Retro-Review: Die Klassenstory des Sith-Kriegers

Vorwort

In Umfragen über die beliebteste Klassenstory können sich Sith-Krieger es sich im oberen Mittelfeld gemütlich machen. Sie bieten nicht die beste, aber zumindest eine sehr solide Klassenstory, in der ähnlich wie beim Agenten die Entscheidungen auch einigen Einfluss auf den Verlauf der Story haben, zumindest in Akt I. Man verzeiht es dem Krieger auch eher, dass helle Krieger immer noch an ihrer Fraktion hängen, während bei dunklen Jedi sofort ein Fraktionswechsel gefordert wird. Man könnte behaupten abtrünnige Sith sind Kritikern lieber als abtrünnige Jedi, die man am liebsten wieder in die Sith-Schublade stecken möchte. Es scheint so als würde man den Bösen mehr Graubereiche zugestehen als den designierten Helden.

Ich bin ein großer Fan des Sith-Kriegers und wenn die Klassenstory nicht variantenreich und interessant wäre, ich hätte es wohl kaum zu meinen (aktuellen) 5 Juggernauts gebracht. Die Zahlen meiner Krieger schwanken, ich habe dem Maro etwa schon eine zweite und auch dritte Chance gegeben, aber es wird einfach nichts. Und einen Jugger habe ich wegen verkorkster Entscheidungen auch schon auf Level 54 gelöscht. Die Dunkelziffer an von mir erstellten Sith-Kriegern dürfte also irgendwo zwischen 5 und 10 liegen. Wenn es um die Klassenstory des Kriegers geht spitze ich also auf jeden Fall die Ohren.

Der Sith-Krieger als finsteres Spiegelbild des Jedi-Ritters ist eine Vorstellung die zumindest im Prolog und während Akt I vertretbar ist. Wie der Ritter wird man in der Akademie auch noch als herausragender Vertreter seines Standes betrachtet und löst für seinen Ausbilder ein Problem mit einem anderen Studenten der Sith-Künste. Vemrin ist der Bengel Morr des Sith-Kriegers, aber sein Ende ist weit weniger prägender. Vemrin stirbt, egal wie man sich entscheidet. Während der Ritter als Schwert des Jedi-Ordens gelten ist der Krieger ein Dolch der Sith. Wenn man den Krieger mit einem Wort beschreiben will, dann als Auftragsmörder. Tremel, Baras und der Imperator – sie alle sehen im Krieger ihren persönlichen Henker. Während sich Jedi-Ritter in Akt III zum primären Gegenspieler des Imperators aufschwingen wird der Krieger dessen neuer Vollstrecker. Ob man den Imperator wirklich unterstützt sei hingestellt. Vitiate bietet einem jedenfalls eine Chance gegen Darth Baras zurückzuschlagen. Als Sith erlebt man am eigenen Leib wie man von seinen Mentoren verraten und geopfert wird, nachdem man Baras selbst geholfen hat dessen Meister und Erzfeinde unter die Erde zu schicken. Der Schüler tötet den Meister - sonst tötet der Meister den Schüler. Die Sith-Philosophie des Kriegers ist wie im Prolog eine sehr vereinfachte und doch stets zutreffend.

Vom Setting her ist der Krieger auch die eingefleischteste Sith-Klasse. Krieger können bereits auf einen langen Stammbaum an Sith-Vorvätern zurückblicken und wahrscheinlich sogar auf einen Vorfahren zu Lebzeiten Naga Sadows verweisen. Aus diesem Grund blicken die Traditionalisten auch in eine andere Richtung, wenn ein derart blaublütiger (und vielleicht sogar rothäutiger) Sith-Lord unkonventionelle Entscheidungen trifft. Deshalb wird man auch von Aufseher Tremel rekrutiert, denn der Aufsteiger Vemrin ist das schlammblütige Gegenstück zu jedem aufrechten Reinblütler (selbst wenn man Mensch ist). Tremel stand unter Druck, hatte bereits vorher Akolythen an Vemrin verloren und griff nach seinem letzten Strohhalm, ohne zuvor die moralische Ausrichtung seines neuen Henkers zu prüfen. So lässt es sich dann erklären, wie es ein heller Sith (der sich gemäß der Lore an seinen Jedi-Vorfahren und antiken Sith-Fürsten orientiert) in die Sith-Akademie schaffen und dort überleben konnte. Der Rest ist Klassenstory, selbst in hellen Sith sehen Tremel, Baras und Vitiate nur Werkzeuge ihres Willens. Nur sind sie wegen ihrer philosophischen Einstellung vielleicht sogar eine Spur entbehrlicher.

