Mittwoch, 8. Februar 2017
Faszination Geschichte
Was ich so treibe? Ich habe irgendwo zwischen beruflichen Komplikationen und dem Wunsch nach Veränderung beschlossen Rome II: Total War wieder einmal eine Chance zu geben. Und siehe da, es hat gefunkt. Aber anders als erwartet. Der Grund dafür liegt wohl auch darin, dass ich in etwa zeitgleich Mary Beards SPQR zu lesen begann, ein Ende 2016 endlich auch in deutscher Übersetzung erschienenes Werk über die Geschichte Roms von den Anfängen bis zur Verleihung des römischen Bürgerrechts an so gut wie alle Reichsbewohner unter Kaiser Caracalla. Ich habe während einer frühen Phase der Begeisterung auch gleich an den Rome II Nachfolger Attila gedacht und mir für läppische 9,99 auch dieses Spiel samt Karl der Große DLC gegönnt. Doch ich zocke es so gut wie gar nicht.

Wenn ich an meine Begeisterung für die römische Geschichte denke, dann denke ich zuallererst an das Addon zu Rome I: Barbarian Invasion. Die Zeit der Völkerwanderung wirkte an sich zu kompliziert auf mich, vor allem weil sie im Geschichtsunterricht nur gestriffen wird und auch Byzanz war mir anfangs ein unergründliches Rätsel (das im Geschichtsunterricht meiner Erinnerung nach bestenfalls als Randnotiz vorkam). Ich bin ein großer Fan der Total War-Reihe, zumindest der europäischen Ableger der Reihe. Mit Shogun konnte ich mich nie anfreunden und ich habe in den unterschiedlichen Ären unterschiedliche Favoriten, was sich auch in meiner geschichtlichen Perspektive niedergeschlagen hat. Mit Venedig, Sizilien oder Jerusalem das Mittelalter dominieren, mit den Franken, Byzanz oder Westrom die Völkerwanderung für mich entscheiden, mit Ägypten Rom bezwingen oder als Schweden, Österreich, Preußen oder den USA ein Empire errichten – so wurde Geschichte für mich spannend. Das großartige an Total War ist in meinen Augen, dass die Reihe durchaus aktuelle angloamerikanische Publikationen heranzog, um die Ausgangsszenarien glaubwürdig zu gestalten. So wurde Preußen in Empire wohl eindeutig durch Christopher Clarkes Werke über die preußische Geschichte inspiriert. Und Attila geht in meinen Augen sehr stark auf Peter Heathers Darstellung des Untergang Roms zurück (durch den Druck seitens der hunnischen Invasion und der damit angestoßenen Völkerwanderung).

Wie auch immer, Total War ist kein eigenes Universum, aber die darin vorkommenden „Charaktere“ besitzen umfangreiche Vorgeschichten und dergleichen. Wovon man bei jedem Star Wars-Spiel träumt ist ein Teil der Handlung zu sein und auf Persönlichkeiten aus den Filmen, Serien oder Romanen zu treffen. In Total War ist das genauso, nur dass es eben ein fiktives Werk ist, das reale Erlebnisse als Ausgangspunkt für eine Fiktion nimmt. Es gibt also hunderte oder sogar tausende von Tie-ins zu Total War und ich nenne zumindest ein paar sogar mein Eigen. So besitze ich sowohl Clarkes Preußen, als auch Heathers Untergang des Römischen Weltreichs. Aber ich bin auch begeisterter Leser unzähliger Biografien, wie zum Vater der theodosianischen Dynastie, die in Gestalt von Arcadius und Honorius den weströmischen und oströmischen Fraktionsführer in Attila: Total War stellt. Mein Interesse an Seleukiden und Ptolemäer hat mich zu James Romms Geist auf dem Thron geführt, ein von mir langersehntes ebenfalls 2016 erschienenes Werk über die Krise nach dem Tod Alexander des Großen. Ich habe mein ptolemäisches Ägypten in Rome II bereits mehrmals auf den Spuren Alexanders zur Herrschaft über die östlichsten Provinzen und sogar ganz Arabien (ein unerfüllter Traum Alexanders) geführt. In der Augustus-Kampagne von Rome II gelang es mir zuletzt den Pompeianern zur Eroberung Roms zu verhelfen, nachdem ich als Marcus Aemilius Lepidus bei der Verteidigung meiner nordafrikanischen Basis gescheitert bin. Als Besitzer des griechische Kulturen-Pakets träume ich sogar davon eines Tages meine Kampagne als Athen fortzuführen oder neu zu beginnen, um die Geschichte von Griechenland aus umzuschreiben. Athen statt Rom.

