THERE WILL BE BLOOD
I’m an Oil-Man“, behauptet Daniel Plainview von sich. Was ihn von den profitsüchtigen Geschäftemachern der Industrie unterscheiden soll, die wie Touristen per Zug von Ort zu Ort reisen, um Verträge aufzusetzen. Plainview wird selbst Teil der Infrastruktur, die er unterstützt, überwacht die Bohrungen höchstpersönlich und kennt das Geschäft von der Pike auf. Im Gegensatz zu den Interessenvertretern der großen Ölfirmen weiß der selbstpostulierte Familienmann nicht nur, wie sich das Öl anfühlt, sondern auch, wie man sich selbst in der Bohrgrube noch vor dem Fördern fühlt. Um dieses Fühlen, und das entsprechende Nach-Fühlen des Zuschauers, geht es in den ersten Sequenzen von There Will Be Blood.


1898 stößt Plainview auf Silbererz – und verliert dabei beinahe ein Bein. Für den Rest seines Lebens wird er gezeichnet sein, an Zielstrebigkeit büßt er jedoch nicht ein.

Diese Entwicklung treibt Anderson mit der schlichten Einblendung einer Jahreszahl voran. Es ist 1904, und Plainview nicht mehr allein. An seiner Seite sind ein Unbekannter und dessen Sohn. Noch immer kommt There Will Be Blood beinahe vollständig ohne Dialoge aus. Die Tonspur verleiht dem Film eine Atmosphäre, die nicht mythisch, wie im Western, sondern mystisch wirkt. Neben Elswitts Arbeit lebt der erste Teil des Öl-Epos von seinem unverwechselbaren Sound.

Der Junge vom Anfang des Filmes hat seinen Vater bei einem Unfall verloren und dient Plainview seitdem als wandelnder Sympathiebonus. Der Adoptivvater gibt sich als leiblicher aus – und darüber hinaus noch als Witwer. Schließlich kommt es zur Katastrophe: Bei einer Gasexplosion verliert der kleine H.W. sein Gehör. Die Struktur der fatalen Unfälle verdichtet sich, aber das gemeinsame Schicksal bindet Ersatzvater und Sohn nicht näher aneinander. Ganz im Gegenteil. Plainview ist berauscht vom Durchbruch und schiebt seinen Sohn in ein Heim ab. Bald tritt ein Mann auf, dessen Verwandtschaft ebenfalls auf dem Prüfstand steht. Mit ihm am Lagerfeuer wird Plainview plötzlich nicht nur gesprächig, er gibt auch Einblicke in seine dunkle Seele, derer es nicht mehr bedurft hätte.

Der aufstrebende Geschäftsmann vertraut niemandem, liebt niemanden und definiert sich über Konkurrenz. Jedem, den er dieser Kategorie zurechnet, droht er. Neben seinem Beicht-Bruder Henry Brands sind das noch H.M. Tilford, Vertreter eines Ölriesen, sowie der junge Prediger Eli Sunday. Paul Dano stattet diesen Scheinheiligen mit virtuoser Polemik aus und schafft es, einen veritablen Gegenpart zur Hauptfigur aufzubauen. Während Eli poltert, fast geifert, Ambition und Wahnsinn immer in seinem Blick mitschwingen, wirkt Plainview abwartend. Das Blatt wendet sich, als der Film einen letzten großen Zeitsprung wagt. Es ist 1927, die Wirtschaftskrise spürbar – zumindest für Eli, schlechterer Geschäftsmann denn Prediger. Anders Plainview, der nun endlich die Früchte seiner Arbeit erntet, in einem Refugium, das glänzt und protzt, den Erfolg sichtbar macht und ausstellt. Seine Rastlosigkeit ist geblieben, sein Hass eher gewachsen.

Im Finale seines Filmes drängt Anderson gleich zwei Konfrontationen aneinander, die eigentlich redundant sind und nur in ihrer ausgesprochenen Drastik als Zuspitzung zu verstehen sind. Seinen Titel hat There Will Be Blood zu diesem Zeitpunkt bereits eingelöst, die Karten liegen auf dem Tisch. Mit dem letzten Akt versieht Anderson ein Werk mit Ausrufezeichen, dem schon viel früher ein Punkt genügt hätte.


Intensiv und roh In prächtigen, farblosen Bildern erzählt, entstand ein Meisterwerk von gnadenloser Intensität und ungewöhnlicher Rohheit.

Auf einer Skala von 5 Baumis erhhält dieser Film :

3


Trailer:



There Will Be Blood; USA 2008
Spielzeit 158 Minuten
Regie: Paul Thomas Anderson; Drehbuch: Paul Thomas Anderson; Produzent(en): Paul Thomas Anderson, Daniel Lupi, JoAnne Sellar; Mit Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Ciarán Hinds, Dillon Freasier, Kevin J. O’ Connor

Kinostart: 14.2.2008

Kommentieren



pfannenstiel, Samstag, 16. Februar 2008, 11:48
3 von 5 Baumis gehen an, There will be blood

rude, Samstag, 16. Februar 2008, 21:22
höhö geil sogoa mit bewertungs baumis XD

pfannenstiel, Samstag, 16. Februar 2008, 22:54
des wor doch dei Forderung?

rude, Samstag, 16. Februar 2008, 21:32
is des net der ane von Gangs of New York da "Butcher" oder wie der hast

pfannenstiel, Samstag, 16. Februar 2008, 22:40
Dass des grod du ned wast XD

rude, Sonntag, 24. Februar 2008, 21:24
Der Hauptdarsteller ist auch ein seeehhhrr heißer Anwärter für den diesjährigen Oscar in der Kategorie bester Hauptdarsteller