Etwas Liebe für die Rebels
Grafisch wirkt Star Wars Rebels seit Beginn wie ein massiver Rückschritt von jenem Niveau mit dem Star Wars The Clone Wars endete und es fällt bis heute schwer zu erklären, warum jede neue Serie (mit einem neuen Designstil) derartige Anlaufschwierigkeiten hat, dass sie quasi wieder bei der Stunde 0 beginnt. Auch TCW startete grafisch wenig beeindruckend und wer die Audiokommentare zur ersten Staffel und vor allem den TCW-Film kennt, der weiß auch, dass TCW zu Beginn nur sehr wenige Charaktermodelle verwenden konnte. Wer die erste Staffel oder vor allem den Film genau beobachtet, der kann dort einige Hintergrundcharaktere beobachten, die wenig mehr sind als Alien-Köpfe auf relativ bekannten Körpermodellen. In Jabbas Palast findet sich etwa ein Obi-Wan-Doppelgänger. Dementsprechend günstig kamen den Machern Kampfdroiden und Klonsoldaten. Über die Staffeln hinweg konnte man sich immer mehr leisten, sodass es schließlich möglich war einmal etablierte Charaktermodelle zu verbessern, wie am Ende der zweiten und Beginn der dritten Staffel zu sehen. Auch die Klone selbst entwickelten sich und das zeigte sich am Design ihrer Rüstungen, die später Kratzer und individuelle Verzierungen aufzuweisen begannen.

Aber Rebels hat sich auch ganz bewusst von TCW abzusetzen versucht, auch weil Disney die treibende Kraft hinter dem Beginn einer neuen, ganz zum neuen Lucasfilm gehörenden Serie gewesen sein dürfte. Der neue Stil wirkt weniger kantig als der frühe TCW-Stil und er ist wohl auch moderner, was heute eben bedeutet er passt sehr gut zum Stil von aktuellen Disney-Animationsfilmen. Generell wollte man Rebels allerdings auch an die OT-Ära anbinden, was sich im Lichtschwertdesign niederschlägt. Das Prequel-Lichtschwertdesign, welches sich auch durch Nachbearbeitungen in den Special Editions der OT wiederfand, wurde zu Gunsten einer früheren Iteration aufgegeben. Das bedeutet die relativ schmalen und papierhaft wirkenden Klingen in Rebels sind keine Folge von Budgetbeschränkungen, sondern sie sind durchaus genauso gewollt.

Wie TCW ist Rebels auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig und in meinem Fall brauchte ich genauso lange, um mit der Serie einigermaßen warm zu werden. Meine ursprüngliche Ablehnung von TCW endete erst im Verlauf der zweiten Staffel und es waren Folgen wie die Befreiung von Ryloth in der ersten Staffel oder die zweite Schlacht um Geonosis, die mich überzeugten, dass TCW gar nicht so schlecht ist. Was TCW Rebels voraus hatte waren die Klone, die durch ihre Persönlichkeit einiges zum Geschehen beitragen konnten. Wobei ich nun nicht einzelne Klone meine, sondern ihre Gesamtheit. Jeder namenlose Klon trug durch Äußerungen seiner Individualität dazu bei, dass sich die Klonarmee wirklich lebendig anfühlte. Genau das fehlt mir noch in Rebels, wo namenlose Rebellenpiloten oder Rebellensoldaten, genauso wie Sturmtruppler und imperiale Offizier allesamt wie seelenlose Red Shirts wirken. TCW war eine Serie die selbst Statisten Leben einhauchen konnte. Und ja, ich spreche jetzt ganz bewusst nicht von umstrittenen Hauptcharakteren.

The Clone Wars war eine Serie über Jedi-Ritter und Klonsoldaten, wobei Raumschlachten durchaus auch eine Rolle spielten, aber eben im Rahmen den die Prequel-Trilogie abgesteckt hatte. Raumschlachten sind genau das was mich ursprünglich an Star Wars fasziniert hat und was ich in den Prequels zum Teil schmerzhaft vermisst habe. Rebels muss sich notgedrungen von den Klonkriegen distanzieren. Die Rebellen besitzen in der Serie noch lange keine große Armee und so bleibt es bei Kommandoaktionen einiger weniger und vor allem Raumkämpfen, wobei diese weitgehend auf Raumjäger-Kämpfe beschränkt sind. Genau das machte für mich aber auch den Reiz der OT aus. Dort ging es auch nicht um Kämpfe zwischen Großkampfschiffen, sondern darum wie Rebellen-Jäger sich durch Turbolaserfeuer und TIE-Fighter-Schwärme bewegen konnten. In Rebels beginnt die zweite Staffel damit einiges aus dieser Richtung zu bieten und so schließe ich sie langsam ins Herz.

