Dienstag, 24. Dezember 2019
Folgt auf Episode IX eine kanonische Version von Star Wars Legacy?
Die Sequel-Trilogie ist vorbei und auch wenn die ersten Darsteller bereits vor einiger Zeit bekannt gegeben haben künftig nicht mehr im Star Wars-Franchise involviert zu sein, so hat man bei der Veröffentlichung von Episode IX doch öffentlich bekannt gemacht, dass man mit den Protagonisten der Sequel-Trilogie noch nicht ganz fertig ist. Neue Sequel-Filme sind zwar vorerst nicht geplant bzw. auch gar nicht in Sicht, aber das muss nicht heißen, dass man sich ein Stück weit von Episode III und dem Ausklang der Prequel-Trilogie inspirieren lässt. Als Episode III in die Kinos kam hätte man auch annehmend können Star Wars wäre jetzt endgültig vorbei, doch tatsächlich ging es mit dem Franchise munter weiter, nur eben abseits der Kinoleinwand. Für die meisten Star Wars-Fans ist das sogar der Normalzustand ihres Fan-Daseins, Star Wars ist eben mehr als nur ein jährlicher Kinofilm und vielleicht hat man das nun auch bei Disney verstanden.

Auf Episode III folgten Romane und Comics über die Dark Times, wobei sich sogar The Force Unleashed und das gescheiterte Projekt Star Wars 1313 als Produkte dieser Post-Prequel-Ära sehen lassen. Selbst das ursprüngliche Battlefront II beschäftigte sich mit den Dark Times und sogar ein geplantes Sequel zu Republic Commando, hätte unter dem Titel Imperial Commando diese Ära erkundet. Star Wars Comics waren 2005 bis 2014 jedoch noch in der Hand des Dark Horse Verlages, der nicht so eng mit Lucasfilm verbunden war wie es seit der Übernahme von Lucasfilm durch Disney mit Marvel der Fall ist. Marvel und Lucasfilm sind heute Teile desselben Konzerns und daher wanderte auch die Star Wars-Lizenz von Dark Horse (nach fast 25 Jahren) zu Marvel. In seinen Star Wars Comics konnte Dark Horse weitgehend ein eigenes Süppchen kochen und man beschäftigte sich nur gelegentlich mit aktuellen Multimediaprojekten im Franchise, etwa mit The Force Unleashed, das eine Comicadaption bekam. So entstand auch der Eindruck, dass das so genannte Expanded Universe ein Eigenleben entwickelt hatte, da sich die meisten Storylines abseits der Filme abspielten.

Betrachtet man Marvels Bereitschaft Tie-ins zu den Filmen (wie mit Comics über Captain Phasma, Kylo Ren, den Widerstand oder Poe Dameron) zu produzieren, dann muss man zugeben, dass sich das neue Expanded Universe deutlich anders darstellt. Man ist mehr an aktuelle Großprojekte gebunden und Comicreihen werden nicht bis zur 50. Ausgabe oder sogar darüber hinaus fortgesetzt, sondern meistens schon früher eingestellt. Das Wort das mir dazu einfällt ist kurzlebiger, denn auch bei den Romanen die vor 2014 gerne mal in Reihen mit bis zu 9 Werken (oder sogar 19 Werken wie im Fall von The New Jedi Order aka der Yuuzhan Vong Invasion) zusammengefasst wurden fehlt es bis dato an derartigen Großprojekten. Das längste waren seit 2014 schon die Aftermath-Trilogie und Timothy Zahns neue Thrawn-Trilogie. In absehbarer Zeit dürfte sich zu diesen beiden auch Alexander Freeds Alphabet Squadron-Trilogie hinzugesellen (Band 1 erschien 2019, Band 2 wird 2020 erscheinen) und dann ist da noch Zahns Thrawn-Prequel-Trilogie deren erster Band 2020 erscheinen sollte.

