Der Baader-Meinhof-Komplex
Am Montag, 27. Okt 2008 im Topic 'Film'
Es begann mit Protesten gegen den Besuch des Schahs von Persien in West-Berlin und es endete mit dem blutigen Deutschen Herbst, sowie dem Tod der RAF-Führungsriege...
Mancher kann sich noch an die Behauptung erinnern, aus Sachbüchern könnte man keine Filme machen, zumindest keine spannenden und schon gar keine Actionfilme. Mittlerweile sind das nur noch Kindheitserinnerungen, genau wie für manchen die Anschläge der RAF. Die Pearcens oder wie auch immer haben es mit ihrem "Warum Frauen nicht einparken können und Männer nicht zuhören" vorgemacht, Sachbücher so lange sie nicht wirklich sachlich sind, kann man verfilmen, so auch Stefan Austs Buch "Der Baader Meinhof Komplex". Nun, das Buch lag lange bei mir zu Hause herum, anlässlich der Verfilmung habe ich es endlich gelesen und kurz darauf erfahren, dass der Film die deutsche Oskareinreichung ist. Kurz vor dem Filmstart kam da noch die bebilderte Variante des 10-Euro-Taschenbuchs um schlappe 25 Euro dazu, sowie ein wertloses Buch zum Film, das aus Interviews mit Crewmitgliedern und dem Drehbuch besteht. Für Fans sicher empfehlenswert, aber ansonsten wertloser Schrott.
Langer Rede kurzer Sinn, der Film unterscheidet sich sehr wenig von Stefan Austs Merchandising. Das Buch ist wenig mehr als ein einigermaßen mit Drogen, Sex und Gewalt aufpolierter Wikipediaartikel über 700 Seiten, der allerdings schon in den 80ern soweit ich mich erinnern kann publiziert wurde. Verfilmt wurde es jetzt von Bernd Eichinger, dem Mann der schon das Parfum auf die Leinwand brachte und gewissermaßen die etwas ernsteren Samstagabendfilme für das deutsche Privatfernsehen produziert.
Inoffizieller Held ist Stefan Aust, der Stefan, der immer wieder vorkommt und Ulrike Meinhofs Kinder "befreit". Stefans Geschichte kommt natürlich nicht wirklich rüber, nicht so wie im Buch, wo die RAF-Story nur Beiwerk für den Heldenepos des Stefan Aust ist. Aust arbeitet da sehr subtil, der Film kann dabei durchaus als Beharren verstanden werden, diese Heldengeschichte doch zu erzählen, obwohl er weis dass sie kein Mensch hören will.
Nun, der Baader Meinhof Komplex ist ein Film der weniger für die Leinwand sondern den Fernsehschirm produziert wurde. In Zeiten wo kaum jemand mehr von der RAF weis, eine grandiose Idee mäßig spannende Filme zu produzieren, die dann von manchen Lehrern auch noch als Unterrichtsmaterial genutzt werden können. De facto ist der Film eine Chronik der Ereignisse, die mit einigen wirklich minimalen Sexszenen und pikanten Material aufgepppt werden. Übrigens, die Schambehaarung ist laut Buch zum Film nicht echt, alles Toupets, denn die Damen von heute haben sich alle rasiert.
Aber zurück zum Film. Wohl wie bei "Die Welle" dürften einige Szenen sicher mal dem Schnitt zum Opfer gewesen sein, wenn in Austs Buch noch die Rede von gemeinsamem Drogenkonsum ist, fehlt dieser Hinweis im Film völlig, ebenso wie die ungehinderte Übertragung sexueller Krankheiten in der Gruppe, von der kein Bild etwas verrät.
Dieses Element der Sensationsgeilheit wurde zwar genutzt, aber nicht in dem Umfang dass der Film schocken könnte. Stattdessen hat man die softe Variante gewählt, damit der Film wohl unterrichtstauglich bleibt. Die Action hingegen ist schon viel eher realistisch, wenngleich es etwas an längeren Szenen fehlt und vieles ungeklärt bleibt. Einige kurze Schusswechsel und schon ist es wieder vorbei, Schnitt, nächste Szene. Wieso steht Baader plötzlich ohne Hosen da, nachdem er und sein Genosse in eine Falle der Polizei geraten sind?
Von der RAF-Rhetorik hört man zwar immer wieder Auszüge, sie bleibt allerdings hohl, genauso wie die Darstellung des "Kommunismus" auf Baaders Klauen von Zigaretten beschränkt ist. Der Zigarettenkommunismus ist wohl das was man sich am besten merken kann, wer klaut schon umstehenden Zigaretten aus dem Mund.