Um auf umstrittene Charaktere zurückzukommen, Ezra Bridger hat es wohl genauso schwer wie Ahsoka die Fans zu überzeugen und manchmal kann man beobachten wie sich Ahsoka-Fans wiederum über Ezra beklagen. Imo wird die sehr persönliche Kritik an beiden übertrieben. Selbst whiny Anakin und Emo Kylo Ren werden wegen Mängel ihrer Persönlichkeit kritisiert, wobei allen immer gemein ist, dass ihre Schöpfer sie als jugendliche Helden oder Schurken positionieren wollten. Und Teenager zu sein ist eben ein Gemütszustand, den man zu verstehen man sehr früh verlernen kann. Ich hatte in meinem Berufsleben schon genug mit Teenagern zu tun, um Verständnis für ihre Lage zu entwickeln und ich bin noch nicht alt genug, um zu verdrängen, dass ich selbst mal genauso war und vor ganz ähnlichen Problemen stand. Ich kann nur vermuten, dass die Abneigung über einige Teenager daran liegt, dass man sich viel mehr mit anderen identifiziert.

Ich sehe Ezra vieles nach, immerhin ist er ein Teenager, der am Ende doch das richtige tun will. Ja, vielleicht sehe ich in ihm sogar etwas von mir selbst. Doch weit mehr als Ezra fasziniert mich Kanan, wobei Ezra oftmal sehr klar die eindeutige Heldenrolle zugespielt wird und die Mentorenfigur zum Nebencharakter verkommt. Auch Kanan durchläuft in Rebels eine Reise und ich neige dazu diese mit der Luke Skywalkers nach Endor zu vergleichen. Kanan hat seine Jedi-Ausbildung nie formell abgeschlossen und er entstammt eigentlich einer ganz anderen Jedi-Linie, nämlich der Mace Windus, des Meisters seiner Meisterin. Kanan steht also in keiner Beziehung zur Linie Dooku-Jinn-Kenobi-Skywalker. Und Kanan ist ganz klar sein Macht-Wunderkind, denn er hat schon seine Schwierigkeiten damit Inquisitoren zu besiegen. Wobei sein Duell mit dem Großinquisitor in Season 1 durchaus unfair war, denn der Großinquisitor war ein ehemaliger voll ausgebildeter Jedi-Ritter und Tempelwächter, der als Inquisitor die letzten 15+ Jahre damit verbringen konnte seine Jedi-Fähigkeiten frisch zu halten. Season 1 handelte in meinen Augen daher mindestens genauso davon wie Kanan wieder lernen musste ein Jedi zu sein und praktisch wurde Kanan zu einem Padawan der einen Padawan trainierte. Ein Verhältnis ähnlich wie jenes des jungen Obi-Wans zu Anakin. Der Altersunterschied zwischen Kanan und Ezra ist jedoch größer und Kanan ist mehr Vaterfigur als großer Bruder, am ehesten lässt sich Kanan wohl als jugendlicher Lieblingsonkel einreihen. Kanan ist auf jeden Fall die Art von Jedi die ich für meinen Teil gerne sehe, eine Art Kyle Katarn, der genauso gut mit einem Blaster schießt wie er sein Lichtschwert einsetzen kann. Es hilft sicher auch, dass ich Freddy Prinze Jr. nach seinen Rollen in Mass Effect 3 und Dragon Age Inquisition enorm sympathisch finde, obwohl weder Lt. Vega noch Ironbull zu meinen Lieblingsgefährten gehörten. Doch zumindest unter den männlichen Gefährten hatten sie für mich Spitzenplätze. Generell bevorzugte ich in Mass Effect ja Liara und Ashley oder sogar Tali, aber da alle drei weiblichen Geschlechts sind und sich selbst EDI als weiblich empfindet, so wurde Vega zu meinem männlichem Favoriten. In Dragon Age gibt es neben Cassandra für mich nur Varric und Blackwall, hinter denen Ironbull einen undankbaren vierten Platz einnimmt. Ironbull, Vega und Kanan – alle drei sind einigermaßen rebellische Charaktere, die allerdings alle ihren eigenen Moralvorstellungen folgen. Kanan passt als Überlebender ins Bild weil er anders als Ahsoka kein Über-Jedi ist. Jemand wie Kanan stellt für die Sith keine wirkliche Bedrohung dar, weshalb sich statt Vader auch die Inquisitoren um ihn kümmern können.

