Der lange Weg zum TIE Fighter


Für gewöhnlich wird das Design des TIE/ln für seine bekannten Mängel kritisiert, wie die mangelnde Feuerkraft, das Fehlen von Schilden, eines Lebenserhaltungssystems, sowie Hyperraumantriebs. Doch der TIE Fighter wurde nicht völlig aus der Luft gegriffen und die Prequels haben demonstriert wie sich das kosteneffiziente Design des TIE Fighters schon während der Klonkriege abzuzeichnen begann.

Der TIE Fighter entstand zu einer Zeit als die Klonkriege bereits gewonnen waren und das neue Galaktische Imperium kaum noch mit Raumschlachten rechnen musste. Als Folge dieses Umstands konnte auch die Imperiale Flotte umgebaut werden und man könnte fast argumentieren, dass der TIE Fighter als Raumjäger für Friedenszeiten gedacht war. Die häufigsten Ziele für TIE Fighter bis zum Ausbruch des Galaktischen Bürgerkriegs waren weitgehend behebige Frachter in den Händen von Piraten, Schmugglern oder Partisanen. Diesen Zielen war der TIE an Wendigkeit deutlich überlegen und der Mangel an Schilden konnte durch Geschwindigkeit und Wendigkeit ausgeglichen werden. Mit dem Verzicht auf Raketen oder Torpedos war der TIE Fighter zudem nicht dem Risiko ausgesetzt, durch einen Glückstreffer (noch einfacher) in eine Ansammlung von Weltraumschrott verwandelt zu werden. Für das Imperium galt es seine Piloten für präzise Manöver auszubilden und dabei auch den kostensparenden Einsatz von Munition zu lehren. Das Fehlen von Lebenserhaltungssystemen half allerdings auch eventuelle Schäden an der Kabine zu kompensieren. Nach den Klonkriegen expandierte das Imperiale Militär ungebremst und die Rekrutierungszahlen sorgten dafür, dass man sich keine Sorgen um einen Nachschub an Rekruten machen musste. Zugleich war es notwendig so viele Schiffe wie möglich in Dienst zu stellen, um die mühsam erkämpfte Neue Ordnung zumindest symbolisch aufrecht zu halten. Woher die neuen Rekruten kamen? Oft genug von Welten auf denen es vor der Herrschaft des Imperiums kaum Perspektiven gab, sodass der Dienst im Imperialen Militär zu einer Möglichkeit wurde den tristen Lebensverhältnissen seiner Heimatwelt entkommen zu können.

In meinen Augen stellt der TIE eine klare Fortsetzung von Traditionen der Klonkriege dar, in welchen ebenfalls kaum Raumjäger mit eigenen Hyperraumantrieben eingesetzt wurde. Man nehme nur den ETA 2 Raumjäger des Jedi-Ordens, den bereits als TIE-Vorgänger geltenden V-Wing oder auch die V-19 und Z-95 Raumjäger.

Als eines der ersten Raumjägermodelle im Dienste der Großen Armee der Republik wirkte die V-19 relativ unpraktisch und es verwundert wohl auch nicht, dass sie ein Vorgänger des B-Wing war. Die V-19 war jedoch auch "nur" mit zwei Laserkanonen und zwei Raketenwerfern ausgestattet und ihr fehlten sowohl Schilde, als auch ein eigener Hyperraumantrieb. Während der Klonkriege bedienten sich erstaunlich viele Raumjägermodelle der Republik externer Hyperraumantriebsringe, während separatistische Raumjäger fast gänzlich auf interne Hyperantriebe verzichteten. Die V-19 hatte dem TIE Fighter also nur eines voraus, sie besaß zwei Raketenwerfer. Allerdings war sie wohl auch deutlich weniger manövrierfähig und langsamer. Dass die Raumjäger der Republik immer wieder auch auf Lebenserhaltungssysteme und Hyperraumantriebe verzichteten lag an der Struktur ihrer Streitkräfte. In den Klonkriegen wurden Venator Klasse Sternenzerstörer als Träger eingesetzt, welche hunderte Raumjäger inklusive Hyperraumringe aufnehmen konnten. Klonpiloten trugen zudem häufig ohnehin gewohnheitsmäßig Raumanzüge mit eigenen Lebenserhaltungssystemen, sodass es für die Klone einfacher war sich an Raumjäger zu gewöhnen, die auf vertraute Bedingungen setzten.



