Dienstag, 26. Februar 2019
The Road to Ossus: Das Ende der Zwischenkriegszeit
Geschichtliche Parallelen in einem Science Fiction oder Fantasy Setting? An sich nichts neues, gerade in Sachen Star Wars. Der Krieg mit Zakuul war relativ kurz und ließe sich wohl als Blitzkrieg klassifizieren, denn Arcanns Ewige Flotte konnte innerhalb eines Jahres die beiden dominierenden Supermächte der Galaxis unterwerfen. Was folgte war eine Zwischenkriegszeit, mit allerlei interessanten Folgen. Was zunächst auffällt ist Arcanns Knebelvertrag oder Siegerfrieden, der beiden Supermächten eine strikte militärische Abrüstung aufzwang und schließlich "Reparationszahlungen" in dramatischem Ausmaß abverlangte. Wie dramatisch? Nun, die Chiss als zweitrangige Regionalmacht übertrugen Zakuul die Kontrolle über ihre wichtigsten beiden Industriewelten. Damit gingen alle dort beheimatete Industrieanlagen in den Besitz des Ewigen Imperiums über. In irdischeren Worten, man stelle sich vor ein Staat müsste mehrere seiner Top 10 Unternehmen abtreten. Der Verlust an Steuereinnahmen, Arbeitsplätzen und politischem Prestige wäre enorm. Kein Wunder also, dass Haus Mitth nach der Rückeroberung von Copero wohl am Rande des Bankrotts stand und Haus Inrokini als Teilhaber mit an Bord holen musste. Syndic Zenta übernahm im Namen ihres Hauses die Sicherung des Planeten und vor allem der mit Hilfe von Geldern Haus Inrokinis und Unterstützung des Sith-Imperiums finanzierten Fabriken. Diese Situation war für Haus Mitth politisch wohl kaum tragbar, denn praktisch konnte Haus Inrokini die Industriezentren auf Copero quasi als Geiseln nehmen und damit Haus Mitth erpressen. Die über Aristocra Saganu inszenierte Demontage von Syndic Zenta dürfte daher wohl auch eine politische Intrige gewesen sein, mit welcher Saganu die Unterstützung von Haus Mitth gewann und die militärischen Ambitionen von Haus Inrokini zurechtstutzen konnte. Die einzige offene Frage ist, ob Aristocra Saganu als CEDF-Oberhaupt aus reinem Staatsinteresse handelte oder doch weniger noble persönliche Ziele verfolgte, wie einen weiteren Karriereaufstieg durch die Unterstützung von Haus Mitth. Grundsätzlich sollten CEDF-Funktionäre ja die Verbindung zu ihren Häusern aufgeben, vor allem während sie ihre offizielle Funktion inne haben. Auf Hoth konnte Aristocra Saganu noch einen Chiss-Agenten zum Ehrenmitglied seines Hauses machen, auch wenn er de facto das Kommando über eine CEDF-Einrichtung inne hatte. Später wurde er zum Supreme Commander der CEDF ernannt, behielt allerdings einen Titel als Aristocra bei. Der Deal mit dem er zum Supreme Commander wurde war auch jener der Arcann die Kontrolle über Copero garantierte. Saganu hatte sich seine Beförderung also auf dem Rücken von Haus Mitth erkauft und Haus Inrokinis Aufstieg war eine direkte Folge seiner Handlungen. Unterm Strich gaben die Chiss während der Besatzungszeit jedenfalls den Großteil ihrer Schiffswerften auf, sodass sich militärisch selbst einige Jahre der Abrüstung verordneten. Der Bestand an Chiss-Schiffen dürfte in diesen Jahren bestenfalls gleich geblieben sein, im schlimmsten Fall verlor man jedoch Schiffe und konnte zugleich mangels geeigneter Schiffswerften keine Reparaturen durchführen. Eventuell bemühten sich die Chiss in dieser Zeit um Rüstungsverträge mit dem Sith-Imperium, welches zwar zur Abrüstung gezwungen war, aber seine abzurüstenden Schiffe wohl durchaus an "Privatpersonen" oder Verbündete verkaufen durfte.