Wenn ich mir eines von 2020 erwarte, dann zumindest eine Comic-Miniserie über das Nachspiel von Episode IX. Es könnte sich sogar wieder etwas größeres ankündigen, zumal mehrere Autoren seit 2019 an einem ominösen Project Luminous arbeiten dürften, das die Ausmaße einer mehrteiligen Reihe wie Legacy of the Force oder Fate of the Jedi annehmen könnte. Bis dato ist man sehr nahe an den Filmen und Serien geblieben, so dass es auch das eine oder andere Begleitwerk zu The Mandalorian oder den beiden anderen geplanten Serien (Kenobi und Cassian Andor) geben könnte. Im Gegensatz zu den Legends sind Comics, Romane und Videospiele nun scheinbar den Filmen oder auch Serien untergeordnet, da diese das Kerngeschäft Lucasfilms darstellen und genutzt werden können mehr als nur Star Wars-Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Mutige Projekte wie Knights of the Old Republic bzw. die Tales of the Jedi oder sogar Star Wars Legacy und die nach Endor angesiedelten Romanreihen wird es unter Disney wohl nicht mehr geben, da man diese Spielräume wohl für eventuelle Film- oder Serien-Projekte frei halten will. Da kann man wohl von Glück reden, dass das Interesse dieser Kreativen an den Chiss und Großadmiral Thrawn so gering ist, dass man Timothy Zahn seine Prequel-Trilogie zu Thrawn zugestanden hat. Thrawns Schicksal nach Star Wars Rebels ist allerdings etwas das fern von Zahns Einfluss liegen wird, da die Serie Thrawns Überleben mit dem des Serien-Protagonisten Ezra Bridger verbunden hat. Als Serienstar ist Ezra eine Identifikationsfigur für all jene Fans die mittels Star Wars Rebels gewonnen werden konnten und Thrawn ist durch das Serienfinale wohl zu seinem künftigen Sidekick geworden.

In den Legends war Star Wars Legacy ein ambitioniertes Projekt, da man die gesamte Handlung über 100 Jahre nach den Filmen ansiedelte und sich so aller Probleme mit vergangenen Storylines entledigte. Das ganze war jedoch ein Comic-exklusives Projekt und es kam auch nicht bei allen "Hardcore-Fans" so gut an. Könnte man mit der Sequel-Ära einen ähnlichen Sprung wagen, um sich von Problemen mit seinem Cast und den Streitigkeiten um die Sequel-Trilogie zu befreien? Baby Yoda wäre sicher mit dabei, ebenso wie ein neuer von Rey gegründeter Jedi-Orden und man könnte immer noch die Machtgeister alter Bekannter einbauen. Wenn ich eine Vermutung zu Rian Johnsons geplanter und nicht eingestellter Film-Trilogie wagen kann, dann dass er sie nicht in der Vergangenheit, sondern der Zukunft der Star Wars-Galaxis ansiedeln wird. Die Vergangenheit hätte selbst jetzt noch zuviel Lore zu bieten, die Johnson wohl wieder im Weg stehen würde. Die Zukunft würde ihm jedoch die Möglichkeit bieten, sich doch noch irgendwie an J.J. Abrams zu rächen. In einer Galaxis ohne Sith und mit einem neuen Jedi-Orden könnte Johnson sich so richtig austoben und würde wohl kaum jemanden vor den Kopf stoßen, außer er bringt Baby Yoda um, selbst wenn dieser dann kein Baby mehr wäre. Johnson etablierte für Episode VIII ja zumindest einige Ideen über die Anfänge des Jedi-Ordens oder dessen Neugeburt, sodass mir eine Fortsetzung dieser Geschichte wahrscheinlicher erscheint, als ein Blick zurück zu den Anfängen des Jedi-Ordens. Johnson ist scheinbar genauso wenig ein Teamplayer wie Abrams und so macht es auch Sinn ihm die alleinige Kontrolle seiner Trilogie zu übertragen, vielleicht mildert das seinen Drang durch Provokationen auf seine Ideen aufmerksam zu machen.

