Authentizität (Anmerkung zu "Die geheimen Spielregeln der Macht" von Christine Bauer-Jelinek)
In Christine Bauer-Jelineks Bestseller "Die geheimen Spielregeln der Macht und die Illusionen der Gutmenschen" wird eine Menge vom Siegeszug der neoliberalen Weltordnung berichtet, darunter auch der Aushöhlung des traditionellen Wertes Ehrlichkeit. An die Stelle von Ehrlichkeit tritt, so Bauer-Jelinek, der Begriff der Authenzität, wie authentisch jemand etwas vermitteln kann, ohne gleich beim Lügen ertappt zu werden. Dieses "gekonnte Lügen" ist eine Spielart der aus den USA stammenden Credibility, Glaubwürdigkeit.

Doch ein guter Lügner ist nicht gleich ein guter Lügner, wir unterscheiden deshalb sehr spezifisch zwischen plastisch und realistisch. Wer sich noch an Schulaufführungen erinnern kann wird wissen wovon ich rede, es gibt nur sehr wenig talentierte Schauspieler und selbst Übung kann aus so manchen nur kurzfristig eine überzeugende Darstellung herauspressen. Die Kinder von damals sind heute selbstverständlich erwachsen und da so mancher eine Karriere begonnen hat sind genau jene ärgerlichen Mängel von damals auch heute noch von Bedeutung. Eine realistische Darbiertung ist glaubwürdig, zu glaubwürdig um noch als "Spiel" wahrgenommen zu werden. Durch die Kunst des Method Acting kann eine realistische Inszenierung sogar zu echter realer Emotion führen, der Darsteller fühlt was er zu fühlen vorgibt, er wird zur Rolle. Mit der Fähigkeit auf Kommando glaubwürdig weinen, vor Wut explodieren oder auch lachen zu können ist man zwar gut gewappnet, doch so zum Spaß taugen sie nicht immer, manchmal wird der Schauspieler dabei einfach ungewollt zu ernst genommen, Missverständnisse sind das Ergebnis. Als plastisch betrachten wir hingegen all das was in der Tradition des Schultheaters überzogen und daher gänzlich unglaubwürdig wirkt, wie eine schlechte Imitation.

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