Darth Moriarty
Datamining deutete an, dass Darth Malgus eine Rolle auf Iokath und Umbara spielen würde. Dem war nun wohl doch nicht so. Was ist also los? Nun, die Antwort könnten wir schon Ende letzten Jahres erhalten haben. Studiointern war da noch lange nicht ausgemacht wer der neue Antagonist werden sollte, wie aus einem Interview mit Charles Boyd hervorging. Dass sich die Story innerhalb der Entwicklung ändern kann und manchmal auch Files von Cut Content auftauchen ist nichts neues.

Es gibt Quests und Files zu einem gecancelten 2.0-Story Arc aus 2012. Ebenfalls 2012 tauchten Leaks zu Dialogen auf, die Oricon und Rakata Prime in völlig anderem Licht erscheinen ließen. Ich erinnere mich auch daran, dass es 2015 Datamining gab das hoffen ließ Darth Marr könnte Kapitel I überleben (es gab sogar einen Erfolg der darauf hinwies). Und in der grauen Vergangenheit teaserte der Bad Feeling-Podcast den Manaan-Flashpoint mit einem Soundbit, das ebenso geschnitten wurde.

Was wir wissen kann uns aber oftmals verraten in welche Richtung die Story geht, auch wenn sie konkret anders verläuft. Marr spielte über seinen Tod hinaus eine Rolle und er soll es laut Charles Boyd auch nach 5.0 noch tun. Oricon wurde zum Schauplatz des Showdowns mit den Schreckensmeistern. Rakata Prime wurde von einer Splittergruppe besucht.

Was verrät uns also Malgus? Vermutlich, dass der neue Antagonist ähnlich wie Malgus einiges an hochbrisanten Informationen besitzt. Malgus hatte Alien-Kontakte, er kannte die Unbekannten Regionen sehr gut, er hatte Zugang zu vielen gefährlichen Technologien wie der Raumstation des Imperators, der Sternen-Fabrik, HK-47 und Tarnfeldgeneratoren. Malgus hatte auch mandalorianische Anhänger, obwohl Mand'alor gegen ihn kämpfte. Ebenso kämpften für Malgus einige Weequay-Piraten und Gamorreaner, wie in der Schlacht von Ilum zu sehen. Dank Darth Serevin konnte er sogar eine Gruppe Voss aufbieten.

Malgus war aber auch ein strategisch geschickter Verschwörer, denn er brachte es auf Ilum fertig beide Fraktionen gegeneinander auszuspielen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Für die Reps verriet er Darth Arho und half ihnen dessen Armee zu zerstören, für die Imps half er der Republik ihre Alien-Anhänger abspenstig zu machen.

Der neue Antagonist könnte also ein smarter Verschwörer sein, der die Allianz gezielt schwächt indem er ihr Verbündete entreißt, Ressourcen stiehlt und dem Feind generell verrät wo er uns am besten verwunden kann. Dazu kann er oder sie dann auch noch praktische Baupläne oder Waffen beisteuern. Man stelle sich einen typischen Actionfilm-Plot vor, indem der Bösewicht durch einen Berater Schritt für Schritt in den Besitz von Komponenten für eine Superwaffe gelangt. Der Held hinkt immer nach, wird vielleicht sogar verraten und im Showdown steht alles auf dem Spiel. Wobei der "Berater" vielleicht sogar noch entwischt und ein Sequel später als Vertreter einer sinistren Organisation oder böses Genie enttarnt wird (so etwas gab es etwa in den Daniel Craig-James Bond-Filmen oder auch Guy Ritchies Sherlock Holmes).

Professor James Moriarty!

Es gibt schon einen Grund warum moriartyeske Figuren so beliebt sind und selbst Thrawn-Schöpfer Timothy Zahn hat in seinem jüngsten Star Wars-Roman mit Nightswan einen Moriarty für seinen Sherlock Holmes Thrawn geschaffen. Man könnte sogar argumentieren, dass Captain Birch Teller in James Lucenos 'Tarkin' der Moriarty Tarkins ist und dass dieses Konzept in Star Wars gerade eine Hochkonjunktur erlebt. In SWTOR wären die Verhältnisse allerdings verdreht. Der Allianzkommandant hat all die Macht, während sein Gegner nur als Berater seiner Feinde agieren kann. Allerdings würde die Allianz wie Holmes mit den Institutionen und Behörden kooperieren, während sie Moriarty gegen einen ausspielen und sich auch völlig anderer Kanäle bedienen kann.

Für uns deutschsprachige Mitteleuropäer ist die Bedeutung von Autoren wie Arthur Conan Doyle oder William Shakespeare etwas rätselhafter, da sie eher selten Teil unseres Bildungskanons sind. Angloamerikaner (BioWare greift auch auf kanadische und einige britische 'writer' zurück) führen jedoch Shakespeare-Stücke auf, müssen irgendwann 'shakespearian english' lesen und fühlen sich da wohl so genervt wie manch deutschsprachiger Schüler, der von Goethe, Schiller & Co auch nichts mehr hören will. Sherlock Holmes war einer der ersten Seriencharaktere der Geschichte und besitzt daher schon einen nicht zu unterschätzenden Wert, um zu verstehen wie Serien funktionieren.