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Montag, 23. Dezember 2019
Thrawn hätte Palpatines Endgame vorausgesehen
Als Vorwarnung an Thrawn-Fans und Legends-Anhänger gleich voraus, ich war kein großer Fan der kanonischen Thrawn-Romane, doch ich finde Timothy Zahn hat es in ihnen geschafft Thrawn nach über 20 Jahren noch interessanter zu machen. Legends-Thrawn war ein Meisterstratege, der mit unzureichenden Mitteln das bestmögliche Ergebnis erzielen konnte und darin stimmt er mit dem kanonischen Thrawn überein, doch gerade in Hinsicht auf Palpatines Rückkehr sehe ich den kanonischen Thrawn in der besseren Ausgangslage. Ich will nicht behaupten der kanonische Thrawn wäre erfolgreicher gewesen, denn bisher sieht es so aus, als wäre das Gegenteil der Fall gewesen. Doch der kanonische Thrawn hat im Laufe seiner Karriere bisher eher die Rolle eines verhinderten Helden eingenommen, der mit deutlich mehr Rückschlägen und Hinterhältigkeit zurecht kommen musste als sein Legends-Gegenstück. Der kanonische Thrawn musste sich jedoch immer wieder neuen Herausforderungen stellen und konnte diese dann doch überwinden, indem er die Achillesferse übermächtiger Feinde ausmachte. Für den kanonischen Thrawn standen keine Legionen von Klontruppen oder hunderte Katana-Dreadnaughts bereit, er musste sich oftmals hingegen mit imperialen Bürokraten, Machtspielchen seiner Vorgesetzten und seiner gespaltenen Loyalität herumschlagen. Das hat den kanonischen Thrawn in meinen Augen menschlicher gemacht, was allerdings auch das Bild mancher Fans vom überlegenen, kühlen und unnahbaren Genie Thrawn zerstört haben mag. Wenn ich Thrawns frühe Erfolge gegen einen imperialen Suchtrupp oder feindselige Kadetten bedenke, dann muss ich dem neuen Thrawn jedoch auch zugestehen, dass er mir als einzelne Person gefährlicher vorkommt als in den Legends. Kanon-Thrawn betreibt Sparring mit imperialen Attentäterdroiden und könnte es im Nahkampf wohl sogar mit so manchem Death Trooper oder Tarkin aufnehmen. Legends-Thrawn war nur Stratege, doch Kanon-Thrawn ist ein geborener Krieger.