In der Realität sitze ich meistens mit einem Buch in der Hand da und lese. Ich habe meine alten Schmöcker hervorgekramt und mir neue zugelegt, sodass sich meine Interessen vielleicht etwas einseitig in Richtung der Antike verschoben haben. Ich liebe die Antike seit ich zum ersten Mal mit dem Spiel Pharao in Berührung kam und während mich Rome anfangs eher kalt ließ fesselte mich Barbarian Invasion umso mehr. Mein Fimmel für südeuropäische Stadtstaaten hat auch dazu geführt, dass ich stets die Augen offen halte, wenn ich irgendwo auf Neuerscheinungen zu Venedig stoße. Die Macht der venezianischen Handelsrepublik wirkt beeindruckend auf mich, zumal ich in dieser Hinsicht familiär geprägt wurde. Händler und Handwerker, die zu einer der bedeutendsten Seemächte des westlichen Mittelmeers aufstiegen. Venedig war wohl mehr wie Karthago, als wie Rom oder Athen, aber es steht für mich ganz in dieser Tradition einer Stadt die zu einem Reich wurde (was bei Athen realhistorisch nicht der Fall war).

Meine Faszination für die Geschichte und vor allem die Antike hat wohl auch dazu geführt, dass meine Ergüsse über die letzten beiden Addons zu The Old Republic einschlägig gefärbt waren. Der Allianzkommandant als Odoaker, der den letzten weströmischen Kaiser absetzte und sich zum König von Rom aufschwang. Meine Überlegungen dazu wie Zakuuls Zentralismus eine Führungskrise schuf, die dann lediglich von einem neuen Alleinherrscher gefüllt werden könnte. Ich liebe es, mir Dinge erklären zu können und mehr aus einer Geschichte herauslesen zu können. SWTOR bewegt sich in einem fiktiven Universum und doch kann man Vergleiche ziehen und Erklärungen aus unserer realen Geschichte auf dieses Universum anwenden. So wirkt die Ära nach 5.0 immens spannend, weil sie sich mit dem turbulenten Ende mancher römischer Dynastien vergleichen lässt. Ein Kaiser folgt auf den anderen, es gibt Bürgerkriege und Truppenverbände wechseln die Seiten, während nicht jeder neu ausgerufene Herrscher davon ausgehen kann dauerhaft anerkannt zu werden. Das Ewige Imperium kann ebenso zerfallen wie das Reich eines Alexanders. Und am Ende bekämpfen sich wieder zwei Großreiche wie Seleukiden und Ptolemäer, nur dass sie eben Republik und Sith-Imperium genannt werden. Ewige Kriege wie diese können sich jahrhundertelang hinziehen. Gebiete werden erobert, verloren, getauscht und gelegentlich taucht eine neue Bedrohung auf. Selbst innenpolitische Krisen führen nicht immer zum Untergang, sonst hätten die Parther und Sassaniden nie so lange gegen die verschiedenen Inkarnationen Roms durchgehalten. Selbst Rom erlebte ja Bürgerkriege, Invasionen und „Sonderreiche“. Nur wird The Old Republic leider nie zu einer Art Antike des Star Wars-Universums werden können, weil das Spiel samt seiner Inhalte als Teil der Legends gilt. Die Überlieferungen sind also unzuverlässig und vieles, wenn nicht sogar alles wird wohl gar erfunden sein. The Old Republic ist wenig mehr als Legends of the Old Republic, auch wenn das Kürzel LotOR wohl zu nahe an Lord of the Rings Online LotRO liegt.

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Dienstag, 7. Februar 2017
Kylo Rens Kyber
Eine Lore-Stunde mit Professor Pfannenstiel

Was so los ist soll heute nicht unser Thema sein, stattdessen widmen wir uns lieber der völlig unproblematischen Welt der Lichtschwertkristalle. Seit dem Reboot der Star Wars-Lore vor einigen Jahren (kaum zu glauben, dass das erst 2014 war) sind Farb- und Energiekristall ein und dasselbe. Und anstatt wie in den Legends auch seltene Edelsteine oder die Perlen von Krayt-Drachen in ein Lichtschwert einzusetzen darf man im neuen Kanon nur noch auf Kyber-Kristalle zurückgreifen. Auch die synthetischen Lichtschwertkristalle aus den Legends gehören nun der Vergangenheit an, womit die Lore allerdings etwas an Tiefe gewonnen hat, auch wenn man das breite Angebot an Kristall-Alternativen verlor.

