Die dunkle Seite der Republik: Im Schatten von Iokath
In SWTOR ist die Galaktische Republik kaum mit der Republik der Klonkriege zu vergleichen, schon alleine weil ihr humanitäre Legenden wie Padme Amidala oder Bail Organa fehlen. Stattdessen ist die Alte Republik hochgradig militarisiert und nicht weniger korrupt als ihr Klonkriegs-Ebenbild.

Man kann allerdings durchaus zwischen der 1.0 und der 2.0+ Republik unterscheiden, denn die 1.0 Republik genoss noch den Vorteil nicht mit unethischen Experimenten (abgesehen von den Waffenprojekten Doktor Goderas) oder Kriegsverbrechen und Kriegsverbrechern in Verbindung gebracht zu werden. All das wurde zur Last des Imperiums, das nach 1.0 jedoch zum Underdog mutierte.

In 2.0 begann für das Sith-Imperium ein gnadenloser Überlebenskampf, denn die Republik unter Saresh hätte nicht vor einem Völkermord an allen Imperialen zurückgeschreckt. Doch die Republik zeichnet sich auf Makeb auch bereits dadurch aus, dass sie konkrete wirtschaftliche und militärische Interessen vor humanitären Zielen in den Vordergrund stellt. Dass Makebs Bevölkerung evakuiert wird ist etwa dem Zugzwang geschuldet, unter dem sich Kanzlerin Saresh fand. Makebs Anführer Shalim Avesta trickste die Republik aus, indem er den drohenden Untergang Makebs verschwieg und stattdessen die Rohstoffe des Planeten nach Jahrhunderten der Unabhängigkeit exklusiv an die Republik verkaufen wollte, für den Preis einer Mitgliedschaft in der Republik. So kam die Republik nach Makeb geeilt, um sich sogar mit dem Huttenkartell anzulegen. Einen Vergleich dazu findet man auch in der Comic-Miniserie Anakin und Obi-Wan, wo es die beiden Jedi-Ritter zu Anakins Padawan-Zeiten auf einen isolierten Planeten verschlägt. Anakin zweifelt zu diesem Zeitpunkt an der Republik und dem Jedi-Orden, die gar nicht den strahlenden Idealen seiner Kindheit entsprechen. Warum intervenieren die Jedi denn nicht auf Planeten die schreckliche Diktaturen erleben oder warum bekämpft man nicht die Sklaverei? Weil es den Senat nicht kümmert und die Jedi dem Senat verpflichtet sind. Selbst die von einem Krieg zerstörte Welt auf der die beiden Jedi gestrandet sind wird schlussendlich nur gerettet, weil Obi-Wan vortäuscht es gäbe hier wertvolle Gasvorkommen, woraufhin sofort eine Friedenstruppe entsandt wird, um den jahrzehntelangen Bürgerkrieg niederzuschlagen.

Während sich das Sith-Imperium nach Ziost entschließt eine Task Force für die Jagd nach dem Sith-Imperator zusammen zu stellen verweigert die Republik dem Imperium offizielle Unterstützung. Wie auf Yavin 4 weigert sich Kanzlerin Saresh eine Kooperation mit dem Kriegsgegner zu akzeptieren und schon die Katastrophe auf Ziost war für sie zunächst nur ein guter Grund eine Invasion zu starten. Diese Republik ist wirklich bösartig, während sich die imperiale Führung unter Darth Marr altruistischeren Zielen verschrieben hat. Es kommt wie es kommen muss und während eine Invasion über die Galaxis hereinbricht bekämpft die Republik weiterhin das Imperium, denn um jeden Preis sollen die Verluste des Gegners für eigene Vorstöße ausgenutzt werden. Die Sith können sich dieses Verhalten zur gleichen Zeit nicht mehr leisten, denn es wäre selbstzerstörerisch. Es ist die Galaktische Republik der man zu diesem Zeitpunkt und unter dieser Kanzlerin selbst in den letzten Kriegstagen noch Todesmärsche, Massenhinrichtungen und Massaker an Zivilisten zutrauen müsste.

Ja, die Republik hat Czerka verstaatlicht, aber nicht um den Konzern auszubremsen, denn dafür hätte man ihn ja zerschlagen oder auflösen können. Nein, die Republik verstaatliche Czerka, um diesem korrupten und völlig morallosen Unternehmen die exklusive Waffenproduktion für die Republik vorzuschreiben. Vielleicht mit ein paar Einschränkungen hie und da, um einzelne Senatoren besser schlafen zu lassen, aber ganz allgemein? Man hätte Czerka auflösen müssen, denn es ist eine MegaCorp wie Weyland-Yutani und da das Management auszutauschen löst noch keine Probleme. Man vergisst ja vielleicht, dass Czerka nur 300 Jahre zuvor noch schwer im Sklavenhandel auf Kashyyyk vertreten war und aus Profitgier auch den Wiederaufbau von Welten wie Telos sabotierte. Da wirkt die Republik doch immer mehr wie ein ganz unsympathische Version der USA und des nicht minder unschönen US-Imperialismus.

