren entwarf wohl das bekannte Allianz-Symbol und nach allem was Mandalore in den Klonkriegen erlebt hat könnte sie auch die beste Chance sein die Mandalorianer zu einem Teil der Rebellion zu machen. In Rogue One wäre Sabine bereits 21 und nachdem die Jedi schon Satine Kryze halfen zur Herzogin Mandalores aufzusteigen könnten Kanan und Ezra ja hinter dem Aufstieg Sabines zur neuen Mand’alor stehen. Außer man entscheidet sich für Bo-Katan Kryze oder Corkie Kryze. Ein Bündnis der Mandalorianer mit der Rebellion würde auch ein bisschen an Knights of the Fallen Empire erinnern.

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Saw Gerreras Rache (Rogue One Review - Episode III)


"Save the Rebellion! Save the Dream!"
- Saw Gerrera

Der Rebell der ersten Stunde

Disneys Star Wars ist ein Star Wars von Fans für Fans und so mancher Eingriff der Story Group lässt sich auch so darstellen, als hätte man schlicht und ergreifend die Gebete dieser oder jener Fangruppe erhöht. Das gewaltige Reservoir an Legends-Charakteren und Figuren aus kanonischen Comics, Serien und Romanen macht es leicht Charaktere für Gastauftritte zu finden, die sofort auf jeder Fansite publiziert und verbreitet werden. In Rogue One sind das einige, sowohl für Filmkenner, als auch für Fans der beiden Serien und alten Legends-Material. In Star Wars Rebels wurde es vorgemacht, denn dort hat man einige The Clone Wars-Charaktere bereits in eine neue Serie übernommen und dabei das Star Wars-Universum sinnvoll ausgebaut. Anstatt in jeder Serie, jedem Film und jedem anderen Ableger sein eigenes Süppchen zu kochen verbindet man nun diese ganzen Einzelteile, sodass es sich auch ganz so anfühlt, als gäbe es nur diese eine große GFFA und nicht verschiedene Universen oder Zeitlinien. Spannend wird es nun, da Rogue One neben dem Cameo Choppers (auf Yavin 4), der Ghost (in der Schlacht über Scarif), der auf in Rebels gekaperten Schiffe (die Hammerheads über Scarif) und „General Syndullas“ (Hera Syndullas, die in Rebels bisher nur Commander ist) sogar einen ehemaligen Seriencharakter als zentrale Figur verwendet. Man hätte sich in früheren Zeiten ja vorzustellen gewagt Saw Gerrera in Rebels zu sehen, immerhin war er ein Seriencharakter, doch nun springt zum ersten Mal in der Geschichte von Star Wars ein „EU-Charakter“ mit einer bedeutenden Sprechrolle in einen Film. Saw Gerrera ist ein Charakter zu dem es bereits eine Vorgeschichte gibt und dessen Erwähnung in Claudia Grays Bloodline schon Hoffnungen auf einen Auftritt in Rebels oder einem anderen Roman weckte. In Bloodline wird Saw Gerrera von palpatinefreundlichen Kreisen im neu-republikanischen Senat als Terrorist bezeichnet und selbst Leia Organa kann sich diesem Argument nicht völlig entziehen. Schlussendlich wird Leia ähnlich verbittert wie Cham Syndulla oder Saw Gerrera sein und ihre eigene Partisanengruppe gründen, die von einem geheimen Stützpunkt aus beginnen wird eine Kampagne gegen den Nachfolgerstaat des Imperiums zu starten. Und so schlittern wir in Episode VII mit General Organa als der gemäßigten Erbin dieser beiden Rebellen und Klonkriegsveteranen.

