Der Talent - Liebkind talentfreier Nahverkehrspolitiker
An irgendjemanden der mit Verkehr zu tun hat (Möchtegernbundeskanzler, Möchtegernlandeshauptleute und wer nicht eigentlich verantwortlich is)


Sehr geehrte Ladies and Gentleman der Kasperlpost,


es ist generell immer wieder begrüßenswert wenn sich die Bundesbahnen zu Sanierungen und Perestroika aufraffen können, letzteres wurde sogar vor wenigen Jahren noch in einem ÖBB-Werbespot verkündet. Noch schöner und vielversprechender wenn das Land und der Bund etwas für neue Zuggarnituren beisteuern, als Pendler der gerade sommers immer noch mit den alten Garnituren der 80er- und 90er-Jahre fährt ist man ja einiges gewöhnt. Erst recht wenn bei größeren Unwettern mindestens einmal im Jahr der Zugverkehr abends stillsteht und über das Jahr verteilt durch technische Probleme immer wieder knapp 1stündige Verspätungen eintreten. Deshalb, jeder Verbesserung ist eine gute Verbesserung... denkt man zumindest. Vom Land angeblich kräftig mitfinanziert wurde vor über einem Jahr der Talent gekauft, die Garnituren standen dann offensichtlich für Monate auf dem Werksgelände der ÖBB in Linz, bis sie letzten Herbst erstmals real eingesetzt wurden, so empfindet es zumindest der gewöhnliche Pendler und das sind viele, auch wenn offizielle Statistikenzitate da ein ganz anders Bild vermitteln mögen.

Nun, dann, der Talent ist schön und gut, nichts weiter als eine gewöhnliche Straßenbahn für die Schiene. Angeblich barrierefreier ist er beengend und innerlich mit Stufen ausgestattet, die Rollstuhlfahrern und Blinden erst recht Grund zur Klage geben sollten. Dazu kommen Innovationen wie die englischsprachige Ansage, des "Next Stop", womit der Wortschatz des Durchsagebandes erschöpft ist, alle anderen Durchsagen erfolgen auf Deutsch, muss ja niemand wissen, dass man auch bei Talent-Garnituren eventuell auf den Höhenunterschied zum Bahnsteig achten muss. Kaum waren die Talente im Einsatz, wirkten sie innerlich schnell wie die Nahverkehrsgeschwister. Allerdings besitzt der Talent Toiletten, die nun sehr öffentlich im Einklang mit der inneren und äußeren Videoüberwachung ruckzuck den Debatten um Überwachung öffentlicher Verkehrsmittel ein Ende bereitet haben, könnte ja ein Terrorverdächtiger kurz aufs WC durchschlüpfen, dem Schaffner ein Schwarzfahrer entgehen oder ein liebestolles Pärchen übersehen werden. Im Unterschied zu den üblichen Nahverkehrsgarnituren kann man im Talent sehr gut seine Beine auf der wandnahen Heizung abstellen, die Fenster sind allerdings ziemlich groß und man darf sich nicht daran stören so direkt im Sonnenlicht zu sitzen, denn der Talent hat keine Jalousien und keine Möglichkeit die Fenster zu öffnen. Frohes Brutzeln also. Und weil es so lustig ist, hier ein Vorschlag wofür man das gesparte Geld verwenden könnte. Einen zweiten Fahrkartenautomaten für diverse kleinere Haltestellen, das erspart sicher mal vielen Fahrgästen schlechte Eindrücke von der ÖBB, wenn sie einmal im Jahr den seit Monaten nicht gewarteten Automaten in Anspruch nehmen müssen, der nicht geht und der Schaffner eine massive Strafzahlung verlangen muss. Auch vergessen Bahnfans und Bedienstete gerne, dass nicht jeder schon 5-10 Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig ist und die meisten Fahrgäste sich exakt zum Abfahrtszeitpunkt einfinden wollen, um sofort eine Fahrkarte zu kaufen, einzusteigen und abzufahren. Problematisch nur, wenn der Automat 2 Bahnsteige entfernt steht und der Zug bereits anrollt und dann auch gar nicht funktioniert, was man allerdings erst zu spät erfährt.

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