Das neue Zakuul sollte zumindest ein regionales Problem sein
Ein verlorener Krieg, der Untergang einer Dynastie, der Verlust des nationalen Stolzes, sowie einst stolz annektierter Gebiete - Zakuul findet sich nach Vaylin in einer Rolle wieder, die vielen Staaten Europas nach dem Ersten Weltkrieg sehr vertraut war. Fehlt nur noch der Aufstieg ehemaliger Offiziere in politische Funktionen, ein radikaler Nationalismus und natürlich Expansionsgelüste, was nach 1918 nicht bloß ein rein deutsches Problem war. Italien stürzte sich ebenso in kriegerische Abenteuer wie Polen, das Binnenland Ungarn wurde von einem ehemalige Admiral regiert, der theoretisch die Monarchie aufrecht erhielt und als Reichsverweser regierte, wobei der einstige Kaiser und König jedoch nicht zurück ins Amt gelassen wurde, Österreich erhielt eine autokratische Regierung aus Weltkriegsveteranen, die sich auf paramilitärische Gruppen stützten. Verbliebene Weltkriegsarsenale waren gerade für die Paramilitärs das um und auf, denn mit Weltkriegsveteranen und Rekruten aus den jüngeren Generationen konnte man rechtsstaatliche Prinzipien schnell außer Kraft setzen und die legitimen Amtsinhaber zum Rücktritt nötigen. Alles im Namen der Wiederherstellung von Recht und Ordnung. Es gab aber auch revolutionäre Bewegungen, die gerade nach Kriegsende ebenso stark zum bewaffneten Sturz der ungeliebten Republiken drängten.

Arcann und Senya wären auf Zakuul wohl genauso wenig sicher wie die Zarenfamilie im frühsowjetischen Russland. Die Gefahr, dass Arcann oder Senya aufgrund ihrer Aura der Legitimität eine Konterrevolution anführen könnten wäre ein Risiko, das so mancher am liebsten gleich aus der Welt schaffen möchte. Sollte sich ein Diktator auf Zakuul durchsetzen, so wäre es auch gut möglich, dass dieser in der russischen Tradition der Zaren eine Terrorherrschaft aufrecht erhält und schlussendlich sogar ins Exil geflüchtete Gegner zu eliminieren beginnt. Und Zakuul hätte durchaus russische Verhältnisse anzubieten, beginnend mit einer beträchtlichen Akzeptanz für die Grausamkeit seiner Herrscher oder den scheinbaren Mangel einer tragfähigen Mittelschicht.

Dass es auf Zakuul unter einem linken, rechten oder sogar überparteilichen Regime zu massiven politischen Säuberungen kommen könnte halte ich für einen sehr glaubwürdigen Schritt. Wer lässt sich denn für das Ende des Goldenen Zeitalters verantwortlich machen? Sicher nicht jene die treu und ergeben für das Kaiserhaus gekämpft hatten, womit die Frontveteranen wohl gleich mal die ersten wären die ihre Selbstschutzverbände politisieren könnten. Konservativer Militärputsch oder faschistische Machtergreifung? Da Zakuul kein aktives Militär mehr haben sollte würde ich rein aus Benennungsgründen schon zum zweiten Punkt tendieren. Zakuul fehlte ohnehin ein Stauffenberg, wobei es Zakuul so nebenbei auch an Generälen und abseits der Exarchen auch an einem klar definierten Offizierskorps fehlte. Die Horizontwache war nur ein Garderegiment, das wohl im Schnitt über höhere Ränge verfügte als einfache Ritter von Zakuul, weshalb die Horizontwachen unter Vaylin manchmal als Anführer fungierten.

Als Ewiges Imperium hatte Zakuul zunächst die vollständige Kontrolle über alle Wild Space Territorien, ehe man die gesamte restliche Galaxis als Vasall unterwarf. Annektiert wurden nur bestimmte Welten, doch genau dieser territoriale Verlust in der bekannten Galaxis und den weniger bekannten Regionen sollte Zakuul deutlich geschmerzt haben. Selbst als reine Regionalmacht hatte man kein Problem damit seinen ökonomischen Standard aufrecht zu erhalten und genau das könnte man sich wieder wünschen, zumal die Allianz als direkter Gegner in der Region nun deutlich geschwächt ist und interne Spannungen erlebt. Die Allianz von Odessen zu vertreiben wäre seit ihrer Annäherung an die Großmächte ja nicht mehr auszuschließen.

Kommentieren