Das Besondere an Saw Gerrera ist, dass er einer Initiative der Jedi entstammt, die gegen Ende der Klonkriege eine zweite Front gegen die Separatisten eröffneten, indem sie begannen entgegen der diplomatischen Zurückhaltung der Republik Widerstandsgruppen auf neutralen Planeten Hilfe zukommen zu lassen. Jedi-Generäle und Klonoffiziere bildeten als Berater „Rebellen“ aus. Man kann sich schon vorstellen wie dieses vor dem Senat und Palpatine geheim gehaltene Vorgehen nach Order 66 in die Liste der Verbrechen der Jedi-Generäle aufgenommen wurde. Die Jedi bildeten schließlich einige jener „Terroristen“ aus, die wie Saw Gerrera jahrelang zu einem Dorn im Auge des Imperators werden sollten. Nicht zu vergessen wäre dabei auch, dass der Twi’lek-Freiheitskämpfer Cham Syndulla (der Protagonist von Paul Kemps Lords of the Sith, ein Roman der Rogue One-Fans gefallen könnte) einst ebenso von den Jedi protegiert wurde, auch wenn sich Twi’leks Senator Orn Free Taa (ein dekadenter Palpatine-Lakai) gegen ein Bündnis mit dem Radikalen aussprach und Palpatine selbst Bedenken anmeldete. Für den Masterplan der Sith wäre es wohl sinnvoller gewesen Syndulla bereits durch die Separatisten eliminieren zu lassen, womit ein Machtspiel wie in Lords of the Sith erst gar nicht notwendig gewesen wäre. Saw wurde von Captain Rex, den Generälen Kenobi und Skywalker, sowie Commander Ahsoka Tano auf Onderon ausgebildet, nachdem sich der Planet zu Kriegsbeginn von der Republik los gesagt und schließlich für die Separatisten entschieden hatte. Onderons Senatorin Nina Bonterri war indessen eine idealistische Verfechterin von Dookus Sache und hätte als Vertraute Padme Amidalas fast einen Waffenstillstand in den Klonkriegen erreicht. Durch das Schicksal der Bonterris wird erst klar wie verlogen die Klonkriege auf beiden Seiten geführt wurden, denn viele von Dookus Anhängern glaubten an die Korruptheit der Republik und erkannten nichts von Dookus Kriegsverbrechen oder seinem Paktieren mit den Gilden. Man setzte auf Droiden anstatt eine Sklavenarmee aus Klonen und mit Dooku schlug sich ein weltoffener und wortgewandter Ex-Jedi auf ihre Seite, der vielleicht auch etwas vom Ruf seines Padawans Qui-Gon Jinn für sich nutzte. Leider kamen solche alternativen Sichtweisen in The Clone Wars nur gelegentlich vor und wurden in den Romanen seit Episode II fast völlig außer acht gelassen. Nur James Luceno gelang es in seinen Werken den anderen Dooku aus dem Schatten zu holen.

Als die Separatisten auf Onderon (der Planet selbst stammt aus dem Expanded Universe und kam sogar in Knights of the Old Republic II vor) den Sturz des rechtmäßigen Königs tatkräftig unterstützten etablierte dieser ein zunehmend repressiver werdendes Regime, gegen welches Saw und Steela Gerrera zu den Waffen griffen. Unterstützt von Lux Bonterri nahmen sie Verbindung zum Jedi-Orden auf. Nach dem Abzug von Kenobi, Skywalker und Rex blieb Ahsoka auf Onderon zurück, um die Rebellen weiterhin zu beraten. Die Expertise der Jedi und ihrer Klone beim Kampf gegen die Droiden der Separatisten erwies sich als entscheidend für die frühen Erfolge der Rebellion auf Onderon. Die Methoden der Aufständischen verunsicherten jedoch die Zivilbevölkerung, welche sich fest im Griff der separatistischen Propaganda befand. Mehr Sicherheitscheckpoints, mehr Truppen auf den Straßen, mehr Unsicherheit – die Rebellen mussten ihre Strategie ändern, um öffentliche Unterstützung zu gewinnen. Bis dahin wurden die Rebellen von Saw Gerrera geführt, der sich aufgrund seines soldatischen Talents als Anführer etabliert hatte.