Fazit:
Unterm Strich ein seichter Samstagabendfilm für das deutsche Privatfernsehen.
Mancher kann sich noch an die Behauptung erinnern, aus Sachbüchern könnte man keine Filme machen, zumindest keine spannenden und schon gar keine Actionfilme. Mittlerweile sind das nur noch Kindheitserinnerungen, genau wie für manchen die Anschläge der RAF. Die Pearcens oder wie auch immer haben es mit ihrem "Warum Frauen nicht einparken können und Männer nicht zuhören" vorgemacht, Sachbücher so lange sie nicht wirklich sachlich sind, kann man verfilmen, so auch Stefan Austs Buch "Der Baader Meinhof Komplex". Nun, das Buch lag lange bei mir zu Hause herum, anlässlich der Verfilmung habe ich es endlich gelesen und kurz darauf erfahren, dass der Film die deutsche Oskareinreichung ist. Kurz vor dem Filmstart kam da noch die bebilderte Variante des 10-Euro-Taschenbuchs um schlappe 25 Euro dazu, sowie ein wertloses Buch zum Film, das aus Interviews mit Crewmitgliedern und dem Drehbuch besteht. Für Fans sicher empfehlenswert, aber ansonsten wertloser Schrott.
Langer Rede kurzer Sinn, der Film unterscheidet sich sehr wenig von Stefan Austs Merchandising. Das Buch ist wenig mehr als ein einigermaßen mit Drogen, Sex und Gewalt aufpolierter Wikipediaartikel über 700 Seiten, der allerdings schon in den 80ern soweit ich mich erinnern kann publiziert wurde. Verfilmt wurde es jetzt von Bernd Eichinger, dem Mann der schon das Parfum auf die Leinwand brachte und gewissermaßen die etwas ernsteren Samstagabendfilme für das deutsche Privatfernsehen produziert.
Inoffizieller Held ist Stefan Aust, der Stefan, der immer wieder vorkommt und Ulrike Meinhofs Kinder "befreit". Stefans Geschichte kommt natürlich nicht wirklich rüber, nicht so wie im Buch, wo die RAF-Story nur Beiwerk für den Heldenepos des Stefan Aust ist. Aust arbeitet da sehr subtil, der Film kann dabei durchaus als Beharren verstanden werden, diese Heldengeschichte doch zu erzählen, obwohl er weis dass sie kein Mensch hören will.
Nun, der Baader Meinhof Komplex ist ein Film der weniger für die Leinwand sondern den Fernsehschirm produziert wurde. In Zeiten wo kaum jemand mehr von der RAF weis, eine grandiose Idee mäßig spannende Filme zu produzieren, die dann von manchen Lehrern auch noch als Unterrichtsmaterial genutzt werden können. De facto ist der Film eine Chronik der Ereignisse, die mit einigen wirklich minimalen Sexszenen und pikanten Material aufgepppt werden. Übrigens, die Schambehaarung ist laut Buch zum Film nicht echt, alles Toupets, denn die Damen von heute haben sich alle rasiert.
Aber zurück zum Film. Wohl wie bei "Die Welle" dürften einige Szenen sicher mal dem Schnitt zum Opfer gewesen sein, wenn in Austs Buch noch die Rede von gemeinsamem Drogenkonsum ist, fehlt dieser Hinweis im Film völlig, ebenso wie die ungehinderte Übertragung sexueller Krankheiten in der Gruppe, von der kein Bild etwas verrät.
Dieses Element der Sensationsgeilheit wurde zwar genutzt, aber nicht in dem Umfang dass der Film schocken könnte. Stattdessen hat man die softe Variante gewählt, damit der Film wohl unterrichtstauglich bleibt. Die Action hingegen ist schon viel eher realistisch, wenngleich es etwas an längeren Szenen fehlt und vieles ungeklärt bleibt. Einige kurze Schusswechsel und schon ist es wieder vorbei, Schnitt, nächste Szene. Wieso steht Baader plötzlich ohne Hosen da, nachdem er und sein Genosse in eine Falle der Polizei geraten sind?
Von der RAF-Rhetorik hört man zwar immer wieder Auszüge, sie bleibt allerdings hohl, genauso wie die Darstellung des "Kommunismus" auf Baaders Klauen von Zigaretten beschränkt ist. Der Zigarettenkommunismus ist wohl das was man sich am besten merken kann, wer klaut schon umstehenden Zigaretten aus dem Mund.
Fazit:
Unterm Strich ein seichter Samstagabendfilm für das deutsche Privatfernsehen.