Chopper finde ich als schlecht gelaunte Version eines Astromech-Droiden ganz witzig. Der bockige und teils sogar rüpelhafte Chopper wirkt sogar noch eine Spur menschlicher als R2-D2 und C-3PO, weil er seine Gefühle teils sehr offen zum Ausdruck bringt. Er weigert sich manchmal sogar durchs Feuer zu gehen, wobei er etwas an 3PO erinnert. Mir gefällt auch der Vergleich zwischen R2 und Chopper, bei dem R2 als braves Hündchen und Chopper als eigenwilliger Kater dargestellt wird. Dafür bin ich kein Fan Zebs oder eben Ezras. Beide sind da, beide spielen ihre Rolle. Selbst Sabine ist kein Charakter bei dem ich mir gedacht habe, von ihr möchte ich unbedingt soviel mehr erfahren. Aber Sabine hat sich entwickelt und sie erfüllt die ihr zugedachte Rolle als das technische Wunderkind der Gruppe bisher ganz gut. An Sabine interessierte mich vor ihrem Griff nach dem Darksaber vor allem, dass sie demonstriert, warum Mandalorianer früher sehr viel Wert darauf gelegt haben ihre Rüstungen zu individualisieren. Sabines Liebe für bunte Farben und Explosionen ist etwas, das sich perfekt in Verbindung mit der mandalorianischen Kultur bringen lässt, selbst jetzt wo diese im Kanon noch nicht so ausgebaut ist wie in den Legends. Bei Sabine kann man sich vorstellen, wie sie auch unter dem Regime der pazifischen Satine Kryze eine Karriere gehabt hätte, nämlich wohl als Künstlerin. Sabine macht deutlich welche Probleme Rebels hatte, denn als die Charaktere in Season 1 eingeführt hatten fehlte allen eine Hintergrundgeschichte und nur bei Ezra wurde diese kontinuierlich weitergeschrieben. So kam erst später raus wer sie vorher waren und wirklich sind.

