Barack Obama der neue JFK
“I know that an invasion of Iraq without a clear rationale and without strong international support will only fan the flames of the Middle East, and encourage the worst, rather than best, impulses of the Arab world, and strengthen the recruitment arm of al-Qaeda. I am not opposed to all wars. I'm opposed to dumb wars.”

„Ich weiß, dass eine Invasion des Irak ohne klare Begründung und ohne starke internationale Unterstützung nur die Feuer des Mittleren Ostens anfachen wird, die schlechtesten, nicht die besten, Impulse auf die arabische Welt fördern wird und den Rekrutierungsarm von al-Qaida stärken wird. Ich bin nicht gegen alle Kriege. Ich bin gegen dumme Kriege.“


Und damit trifft Senator Barack Obama bereits den Kern der Sache, indem er eine altbekannte Weisheit zitiert, die schlicht und einfach lautet, führe keine Kriege die du nicht gewinnen kannst und der beste Beweis dafür dürfte ein Blitzkrieg der USA gegen den einst von Saddam Hussein und seiner Baath-Partei kontrollierten Irak gewesen sein.

Barack Hussein Obama Jr. ist anders als sein Name vielleicht vermuten lässt kein Muslim, sondern tatsächlich Christ und wurde auf Honolulu als Sohn eines afrikanischen Austauschstudenten und seiner Mutter, einer Weißen aus Kansas, geboren. Einen markanten Teil seiner Jugend verbrachte er zudem im Ausland, wo er in Indonesien ein streng christliches Internat besuchte. Sein Lebenslauf ist darüber hinaus vielleicht nicht völlig vorbildlich, doch als der gelernte Jurist 2004 für Illinois in den Senat gewählt wurde ahnte noch niemand welche Bedeutung dies für die USA haben könnte. Denn Obama ist derzeit nicht nur der einzige afroamerikanische Senator sondern auch aussichtsreichster afroamerikanischer Präsidentschaftskandidat, etwas das bisher gerade einmal in der TV-Serie 24 für möglich gehalten wurde, wo aber gerade dieser Präsidentschaftskandidat David Palmer in das Fadenkreuz gefährlicher Terroristen und Intriganten gerät.

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Auch für Obama gelten derzeit erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, noch dazu weil er als große Hoffnung auf ein "neues Amerika" gilt und besonders in den Kreisen symbolträchtiger demokratischer Unterstützer, wie der Kennedys Unterstützung gewonnen hat. Noch führen er und Hillary Clinton ein Kopf an Kopf-Rennen, wobei nur eine Person ins Oval Office einziehen kann und der ewige Vizepräsidenschaftskandidat John Edwards bereits auf einen Job als Running Mate spekuliert, denn wie er behauptet braucht jeder Präsidentschaftskandidat auch jemanden der ihm in den Südstaaten Respekt verschafft und als Südstaatler wäre er der ideale Mann, zumal Clinton und Obama beide nördliche Staaten wie New York und Illinois vertreten. Damit könnte dem Traum von einem Gespann Clinton-Obama also ein Ende gesetzt sein, auch wenn beide damit strategisch sehr klug sowohl das rechte wie auch das linke Spektrum der Demokraten vereinen könnten.