"No, the synthetic crystal thing is Legends. Maul. Sidious. Vader. All those were kyber crystals."
- Lore-Guru Pablo Hidalgo

Fakt ist nun, dass Kyber-Kristalle im Einklang mit der Macht stehen. Sie sind fast so etwas wie Lebewesen, ganz ähnlich den gezüchteten Kristallen der Yuuzhan Vong. Einen solchen baute in den Legends Anakin Solo in sein Lichtschwert ein und gelangte so zur Erkenntnis, dass auch die Vong ein Teil der Macht sind. Auch wenn Kyber-Kristalle kein eigenes Bewusstsein besitzen und kaum als Lebewesen gelten können, so sind sie doch sehr lebendig. Ein Kyber besitzt zwar keine Persönlichkeit, aber einen ganz bestimmten Nutzen. So suchen sich Kyber-Kristalle in der Lore etwa ihre Besitzer aus und rufen zu ihnen. Wem das bekannt vorkommt, der sei an Rey in Episode VII erinnert. Genau solche Szenen mit Visionen und Angstzuständen erleben die Jedi-Anwärter im Young Jedi Arc von The Clone Wars (Staffel 5). Dass ein Lichtschwert nach jemandem rufen kann und sich sogar dem Machtgriff eines anderen Machtanwenders widersetzt ist also kein bloßes Stilmittel gewesen, es ist ein Teil der neuen Lore.

Auf gewisse Weise ist nun also jedes Lichtschwert mit einer Art Diebstahlsicherung verrsehen, zumindest wenn es dem Willen der Macht entspricht. Die Ortung persönlicher Gegenstände ist auch etwas, womit Darth Vader im Roman Tarkin auftrumpft, als er auf diese Weise seine Meditationskammer an Bord des gestohlenen Kreuzers Carrion Spike aufspürt. Als Ahsoka Tano in The Clone Wars in einer Folge ihr Lichtschwert verliert gibt ihr Meister Tera Sinube den Hinweis ihren Verstand zum Schweigen zu bringen, eine Grundvoraussetzung dafür mit der Macht in Verbindung zu treten, um etwa auch einen verlorenen Gegenstand wiederaufzuspüren.

Von Interesse ist nun was im letztes Jahr erschienenen Roman Ahsoka steht, denn dort verspürt Ahsoka den Ruf zweier Lichtschwertkristalle. Diese beiden stecken jedoch in der roten Doppelklinge eines Inquisitors und so "reinigt" Ahsoka die Kristalle. Ein derartiger Prozess kam in den Legends einst in Paul Kemps Riptide vor. Ahsoka gelingt es die roten Kristalle zu "heilen" und sie werden weiß. Ob das die Farbe für gereinigte Kristalle ist bleibt vorerst offen, aber es bedeutet, dass der dunklen Seite verfallene Charaktere durchaus in der Lage wären die dunkle Seite abzuschütteln und ihre Kyber-Kristalle dabei behalten. Der Prozess einen Kyber rot zu färben besteht darin diesen zum Bluten zu bringen, wobei man dem Kyber seinen Willen aufzwingt. Darum blieb Anakins Lichtschwert in Episode III noch blau, denn ihm fehlte die Zeit dazu oder Darth Sidious musste ihm diese Technik erst beibringen. Auch Sith würden also erst einmal einen vorbestimmten Kyber finden müssen und Dookus wie Asajj Ventress Lichtschwerter nutzten wohl Kristalle die beide schon als Jedi verwendeten. Erwähnt sollte noch werden, dass Ahsokas weiße Kristalle aus dem Jedi-Tempel stammen, wo sie womöglich für sie bereitgehalten wurden. Es könnte sich bei den weißen, also tatsächlich um die grünen Kristalle aus The Clone Wars halten, nur eben nach einer "Blutung" und einer "Heilung"/"Reinigung".