Also kommen wir zu KotET, als das Sith-Imperium alles auf eine Karte setzt und der Allianz ein Bündnis anbietet. Zur gleichen Zeit existiert zwar ein Abrüstungsvertrag, der es Republik und Imperium erschwert sich mit voller Kraft ihrem ewigen Krieg zu widmen, doch die Republik hat zweifellos nicht nachgelassen, nur weil das Imperium sich nun bei der Allianz anbiedern will. Im Gegenteil, man hat den Abzug imperialer Truppen und die Vergeltungsaktionen Vaylins wohl schon wie auf Ziost als Chance gesehen, um Verluste des Imperiums für die eigene Seite zu nutzen. Und so hielt sich die Republik aus der Rebellion heraus, während sie gleichzeitig wohl Welten des Imperiums angriff.

Als wäre das nicht genug gelang es Saresh erneut einen Verräter in höchsten imperialen Kreisen zu platzieren. Der leichtgläubige Lorman rechnete wohl sogar damit zum Imperator ernannt zu werden, wenn er Kaiserin Acina ermordet und den Allianzkommandanten gleich mit verschwinden lässt. Lorman als Imperator wäre allerdings kein Grund für einen Waffenstillstand gewesen, denn mit einem derart schwachen Anführer hätte es die Republik in Verbindung mit der Allianz sehr leicht gehabt das Imperium endgültig aus dem Ring zu werfen. Sareshs langfristiges Ziel wäre es wohl ohnehin gewesen den Ewigen Thron zu besteigen und das ehe Lorman von einem fähigeren Imperialen ersetzt werden kann. Acina zu töten hätte da auch dem Ziel gedient, dass die Republik keine fähige Gegnerin hätte fürchten müssen, welche den Ewigen Thron durchaus zu sabotieren vermocht hätte. Man erkennt vielleicht die Parallele zu Iokath, denn Jace Malcom war ein loyaler Anhänger Sareshs.

Schließt man ein Bündnis mit Acina, so könnte diese durchaus zurecht verlangen, dass ihr ein Teil an der Beute vom Sieg über das Ewige Imperium zusteht. Doch entweder verteilt die Allianz ihren Reichtum nach Kapitel IX gleichermaßen oder sie behält alles für sich. Es ist jedoch nicht Acina die sich lauthalts beklagt und als erstes auf Iokath eintrifft. Supreme Commander Malcom will sich nicht einmal für seinen Angriff auf souveränes Staatsgebiet der Allianz entschuldigen, stattdessen beschuldigt er das Sith-Imperium das ja auch getan zu haben. Acinas Entgegnung, dass man der Republik nicht einfach einen Sieg schenken wollte wird von vielen Republik-Anhängern seither vom Tisch gefegt. Gerade als Verbündete der Allianz gäbe es allerdings durchaus guten Grund für Acina nach Iokath gekommen zu sein, denn wie man schnell merkt wurde die Ewige Flotte außer Gefecht gesetzt. Wären nur die Allianz und die Republik nach Iokath gekommen, so hätte man die Sith zu Hilfe rufen müssen und wahrscheinlich wäre Acina zu spät gekommen - die Streitmacht der Allianz wäre bereits von der Republik belagert oder bezwungen gewesen. Auf jeden Fall hätte es die Republik geschafft die Superwaffen zu aktivieren. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass Acina bereits in KotET keine Ambition erkennen ließ den Ewigen Thron besteigen zu wollen, stattdessen wollte sie dem Sith-Imperium den Schutz durch die Allianz verschaffen, was angesichts der endlosen Übergriffe durch die Republik durchaus sinnvoll erscheint. Während sich die Sith also damit abgefunden hätten sich fürs Erste der Allianz zu unterwerfen und die Ewige Flotte als Damoklesschwert zu akzeptieren (was nicht uncharakteristisch für Acina wäre, die zuvor schon die gleiche Strategie gegenüber Arcann verfolgte, dem man sich ja auch unterwarf), marschierte die Republik auf Iokath ein, um eine Waffe zu erhalten, mit der man sich gegen die Ewige Flotte wehren kann, auch um sich nicht länger unterordnen zu müssen. Dabei wollte die Republik jedoch keine Superwaffe um ein nukleares Gleichgewicht zu schaffen, sondern eine Waffe mit der man die Ewige Flotte sogar noch übertreffen könnte. H-Bombe trumpft A-Bombe! Das Sith-Imperium verfolgte dieses Ziel nicht eigenständig, es ging nur nach Iokath, weil sich die Republik bereits in Gang gesetzt hatte. Acina hatte sich schon Arcann unterworfen, aber Jace Malcom wollte keinen neuen Arcann akzeptieren.