Galt es vor Obamas Ankündigung seiner Kandidatur Hillary Clinton zu unterstützen, so ist das Lager der demokratischen Anhänger (und damit auch teilweise der Weltöffentlichkeit) gespalten, denn Obamas Wahlspruch ist "Change". Er will Washington verändern und den administrativen Spielereien der Bush-Regierung ein Ende setzen. Damit spricht er für einen signifikanten Teil der Bevölkerung, der ein Ende der Polizeistaat-Avancen gewisser Regierungsbehörden wünscht und sich wieder ein friedliches Amerika wünscht. So tritt Obama für einen baldigen und vollständigen Abzug aus dem Irak ein, will sogar mit Syrien und anderen arabischen Ländern reden, um den Nahost-Konflikt zu lösen und in Sachen Umweltpolitik wie neuer Energieträger gewissermaßen der EU nachzueifern. Ob er das verwirklichen kann ist schwer zu sagen, da es viele Zweifler gibt, die US-Präsidente auf der Gehaltsliste bösartiger Konzerne sehen würden, aber auch BP hat beispielsweise Programme gegen den Klimawandel in Entwicklung, die Frage ist dabei gewohnheitsmäßig nur wann ihre Durchführung den höchsten Profit abwirft. Denn man sollte nie vergessen dass die USA als Heimatland des Kapitalismus das System der Massenproduktion und Umrüstung zur Perfektion weiterentwickelt haben, wenn die Supermacht also will kann sie sich vom Öl abkapseln, jedoch muss dabei auch für die Unternehmen und alle Beteiligten etwas herausspringen. Am Beginn des 21. Jahrhunderts wäre das eine großartige Chance und welcher Präsident auch immer diesen Erfolg verbuchen darf wird sich wohl einen Platz am Mount Rushmore verdienen oder zumindest unglaubliches Ansehen unter der gesamten Weltbevölkerung. Doch Obama als Kandidat des Wandels hat als Afroamerikaner auch einen gewissen Respekt unter den Minderheiten der USA erworben, ein Ansehen, dass mit dem Oval Office in greifbarer Nähe zu einem Symbol für eine wahre gesellschaftliche Veränderung und Hoffnung werden könnte. Wie in einschlägigen CNN-Diskussionen aufgegriffen ist Obama natürlich nicht allein der Wunschkandidat vieler Amerikaner, sondern auch einer breiten Weltöffentlichkeit, zu der sich auch arabische Staaten zählen dürfen, denn während eine angeblich "kaltherzige" Frau für diverse Machthaber schwer als Verhandlungspartner zu akzeptieren sein könnte, wurde Obamas Gesprächsbereitschaft bereits sehr positiv von solchen aufgenommen.





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Nachtrag



Nun hat Barack Obama seine Welttournee angetreten und gestern in Berlin zu Europa gesprochen. Seine Rede zu der nach einigen Schätzungen an die 200.000 Menschen gekommen sind, katapultieren Obama in eine Reihe mit Präsidenten wie John Fitzgerald Kennedy und Ronald Reagen, doch Obama ist nach wie vor nur "Präsidentschaftskandidat" und es ist nicht klar, ob er John Sidney McCain im Herbst 2008 wirklich schlagen kann, denn während Obama sich um eine Image-Aufbesserung in der Welt bemüht, bewegt sich McCain auf heimischen Grund. Obamas Konkurrent bekräftigt dass er eine solche Weltreise erst antreten würde, wenn er bereits Präsident ist. In seiner Rede beschwört Obama hingegen Argumente, die so manchen noch schmerzlich an die Aussagen der Neokonservativen erinnern könnten, wäre da nicht dieses enorme Charisma und die Redegewandheit.

Das Symbol Obama
Eines von Obamas mächtigsten Pros, ist genau diese Kunst sich zu inszenieren, er ist der Mann der die USA vereinigen will, der Martin Luther King und JFK in sich vereint und Hoffnung gibt, die ein Ted Kennedy nie verkörpern konnte, der Mann der den Nahost-Konflikt lösen könnte, der Europa und die USA zu einer prestigeträchtigen Allianz formieren könnte. Nicht von ungefähr dürften ihn seine Berater dazu drängen, sich der Ideale David und Wayne Palmers aus der TV-Serie 24 zu bemächtigen. Mit Assoziationen zu den Fernsehhelden, welche beide afroamerikanische Präsidenten sind und in Patriotismus, sowie Weisheit tatsächlich das Beste für ihr Volk erreichen, zielt Obama 2008 direkt auf das Wählerspektrum der Republikaner, die noch dazu über Fox mit dieser Serie in Kontakt kommen, wo Jack Bauer als James Bond des 21. Jahrhunderts gilt.