Nun da jeder Sith auch auf den Besitz eines vermutlich sogar persönlichen Kyber-Kristalls angewiesen ist stellt sich die Frage, woher Kylo Ren den seinen hat? Kylos Kyber weist einen Sprung auf, sodass die Vermutung nahe liegt er selbst hätte ihn bei der Konstruktion seines Lichtschwerts beschädigt. Wie in der entsprechenden The Clone Wars-Folge sind Kyber-Kristalle jedoch ähnlich hart und widerstandsfähig wie Diamanten, sodass ein Kyber sogar die Explosion eines defekten Lichtschwerts überstehen kann. Demnach liegt zumindest die Vermutung nahe, dass Kylos Kyber dabei beschädigt wurde, als er den Kristall zum Bluten bringen musste. Lag es nun an Kylo selbst, der sich sinnbildlich mit Gewalt an die dunkle Seite klammerte und dabei sogar in Kauf nahm seinen Kyber zu beschädigen? Oder lag es an Snokes mangelnder Sachkenntnis, sodass Kylos Bekehrung mangelhaft ablief? Wie auch immer, Kylo Rens Vader-Verehrung und Snokes Idee von einem Schüler der etwas von der hellen Seite in sich trägt lässt Kylos Vertrauen in die dunkle Seite als Problem erscheinen. Während Kylo Ren sich vielleicht zu sehr an die dunkle Seite klammert wäre es wohl sein vorherbestimmtes Schicksal mehr wie Anakin Skywalker zwischen heller und dunkler Seite zu stehen. Kylos Vader-Verehrung geht also vermutlich zu weit und er konzentriert sich ausschließlich auf die 23 Jahre in denen Anakin Skywalker die Maske Darth Vaders trugt. Doch zuvor war Vader 13 Jahre lang der Jedi-Ritter Anakin Skywalker und 9 Jahre lang nur Anakin, der kleine Junge von Tatooine.

Wie viele uneingeweihte dürfte Kylo Ren einfach missverstanden haben wer oder was der Auserwählte war, wobei wir nicht einmal wissen, ob Ben Solo und Luke Skywalker je von Anakins wahrer Rolle erfahren haben. Luke könnte diesen Aspekt seiner Familiengeschichte vor Ben verheimlicht haben, wie auch die Offenbarung, dass Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde. Dieses unvollständige Wissen dürfte es Snoke erlaubt haben den Anspruch zu stellen, Kylo Ren zu erzählen wie es wirklich war, auch wenn er ihm nur Teile der Wahrheit vermittelte. Damit wäre Kylo Ren/Ben Solo durchaus rettbar, wenn auch nicht völlig. Kylos Verehrung seines Großvaters ist durchaus gerechtfertigt, wenn man bedenkt wie mächtig das Vorbild Anakin Skywalkers auf Luke gewirkt haben könnte, ehe er wusste wer hinter Darth Vaders Maske steckte. Ben Solos Enttäuschung von seiner eigenen Familie belogen worden zu sein und Snokes Angebot seine Wissenslücken zu schließen machten einen verwirrten jungen Mann zu einer ziemlich großen Gefahr. Meiner Meinung nach ließe sich die Geschichte Kylo Rens wohl sogar ohne Rey erzählen, der allerdings vielleicht die undankbare Rolle einer Jaina Solo aus den Legends zufällt. Rey könnte Kylo Ren töten, ohne diesem die Chance zu gewähren sich selbst zu erlösen. Selbst Kylos/Bens Mord an seinem Vater geschah irgendwie doch unter Zwang und Kylo giert nach dem Lichtschwert des Jedi-Kriegshelden Anakin Skywalkers, auch wenn dieser damit Order 66 vollstreckte und den Führungs-Rat der Separatisten ermordete. Im Gegensatz zur leblosen und zerstörten Maske Darth Vaders wäre das mit der Macht erfüllte und verbundene Lichtschwert Anakins ein Relikt mit dem Ben Solo die ganze Geschichte erfahren könnte, doch die Macht verweigert ihm diese Möglichkeit. Warum? Vielleicht weil Kylo noch nicht dafür bereit ist.

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Donnerstag, 5. Jänner 2017
Die Rückkehr Darth Vaders (Rogue One Review - Episode VI)

19 Jahre später auf Mustafar

"I've only heard that name once, from Kanan. He said Mustafar is where Jedi go to die."
- Hera Syndulla



Mustafar ist der Planet auf dem Anakin Skywalker starb und Darth Vader geboren wurde. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Vader sein Hauptquartier genau dort errichten ließ wo seine Existenz begann. Schon in den Legends gab es das Beispiel einer furchterregenden Festung für Vader, die dort allerdings noch nicht nach Oricon oder Mordor aussah. Seit Dark Empire galt Bast Castle auf Vjun als Vaders persönliche Festung.


Bast Castle auf Vjun

Vjun war ein Planet mit aggressivem Säureregen, der sogar Sturmtruppenrüstungen schaden konnte und die dortige Festung Vaders wurde nach dessen Tod zum Sitz der Darkside Elite Palpatines und seines neuen Executors Sedriss QL. Im neuen Kanon kann man darauf hoffen, dass die Machtverhältnisse innerhalb des Imperiums geordneter aussehen und es neben den Vader unterstellten Inquisitoren nicht auch noch fünf verschiedene andere Machnutzergruppierungen im Dienste Palpatines gibt. Schon die Inquisitoren sind ein mysteriöses Grüppchen, das von einem namenlosen Grand Inquisitor angeführt wurde (einem ehemaligen Jedi-Tempelwächter, wie sich herausstellte) und auf Titel wie Eigth Brother, Seventh Sister, Sixth Brother oder Fifth Brother zurückgreift.




