Der mächtigste Mann der Welt?
Warum wird der US-Präsident als mächtigster Mann der Welt bezeichnet?

Eine Bezeichnung die vielleicht noch aus der Zeit des kalten Krieges herrührt, wo es einen Wettkampf zwischen dem Generalsekretär der UdSSR und dem US-Präsidenten gab, wer den nun die mächtigere Nation führt. Im Endeffekt kollabierte die UdSSR und der Führer der verbliebenen Supermacht durfte sich von da an als mächtigster Mann der Welt zu erkennen geben.

Worin unterscheidet sich ein US-Präsident von einem Bundespräsidenten?

Der POTUS (President of the United States) ist im Gegensatz zum "Staatsoberhaupt" Österreichs oder Deutschlands gleichzeitig auch Regierungschef also Bundeskanzler und hat somit keinen Mann mehr über sich, der die Auflösung einer Regierung befehlen könnte. Tatsächlich ist er das alleinige Staatsoberhaupt, während der Vizepräsident nur als Notnagel und für zeremonielle Funktionen zu dienen hat. Der POTUS ist damit tonangebend für die US-Politik, er allein bestimmt die Minister und kann sogar selbst die Führung der Ministerien gewissermaßen übernehmen oder Entscheidungen an seinen Stabschef und den Vizepräsidenten delegieren.
Interessant ist dabei auch die Geschichte der Entstehung dieses Amtes, denn man muss bedenken, dass es zur Zeit seiner Entstehung unter General George Washington bedeutete dass sein Inhaber sich notfalls auch gegen absolutistische Monarchen (Der Staat bin ich!) zur Wehr setzen musste. Zunächst war der Präsident zwar noch ein relativ schwaches Amt, das in der föderalen Ordnung der 13 Kolonien, wie die USA damals noch genannt wurden, eigentlich nur nominell über die Gouverneure gestellt war. Doch gerade unter Abraham Lincoln und während des Bürgerkriegs erschien es immer wichtiger die USA als Einheit unter einem Mann, der gleichzeitig Oberbefehlshaber war, auftreten zu lassen. Aber selbst diese Wandlungen bedeuteten lange noch nicht dass die USA wie Frankreich ein zentralistischer Staat geworden sind, denn noch immer überwiegt die föderale Organisation und Einstellung, welche die Bundesregierung in Washington oft ähnliche Vorbehalte entgegenbringt wie hierzulande der EU.

Sind die USA demokratischer als europäische Länder, wie Österreich?

Jedes Land hat seine Probleme, Österreich genauso wie die USA oder Frankreich. Und es gibt kaum Länder die größer, widersprüchlicher und unterschiedlicher sind, wo neben Wüsten, auch eisige Gegenden wie in Alaska und fast schon karibische Strände existieren. Es leben auch unterschiedliche Menschen in diesem Land, mit jeweils unterschiedlichen Bedürfnissen und trotz all dieser Unterschiede existiert eine nationale Idee (America, America). Auch unterscheiden sich die USA von europäischen Ländern schon allein dadurch dass viele politisch verfolgte Revolutionäre in ihrem amerikanischen Exil ein freies Leben suchten, fern von einer Verpflichtung als Untertan eines möglicherweise ungerechten Herren. Also ja, die USA waren demokratischer als Europa, ob sie es heute noch sind ist eine andere Frage und hängt zum Teil von der eigenen politischen Einstellung ab.
Gerne zum Vorwurf gemacht wird den USA ja ihr auf 2 Parteien beschränktes Wahlsystem, wobei man etwa auf Seiten der Konservativen oder der weniger Konservativen stehen kann, wobei sich diese "Gegensätze" in bestimmten Senatoren schließlich vollkommen aufheben. So gibt es verschiedene Phänomene zu beobachten, dass sich zu den wichtigsten politischen Agenden und Themen immer 2 Lösungsansätze bieten, die der Republikaner und Demokraten, während anderenorts vielleicht gerade mal eine Partei solche anbietet. Darin wird deutlich wie sehr die beiden Großparteien darum bemüht sind die wichtigsten Agenden zwischen sich aufzuteilen, wodurch wiederum anderen Parteien wie den Grünen oder Sozialisten das Wasser abegraben wird. Auch scheint es in den USA immer wieder so, als würde die parteiische Zugehörigkeit nicht von der persönlichen Überzeugung abzuhängen, so werben die Demokraten mit "grünen" Schlagworten, während der Republikaner Arnold Schwarzenegger diese als Gouverneur in Kalifornien tatsächlich bereits umzusetzen beginnt.