Bestünde kein Bündnis zwischen Allianz und Imperium würde der Fall anders liegen, aber im Falle eines bestehenden völkerrechtlichen Vertrages, der wohl einem gegenseitigen Verteidigungsbündnis entspricht (was die Allianz zur Abwehr republikanischer Angriffe auf das Sith-Imperium verpflichtet hätte - Beistandspflicht!) hätte die Galaktische Republik rechtlich die schlechteren Karten. Und moralisch ebenso! Während man mit Acina darüber streiten müsste, dass sie das Staatsgebiet der Allianz nicht verteidigen darf... was unsinnig und paradox wirkt, besteht gegenüber Jace Malcom der doppelte Vorwurf eine unsanktionierte Invasion (Malcom gibt zu, dass die Iokath-Operation seine Sache war und nicht auf einem Senatsbeschluss oder Gefahr in Verzug fußt) begangen zu haben und in kriegerischer Absicht fremdes Staatsgebiet betreten zu haben. Acina hätte hingegen ein Mandat ihren Verbündeten und ihr eigenes Volk vor der totalen Vernichtung zu schützen. Aus diesem Grund bin ich auch der Meinung, dass selbst ein nach Iokath noch lebender Malcom abberufen werden muss, denn er hat aktiv und eigenmächtig einen Krieg begonnen. Nur ein sehr wohlwollender Senat könnte ihm die Haut retten, indem man kriegstreiberisch argumentiert, dass man sich ja ohnehin im Kriegszustand befindet und Malcom innerhalb seiner Befugnisse eine Intervention unternommen hat - also weiterhin Kriegsheld statt Kriegsverbrecher. Wobei es Malcoms Wesen nahe liegt Kriegsverbrechen zu begehen, denn ein solches plante er auch auf Alderaan, als er die flüchtenden imperialen Truppen dort niedermähen lassen wollte. Nur Satele Shan konnte ihn damals daran hindern, aber Jahrzehnte später und angesichts von Sateles Abwesenheit und den Schäden die er Jedi-Orden erlitten hat stehen die Chancen gut, dass Jace Malcom wirklich auf die dunkle Seite geraten ist.

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avent, Mittwoch, 25. April 2018, 10:37
Mal wieder ein sehr interessanter und lesenswerter Beitrag, danke dafür :)

rommery, Mittwoch, 25. April 2018, 14:32
"die 1.0 Republik genoss noch den Vorteil nicht mit unethischen Experimenten (abgesehen von den Waffenprojekten Doktor Goderas) oder Kriegsverbrechen und Kriegsverbrechern in Verbindung gebracht zu werden."
Veto!
Also wenn Belsavis, nicht mindestens ethisch bedenklich ist, dann... Auch die Balmorra Kampagne ist nach dem Vertrag von C rechtlich fragwürdig. Und Ord Mantell ist auch nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Der Einsatz der Geno H. als Attentäter, SID Methoden die auch nicht dem Jedi-Kodex entsprechen...etc,etc. Summa summarum bleibt außer moralischen Blasen eigentlich nicht viel übrig.

pfannenstiel, Mittwoch, 25. April 2018, 18:30
Nicht zu vergessen die zynische Einwanderungspolitik auf Taris, da wollte die Republik ja auch ganz bewusst Völker wie die seit 300 Jahren heimatlosen Cathar ansiedeln, damit diese bei einem künftigen Angriff des Imperiums bis zum letzten kämpfen. Ein verstecker Völkermord, wenn man bedenkt, dass die Republik dort ja auch tatsächlich mit weniger Truppen als "Freiwilligen" präsent war. Und wo war Gouverneurin Saresh als das Imperium einmarschierte? Sie setzte sich nach Coruscant ab und wartete auf die Chance zur Kanzlerin gewählt zu werden, während die von ihr nach Taris gelockten Siedler in die Schlacht gegen eine professionelle Armee geschickt wurden.

Man erinnert sich in der Republik vielleicht an Massaker auf Balmorra, aber faktisch war der Planet seit dem Vertrag von Coruscant Schauplatz eines blutigen Guerillakriegs, bei dem die Republik nie aufgehört hat zu kämpfen. Der balmorranische Widerstand selbst wurde von den Reps angezettelt und die Taliban-Methoden von Leuten wie Zenith gehen auch auf das Konto der Republik die dort wirklich die Samthandschuhe abgelegt hat. Und das passierte alles noch vor den nadelstichartigen Angriffen eines Darth Vengean.

Man könnte jetzt immer noch sagen, ja wenigstens versklavt einen die Republik nicht. ABER genau das lässt die Republik im Hoheitsgebiet des Huttenkartells zu, mit dem man nun seit Makeb verbündet ist. Die Hutten-Innenpolitik bleibt völlig unbeeinflusst von der Moral der Republik und man muss wohl davon ausgehen, dass einige Senatoren das ganz nützlich betrachten, um Industriebetriebe auf "freiere" Planeten zu verlagern aka Planeten wo man seine Arbeiter noch bis zum Umfallen schuften lassen kann. Die Reps schätzen die Hutten wegen ihrer Industrien, klar dass sie da darauf zurückgreifen, quasi so als würde man da Deals mit Diktaturen in Südostasien schließen und behaupten man wäre ein Champion der Freiheitsrechte.