Der Drang in die Mitte
Wie unlängst bekannt wurde ist Obama durchaus kein verblendeter Idealist, was so manchen liberalen Unterstützer ärgern mag, aber Obama zielt auf die politische Mitte, also die breite Front der ideologisch nicht gebundenen Wähler. Anders als McCain der damit einen Linksruck seiner Partei erreicht und sich als progressiv darstellen darf, was von uns Europäern allgemein begrüßt wird, muss Obama einen Schritt nach rechts nehmen und gefährdet damit auch das von den amerikanischen Konservativen verbreitete Konzept vom äußerst linken Demokraten. Zu diesem Zweck ist seine Rede vor der Siegessäule ideal, denn im Gegensatz zu McCain hat Obama ja weniger "Erfahrung" im politischen Tagesgeschäft, während McCain auf lange Jahre im Senat und eine immer sehr progressive Haltung verweisen darf. Als der Irak-Krieg ausbrach, war Obama noch kein Senator in Wasthington und konnte eine Fehlentscheidung vermeiden. Doch damit ist auch seine politische Qualität in Gefahr, denn der US-Präsident sollte doch auch als höchster Bundespolitiker die Funktion des Systems ausreichend kennen. Wieder hilft die Struktur des Präsidentschaftswahlkampfes 2008, der rationale John McCain, der auf Argumente wie Erfahrung und langsamen Fortschritt setzt, gegenüber dem emotionalen Barack Obama, der die USA wie Reagen wieder groß machen will und den Traum von einer wieder international angesehenen friedensstiftenden demokratisch einwandfreien USA als Hort der Menschenrechte, liberaler Bürgerrechte und Leuchtturm der Freiheit aufkommen lässt. Wie schon im Wahlkampf 2004 ist es eine Rede welche die Aufmerksamkeit auf Obama lenken soll, damals, auf der demokratischen Convention, wurde Obama erst richtig bekannt und sein rhetorisches Talent als Garant für höhere Weihen erkannt. Ansprachen und Inszenierung sind Obamas Gegenkonzept zu den rationalen Statements eines John McCain und das kann in den bevorstehenden Fernsehduellen zur Niederlage McCains führen, der weniger als rhetorisches Genie bekannt ist.

Die Kennedy-Connection
Ein weiterer Erfolgsfaktor des Obama-Prinzips ist die Unterstützung des Partei-Establishments. Während Clinton als Pragmatikerin galt, schlugen sich nämlich die einflussreichen Kennedys auf Obamas Seite und übertrugen ihm quasi die Lizenz das ideologische Kennedy-Erbe für seinen Wahlkampf einzuspannen und der talentierte Redner nutzt es brillant. Anders als zu Zeiten JFKs, wo Familienoberhaupt Joseph Kennedy als persona non grata in Washington galt und es sich selbst mit den Nachfolgern und Erben Franklin D. Roosevelts verscherzt hatte, sind die Kennedys heute Teil jener Führungsriege der Demokraten, die sich als Präsidenten oder zumindest Kandidatenmacher positionieren können. JFK hatte gegen die Führung zu kämpfen und einen verachteten Vater, der sein Vermögen auf unsaubere Weise gemacht hat, als schwere Last, doch die Basis trug ihn zum Sieg, ließ ihn über Richard Nixon triumphieren, um eine Art Camelot zu errichten. Der Anschlag auf sein Leben durch den Kommunisten Lee Harvey Oswald beendet, wobei auch Fidel Castro seine Finger im Spiel gehabt könnte, dessen Ermordung Kennedy und sein Justizminister Robert Kennedy erfolglos in die Wege geleitet haben. Robert Kennedy versuchte 8 Jahre später selbst Präsident zu werden, ob er Chancen hatte, wird von US-Historikern heute noch heiß diskutiert, doch auch er scheiterte an einem Fanatiker, der als zum Christentum konvertierter Libanese die Auswirkungen von Kennedys geplanter Nahostpolitik befürchtete. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls Martin Luther King zum Märtyrer für die Bürgerrechtsbewegung und starb durch die Kugel eines weißen Rassisten. Um als legitimer Fackelträger von Kennedy und King zu handeln, muss Obama den Stil beider anwenden und sich mit ihren Nachfolgern gut stellen, was bedeutet die nächste Administration für ihre Proteges und Angehörigen zu öffnen. Damit gewinnt er allerdings zwei sehr gut organisierte Gruppen, die ihn zu einem der größten Präsidenten des Landes erheben könnten, Campaigning machts möglich und das positive Image wäre unangreifbar. So ist Obama sehr darauf bedacht den Bürgerrechtler Jesse Jackson nicht zu vergraulen, der sich selbst einst als Präsidentschaftskandidat versucht hat. Der neue Marsch auf Washington, so möchte Obama seine Kampagne präsentieren, ob es ihm gelingt?