Schwachpunkte

Machtlosigkeit

Der Sith-Krieger und Darth Vader haben ein Problem, beide sind ohne ihre Meister völlig machtlos, wie man vor allem am Ende von Akt II zu spüren bekommt. Nach Darth Baras Verrat ist man zunächst auf sich allein gestellt und auch die Hand des Imperators ist einem nur begrenzt von Hilfe, da die Gruppierung selbst im Dunklen Rat nicht unumstritten ist. Vader ergeht es ähnlich, ohne den Imperator ist er eine ranglose Randfigur am Imperialen Hof, denn offiziell bekleidet er keinen Rang (zumindest nach meinem Wissensstand über den neuen Kanon). Im Gegensatz zum Sith-Inquisitor sammelt der Krieger nie Verbündete oder baut sich eine Machtbasis auf. Der einzige Verbündete den er hat ist Darth Vowrawn und laut Dataminern hätte man 2012 für die Fortsetzung der Klassenstorys noch geplant, dass sich der Krieger während der republikanischen Invasion Ziosts in Vowrawns Palast einfinden wird. Daraus wurde nichts, aber auf Rishi begegnet man Vowrawn zumindest wieder und er enthüllt dem Krieger, dass er eine der Hände des Imperators entführt und gefoltert hat, um an dessen Geheimnisse zu gelangen. Daraufhin flüchtet Vowrawn aller Wahrscheinlichkeit ins Rishi Maze. Während Fallen Empire ist er jedoch in seiner Funktion als Minister für Logistik zu sehen, als er den Waffenstillstandsvertrag mit Imperator Arcann unterzeichnet. Unter Sith-Imperatorin Darth Acina ist Vowrawns Schicksal ungewiss. Er könnte also noch am Leben sein und Malavai Quinn an seiner Seite haben. Das Verhältnis des Kriegers zu Darth Acina ist unklar, sofern man nie die Schreckenssaat-Quest aboslviert hat kennt sie einen auch gar nicht. Sollte man die Quest hinter sich gebracht haben kann man Acina aber immer noch provozieren, indem man die Saat behält und das Artefakt in seine Rüstung schmiedet. Wie der Zorn wurde aber auch Acina als Ratsmitglied seinerzeit von der Hand des Imperators ausgewählt. Nun wurden beide vom gleichen Imperator betrogen. Nach Rishi ist die Zukunft des Kriegers jedenfalls ungewiss, zumal auch Darth Marr verstorben ist, der den Wert des Kriegers als Kämpfer und Symbolfigur noch zu schätzen wusste.

Auf Abstand zu den Mächtigen

Wie bereits erwähnt leidet der Sith-Krieger in meinen Augen darunter keine eigene Machtbasis zu besitzen. Trotz seiner Stellung als Zorn des Imperators ist der Krieger jemand der dem Imperator nie persönlich begegnet, man spricht immer nur mit irgendwelchen Handlangern aus dessen Büro bzw. seinem Body Double, der Stimme des Imperators. Im Vergleich mit dem Inquisitor trifft man auch deutlich später auf das erste Mitglied des Dunklen Rats. Für Inquis ist das Darth Thanaton, der Vorgesetzte Darth Zashs, für Krieger ist es Darth Baras Meister Darth Vengean. Im Vergleich zu Zash ist Darth Baras schon zu Beginn der Klassenstory ein Darth und ein jahrelang aktiver Manipulator. Baras spielte auch bereits im ersten The Old Republic Webcomic Bedrohung des Friedens eine Rolle. So gesehen ist der Krieger eigentlich mit dem bedeutenderen Meister gesegnet und er muss sich ja auch mehrfach gegen andere Schüler Baras durchsetzen. Trotzdem fehlt ihm am Schluss die persönliche Machtbasis, er wird immer von irgendjemandem abhängig sein. Erst Fallen Empire verschafft dem Krieger seine eigenen Gefolgsleute.