Auch Arthur Conan Doyle brachte Sherlock Holmes einmal um, ehe er umgestimmt wurde. Und Doyle hatte ebenso das Problem immer wieder neue Herausforderungen für Holmes finden zu müssen. Es war für ihn Segen und Fluch zugleich, dass sich die Leute immer wieder neue Holmes-Geschichten wünschten. Moriarty entstand allerdings, um Holmes durch einen gleichwertigen Gegner umzubringen. Was vielleicht auch an das Sprichwort erinnert, den Wert eines Helden erkennt man an den Gegnern die er bezwingt.

Womit wir zurück beim Problem sind, das sich nach 5.0 für den Allianzkommandanten stellt. Man hat den unsterblichen Imperator besiegt, was nun? Wer kann nun noch eine Herausforderung darstellen, wenn man schon die größten Krieger (Arcann, Malgus) und die mächtigsten Zauberer (Valkorion, Vaylin) bezwungen hat? Man besiegte jeden seiner Gegner bisher im Zweikampf und so ist man ja der mächtigste Krieger der Galaxis. Doch als Anführer wurde man bisher weit weniger getestet. Ein Imperator muss sich nicht im Zweikampf beweisen, sondern im Erhalten seines Machtanspruchs. Verliert man diesen Kampf, verliert man irgendwann auch seinen Kopf. Wir leben in einem Zeitalter das stark von Game of Thrones geprägt ist. Auch dort gibt es große starke Krieger, doch sie gewinnen nicht immer. Daenerys hätte im Zweikampf gegen die meisten ihrer Gegner wohl kaum eine Chance, doch als Anführerin?

Selbst Jon Snow wäre als Krieger gegen die Boltons gescheitert, hätte er nicht militärische Unterstützung für sich gewonnen. Wer das Game of Thrones gewinnt oder überlebt hängt nicht davon ab wie gut man mit einem Schwert umgehen kann, sondern ob man es schafft sich gegen seine Feinde durchzusetzen.

Bis auf Ziost ist man bis jetzt noch nie wirklich an einer Mission gescheitert, es wäre daher eine ziemlich bittere Pille, sollte einem die Konfrontation mit einem Moriarty zwar den Sieg im Zweikampf, aber auch den weitgehenden Verlust seiner Macht einbringen. Die Allianz wieder auf das Ausmaß einer auf Odessen ansässigen Splittergruppe zu reduzieren würde ein Bündnis mit einer Fraktion unumgänglich machen. In den letzten Jahren seiner Existenz erging es dem byzantinischen Kaiserreich nicht anders. Es existierte fast nur noch rundum Konstantinopel, bis die Stadt schließlich von den Osmanen eingenommen wurde und das Kaiserreich erlosch. In den Star Wars-Legends gab es zumindest ähnliche Szenarien. Das Fel-Imperium existierte einige Zeit nur noch in der Form seiner Hauptwelt Bastion (eine wahre Bastion) und der dort konzentrierten Schiffe und Truppen. Der Jedi-Orden agierte im Zweiten Galaktischen Bürgerkrieg als unabhängige Fraktion, mit wenig mehr als den in ihm zusammengefassten Jedi-Rittern, einigen Außenposten und mehreren Raumjägern und Transportschiffen. Corellia erkämpfte sich mit seiner Flotte im bereits erwähnten Bürgerkrieg ebenso seine Unabhängigkeit. Und Freedon Nadd herrschte als Sith-Lord und König doch nur über den Planeten Onderon. Selbst die Krath und die Mandalorianer waren keine Supermächte, sie begannen ebenfalls mit nur einem Planeten und der Mobilisierung einer Armee.

Rechnet man ein besetztes oder befreites Zakuul mit ein, dann besteht die Allianz auch nur aus den kläglichen Resten der menschlichen Soldaten Zakuuls, den Überläufern von den Großmächten und all jenen die man im Krieg gegen Zakuul rekrutiert hat. Alles was einen wirklich mächtig macht sind die Ewige Flotte und die Droidenarmee.