Money, Money, Money
Das Geld dafür wird er sicher lukrieren können, denn Obama hat sich entschlossen anders als sein Konkurrent auf die staatliche Wahlkampffinanzierung zu verzichten, mit der Begründung dadurch den Steuerzahler zu schonen. John McCain hingegen betrachtet das als Abwendung von einem moralischen Grundwert, denn staatlich finanziert hätten beide Kandidaten zumindest finanziell die gleiche Chance, so aber wird Obama mit Sicherheit ein größeres Vermögen in seinen Wahlkampf investieren können und zwingt McCain fast gleichzuziehen. Ein Gräuel für den Senator aus Arizona, der seit Jahren gegen die Einflussnahme der Industrie, Konzerne und Lobbys kämpft. Worauf McCain verzichten möchte ist es den Mächten im Hintergrund einen Gefallen schuldig zu sein, daher will er auch ihr Geld nicht, zumindest nur von wenigen seit 2000, wo er letztes mal angetreten ist, loyalen Gruppen. Zynisch betrachtet wäre McCain dadurch weniger korrupt und freier von ideologischen "Einsagern" als Obama, auch wenn dieser als große Hoffnung gilt und die Menschen zum Schwärmen bringt. McCain hat lange auf seine Chance gewartet ist auf Unabhängigkeit betrachtet und wäre ein klassischer Präsident der Entspannungspolitik eventuell sogar eine Isolationspolitik, aber er würde wohl auch nur eine Amtszeit in Betracht ziehen. Obama hingegen ist jung, dynamisch und will gewinnen, denn eine zweite Kandidatur wäre mit Problemen verbunden, auch wenn er derzeit versucht selbst für diesen Fall durch internationale Positionierung die Grundlage dafür zu schaffen, den Wählern im Gedächtnis zu bleiben. Doch Ehrgeiz hat schon viele US-Präsidenten zu Fall gebracht und für Barack Obama ist eine zweite Amtszeit unabdingbar, auch wenn diese meist mit dem "second term blues" verbunden sind, eine Art Naturgesetz, dass die größten Skandale und Probleme einer Präsidentschaft spätestens in der zweiten Amtszeit stattfinden. Macht hat ihren Preis, der in den USA ungleich höher ist, denn Wahlkämpfe kosten Geld, genauso wie Politik und um dieses zu erhalten braucht man notgedrungen die Hilfe von "Förderern" und Unterstützern, die dieses Geld bereitstellen, sowie "Überzeugungsarbeit" leisten. Die Gefahren für die "moralische Integrität" eines Kandidaten, der solche Unterstützungen annimmt, ob er will oder nicht und sich dabei wenn auch nur mit einem Lippenbekenntnis verpflichtet, diese Interessen in seiner Politik zu vertreten, ist in Frage zu stellen, auch wenn die damit verbundenen "Ideen" für einen persönlich begrüßenswert sind.



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