Ein Charakter dessen Name schon eine höchst interessante Backstory versprach war eben Hera Syndulla. Cham Syndulla war in meinen Augen einer der besten Charakterneuschöpfungen die The Clone Wars hervorgebracht hat und ich finde immer noch, er wäre als Rogue One-Antiheld eine bessere Wahl als Saw Gerrera gewesen. Nun hat man sich für Saw entschieden und eine ganze Menge Backstory geliefert, um ihm zum fehlgeleiteten Terroristen zu machen. Dafür hat Cham Syndulla wohl eine Chance noch den Untergang des Imperiums und die Befreiung Ryloths zu erleben, genauso wie Hera die samt Chopper und Ghost in Rogue One einen Cameo feiert (General Syndulla wird im Hangar auf Yavin 4 namentlich ausgerufen). Hera ist meine heimliche Heldin, wofür Vanessa Marshalls Fangirl-Status auch einiges beigetragen hat. Hera stellt eine Verbindung zu den Klonkriegen her und noch dazu auf eine Weise die mich extrem fasziniert hat, denn Hera stammt von einem Freiheitskämpfer ab, der schon im letzten Krieg aktiv war. Was mir nach Episode III als Fan am meisten zugesagt hat, war der Versuch die Klonkriege bereits mit dem Aufstieg der Rebellion zu verknüpfen. Nicht wenige Separatisten hatten ja legitime Anliegen, die von den Sith auf hinterlistigste Weise für ihre Zwecke missbraucht wurden. Die Twi’leks hatten es dabei nie leicht und die Republik hätte sie vor Sklaverei und Ausbeutung schützen sollen. Hera erlebte die Klonkriege live mit und sie war fasziniert von den Raumkämpfen über ihrer Heimatwelt, was eine Verbindung zu Luke Skywalkers Begeisterung über die in Episode IV sichtbare Raumschlacht über Tatooine wiederspiegelt. Hera wollte eine Pilotin werden und sie gehört vermutlich zu den besten Pilotinnen der Rebellion, wobei der Auftritt der Ghost in Rogue One die Frage aufwirft, ob man ihr in Episode VI nicht auch das Kommando über den Raumjägerangriff auf den zweiten Todesstern angeboten hat. So ein Rebels-Epilog mit einem Wiedersehen zwischen General Syndulla und General Calrissian wäre ja witzig, wobei Hera vielleicht sogar das gute Wort für Lando eingelegt hat, mit dem er zum General ernannt wurde. Hera ist für mich jedenfalls ein Charakter mit Zukunft und ihre Gastrolle in den LEGO Freemaker Adventures lässt mich hoffen, dass sie Rogue One und Episode IV tatsächlich überlebt hat. Ich sehe in Hera einen Wedge Antilles für den neuen Kanon und ich warte nur darauf, dass es einen Phoenix Squadron Roman mit Generalin Syndulla und ihrer A-Wing-Staffel geben wird. In Rebels ist Hera höchstens 30, in der Sequel-Ära wäre sie höchstens 60. Es bestünde also sogar eine Chance eine ältere Generalin Syndulla im Kampf gegen die TIE-Fighter der First Order zu erleben. Genauso könnte dann auch eine ältere Sabine mit ihren Mandalorianern in die Schlacht ziehen, aber das sind Fanhoffnungen. Es besteht immer die Gefahr, dass die Ghost-Crew nach Rogue One nach Alderaan aufbrach und mit dem Planeten unterging.

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sanne1968, Donnerstag, 21. September 2017, 18:44
*fangirlmodus an*

aaawwww Freddy Prinze Jr!!! *swoon*

*wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die gegend rennt*

Ein toller Mann mit der wohl besten Ehefrau der Welt!

*fangirlmodus aus*

xeson, Donnerstag, 21. September 2017, 18:59
Rebels macht eben einen entscheidenden Unterschied beim Storytelling. Da wir uns immer auf eine Gruppe konzentrieren ist es eben ermüdend den 30. Diebstahl zu sehen und das 5. Treffen mit Hondo und das 4. drauf reinfallen von Ezra.
Trotzdem habe ich über die vergangenen Weihnachtsfeiertage die bis dato erschienenen Staffeln mehrmals hintereinander gesehen und war gut unterhalten. Clone Wars hat mich immer insoweit enttäuscht, dass es zwar gute Stories hatte aber viele Geschichten vor oder nach anderen Geschichten spielten und so nie das Gefühl von Kontinuität aufkam, bis sich in Staffel 3 oder 4 die Rüstungen der Jedi Generäle änderten. Und selbst da war eine Chronologie schwer abzusehen. Jedi-Bibliothek und Co haben ja schon eine solche Liste angelegt und wenn man die Folgen so sieht ergeben sie auch mehr Sinn. Nur ist das eben kein entspanntes Binge Watching, wenn ich z.B. für Katz und Maus die 2. Staffel einlegen muss, dann die Folge suchen muss mit der Verfolgung von Ventress, dann den Film und dann Staffel 1 Folge 1 der Hinterhalt.

Somit gefällt mir an Rebels, dass man immer weiß wo man ist und das eine Chronologie existiert.
Trotzdem freu ich mich auch auf einen Abschluss nach Season 4 und auf eine neue Serie, denn diese Fangemeinde wird man nicht einfach links liegen lassen. Schade trotzdem dass Clone Wars nie beendet wurde und wie ich gehört habe war ja nur noch eine Staffel geplant. Ich hätte so gerne die Entführung des Kanzlers als Epilog der Serie gesehen und zwar nicht so überdreht wie in der Serie von 2005...
Vielleicht kommt es ja noch irgendwann, man wird ja träumen dürfen :D