Der Aufstieg der Privatarmeen?

Der Verkauf von Kriegsmaterial an Privatpersonen wäre für die Sith wohl das gängigste Mittel gewesen, um den Abrüstungsvertrag mit Arcann zu umgehen. Sith-Lords besaßen ja bereits zuvor Privatarmeen und Flotten, welche damals allerdings zum Teil von staatlicher Seite bereitgestellt wurden. Imperiale Soldaten auszumustern hätte das gesellschaftliche Gefüge des Sith-Imperiums erschüttert. Allerdings gab es eine geschrumpfte Anzahl von dunklen Lords, welche sich zur gleichen Zeit sehr wahrscheinlich der Vermögen ihrer im Krieg gefallenen Rivalen bemächtigen konnten. Darth Vowrawn als Minister für Produktion und Logistik wäre in der Lage gewesen sich unter dem Deckmantel der Privatisierung eine gewaltige nicht-staatliche Machtbasis zu schaffen. Zum Vergleich: In der europäischen Geschichte bildeten sich nach Ende des Ersten Weltkriegs ebenfalls rivalisierende paramilitärische Verbände, welche um politische Macht rangen.

Von Interesse ist auch die Karriere Major Anris, welche ihre Karriere als Sklavin begann und bereits mehrere Jahre als Attentäterin und Black Ops Soldatin agierte, ehe sie nach dem Tod ihres Besitzers in die imperialen Streitkräfte aufgenommen wurde. "Zivilisten" aus der persönlichen Entourage eines dunklen Lords für militärische Zwecke einzusetzen, wäre zwar nach irdischen Konventionen verboten, aber wer im Sith-Imperium hat je von einer Haager Landkriegsordnung gehört? Acinas Erfolg bestand wohl darin die Machtstrukturen des Sith-Imperiums auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden und die entlassenen Militärangehörigen ebenfalls in ihr Regime einzubinden.

Während die Sith schummeln hätte die Republik die Bedingungen ihres Friedensvertrags mit Zakuul wohl buchstabengetreuer ausgelegt. Saresh hatte wohl gute Gründe Teile des Militärs gehen zu lassen oder in der Kriegsgefangenschaft zu vergessen, weil sie sich so politische Gegner vom Leib halten wollte. Wer auch immer Saresh im Weg zu stehen drohte musste damit rechnen entweder unehrenhaft entlassen zu werden oder zum Rücktritt motiviert zu werden. Das ranghöchste Opfer von Sareshs Kahlschlag war wohl Admiral Aygo, aber auch Yuun ging womöglich nicht völlig freiwillig. Felix Iresso wurde in der Kriegsgefangenschaft vergessen, M1-4X wurde wegen seiner Loyalität zur Republik (und nicht zur obersten Kanzlerin) versetzt, Elara Dorne wurde fast zum Rücktritt gezwungen und erst durch Jace Malcom gerettet und der zu sehr moralisierende Jedi-Orden erhielt keine staatliche Unterstützung zum Wiederaufbau. Folglich sollte es auch niemanden wundern, dass sich viele Saresh-feindliche Elemente in den Reihen der Ewigen Allianz auf Odessen wiederfanden. Der Erfolg der Allianz hing stark von republikanischen Ex-Militärs ab, während das Sith-Imperium die Allianz wohl nutzte, um Truppen außerhalb seiner Staatsgrenzen zu parken.