In den Legends spielte sich Thrawns Kampagne gegen die Neue Republik aus organisatorischen Gründen vor den Dark Empire-Comics und damit vor Palpatines Rückkehr ab. Schuld daran ist, dass es anno 1990 noch keinen wirklichen Masterplan für das Expanded Universe gab und sowohl der Comicverlag Dark Horse, als auch Bantam Books auf ihrer jeweiligen Publikationsschiene etwas mit der Star Wars-Lizenz schaffen wollten, das die Fans aus ihrem Winterschlaf wecken sollte. Im Kanon hätten wir dieses Problem nun nicht, da Thrawn schon vor der Schlacht von Scarif verschollen ist. Aber genau das könnte Thrawn im Kanon noch gefährlicher und vor allem heldenhafter gemacht haben. Die Motive von Legends-Thrawn wurden schlussendlich darauf reduziert, dass er das Imperium dafür nutzen wollte die unzähligen Gefahren in den Unbekannten Regionen zu bekämpfen, darunter auch eine künftige Invasion durch die Yuuzhan Vong. Kanon-Thrawns Loyalität zum Imperium ist da deutlich eigennütziger, denn wie sich gegen Ende der neuen Thrawn-Trilogie herausstellt hat sich Thrawn selbst als Chiss-Spion ins Imperium eingeschleust, um bei Palpatines eventuellen Tod ein Wörtchen mitzureden. Aber während der Imperator durch seine eigene Arroganz geblendet wohl immer nur angenommen hat Thrawn wäre ein möglicher Verräter den man einfach entsorgen kann, so dürfte Thrawn mehr als ausreichend Zeit gehabt haben die Pläne und geheimen Absichten des Imperators zu verstehen. Palpatine mag seine Gedanken und Pläne verborgen gehalten haben, aber Thrawns einzigartiges Talent die Persönlichkeit und Strategien einer Person anhand von deren Kunstvorlieben zu entschlüsseln sollte ihm reichlich Gelegenheit geboten haben bis in die Tiefen von Palpatines Charakter zu blicken. Zu bedenken gilt auch, dass Thrawn Palpatines Berater hinsichtlich der Unbekannten Regionen war und so äußerst genau erfahren haben dürfte, welche Pläne Palpatine dort verfolgt haben dürfte. Dass er so nebenbei auch das Todesstern-Projekt entdeckt spielte zwar für den Imperator die größere Rolle, zumal dieses Projekt vor Thrawn geheim gehalten wurde, doch wie wir aus der Sequel-Trilogie wissen lag die Zukunft der Galaxis in den Unbekannten Regionen und in Palpatines diesbezügliche Pläne konnte sich Thrawn deutlich leichter Einblick verschaffen.

Die Ressourcen, welche das Imperium und später die Erste Ordnung in die Starkiller Basis oder Palpatines geheime Sith-Flotte investiert wurden wären Thrawn und dessen Protege Eli Vanto zweifellos aufgefallen. Thrawn konnte wohl anhand von Palpatines Sith-Artefakten auch ableiten, dass es geheime Sith-Welten in den Unbekannten Regionen gegeben haben sollte und dass der Imperator sehr an diesen interessiert war. Thrawn konnte mittels seiner Chiss-Kontakte wohl auch erfahren, wann Palpatine Sith-Kultisten zu diesen Welten ausfliegen ließ und wo er geheime Werften für die spätere Erste und Letzte Ordnung konstruieren ließ. Es ist nicht ganz klar, wie die Chiss auf die Anwesenheit der Ersten Ordnung in den Unbekannten Regionen reagierten, doch angesichts der gleichzeitigen Anwesenheit der Letzten Ordnung dürfte es sehr schwierig gewesen sein, selbst über Jahrzehnte genau zu erfahren wer und was in dieser Region so sein Unwesen treibt. Die Ahnungslosigkeit der Ersten Ordnung könnte jedoch auch an einer bewussten Täuschungskampagne Snokes gelegen sein, der wohl in Kontakt mit den Sith-Kultisten Palpatines stand. Gleichzeitig wären die Chiss wohl kaum daran interessiert gewesen ihr Wissen über die Aktivitäten ex-imperialer Fraktionen mit Offizieren der Ersten Ordnung zu teilen.

Laut neuesten Lore-Erkenntnissen dürfte die Starkiller Basis auf Ilum errichtet worden sein und damit wird vielleicht auch ein erster Hinweis darauf gegeben, wie Thrawn und Eli Vanto von Palpatines Sith-Flotte erfahren haben dürften - denn wohin verschwanden denn die Millionen oder Milliarden Kyber-Kristalle die über Jahrzehnte abgebaut wurden? Passenderweise hat Thrawn Director Krennic ja einen seiner Stellvertreter abgeworben, der bestens über den Kyber-Verbrauch des Todesstern-Baus bescheid gehabt hätte. Von da an wäre es leicht gewesen zu errechnen, dass ein Großteil der abgebauten Kyber-Kristalle wohl in den Bau miniaturisierter Superlaser geflossen sein dürfte. So unsympathisch mir Assistant Director Colonel Brierly Ronan auch gewesen ist, er wäre der Schlüssel gewesen, mit welchem die Chiss von Stardust, der Starkiller Basis und Palpatines Sith-Flotte erfahren hätten. Thrawns Entscheidung nach Eli Vanto ausgerechnet den schwierigen Ronan zu den Chiss zu schicken macht nun rückblickend mehr Sinn als erwartet. Selbst ohne Thrawn hätten es Eli Vanto und Ronan wohl geschafft Admiralin Ar'alani über die imperiale Superwaffenproduktion ins Bild zu setzen.