Seit ihrer Kanonisierung in Star Wars Rebels gibt die Organisation der Inquisitoren einige Rätsel auf. So scheint etwa der als erster gegen Ahsoka Tano eingesetzte Sixth Brother kein besonders fähiger Duellant gewesen zu sein und es stellt sich die Frage wie viele der Inquisitoren ursprünglich vielleicht Jedi-Padawane oder sogar Ritter waren, wie der Grand Inquisitor, der Order 66 sogar im Jedi-Tempel auf Coruscant überlebt haben dürfte. Wie konnte er sich überhaupt dazu entscheiden die Jedi zu verraten und wieso haben ihn die Klone nicht einfach erschossen? Traf er vielleicht auf Anakin Skywalker/Darth Vader und dieser erkannte in ihm sein Potential als Gehilfe? Er starb jedenfalls erst 15 Jahre nach Order 66 über Mustafar, als er sich lieber in einen Reaktorschacht stürzte, als sich von Kanan Jarrus retten zu lassen. Bisher scheint es so als könnte die Nummerierung der Inquisitoren einen Rückschluss auf ihre Hierarchie geben, somit wären Nr. 5-8, sowie Nr. 1 oder Nr. 0 der Hierarchie tot. Womit noch Nr. 1/2-4 übrig blieben und wenn die Rangstufe mit den Fähigkeiten der Inquisitoren einhergeht, dann wären also noch 3-4 Inquisitoren mit Fähigkeiten da draußen, die dem Grand Inquisitor näher sind als den leicht geschlagenen Inquisitoren, die sich nicht mit Ahsoka Tano messen konnten. Das mangelnde Talent der Inquisitoren ist sinnvoll, wenn man bedenkt, dass sich die Sith keine potentiellen Rivalen wie Darth Maul aufbauen wollten.

Von Interesse ist Mustafar auch, weil es während der Klonkriege als Versteck von Darth Sidious "Kinderkrippe" genutzt. Für kurze Zeit besaßen die Sith dank Cad Banes Überfall auf die Holocronkammer des Jedi-Ordens eine Aufzeichnung über alle zu diesem Zeitpunkt erfassten machtsensitiven Kinder der Galaxis. Sidious griff auf Cad Bane zurück, um diese Kinder zu stehlen und auf Mustafar einer Versklavungsprozedur zu unterworfen. Sidious Ziel war die Etablierung einer nur ihm unterworfenen Gruppe von machtsensitiven Agenten. Manch einer mag da an die "Kinder des Imperators" aus SWTOR oder die Hände des Imperators aus den Legends gedacht haben. Wir wissen bis dato jedenfalls nicht, ob Sidious dieses Projekt nach Order 66 wieder aufgriff. Die Inquisitoren sind jedenfalls (auch das erinnert an die Legends) mit einem Zugriff auf die Archive des Jedi-Tempels ausgestattet. So ganz wild verlief die Jedi-Verfolgung also gar nicht, man griff wohl auf die gesamte Dokumentation des Ordens zurück, um mögliche Rückzugsorte, Verbündete und Decknamen flüchtiger Jedi aufzuzeichnen. Wer Order 66 entkam wurde wohl zunächst mit einem Haftbefehl des ISB gesucht, wann immer jedoch der Verdacht aufkam ein bestimmter Flüchtiger wäre gesichtet worden musste der ISB die Verfolgung an einen Inquisitor abtreten. Yodas undokumentierte Reise nach Dagobah verhinderte von vornherein, dass die Inquisitoren ihn dort finden konnten. Ebenso entkam "Ben Kenobi" der Verfolgung, weil er sich auf das mit ihm nicht verbundene Tatooine zurückzog.