Highlights

Zorn des Imperators/Imperiums

Das Amt eines Zorns des Imperators war 2011 eine einigermaßen innovative Erfindung, seither ist das generelle Konzept sogar Teil des Kanons geworden. In der Ära der Prequels scheint es sich bei den Sith nämlich durchgesetzt zu haben trotz der Regel der Zwei Attentäter einzusetzen, die zwar in der Macht geschult, aber keine echten Sith-Schüler sind. Zumindest offiziell durfte Count Dooku Asajj Ventress nie als seine Sith-Schülerin bezeichnen und auch in der Serie The Clone Wars war sie vorwiegend als Attentäterin und dunkle Jedi bekannt. Das basierte auf der Lore der Legends, in denen Dooku mehrere dunkle Jedi an seiner Seite hatte und Ventress war da nur eine von vielen. Genauso musste Darth Sidious gegenüber Darth Plagueis verschleiern, dass er Darth Maul nicht bloß als williges Instrument seines Willens, sondern als echten Sith-Schüler auszubilden gedachte. Maul wurde daher auch in vielen Kampftechniken unterrichtet, die nichts mit denen der Sith zu tun hatten. Auch Savage Opress und Galen Marek fielen in die Kategorie der geheimen Sith-Schüler/Attentäter. Aber genauso ließ sich auch General Grievous als "Attentäter" bezeichnen, da er ebenso von Count Dooku als Jedi-Killer ausgebildet worden war.

Der Krieg ist so etwas wie ein Sith-Kopfgeldjäger. Er hat sich seinen Ruf dadurch erworben Sith und Jedi zu töten. Doch wenn es darauf an kommt ist er genauso wie der Kopfgeldjäger nur jemand der für einen bestimmten Job angeworben wurde. Trotzdem reißen sich die hochrangigen Offiziere und Sith darum mit dem Zorn zu arbeiten, weil er eben der mächtigste Krieger des Imperiums ist und seine Unterstützung den Erfolg beinahe immer garantiert.

Im Sith-Imperium ist der Zorn des Imperators eine prestigereiche Position für einen Attentäter, der im Auftrag des Sith-Imperators dessen Feinde verfolgt und hinrichtet. Dafür kann der Zorn als Agent des Imperators auf die unterschiedlichsten Ressourcen zurückgreifen. Da die Klasse auch an Darth Vader orientiert war wäre es sogar denkbar gewesen, dass ein Zorn im Namen des imperators eine ganze Flotte gegen einen Verräter geführt hätte. Nur er war eben kein Berufsoffizier, sondern Krieger, das Micromanagement hätte er den Admirälen und Generälen überlassen. Ähnlich wie Vader eben, der ja auch nur Anweisungen erteilte und die wirkliche Arbeit seinem Stab überließ.

Politisch ist der Zorn vom Sith-Imperator bzw. der Anerkennung durch den Dunklen Rat abhängig, weshalb dieser nach dem "Tod" des Imperators auch bemüht war den Zorn für seine Zwecke einzuspannen. Immerhin wählte der Imperator seinen Zorn nicht nach politischem Einfluss, sondern seinen Fähigkeiten als Krieger aus. Diese braucht er auch, denn seine Berufsbeschreibung ist seit 300 Jahren die gleiche. Der Zorn muss in der Lage sein jedes Mitglied des Dunklen Rats bei Bedarf töten zu können. Dafür braucht man einen der fähigsten Krieger des Imperiums. Festungen erstürmen, Armeen bezwingen und einen der mächtigsten 12 Sith-Lords des Imperiums töten – dafür muss man schon der Beste der Besten sein und es ist sogar besser, wenn ein solcher Vollstrecker keine zu engen Bindungen in der imperialen Hierarchie besitzt. Im Gegensatz zu Tremel und Darth Baras sieht der Imperator in seinem Zorn jedoch keinen Schüler, sondern nur noch einen Attentäter. Man ist Vitiates Grievous und nicht Ventress.