Selbst Eli Vantos Beschäftigung mit der geneaologischen Daten über die "Skywalker" aka die machtsensitiven Chiss-Navigatoren wäre als Vorbereitung auf die Entstehung der Ersten und Letzten Ordnung sinnvoll gewesen. Während die Ex-Imperialen in den Unbekannten Regionen im Dunkeln tappen würden, hätten die Chiss die Möglichkeit besessen sich spielend fortzubewegen und jeder Konfrontation auszuweichen. Vorausgesetzt man hätte es geschafft genügend Navigatoren im Dienst zu behalten.

Interessant wären angesichts der neuen Faktenlage auch Spekulationen zum möglichen Einfluss Ezra Bridgers und sogar Ahsoka Tanos auf die Pläne Thrawns. Sollte es Thrawn und Ezra in die Unbekannten Regionen verschlagen haben, so könnte Thrawn sehr einfach Kontakt mit Admiralin Ar'alani aufgenommen haben. Mit Ezra Bridgers Jedi-Ausbildung und seinen Machtfähigkeiten wäre es Thrawn wohl möglich gewesen eine ganz neue Art von "Skywalkern" heranzuziehen. Vielleicht hätte Ezra ja herausgefunden, warum die Chiss-Navigatorinnen für gewöhnlich als Teenager ihre Machtempfänglichkeit einzubüßen beginnen. Thrawns einstige Zusammenarbeit mit Anakin Skywalker und seine Erfahrungen mit den Sith hätten auch vielleicht geholfen das Vertrauen Ezras zu erlangen. Die Verbindung zu Anakin wäre auch sehr hilfreich gewesen Ahsoka Tano dazu zu bewegen sich für die Sache der Chiss zu interessieren. Wenn Ezra und Ahsoka keinen Jedi mehr sein sollen, dann könnten sie ja zumindest versucht haben das "Skywalker"-Erbe unter den Chiss zu verbreiten. So nahe an der Ruhestätte Palpatines wäre es wohl auch sinnvoll gewesen ein Gegengewicht zur dunklen Seite zu bilden.

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Sonntag, 22. Dezember 2019
Die Bedeutung von Fallen Order
Überlebende von Order 66 spielten schon in den Legends eine wichtige Rolle, doch ausgerechnet ihre Widersacher fanden kaum den Weg ins Rampenlicht. Die Imperialen Inquisitoren der Legends blieben fast ein Mythos, der vor allem in Rollenspielszenarien und damit verbundenen Kurzgeschichten Bestand hatte. In Videospielen oder Comics kamen sie bestenfalls durch Cameos vor (wobei ich mich nicht für Star Wars Galaxies verbürgen kann), etwas das sich dank Fallen Order im neuen Kanon grundsätzlich geändert hat. In den Legends kamen die Inquisitoren trotz ihrer bedeutenden Rolle gerade einmal in den fast obskur zu bezeichnenden Romanen der Coruscant Nights-Reihe und den Last of the Jedi-Jugendbüchern aus der Feder Jude Watsons vor. Generell kümmerte man sich aber kaum ihre Lore. Dementsprechend fand ich es überraschend, als man Star Wars Rebels sogar mit dem Auftritt mehrerer Inquisitoren beglückte und diese von Beginn an fest in der Lore des neuen Kanons verankerte. Wieso dieser Sinneswechsel gegenüber der Lucas-Ära? George Lucas war kein großer Fan von Graubereichen, weshalb es auch an ihm lag, das dunkle Jedi oder alternative Gruppierungen von Machtnutzern bestenfalls Randerscheinungen blieben. Lucas Veto-Macht dürfte auch dafür gesorgt haben, dass man notgedrungen neue Sith-Lords und neue Sith-Orden für die Post-Endor-Ära des Expanded Universe kreieren musste. Das widersprach zwar irgendwie der Prophezeiung des Auserwählten, aber Sith oder Jedi, mehr durfte es ab nach Episode I nicht mehr geben. Darum gab es in den Legends dank den wilden 90er-Jahren aber auch einige andere Machtnutzergruppierungen wie die Hexen von Dathomir, die es sogar bis in den Kanon geschafft haben und das dann sogar mit Lucas Segen.