Die galaktische Wirtschaftskrise

Zakuuls Tributforderungen trieben die Galaxis in eine tiefe Rohstoff- und Wirtschaftskrise, sodass der Überfall der Supermächte auf Iokath wohl kaum vermeidbar war. Politische und wirtschaftliche Krisen rufen nun einmal Aggressionen hervor, welche dann zu Feldzügen führen, mit welchen verlorener Ruhm und Reichtum zurückgewonnen werden soll. Iokath war indessen eine strikt militärische Operation. Beide Seiten sorgten sich nicht darum, was ein Mangel an Rohmetallen für den Verkauf von Speederbikes oder entsprechenden Ersatzteilen bedeutet. Auf Iokath ging es rein darum, einen Weg zu finden militärisch aufzurüsten, da die Rüstungsindustrie kaum mit der Nachfrage mithalten konnte und die Budgets der beiden Supermächte ebenfalls erschöpft waren.

Doch wie kann es in einer Galaxis zu einer Rohstoffkrise kommen? Könnte man vor allem nicht einfach neue Welten ausplündern und damit wieder unbegrenzte Mengen an Rohstoffen nachliefern? Das Problem ist weniger, dass es keine ausreichenden Rohstofflager mehr gibt, sondern dass die Nutzung dieser Rohstofflager für die meisten Firmen mittlerweile zu teuer ist. Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass der Krieg mit Zakuul einige unangenehme Folgen für die Volkswirtschaften der Star Wars Galaxis hatte. Zunächst einmal wurden Handelsflotten und Schiffswerften zerstört, sodass der Warenverkehr stark reduziert wurde. Es kamen schlicht und ergreifend weniger Waren an und damit stiegen auch die Preise. Gleichzeitig musste die Regierung einen markanten Teil dieser Waren beschlagnahmen und an Zakuul abführen, was die Lage weiter verschärfte. Weiter verschärfte ist wohl eine Untertreibung, denn auf diese Weise wurden manche Industriezweige wohl in den Ruin getrieben. Stahlwerke, welche ihren gesamten Ertrag an Zakuul spenden müssen machen keinen Umsatz und können ihre Arbeiter nicht mehr bezahlen. Folglich mussten Werke ihre Tore schließen, Arbeiter verloren ihre Jobs und konnten sich die massiv gestiegenen Lebensmittelpreise kaum noch leisten. Für die Regierungen stellte sich zugleich das Problem, dass man die Tributforderungen kaum noch erfüllen konnte, wenn es kaum noch Unternehmen gab welche die benötigten Komponenten herstellten. Selbst Minen mussten wohl geschlossen werden, weil man die Arbeiter nicht mehr bezahlen konnte.

Das Ewige Imperium mag besiegt sein, doch die in der Zwischenkriegszeit ruinierten Unternehmen und Staaten können sich nicht so einfach erholen. In der gleichen Zeit stiegen wohl kriminelle Syndikate zu ungekannten Höhen auf. Erpressung, Diebstahl, Bestechung und das Anwerben von Schmugglern und Söldnern konnten durch die finanziell und personell angeschlagenen Supermächte kaum bekämpft werden.

Die Krise eröffnet vor allem zwei Möglichkeiten für die Bevölkerung, entweder die Migration auf Koloniewelten, wo es möglich ist sich durch das Leben als einfacher Landwirt selbst zu versorgen oder der Eintritt in einen militärischen oder para-militärischen Verband, welcher eine tägliche Ausspeisung und ein gesichertes Einkommen garantiert. Söldnergruppen wären nun wohl genauso im Aufschwung wie Piraten, die organisierte Kriminalität und reguläre Armeen.

Der imperiale Angriff auf Ossus ist ebenso wie die Invasion von Iokath kein Zufall. Für die Sith ist der Angriff auf ihren Erzfeind ein politisches Signal und ein probates Propagandamittel, um von der wirtschaftlichen Lage abzulenken. Für die Republik ist die Rückkehr der Jedi-Ritter ein Hoffnungsschimmer und vor allem eine moralische Sternstunde, welche helfen kann unterversorgten Ordnungshütern den Mut zu geben, sich gegen die gestärkte kriminelle Unterwelt zur Wehr zu setzen.

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