Die Splitterallianz, die Ewige Allianz und die Konföderation unabhängiger Systeme
Die Botschafter-Klassenstory mag ihre vehementen Kritiker haben, doch sie verrät einem dafür auch ungemein viel über die Weltpolitik und die damit verbundene Geschichte der SWTOR-Galaxis. Zunächst einmal besteht die Splitterallianz aus mehreren durchaus wichtigen Welten der Alten Republik und ich möchte die Betonung auf Alte Republik bestärken, denn die Mineral- und Erz-Welt Aeten II, die Handelswelt Saleucami und das Finanzzentrum Erigorm spielten selbst in den Legends Jahrtausende später kaum noch eine Rolle. Doch in der alten Republik waren diese drei Welten wohl echte Machtfaktoren und dazu gesellte sich dann auch die Kolto-Quelle Manaan, eine Welt die später durch die Entdeckung des weit effiktiveren Bacta ebenfalls viel von ihrer Bedeutung verlor. Auch Balmorra suchte Anschluss an die Allianz, allerdings zu einem Zeitpunkt als die Welt unter imperialer Besatzung stand und nur durch die Exilregierung vertreten werden konnte. Balmorra blieb selbst in den Legends eine hochbekannte Industriewelt, welche sogar noch zu Zeiten der Klone Imperator Palpatines berühmt-berüchtigte Kampfdroiden herstellte.

Die Splitterallianz lässt sich fast mit Count Dookus Separatisten vergleichen, denn hier haben sich führende Wirtschaftsmächte zusammengeschlossen, um eine korrupte und selbstverliebte Republik hinter sich zu lassen. Doch statt Dooku wird die Allianz von einem ganz anderen Jedi-Meister angeführt, der die Allianz-Mitglieder später auch überzeugt eine Armee nach Corellia zu schicken, um den Planeten zu befreien, nachdem die Republik hier wieder einmal schmählich versagt hat. Die militärische Bedeutung der Splitterallianz kann nicht unterschätzt werden, denn man muss bedenken, dass sie quasi aus der Republik entstand, weshalb sie etwa auch einen militärischen Außenposten auf Hoth besaß und dort "republikanische" Truppen von einer republikanischen Basis aus befehligte. Im Gegensatz zu Dookus Separatisten hatte sich die Splitterallianz noch nicht völlig von der Republik los gesagt, doch ihr Führungszirkel stellte bereits eine mögliche verfassungsgebende Versammlung dar, denn die entsandten Vertreter ihrer jeweiligen Regierung waren entweder aktive Senatoren (wie Tobas Grell) oder hätten dieses Amt in einer Abspaltung der Republik sicher inne gehabt (wie Tai Cordan, der Jahre später tatsächlich Senator wurde).

Dass sich bedeutende Welten von der Republik lossagen ist in der galaktischen Geschichte ein wiederkehrendes Phänomen und auch die Botschafter-Story auf Rishi verrät uns bereits, dass Tai Cordans Tochter eines Tages der nächsten Version der Splitterallianz vorstehen wird. Nur die Entsendung eines tatkräftigen Jedi-Meisters konnte verhindern, dass sich die Splitterallianz dazu entschloss eine eigene Regierung zu gründen und Abschied von der Republik zu nehmen. Oft wäre solcher Separatismus jedoch durchaus klug, denn auch Staatenbünde unterliegen Zyklen des Zerfalls.

Ich würde sogar argumentieren, dass Dookus Separatisten nur deshalb einen Krieg mit der Republik vom Zaun brachen weil Dooku eben ein Agent des Sith-Ordens war und Darth Sidious diesen Krieg nutzen wollte seinen Masterplan in die Tat umzusetzen. Wozu ihm der idealistische Ex-Diplomat und Anti-Korruptions-Aktivist Dooku regelrecht ins Messer lief. Dooku kritisierte alles was wirklich schlecht an der Republik war und er nahm die Jedi nicht von seiner Kritik aus. Vielleicht hätte die Möglichkeit bestanden, dass Qui-Gon Jinn auf dem Staatsgebiet der Konföderation Unabhängiger Systeme einen neuen Jedi-Orden hätte gründen können, der weniger "regimetreu" gewesen wäre. Doch Qui-Gon starb und Dooku ließ sich von Darth Sidious rekrutieren. Dennoch hatte Dooku mit seiner Kritik völlig recht, nur leider wurde er völlig diskreditiert, weil er sich den Sith anschloss und durch Sidious angetrieben wurde sich selbst zum Buhmann der Klonkriege zu machen. Dooku wurde genau das Monster das er hätte verhindern wollen, doch bis dahin wurde er von seinen Anhängern im konföderierten Senat als Held verehrt, der moralisch einwandfreier handelte als der gesamte Jedi-Orden. Dooku war ja immerhin auch Qui-Gon Jinns Meister und dessen Systemkritik stammte von Dooku. Nur war Dooku eben weit politischer und Qui-Gon mehr der metaphysische und doch bodenständige Typ.

Die Ewige Allianz als Auffangbecken für Imperiale, Republikaner, Neutrale und Zakuulaner ist eine weitere Gruppe von Separatisten, die im Fall von Leuten wie Jorgan die Korruption der Republik erkannt hat. Andere schlossen sich der Allianz an weil Republik wie Sith-Imperium tatenlos und unentschlossen blieben, sie kümmerten sich lieber um ihren Krieg, als die wirklich Bedrohung oder das Leid der Bevölkerung. Die Allianz wurde zum Auffangbecken für all jene die sich im Stich gelassen fühlten und etwas tun wollten. Doch wie bei Dookus Separatisten ist unklar wohin die Reise gehen soll, schließt man sich den Sith an oder der Republik und egal was man tut, wird man zum korrupten Diktator oder versucht man in einer Welt voller Grauzonen der Leuchtturm einer höheren Moral zu sein? Die Republik steht längst nicht mehr für das Gute und das Sith-Imperium ist nicht mehr das ultimative Böse - denn die Jedi sind geschlagen und der Sith-Imperator ist tot. Als Spieler ist man nun voraussichtlich in der privilegierten Rolle des Entscheiders, der wirklich bestimmen kann, wie komplex sich die Lage gestaltet. So kann man als Imperator die Republik und als Commander das Imperium gewählt haben, wobei die moralische Ausrichtung in der Zukunft wiederum nicht vorgegeben ist. Ein republikanischer Patriot kann dunkler sein als ein mit dem Imperium verbündeter Commander, der die Ewige Flotte Hilfsgüter ausliefern ließ und von Jace Malcoms Invasion auf Iokath angewiedert war.

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