Als öffentliches Gesicht der Rebellion bot sich jedoch die weniger hitzköpfige Scharfschützin Steela Gerrera an, Saws Schwester. Nach einer verlorenen Kampfabstimmung um die Führung der Rebellen stürzte Saw aus dem Raum und wollte eigenhändig den gestürzten König befreien, wobei er jedoch nur in Gefangenschaft geriet. Unter Steelas Führung gelang es den Rebellen Saw, sowie den gefangenen König zu befreien und der Patriotismus der Gerrera-Geschwister beeindruckte sogar den General der Königlichen Garde, sodass dieser inspiriert durch Steela und Saws Widerstand gegen seine separatistischen Folterer ebenfalls die Seiten wechselte. Der fortgesetzte Widerstand der Rebellen führte schließlich zum Einsatz experimenteller Killerdrohnen durch den separatistischen Militärberater Kalani (einen Super Tactical Droid der sogar die Klonkriege überstand und in Rebels auftreten durfte). Mit Hilfe einer Lieferung von Sienar Raketenwerfern durch Hondo Ohnaka (der dafür wiederum unter strikter Geheimhaltung von den Jedi angeworben und bezahlt wurde) gelang es den Rebellen auch diesen Angriff abzuwehren, er kostete jedoch das Leben Steela Gerreras. Zum Glück der Rebellen zogen die Separatisten kurz darauf ihre Truppen zurück und Kalani ermordete den falschen König, womit es den Rebellen gelang Onderon wieder zu einem freien Staat zu machen, jedenfalls bis zum Untergang der Republik. Wie aus Rebels hervorging dürften die Imperialen Onderon wieder besetzt haben und Saw Gerrera sah sich wohl gezwungen seinen Krieg wiederaufzunehmen.

Die Rache der Jedi-Ritter



"Another armed occupation is not a free Ryloth! How long before I am fighting you, Master Jedi?"
- Cham Syndulla zu Mace Windu

Dass sich die Jedi freiwillig mit der Klonarmee umgaben war ihr Untergang. Palpatines Befehl zur Ausführung von Order 66 war ein Geniestreich der über ein Jahrzehnt Vorbereitungszeit gebraucht hatte. Die Jedi mit einer Klonarmee auszustatten war auch insofern sinnvoll, weil ihr Einfluss auf das ihnen unterstellte militärische Personal enorm war. Klone wie Rex hätten sich der Ausführung von Order 66 widersetzt. Dass Order 66 von normalen Menschen ausgeführt worden wäre war unwahrscheinlich, nur Captain Tarkin wäre wohl mit dabei gewesen. Schon bei Admiral Yularen hätte ich meine Zweifel gehabt. Hätte man in Episode II keine Klonarmee besessen, so wären die Jedi gezwungen gewesen planetare Milizen zu mobilisieren oder im Stil der Rebellen von Onderon Widerstandsgruppen zu organisieren. Anstatt eines Klonkriegs hätte es eine sehr machtvolle Rebellion gegeben.

Die ersten Rebellen sind das Erbe des Jedi-Ordens, auch wenn sie zum Scheitern verurteilt waren. Nur Anakin Skywalker konnte die Herrschaft der Sith schließlich beenden und auch das funktionierte nur durch den Umweg über Anakins Sohn. Die zweite Generation der Helden erweist sich in der Star Wars-Saga als strahlender als die erste. Bei der dritten steht ein solches Urteil noch aus, immerhin hat Ben Solo 2015 nicht gerade den Eindruck erweckt ein Held zu sein. Luke Skywalkers Ruf als legendärer Pilot und Bezwinger des Imperators strahlt jedoch auch auf die dritte Generation der Helden aus. Ein Poe Dameron, der auf Yavin 4 aufgewachsen ist und in die Fußstapfen seiner Mutter der Pilotin trat, tat das wohl auch, weil er vielleicht ein wenig wie Luke Skywalker sein wollte. Yavin 4 hätte es ohne Lukes „Glückstreffer“ sonst auch nicht mehr gegeben und der machtsensitive Baum im Garten der Damerons war ein Geschenk Lukes. Wenn man schon Jyn Ersos Kyberkristall-Anhänger als Verbindung zur Macht deuten kann, welchen Effekt hatte es dann wohl im Schatten eines Baumes aufzuwachsen, wie er einst im Hof des Jedi-Tempels auf Coruscant stand? Man muss kein Jedi sein, um durch die Macht beeinflusst zu werden. Die Midichlorianer sind seit Rogue One offiziell nur noch eine Möglichkeit den Einfluss der Macht zu erklären. Die Macht darf nun wieder mysteriös und unberechenbar sein.