Als Fan der Star Wars-Legends kennt man ja auch Gestalten wie den selbst ernannten Prinz-Admiral Krennel. Dass sich ein Kriegsherr mit Gewalt über einige Welten als Kaiser titulieren lässt wäre da nichts außergewöhnliches, andere imperiale Kommandeure taten das in den Legends nach Endor ja auch. Gerade der Sturz Vaylins und der Valkorion-Dynastie klärt ja auch endlich in einem Spiel die Frage, was in Star Wars passieren kann, wenn man ein dunkles Ende ansteuert und sich selbst zum "Imperator" erklärt. Jedi Knight I und Jedi Knight III hatten ja solche Enden, in denen sowohl Kyle Katarn, als auch Jaden Korr praktisch zum Möchtegern-Imperator werden konnten. Wenn in den Legends jedoch fraktionsfremde Figuren das höchste Amt einnahmen (wie Jag Fel im Fall des Rest-Imperiums, Natasi Daala im Fall der Galaktischen Allianz oder Jacen Solos Versuch sich in der Allianz und im Rest-Imperium an die Macht zu putschen) kam es immer zu Verschwörungen, Aufständen und offener Rebellion. Sowohl Daala, als auch Jag Fel gerieten ins Visier von Putschisten. Jacen Solos innenpolitisches Vorgehen führten dazu, dass sich sowohl seine Co-Staatschefin Cha Niathal von ihm los sagte, als auch Königin Tenel Ka. Und Solos Attentat auf Gilad Pellaeon rief schließlich dessen heimliche Verbündete Natasi Daala auf den Plan. Jacen Solos Griff nach der Macht scheiterte und die Galaxis wurde nicht unter einer Flagge vereint, sondern in noch mehr Fraktionen aufgespalten. Palpatines Imperium zerfiel und hinterließ in den Legends zumindest einen Flickenteppich unabhängiger Klein-Imperien, die sich untereinander genauso oft bekriegten, wie sie gegen die Neue Republik kämpften, welche die Reste des Imperiums in sich aufsog.

Man könnte auch den Vergleich mit Guy Ritchies Moriarty ziehen, der ganz Europa mit seinem Netzwerk überzog, um einen Weltkrieg auszulösen und ermesslich reich zu werden. Nach dem Ersten Weltkrieg brachen mehrere der alten Großreiche in sich zusammen. Es entstanden Staaten, die erst unter der Europäischen Union wieder zueinander fanden. Genauso könnte die Republik der Prequels irgendwann die Reste der Staaten aus der Old Republic-Ära in sich aufsaugen.

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dasmotte, Donnerstag, 18. Mai 2017, 16:04
Ich gebe es gerne zu, ich bin ein großer Fan der Sherlock Holmes Bücher, hab einen dicken Wälzer zuhause stehen mit seinen besten Abenteuern. Moriarty kam erstaunlicherweise eher wenig vor aber auch so finde ich, dass er ein abolut genialer Antagonist ist. So genial, dass so mancher schon die These hatte es wäre Holmes selbst der durch Drogenkonsum und Langeweile einen Bösewicht erfunden hat der ihm gewachsen war. Dieses rafinierte Handeln gepaart mit Skurpelosigkeit und Inteligenz ist absolut grandios und so einen Schurken würde ich mir auch wünschen. Was hatten wir bisher? Die Schurken der Story, die bis auf Darth Jadus recht plump agierten (ja auch Baras der zwar heimlich vorging im Endeffekt aber ein normaler Sith war der keinen sehr raffinierten Plan vorzuweisen hatte sondern starr gerade aus ging) . Danach kam Malgus, der agierte zwar auch hinterrücks und halbwegs planvoll aber weder verzwickt noch sonderlich raffiniert...Arcann und Vailyn? Stumpfe Haudraufs ohne Klasse. Es fehlt ein Mastermind und dafür kommen Jadus und Vowran in Frage.

pfannenstiel, Donnerstag, 18. Mai 2017, 16:41
Die Bücher hab ich mir mal in einer richtig schönen Edition gekauft und seither nicht gelesen. War ein Resultat meiner Begeisterung für Sherlock mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman.

Für die Story wäre so ein böses Genie wirklich klasse, vor allem wenn er uns in den Story-Abschnitten in wirklich gemeine Entscheidungen manövriert. Ich könnte mir etwa vorstellen, dass einer der Gefährten während politischer Verhandlungen auf einem neuen Planeten vielleicht inhaftiert wird. Befreie ich ihn verliere ich alle Chancen auf den Vertragsabschluss, opfere ich ihn verliere ich den Gefährten (kann ihn mir aber mit dem Terminal wieder holen). Oder es kommt zu einer Situation in der sich Allianz-Loyalisten an Zakuul rächen wollen und entweder man lässt sie (womit man alle zakuulischen Truppen verliert und von dieser Seite künftig wieder mit Rebellen und Mordversuchen rechnen muss) oder man weigert sich und verprellt jene Getreuen der ersten Stunde, die man dann auch noch bekämpfen muss, sodass die Allianz extrem geschwächt wird. Situationen in denen jede Entscheidung einen Verlust bedeutet und man die richtige nur nach politischen Gesichtspunkten treffen kann (pro Zakuul, pro Rache, persönliche Loyalität, größeres Ganzes).

dasmotte, Donnerstag, 18. Mai 2017, 16:49
Ohja diese masochistischen Entscheidungen bei denen man am liebsten weg schaut. XD

Die Bücher sind ein wenig trockener als die Serie aber wenn man sich reingelesen hat echt gut geschrieben liegt abr vllt auch an meiner Vorliebe für Historical Liebesromane... :-P

sanne1968, Donnerstag, 18. Mai 2017, 18:45
"War ein Resultat meiner Begeisterung für Sherlock mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman."

Für mich eine der besten Serien überhaupt!!!
Ich kann es immer kaum erwarten bis neue Folgen kommen, ich geh mit meiner Verrücktheit sogar soweit das ich es live bei BBC via internet mir immer ansehe
😂😂😂