Die Lösung den Krieger einerseits als typischen Sith-Lord darzustellen und andererseits eine Sonderstellung zu verschaffen war nicht einfach, wenn man ihn nicht wie den Inquisitor einfach in den Dunklen Rat befördern wollte. Der Krieger ist für RP-Zwecke eine sehr geeignete Klasse, da er ohne den Ballast einer eigenen Machtbasis und eines Sitzes im Dunklen Rat daherkommt. Man braucht nicht viel von der Lore verbiegen, um den Krieger einfach nur als Sith-Lord und nicht als Zorn des Imperators zu erleben.

Mit dem Verrat des Imperators auf Yavin 4 wird der Zorn schlussendlich zum Zorn des Imperiums, dessen Autorität künftig vom Dunklen Rat bzw. Darth Marr abgehangen wäre. Der Rat hat mit dem Zorn eine weitere Institution seines ehemaligen Herrschers in seine Gewalt gebracht. Doch der Wechsel des Titels ändert nichts am Aufgabenbereich des Zorns. Man ist weiterhin dafür da abtrünnige Ratsmitglieder zu jagen und nach Darth Arkous Enttarnung als Revaniter ist der Bedarf an einem unaufhaltsamen Killer größer denn je, außerdem gilt es nach der Revaniter-Krise ja auch den Ex-Imperator zu beseitigen. Zorn des Imperiums klingt auch sehr passend, vor allem nach Ziost und in Fallen Empire. Lord Zorn ist seither schon fast ein Darth-Name, aber er erinnert auch ein wenig an Bane of the Sith, eine Bezeichnung für Darth Bane und den Fluch der Sith, die sich immer wieder gegenseitig verrieten. Als Zorn steht man auf seltsame Weise außerhalb oder sogar überhalb der üblichen Sith-Hierarchie, man ist ein Außenseiter wie Bane, der aber trotzdem von allen gefürchtet und respektiert wird.


Die Geister von Tatooine

Der Sith-Krieger hat aber auch konkretere Vorzüge zu bieten. In ihrer Klassenstory erleben Krieger etwas einzigartiges, vor allem in Akt I spielt die moralsiche Ausrichtung des Kriegers nämlich immer wieder eine wichtige Rolle. Besonders herausragend ist da ein Ereignis auf Tatooine, das man sich so auch von anderen Machtklassen gewünscht hätte. Der Krieger begegnet an einem Nexus der Macht in einer Oase seiner hellen oder dunklen Seite. In der Beta soll man als grauer Sith sogar auf beide Verkörperungen seines Potentials getroffen sein. Sein Spiegelbild versucht einen auf Tatooine davon zu überzeugen die Seiten zu wechseln und man kann auf diesen Deal eingehen oder sich weigern, der Test bleibt allerdings folgenlos. Trotzdem, dass es überhaupt einen solchen Moment gibt bringt einen gewissen Wiederholungswert für die Klassenstory mit sich.

Aufseher Tremel

Ein anderes mehr entscheidungsbasiertes Highlight ist der Umgang mit Aufseher Tremel. Es ist möglich Tremel in der Sith-Akademie als helle Option nur die Hand abzuschlagen und den ehemaligen Aufseher entkommen zu lassen. Im Finale steht Tremel schließlich bereit an der Seite Darth Vowrawns und des Zorns Darth Baras gegenüberzutreten.