Sind US-Politiker anfälliger für Korruption als europäische?

Die gleiche Frage kann man auch gleich anders stellen, sind Landtagsabgeordnete anfälliger für Korruption als Gemeinderäte, Nationalräte mehr als Bürgermeister? Rein theoretisch nein, es sind manchmal sogar die gleichen Menschen, mit den selben moralischen Grundwerten. Aber Anfälligkeit hängt auch von äußeren Zuständen wie Angeboten, Stress, eventuellen Schulden und zwischenmenschlichen Beziehungen ab, ebenso wie der Staatsform und öffentlichem wie privaten Interesse an gewissen Entscheidungen, also womöglich doch, wobei natürlich die Vergleichswerte fehlen. Die USA sind erheblich größer als EU-Länder und es gibt auch mehr zahlungskräftige Interessenten, somit ist die höhere Wahrscheinlichkeit nicht ganz auszuschließen dass es zu finanzieller Korruption kommt, wenn gleich die schleichende zwischenmenschliche Korruption alias besondere Fälle ehrenhafter unbescholtener Bürger und der Notwendigkeit die "Regeln" nicht so eng zu sehen, auch in Europa weit verbreitet sind, die gleiche Quelle bringt also gutes wie schlechtes hervor. So auch in den USA, man hört viel von den Öl- und Atom-Lobbys, aber angenommen die Solar- und Biodiesel-Lobbys würden bessere Angebote unterbreiten, würden durch lokale Monopole Reichtum und Macht aufbauen, welche man dann ja "teilen" könnte, so würden diese aus Sicht so mancher ebenfalls korrupt werden, die dann aber natürlich "gut" wäre.

Was ist der große Unterschied zwischen den USA und dem Rest der (mythischen) westlichen Welt?

Vielleicht immer noch der Mythos vom gelobten Land der Freiheit, wo alles möglich ist. Die USA auch wenn sie fundamentalistische Pilger einquartiert haben, sind trotzdem seit jeher ein Einwanderungsland und das hat die Nation wie ihr Lebensgefühl geprägt. Man denkt hinter dem großen Teich einfach anders als noch in Europa. Zudem sind die USA mit 300 Millionen Einwohnern um ein Vielfaches größer als die meisten europäischen Länder und darüber hinaus von Bürgern aus aller Herren Länder besiedelt, die sich in der Menge als echte Amerikaner fühlen und nicht als deutschstämmig oder paktistanischstämmig. Ganz verschweigen sollte man natürlich nicht dass auch in den US ein rechtsradikales Potential ala KKK vorhanden ist, schließlich gilt die Zugehörigkeit zum Lager der WASP White Anglo-Saxon Protestant also weißer angelsächsicher Protestant, der derzeit noch größten Bevölkerungsgruppe der USA, als quasi-Garantie für Erfolg und Anerkennung. Das Erbe der 13 Kolonien ist umfangreich und doch ist aus den ehemaligen Kolonien längst etwas eigenständiges geworden, eine Nation des Reichtums, der zuerst viele Menschen angelockt hat und nun erbittert verteidigt wird, zumal die Rohstoffe schwinden. Auch verfügen die USA über unglaubliche Naturschönheiten und tatsächlich menschenleeres Gebiet, aber sie haben sich auch vieler Verbrechen schuldig gemacht, was Selbstreflexion in einzelnen Staaten und der USA als ganzem immer wieder nötig macht. Doch so sehr man in den USA auch das Böse und von mir aus Konservative sehen will, dass versucht die Zeit zurückzudrehen um ein neues goldenes Zeitalter zu durchleben, so sind die USA auch der Hort eines unglaublichen "linken" Potentials. Der Kommunistenjäger McCarthy lag da gar nicht so falsch als er glaubte überall Kommunisten erkennen zu können, leider trat er nicht in Dialog mit ihnen und ließ sie jagen, was in einer öffentlichen Hysterie endete, aber das soll auch nur als Beispiel dienen, denn in den USA gibt es beachtlich viele freie Denker, leider auch irre Verschwörungstheoretiker, doch jeder kann zuweilen von der Presse- und Meinungsfreiheit profitieren, um sich sogar besser als in Europa zu organisieren. Es gibt scheinbar mehr Möglichkeiten zur geistigen Entfaltung, egal in welche Richtung.

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