Verluste

“What will you do when they catch you? What will you do if they break you? If you continue to fight, what will you become?“


Saw Gerrera kennt sich mit Verlusten aus. Schon in den Klonkriegen verlor er seine Schwester. Es war der Preis um die Separatisten von Onderon zu vetreiben. Zuvor wurde er durch sein eigene Hitzköpfigkeit noch gefangen und gefoltert. Seine im Trailer vorkommende Ansprache hat es zwar nicht in den Film geschafft, aber sie ist interessant, denn sie beschreibt wohl Saws eigenen Lebensweg. Der erste Rebell gab nie auf und kämpfte immer weiter. Er überlebte und opferte sich Stück für Stück auf, um den Kampf weiterzuführen. Doch wofür? Und was wurde er dadurch? Ein Cyborg, wäre die naheliegende Antwort. Cyborg-Saw ist jedoch eine krude Gestalt, die im Gegensatz zu Darth Vader oder einem Count Vidian eher so wirkt, als wären lebenserhaltenden Systeme einzig und allein dazu da ihn am Leben zu halten. Saws Cyborg-Körper ist kein Kampfanzug und damit bleiben Saw nur sein eiserner Wille und sein Ruf als Waffen. War Saw in den Klonkriegen ein Mann in seinen 20ern sollte er nun in seinen 40ern sein, auch wenn Forest Whitaker selbst bereits 55 wäre und in seiner Rolle sogar noch etwas älter aussieht. Saw ist durch Verletzungen, Folter und Anstrengung wohl frühzeitig gealtert. In Rogue One wirkt er sogar so als wäre er wirklich verbittert geworden. Saw hat in den letzten 20 Jahren wohl so ziemlich jeden sterben gesehen der ihm etwas bedeutet hat, trotzdem kämpfte er weiter. Weil es in seiner Natur liegt. Schon der junge Saw ist ein geborener Rebell und dann wird er auch noch Kriegsheld. Er hätte wohl eine Karriere als General auf Onderon ansteuern können und da wäre es ihm auch möglich gewesen sich an die Macht zu putschen oder einen blutigen Bürgerkrieg gegen das Imperium zu entfesseln. Doch zum ersten Mal begegnet man Nachkriegs-Saw im Luceno-Roman Catalyst. Dort gibt er sich als Schmuggler aus und betreibt mit einigen anderen Onderonianern eine onderonische Schmugglergruppe. Inwieweit Saws Schmugglertätigkeit vielleicht nur eine Tarnung ist bleibt unklar, womöglich hat er es wirklich versucht als Schmuggler Fuß zu fassen und konnte mit seinem Charisma einige Landsleute für seine Sache gewinnen. Oder Saw versuchte nur in der Unterwelt Fuß zu fassen, um sein eigenes Rebellennetzwerk samt Logistikabteilung auf die Beine zu stellen. Saws Rebellenhöhle in Rogue One erinnert ja auch ein wenig an eine derartige aus kriminellen Elementen rekrutierte Rebellenzelle.

Während jemand wie Admiral Ackbar in Kevin Hearnes Roman Heir to the Jedi sogar Probleme damit hat mit Schmugglern zusammenzuarbeiten oder zu stehlen, um an Versorgungsgüter für die Rebellion zu kommen, dürfte Saw derartige moralische Standards relativ schnell über Bord geworfen haben. Saw ist meines Wissens auch der erste Rebell abseits der Legends (und dort war das eine Aufgabe für Han Solo oder Lando Calrissian), der sich wie in Catalyst aktiv darum bemühte dem Imperium feindlich gesonnnene Kriminelle für die Rebellion zu gewinnen. Man muss wohl wirklich zwischen politischen Rebellen wie Mon Mothma, Leia Organa oder den ehemaligen Gardehauptmann Ackbar und den Soldaten Saw Gerrera, Cassian Andor oder General Draven unterscheiden. Die Rebellion Gerreras ist eine andere als die der rebellischen Würdenträger.

Saws Bruch mit der Führung der Allianz war wohl absehbar, da er schon in den Klonkriegen einiges an Unverständnis über die öffentliche Wahrnehmung seiner Anschläge auf separatistische Ziele äußerte. Ohne Steelas mäßigenden Einfluss ist Saw völlig entfesselt. In Freeds Rogue One-Roman stellt sich etwa die Frage, wie Saw wohl mit Gefangenen umgeht. Genauso müsste man sich fragen, wie Saw sich wohl gegenüber imperialen Kollaborateuren oder Spionen verhält. Letzteres könnte jedoch auch das Buch zum Film beantworten, in welchem Jyn eine Szene beschreibt in der Saw einen Verräter hinter seinem Speederbike herschleifte und vor einer imperialen Barracke ablud. Man wird Saws Vorgehen wohl als „Keine Gefangenen“ beschreiben können.

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