Where Jedi go to die

Dass einige Jedi-Ritter nach dem Stay Away-Signal des Jedi-Tempels versuchten vertraute Orte aufzusuchen bezeugt Kevin Hearnes Heir to the Jedi. Darin entdeckt Luke Skywalker auf Rodia das Grab des Jedi-Ritters Huulik, der eine vielleicht nicht standesgemäße Bindung zu seiner Heimatwelt aufrecht erhielt. Nach Order 66 versuchte Huulik sich auf Rodia abzusetzen, doch er war bereits zu schwer verletzt und verstarb auf der Reise. Seine Verwandten auf Rodia bestatteten ihn in einer Grotte, samt seines Lichtschwerts. Ermittelnde Inquisitoren dürften Huuliks Tod zufrieden festgestellt haben und wieder abgezogen sein. Jahrzehnte später erhielt Luke Huuliks Lichtschwert als Geschenk von der Nicht des Jedi-Meisters. Mit diesem neuen Lichtschwert konnte Luke erste Schritte unternehmen, um etwas über die Konstruktion von Lichtschwertern zu lernen, ohne seine eigene Waffe zu zerlegen. Nach dem Verlust von Anakin Skywalkers Lichtschwert sollten ihm dieses Wissen und womöglich auch Huuliks Kyber-Kristall sehr gelegen kommen, wobei Huuliks Klinge als amethystfarben beschrieben wird. Woher Lukes grüner Kyber-Kristall stammt ist also unklar (könnte es sich gar um Yodas oder Qui-Gons gehalten haben?). Soweit wir wissen können Lichtschwertkristalle unter normalen Umständen in freier Wildbahn nur von ihrem auserwählten Besitzer wahrgenommen werden und in den Höhlen Ilums werden damit auch immer wieder Visionen verbunden. Was wir in Episode VII durch Reys Augen erleben kann daher nur als ein solcher Ruf eines Kyber-Kristalls gedeutet werden. Rey wurde von Anakins altem Lichtschwert als neue Trägerin auserkoren.

Heimatlose Jedi wie Caleb Dume (in A New Dawn von John Jackson Miller) oder Ahsoka Tano (in Ahsoka von E.K. Johnston) konnten sich nach Order 66 glücklich schätzen nie eine Heimat außerhalb des Jedi-Tempels gehabt zu haben bzw. keine Bindung zu dieser zu besitzen. Gerade Caleb Dume wurde zu einem Vagabunden, der sich dank der Distanziertheit des Jedi-Kodex bestens durchschlagen konnte, jedenfalls bis er einer Hera Syndulla über den Weg lief.

Dass es Mustafar in Episode III überhaupt gab liegt auch daran, dass George Lucas ein Konzept aus der Entwicklung von Episode VI aufgreifen wollte. Dort hätte das Finale nämlich in einem Lavasee stattgefunden, in welchem der Thron des Imperators gestanden wäre. Stattdessen wurde Mustafar zum Geburtsort Darth Vaders und wie in einer griechischen Sage sah es so aus als hätte Mustafar Vader jede Spur Anakin Skywalkers ausgebrannt. Sogar seine inneren Organe und vor allem die Lunge nahmen auf Mustafar Schaden. Nur sein Herz nicht, denn dort blieb ein Funken Anakins am Leben, den selbst Darth Sidious nicht wahrnehmen konnte. Nach allem was wir im neuen Kanon über Kyber-Kristalle gelernt haben können wir auch vermuten, dass eine hohe Konzentration von Kyber-Kristallen wie auf Ilum oder in den diversen Jedi-Tempeln, dazu führt die Macht auf eine besondere Weise zu fokussieren. Nun stelle man sich eine Raumstation mit der größten je gekannten Kyber-Konzentration vor. An einem solchen Ort müsste die Macht besonders stark sein. Genau das macht nun dank Rogue One die Faszination von Episode VI aus. Luke, Vader und Palpatine treffen sich in einem dem Jedi-Tempel nachempfundenen Turm auf einem Kyber-Mond! Palpatine lässt Rebellenschiffe mit einem Kyber-Laser zerstören und er hat den letzten Jedi und den Auserwählten an seiner Seite. Das Gleichgewicht der Macht... schwankt! Palpatines Ende in den Worten Luke Skywalkers: "Your overconfidence is your weakness. Palpatine glaubte wie alle Sith daran die Macht kontrollieren zu können und er begab sich willentlich in einen Machtnexus, in welchem die helle und die dunkle Seite aufeinandertrafen, vor den Augen des Auserwählten. Im Nachhinein wirkt Palpatines Scheitern wie vorherbestimmt, doch im Moment muss sich der Imperator unschlagbar gefühlt haben. Er hatte die Jedi zerstört, er hatte Vader geschaffen, Yoda besiegt und den Tod der letzten beiden Jedi-Ratsmitglieder gespürt. 23 Jahre befand sich Darth Sidious auf der Seite der Gewinner und die Qualität seiner Gegner hat immer nur abgenommen. Mit jedem toten Jedi-Überlebenden wurden die Gefahren für seine Herrschaft geringer und am Ende blieben nur noch untrainierte "Kinder der Macht", die sogar die Inquisitoren bezwingen konnten. Palpatines Ego ließ ihn den Willen der Macht völlig unterschätzen und so brachte ihn ein 23jähriger Jedi-Ritter zu Fall, nachdem er schon die mächtigsten Jedi der alten Republik bezwungen, bekehrt oder betrogen hatte. Nicht Lukes Machtfähigkeiten oder sein Talent als Lichtschwertkämpfer bezwangen Palpatine, sondern Glaube an die Jedi-Ideale. Palpatine konnte noch so mächtig sein, das Gute konnte er nicht besiegen.