Die helle und die dunkle Jaesa

Jasesa Willsaam aus der Reserve zu locken ist ein stufenweiser Prozess. Man besucht ihren Meister auf Tatooine, man findet ihre Eltern auf Alderaan und immer hat man die Möglichkeit einen positiven oder negativen Eindruck zu hinterlassen. Je nachdem ob man sich von Tatooine über Alderaan bis Hutta durchmordet oder die Sidious-Route wählt wird Jaesa unterschiedlich auf den Sith-Krieger reagieren. Sie fordert einen jedoch auf jedem Fall zum Kampf, denn die Sith sind ja schließlich böse. Schlussendlich erhält man sogar noch einmal die Chance Jaesa zur dunklen Seite zu bekehren oder dazu zu überreden auf der hellen Seite zu bleiben. Auf der hellen Seite bietet einem Jaesa allerdings von sich aus an auf der hellen Seite zu bleiben, während man sie auf der dunklen Seite dazu auffordern muss ihre Prinzipien nicht zu verraten. Man darf sich zuvor auch von Jaesa scannen lassen, wobei sie unterschiedliches zu hellen, dunklen und sogar grauen Sith zu sagen hat. Jaesas helle Gefährtenstory ist insofern interessant, weil sie helle Sith wie die besseren Jedi erscheinen lässt. Der Jedi-Orden ist korrumpiert, weil er nicht einsieht, dass seine aggressiveren Handlungen zur dunklen Seite führen, währenddessen sind sich helle Sith der Verlockungen durch die dunkle Seite vollends bewusst. Helle Sith leben auf der dunklen Seite und haben sich von ihr losgesagt, sie wollen etwas verbessern und nicht bloß so weitermachen wie zuvor oder ihren Feind restlos vernichten, wie die Jedi. Helle Sith sind interessanter, weil Erlösungsgeschichten interessanter sind als die Schwarz-weiß-Malerei der typischen Guten. In ihrer hellen Gefährtenstory entwickelt sich Jaesa zu einer Vorkämpferin für die hellen Sith und die Geschichte endet damit, dass sie einen Aufseher an der Sith-Akademie vor einem Agenten des Dunklen Rats rettet, der die hellen Sith fast entdeckt und ausgelöscht hätte. Dark Jaesa ist das genaue Gegenteil, sie findet die hellen Sith dank ihres Talents ebenfalls, aber als fanatische Konvertitin metzelt sie sie nieder und tötet auch den Abgesandten des dunklen Rats, der seine Autorität missbrauchte, um persönliche Feinde auszuschalten. Daraufhin wird Jaesa vom Rat dessen Stellung verliehen. Jaesa wird auf diese Weise quasi zur Großinquisitorin des Sith-Ordens, die beauftragt ist Abweichler aufzuspüren und auszulöschen. Doch genau wie bei Lord Scourge fragt man sich, warum Jaesa während der Revaniter-Krise so still geblieben ist.

Pragmatischer Umgang mit dem Feind

Schon in Akt I stellt sich immer wieder die Frage wie man mit Jedi umgeht. Ist man der prinzipientreue rachsüchtige Sith und versucht jeden Jedi zu töten oder ist man bereit jene am Leben zu lassen, die keine Waffe gegen einen erheben. Wobei man sogar noch weiter gehen und selbst jedihafte Tugenden an den Tag legen kann. Jedihafter als der Jedi-Orden zu sein, dass hätte Darth Sidious sicher ein Schmunzeln abgerungen.

Selbst Nomen Karr könnte man zum Jedi-Rat zurückschicken oder man kann die frisch bekehrte Dark Jaesa überreden ihn zu töten. Durch den Sieg bersten ihre Ketten. Wirklich spannend und fast schon zum Teaser für SoR und die Allianz in Fallen Empire wird die Begegnung des Zorns mit Meister Timmns auf Belsavis. Timmns und der Krieger misstrauen einander, aber sie haben das gleiche Ziel, nämlich zu verhindern, dass Darth Ekkage befreit wird. Doch am Ende können die Moralvorstellungen der beiden voneinander abweichen. Tötet man Ekkage oder sperrt man sie weg? Und vor allem auch, wer tötet Ekkage? Man könnte Timmns dazu zwingen es zu tun. Und dann stellt sich die Frage, wie man mit Timmns selbst verfährt. Tötet man Timmns weil er ein Jedi ist und man seine Hilfe nicht länger benötigt? Oder lässt man ihn gehen, wobei man sich entweder als Freunde oder Feinde trennen kann. Wählt man das amikale Ende, dann wird Timmns später Padawanen von seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit einem Sith-Lord erzählen. Für Lore-Freunde schwebt da eine Überwindung des Schismas der 100jährigen Dunkelheit im Raum.


Abwechslung

Sith-Kriegern wird auf fast jedem Planeten eine andere Mission geboten. Sogar in Akt I vollzieht sich bereits eine erste Wende im Plot, nachdem man auf Balmorra und Nar Shaddaa Darth Baras Agenten eliminiert hat. Für den Rest von Akt II versucht man Jaesa Willsaams Spuren zu folgen und sie aus der Reserve zu locken. Man geht von der Verteidigung zum Angriff über.