Neben Charles Soules Darth Vader-Comics und Star Wars Rebels, hat Jedi: Fallen Order meiner Meinung nach einiges dafür getan die Inquisitoren zu einem Phänomen zu machen, das auch einigen der weniger lore-affinen Fans nun ein Begriff sein könnte. Genauso wie Dathomir, dunkle Jedi oder die Tatsache, dass nicht alle in den Filmen unbekannte Jedi durch Order 66 ausgelöscht wurden. Fallen Order ist für das Franchise und die Lore immens wichtig, weil das Spiel ein größeres Publikum als den Kern des Fandoms erreicht hat und dementsprechend auch die einst obskuren Konzepte der Legends-Lore in den Mainstream befördert hat. Darüber kann man auch als Legends-Anhänger froh sein, denn hin und wieder fragt sich ja doch jemand wo diese Ideen her kommen oder ob es da noch andere Quellen zu finden gibt.

Nach The Clone Wars, einem Darth Maul-Comic, einem Asajj Ventress-Roman, SOLO und einer Rebels-Folge steht es auch nicht so schlecht um Dathomirs Zukunft als fester Bestandteil des Franchise. Ich erinnere mich noch an Zeiten als Dathomir lediglich in einem einzigen Roman existierte und dann für Jahre aus dem Fokus des EU verschwunden blieb. Man hat als Star Wars-Fan wohl einiges dem Star Wars-Fan und Produzenten/Regisseur Dave Filoni zu verdanken, der Dathomir und die Mandalorianer aus der Obskurität der Legends zunächst durch The Clone Wars in den Mainstream befördert hat und nun mit The Mandalorian die Chance besitzt Mando-Cosplayern zahllose neue Kostümideen zu bescheren. Nach dem Tod von Asajj Ventress sah es so aus, als wären die Hexen von Dathomir endgültig ausgelöscht, zumal auch Mutter Talzin durch die Sith (in einem Kampf mit Maul gegen Dooku und Darth Sidious wurde sie durch Grievous schließlich hinterrücks ermordet) vernichtet wurde. Doch mit Schwester Merrin lebt zumindest eine Hexe weiterhin fort und Merrins Talente scheinen außerordentlich zu sein, da sie ja sogar Fallen Order überlebt. Das Schicksal der Nachtschwestern ist völlig offen und unterstützt von zwei Ex-Jedi könnte sich ein eventuelles Fallen Order 2 auch mit dem Aufbau eines Hexen-Ordens beschäftigen. Die Dathomir-Connection ist jedoch auch eine mögliche Verbindung zu Maul und dessen Geschichte zwischen den Klonkriegen und SOLO bzw. Rebels. 2020 sollte die finale The Clone Wars-Staffel anlaufen, welche Mauls Niederlage auf Mandalore darstellen wird. Ab diesem Zeitpunkt kann es sehr interessant werden, da sich dann sein weiterer Weg von Mandalore nach Dathomir und schließlich von Dathomir nach Malachor nachzeichnen ließe, ohne das Ende von TCW zu "spoilern" (Maul taucht in SOLO und Rebels auf, aber hey, das zu erwähnen muss ja schon ein Spoiler sein). Zumindest lässt sich argumentieren, dass Mauls Popularität nach der finalen TCW-Staffel wieder hoch genug sein dürfte, um die Aufmerksamkeit der Maul-Fans auf andere Auftritte ihres Lieblings-Ex-Sith-Lords zu lenken. Vielleicht in Fallen Order 2, da Maul ja auch ein Ziel der Inquisitoren war und sicher auch ein gewisses Interesse an Schwester Merrin oder den verbliebenen Nachtbrüdern auf Dathomir gehabt haben sollte. Cal Kestis vs. Maul? Dank TCW wäre dieses Szenario möglich. Mandalorianer und die kriminelle Unterwelt sind zudem etwas, das einem in Fallen Order 1 gefehlt haben könnte.