Selbst der Jedi-Orden verzichtete bei seinen Eta 2 Raumjägern auf Hyperraumantriebe und Schilde, wobei ihr Design bereits klare Hinweise auf eine Entwicklung zum TIE Fighter enthielt. Dennoch waren die Eta 2 Jäger noch schwer bewaffnet.



Zeitgleich mit dem Eta 2 wurde auch der V-Wing in Dienst genommen, welcher bereits einige Designelemente des TIE Fighters vorweg nahm. V-Wings besaßen lediglich zwei Laserkanonen, keinen eigenen Hyperraumantrieb, kein Lebenserhaltungssystem und keine Schilde, wobei sich Legends und Kanon hier streiten. In den Legends besaß der V-Wing nämlich noch Schilde und einen Raketenwerfer. Allerdings vertrauten die V-Wings noch auf Astromech-Droiden, etwas das später bei den TIE Fighter-Modellen eingespart wurde.



Ein möglicher Auslöser für die Entwicklung des TIE Fighters war in meinen Augen womöglich die Verwendung des ARC 170 durch die Republik.



Die ARC 170 war eine Entwicklung von Incom, also auch des Produzenten des Z-95, des X-Wing, U-Wing und T-47 Snowspeeder. Und die ARC 170 hatte alles was sich in den Klonkriegen irgendwann als vorteilhaft erwiesen haben mag, wie Schilde, einen internen Hyperraumantrieb, Protonentorpedos, Lebenserhaltungssysteme, sowie ein Heckgeschütz mit Kanonier und einen Co-Piloten! Der ultimative Overkill, wenn man bedenkt, dass die Republik damit drei Klone pro Raumjäger abstellen musste und diese Raumjäger konnten genauso einfach zerstört werden wie ein V-Wing. Klone waren nicht billig und ihr Nachschub war begrenzt, womit ich den ARC 170 als totalen Fehlentwurf einstufen würde. Aber der ARC 170 hatte alles was der Republik wohl irgendwann imponiert hatte, wie eben den Co-Piloten und den Kanonier für ein Heckgeschütz, etwas das beim Y-Wing wohl für dessen Erfolgsbilanz verantwortlich gemacht wurde. Und der Y-Wing hatte auch bereits Lebenserhaltungssysteme, Schilde und einen eigenen Hyperraumantrieb. Incom wohlte also wohl einen Raumjäger entwickeln, der mit dieser Wunderwaffe Schritt halten konnte. Doch zu welchem Preis?

Deutlich besser hätte sich wohl der Z-95 geschlagen, welcher ohne Astromech und Hyperantrieb mit nur einem einzelnen Piloten auskam. Ansonsten besaß der Z-95 ebenfalls zwei Laserkanonen und eine Abschussvorrichtung für Torpedos oder Raketen. Der einzige Nachteil des Z-95 war allerdings, dass er erst von einem Trägerschiff gestartet werden musste und nicht bereits als Teil einer Angriffsformation aus dem Hyperraum springen konnte.




Da das Imperium nach den Klonkriegen begann die Venator-Klasse abzurüsten und auf Sternenzerstörer mit kleineren Raumjägerkontigenten auswich ist der TIE Fighter auch eine Folge der neuen Flottenpolitik gewesen, welche endgültig davon abwich mobile Raumjägerflotten zum Einsatz zu bringen und stattdessen Sternenzerstörer als Statussymbole und Abschreckungsmittel ins Rampenlicht zu rücken begann. Das Sternenzerstörer Design wurde zu einer zugkräftigen Marke, welche schon dazu führen konnte, dass auch kleinere einem Sternenzerstörer nachempfundene imperiale Kreuzer mit einem solchen verwechselt wurden. Der TIE Fighter hatte in diesem Konzept nur als verlängerter Arm des Sternenzerstörers Platz und er sollte ausgleichen was diesem fehlte, nämlich Geschwindigkeit und Wendigkeit, mit der man es mit kleineren Schiffen aufnehmen konnte.

Kommentieren