Auch Akt II beinhaltet wieder eine Wende im Plot. Nachdem man auf Taris die Generäle der Republik eliminiert hat wird man auf Quesh eingesetzt, um einen Admiral zu finden, bei dem es sich ebenfalls um einen von Baras Spionen handelt. Zuvor rettet man aber noch Darth Vengeans Flaggschiff und erhält das Gefühl, dass Baras einem nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Auf Hoth soll man allerdings Baras altes Lichtschwert finden und zwei Jedi-Meister eliminieren, mit denen Baras noch eine offene Rechnung hat. Das Finale des Akts ist eines der umfangreichsten aller Klassenstorys, zumindest für Akt II. Man befreit zuerst Lord Draahg und muss schließlich für Baras dessen Meister Darth Vengean unter die Erde schicken.

Selbst Akt III glänzt mit Abwechslung. Man verhindert die Befreiung von Baras Schwester auf Belsavis, man befreit die Stimme des Imperators auf Voss und man wehrt Baras Angriffe auf Darth Vowrawn ab, der sich nach Corellia begeben hat. Dort versetzt man Baras Spionagenetzwerk auch den entscheidenden Schlag.


Sith-Inilftratoren

Aus den Lore-Videos zu SWTOR, die bis 2011 veröffentlicht wurden, weiß man vieles, das im Spiel selbst nur am Rande von Bedeutung war. Mand'alors Vorgänger ist im Spiel etwa schon lange tot, Hylo Visz tauchte erst in Fallen Empire auf. Trotzdem gab es in der Lore interessante Aspekte, die teilweise aber auch verworfen wurden, wie die Gegenwart von Naga Sadows Machtgeist auf Yavin 4. Ursprünglich (wenn man sich das Datamining zum verworfenen 2.0 und Yavin 4 ansieht) hätte man wohl noch etwas mit Sadow geplant, doch die Umsetzung von Yavin 4 in Shadow of Revan war für Lore-Kenner durchaus unbefriedigend. Kaum Hinweise auf Exar Kun, nur ein paar Statuen Sadows und die Machtgeister sind bloße Gimmicks.

Neben Sadows Machtgeist, der vom Jedi-Padawan Eison Gynt Besitz ergriff, spielte im betreffenden Lore-Video auch Meister Barel Ovair eine Rolle. Ovair entstammte einer langen Linie von Jedi-Rittern und wurde vom Jedi-Rat eingesetzt die Spuren der alten Sith zu tilgen. Sein Padawan Eison Gynt entstammte ebenfalls in vierter Generation einer Jedi-Familie und Gynt galt als einer der vielversprechendsten Jedi-Schüler seiner Generation. Was jedoch weder Gynt noch der Jedi-Rat wissen konnten, dem ruhenden Geist Sadows aber sofort auffiel war die wahre Herkunft Ovairs. Der Jedi-Meister entstammte nämlich in Wirklichkeit einer Familie von Sith-Infiltratoren, die im Auftrag des Sith-Imperators den Jedi-Orden infiltrieren sollten. Man bedenke die RP-Möglichkeiten, vor allem auch eines abgezogenen Infiltrators, der ins Imperium zurückgekehrt ist. Was aus den Infiltratoren wurde wird in SWTOR nie geklärt, das ganze ist einer von vielen losen Fäden, da ja auch der Jedi-Orden romantischen Beziehungen und der Fortpflanzung seiner Angehörigen zuletzt sehr ablehnend gegenüberstand. Mit Kriegsbeginn hätte man sie auch abziehen können und was wäre passiert, wenn einer der Infiltratoren tatsächlich die Jedi-Ideologie verinnerlicht hätte, aber dann ins Imperium zurückversetzt worden wäre. Dort wäre man weiterhin als wahrer Sith durchgegangen, zumal man ja seinen Sith-Stammbaum vorweisen konnte. Und in der Fremde hätten die Sith-Infiltratoren zur Fortsetzung ihrer Erblinien als Jedi ja auch andere Jedi oder zumindest Nicht-Sith geheiratet, die dann der nächsten Generation auch etwas von ihrem kulturellen Erbe mitgegeben hätten. Ein heller Sith als (unfreiwilliger?) Jedi-Infiltrator wäre da nicht ganz ausgeschlossen.