Dathomirs Rolle in der Lore, die Suchlisten der Inquisitoren und Cals psychometrische Fähigkeiten erinnern mich aber auch daran, dass laut Charles Soules Vader-Comics Jedi-Meister QUINLAN VOS ebenfalls noch unter den Lebenden weilen dürfte. Vos war ein bekannter Charakter aus den Star Wars-Comics der Legends-Ära, vor allem dank Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema, welche seine Karriere von einem Jedi-Padawan bis zu einem Jedi-Meister und Überlebenden der Order 66 erzählten. Vos hatte sogar einen Episode I-Cameo und seine Padawan wurde schließlich in Episode II auf die große Leinwand gebracht - Aayla Secura ist dank TCW nun sicher keine ganz unbekannte mehr. Aaylas Meister kam in TCW deutlich kürzer als sie selbst und er hätte seinen großen Moment erst in den späten Staffeln der Serie gehabt, welche wegen des Verkaufs an Disney nicht mehr produziert wurden. Stattdessen wurde Vos kanonische Geschichte in Buchform vorgelegt und sie erinnert an seine Karriere in den Legends. Quinlan Vos war in den Legends zwar deutlich düsterer, aber im Kanon macht ihn sein Klonkriegstrauma und vor allem der Verlust seiner geliebten Asajj Ventress zu einem nicht weniger gefährlichen Charakter. Vos hatte gegen Ende der Klonkriege den Auftrag ein Attentat auf Count Dooku auszuführen, doch er scheiterte und wurde dessen Handlanger. Vos Doppelspiel mit Dooku, seinen Jedi-Vorgesetzten und Asajj Ventress führte schließlich zu einem weiteren gescheiterten Mordversuch, diesmal an Darth Sidious, der sich allerdings nicht blicken ließ. Dafür starb Asajj Ventress in Quinlans Armen. Ventress hatte Vos im Gebrauch der dunklen Seite unterwiesen, Dooku hatte ihm gezeigt welche Macht er sich jedoch wirklich erwarten konnte, wenn er sich der dunklen Seite voll hingab. Am Ende brach Vos Welt zusammen, doch wohin ist er nach Order 66 verschwunden? Ich hätte mir angesichts seiner Rolle als Jedi-Meister und seines psychometrischen Talents durchaus erwartet, dass er auf Cal Kestis stoßen könnte oder umgekehrt. Ich wundere mich sogar, dass Quinlan Vos nicht als eine Art Mentor des jungen Cal eingeführt wurde, denn er hätte ihn ja im Gebrauch seines besonderen Macht-Talents unterweisen können. In den Legends lebte Vos nach Order 66 glücklich mit seiner jungen Familie in einem Versteck auf Kashyyyk und tauchte dann in einem einzelnen Comic wieder auf, um Han Solo das Leben zu retten.