Vaders machtvoller Auftritt

Dass Darth Vader in Rogue One auftreten wird löste schon vorab viele überzogen wirkende Spekulationen aus. Dass Vader irgendwie auftreten wird, weil er ja die Jagd nach den Todessternplänen übernimmt war durchaus klar, aber es hätte eine einfache Szene am Ende des Films sein können, bei der man Vader auf der Brücke seines Sternenzerstörers sieht. Rogue One hat etwas mehr aus dieser Szene gemacht und Vader schon früher miteinbezogen.

Wenn wir das erste Mal auf Vader treffen erfahren mehr über dessen Leben seit Episode III als man sich erwartet hätte. Vader besitzt nun seine eigene Festung auf Mustafar, wohin ihm auch immer wieder gefangene Jedi-Ritter geliefert werden. Vaders Vendetta mit Obi-Wan Kenobi wird wohl dazu führen, dass er jedem Häftling die gleiche Frage stellt: "Wo steckt Obi-Wan Kenobi?" Auf Mustafar unterhält Vader auch seinen ganz persönlichen Rückzugsort und er verbringt scheinbar immer wieder einige Zeit in einem Bacta-Tank, um zu meditieren (womöglich wie Yoda in der letzten The Clone Wars-Staffel) und seinem Körper etwas Erholung zu gönnen. Dass Vaders zerstörter Körper ein Hindernis darstellt war ein Umstand, der zwar noch James Lucenos Legends-Roman Dark Lord geprägt hat, doch im kanonischen Material sind Vaders "Modifikationen" (um ein TCW-Zitat über Grievous zu nutzen) hingegen "Verbesserungen". Das beste Beispiel dafür liefert Paul Kemps Roman Lords of the Sith. In LotS sind Vaders Cyborg-Körperteile ungemein hilfreich für dessen halsbrecherischen Manöver, so etwa als er seinen Raumjäger verlässt, um einen Frachter der Free Ryloth-Bewegung zu entern. An Bord von diesem setzt Vader schließlich auch zu einem Massaker an, welches an seine finale Rogue One-Sequenz erinnert. Genau diese Szene wurde vor der Veröffentlichung (April 2015) von LotS bereits in allen Leseproben verwendet.

Der Rogue One-Vader ist der Lord of the Sith-Vader und er verbindet nun die kanonischen Serien Rebels und TCW, seine Romaneauftritte (in Tarkin und LotS) und die Prequels mit der OT. Geanu das musste auch geschehen, um den Kanon glaubwürdig zu machen. Der OT-Vader war ja deutlich weniger beweglich als der kanonische und nach den Prequels wurde es auch notwendig Anakin Skywalkers Kampfstil mit dem Vaders zu verbinden. Dank der Prequels ist es auch möglich im neuen Kanon Innenansichten aus Vaders Gedankenwelt zu zeigen, wie etwa in Lords of the Sith getan. Der kaum 30jährige Vader in LotS ist etwa noch nicht soweit vom gefallenen Anakin Skywalker entfernt, denn er deutet sein Verhältnis zu Sidious noch ein wenig so wie das zu seinem vorigen Mentor Obi-Wan. Die 13 Jahre die Vader als Jedi verbrachte stehen in Rogue One 19 Jahren als Sith-Lord gegenüber. Am Ende werden es 23 Jahre als Sith und etwas mehr als sein halbes Leben sein, das Anakin Skywalker hinter der Maske Darth Vaders verbracht hat. Man vergisst fast, das Anakin in Episode III nur 22 war und in Rogue One auch erst 41 ist.