Dass mit der Vader-Serie nach 25 Ausgaben (und dem Bau seines Schlosses auf Mustafar) Schluss war ist schade, aber ich hoffe, dass es in absehbarer Zeit auch eine Inquisitoren-Comicreihe geben könnte. Nach Episode III steuerte man beim damaligen Lizenzinhaber Dark Horse von den Republic-Comics (welche sich mit der gesamten Prequel-Ära bis in die Klonkriege hinein) zu den Dark Times-Comics weiter und erzählte in diesen die Geschichte einiger Order 66-Veteranen fort, wie Jedi-Ritter Dass Jennir oder Jedi-Meister K'krohl (der sogar bis in die Star Wars Legacy-Comics überleben durfte). Dass man nichts über Vos und dessen Meister Tholme oder die ebenfalls bis Star Wars Legacy überlebende Meisterin T'ra Saa erzählte war damals für mich eine vergebene Chance, aber die Schöpfer von Vos & Co hatten sich da eben Star Wars Legacy und später Dawn of the Jedi zugewandt, wobei scheinbar niemand neue Geschichten mit ihren Charakteren erzählen wollte.

Fallen Order hat bereits einen Prequel-Comic erhalten und es wird womöglich auch ein Sequel-Game geben, das vielleicht ebenfalls Begleitliteratur zu bieten haben wird. Trotzdem muss ich anmerken, dass man in der Vergangenheit doch etwas mehr für seine Videospiel-Veröffentlichungen getan hat. Vielleicht lag es 2019 am sehr nahen Release von Episode IX, das man nicht mehr Raum für Fallen Order schaffen konnte, aber zu The Force Unleashed gab es für jeden Teil einen eigenen Begleitroman, ebenso wie für Shadows of the Empire. Weniger mit Ruhm bekleckert hat man sich allerdings mit Knights of the Old Republic, das damals überhaupt keine Begleitliteratur spendiert bekam. Aber um auf den neuen Kanon zurück zu kommen, sogar BATTLEFRONT bekam für jeden Teil der Reihe einen eigenen mehr oder weniger mit der Story verbundenen Roman spendiert und ich finde beide Werke unabhängig von ihrem Entstehungsgrund sehr gut gelungen.

Es wird sich wohl noch zeigen, ob Fallen Order die Popularität eines The Force Unleashed erreichen kann, zumal dieses Legends-Werk ja vor allem mit Action und weniger mit seiner Lore punkten konnte (tatsächlich schuf TFU damals einige Widersprüche innerhalb der Lore). Ich finde es zumindest gut, dass man beim Aufbau des neuen Expanded Universe neuerdings Rücksicht auf die Lore nimmt und das trotz Spielmechaniken welche die Gefahr schaffen könnten, dass ein dahergelaufener Machtnutzer einfach so Darth Vader auseinander nehmen könnte. Ob Starkiller, Jaden Korr oder Kyle Katarn, sie alle hielten sich in den Legends nicht mit ihren Machtfähigkeiten zurück und schufen einiges an Erklärungsbedarf, sodass immer wieder erklärt wurden musste, dass ihre Ingame-Fähigkeiten nur den Spielmechaniken geschuldet sein sollen.

Fallen Order stimmt mich hoffnungsvoll für die Zukunft des Franchise, vor allem jetzt, da man nicht mehr gezwungen ist jährlich auf einen Film Rücksicht zu nehmen und somit die verfügbaren Publikationskapazitäten für andere Star Wars-Projekte nutzen kann. Mag sein, dass das daran liegt, dass ich Star Wars nicht mit einem Mainstream-Publikum teilen will, aber man sieht ja welche kuriosen Blüten die politisierten Debatten um die Sequel-Trilogie haben können. Nicht jeder Hater und nicht jeder Fan ist auch tatsächlich im Star Wars-Franchise zu Hause, sondern es wird gerne auch mal einfach auf das größtmögliche aktuelle Ziel geschossen. Episode IX gibt Star Wars wieder ein Stück mehr in die Hände des Fandoms, das von nun an wieder für das (kulturelle und finanzielle) Überleben des Franchise verantwortlich sein wird, so wie nach Episode VI oder vor allem nach Episode III.

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