Rogue One etabliert Darth Vader mehr als eine Figur wie General Grievous, denn als Opfer seines Lebensstils wie Saw Gerrera. Vader, Grievous und Saw sind allesamt Cyborgs, doch sie trennen Welten. Saw ist jemand dessen Körper immer wieder behelfsmäßig zusammengeflickt werden musste, doch Grievous scheint sich bewusst für Modifikationen entschieden zu haben, um zu einer wahren Kampfmaschine zu werden. Vader ist nun ein Mittelding aus beiden. Sein Cyborg-Körper lässt ihn in Verbindung mit seinen Machtfähigkeiten wie eine Killermaschine auftreten, doch er hat sich im Gegensatz zu Grievous für keine besonderen Gadgets entschieden.

Wir haben eigentlich keinen neuen Vader, sondern einen weiteren Fall des Tarkin-Syndroms zu beachten. Jahrzehntelang fehlte Vaders Hintergrundgeschichte und selbst als diese offenbart wurde unternahm man wenig ihn als Charakter gezielt auszubauen. Erst der Reboot machte vieles möglich und der Gegensatz zwischen dem alten Legends-Vader und dem neuen Kanon-Vader zeigt sich, wenn man James Lucenos Legends-Werk Dark Lord mit Paul Kemps Kanon-Roman Lords of the Sith vergleicht. In Dark Lord sind die Prothesen für Vader ein Hindernis, in Lords of the Sith machen sie ihn fähiger. Auch Vaders Umgang mit den imperialen Offizieren ändert sich durch das vereinheitliche Vader-Bild. Offizieren wie Tarkin traut Vader eher über den Weg, weil sie für ihn quasi Kriegskameraden waren und er fasst Kritik an der Macht wohl auch als Kritik an ihm auf, den mächtigsten Machtanwender in Diensten des Imperiums. Schlussendlich ist ja auch die Feuerkraft des Todessterns ein Produkt der Macht, da die Kyber-Kristalle machtsensitive Lichtschwertkristalle sind. Admiral Mottis Kritik an Vader in Episode IV beweist also eigentlich nur dessen grobes Unverständnis der Rolle, welche die Macht innerhalb der weit weit entfernten Galaxis spielt. Motti ist ein oberflächlicher Militärbürokrat, der sich seit Jahrzehnten innerhalb der Joint Chiefs gehalten hat, was mehr für seinen politischen Instinkt als tatsächliche Verdienste im Kampf gegen die Rebellen spricht. Dass Motti Vader auch vorwirft bei der Jagd nach den Todessternplänen versagt zu haben ist insofern unfair, weil zwischen Tarkins Hilferuf an Vader in Rogue One und Episode IV kaum Zeit verging. Motti gibt also einfach beleidigende Kommentare von sich, weil er über Vader zu stehen glaubt. Dass Vader sich in Episode IV überhaupt von Tarkin beherrschen lässt mag am Mandat des Imperators liegen, dass Vader den Statthalter der Sith auf ihrer Seite halten muss. Tarkin und Vader verbindet ein gegenseitiger Respekt, auch wenn beide etwas plumpe Charaktere sind, denen das Fingerspitzengefühl eines Palpatine fehlt.

Jemand wie Orson Krennic, der nichts von den Plänen der Sith, der großen Politik oder der Macht versteht, muss Vader schon als relativ nutzlos erscheinen. Für Vader ist Krennic nur ein Bürokrat, dessen Aufgabe auch irgendjemand anders hätte erfüllen können. Doch Krennics Eitelkeit und seine Versuche gegen Tarkin zu intrigieren ärgern Vader, der mit solchem Verhalten am Imperialen Hof schon zur Genüge Erfahrungen sammeln musste. In Vaders Verachtung für eitle Funktionäre schwingt wohl auch die Erinnerung an Count Dooku mit, einem anderen Capeträger, der gerne seine persönliche Leibwache bei sich führte und große Sprüche von sich gab. Man kann Vader ja auch als jemanden sehen, der seine alten Feindbilder zum Überleben braucht und dessen Reaktionen als Sith-Lord stark davon geprägt werden, was er als Jedi als negativ empfunden hat. Darth Vader wäre dann die Ansammlung aller Vorurteile und negativen Einstellungen Anakin Skywalkers, die dunkle Seite Anakins eben. So wie sich Vader durch die Rebellentruppen schnetzelt erkannt man in ihm auch Anakin, wie er sich einst wohl durch die Tusken auf Tatooine und die Kampfdroiden der Separatisten kämpfte. Ein Jedi sollte laut Yoda die Macht stets nur zur Verteidigung und zum Erlangen von Wissen einsetzen, nicht um ein Dorf auszulöschen oder ein Schiff zu erstürmen. Schon in Episode II verwischt diese Grenze jedoch mit Mace Windus Eingreifen in der Arena von Geonosis.

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