In der Klassenstory spielen die Spione Darth Baras eine bedeutende Rolle und sie scheinen überall gewesen zu sein, unter anderem sogar im Jedi-Orden. Baras Handlangerin unter den Jedi hat es sogar zur Jedi-Meisterin gebracht und sie führte eine Jedi-Task Force an, die einige erfolgreiche Angriffe auf Baras Sith-Konkurrenten durchführen konnte, ohne dass die Jedi wussten, dass sie dabei in Wirklichkeit Baras in die Hände spielten. Wem unterstanden die Sith-Infiltratoren eigentlich? Dem Imperator, dem Dunklen Rat, einem einzelnen Ratsherrn (vielleicht dem ominösen Herrn der Geheimnisse, eine Position die einst Baras Schwester Darth Ekkage bekleidete) oder dem Geheimdienst? Da es sich um Sith handelte würde ich den Geheimdienst ausschließen und auch der Dunkle Rat erscheint mir zu ineffizient. Ich würde eher auf den Hüter der Geheimnisse (zuletzt Darth Rictus) oder den Imperator und dessen Hände tippen. Baras Agenten waren entweder ein von diesem selbst aufgebautes Netzwerk oder sie unterstanden einst seiner Schwester, die ihm womöglich auch bei der Entführung der Stimme des Imperators behilflich war.

Darth Ekkage

Ekkage ist jene Sith, die Baras Schergen auf Belsavis befreien wollen. Der Planet auf dem auch die Schreckensmeister gefangen gehalten wurden und der erst kürzlich von der Imperialen Garde entdeckt wurde. Wieder einmal scheint Baras Wissen über die Geheimnisse des Imperators (dem die Garde persönlich unterstellt war) erstaunlich. Woher weiß Baras all diese Geheimnisse? Dass er sich als Stimme des Imperators ausgeben konnte setzt auch voraus, dass er einige Dinge wusste, die den anderen Ratsmitgliedern nicht bekannt waren oder auch nicht bekannt sein konnten. Wir wissen, dass Baras Vitiates Stimme nach Voss lockte und dort von Sel-Makor gefangen halten ließ. Auch das Wissen um Voss und Sel-Makor ist etwas, das ein einfacher Darth wahrscheinlich nicht von sich aus mitbringen konnte.

Darth Ekkage war Baras Schwester und zu ihrer Zeit die Hüterin der Geheimnisse. Sie hatte sogar ihre eigene Gruppe von Sith-Attentäter unter ihrer Kontrolle, die aber prinzipiell gegenüber dem Imperator und keiner Ratsherrin loyal waren. Wir wissen bis heute nicht genau welchen Aufgaben sich ein Hüter der Geheimnisse im Dunklen Rat zu widmen hat. Es dürfte allerdings so sein, dass sich die Pyramide der Geheimnisse auch mit Geheimnissen des Imperators beschäftigt und für diesen einige Sonderaufgaben erledigt. Ekkage könnte demnach eine Vertrauensperson für den Imperator gewesen sein, während dieser den Rest des Rats weitgehend ignorierte. Ekkage und Baras hatten jedoch ihre eigenen Pläne und planten den Imperator zu stürzen. Allerdings wurde Ekkage von der Republik inhaftiert und vom Imperium jahrelang für tot gehalten. Je nachdem wie eng die Kooperation zwischen Bruder und Schwester war könnte Baras alles gewusst haben was Ekkage wusste oder er hat sich dieses Wissen einfach verschafft, weil er selbst der eigenen Schwester misstraute.

Wenn ich darüber nachdenke, dann glaube ich, dass Darth Ekkage wichtiger für Baras war als es aus der Klassenstory hervorgeht. Auf Belsavis ist sie lediglich eine alte Sith die Baras befreien will, weil sie ihm Unterstützung verschaffen kann, während er behauptet die Stimme des Imperators zu sein. Ich gehe aber soweit in Baras, Ekkage und sogar Darth Thanaton Persönlichkeiten mit entscheidendem Wissen über den Imperator zu sehen. Thanaton spielte bereits in jungen Jahren als Teneb Kel eine wichtige Rolle bei der Entdeckung der Kinder des Imperators. Alexander Freeds Blut des Imperium Comics handelt davon wie Teneb Kel die Schülerin des Imperators stellen soll und dabei über dessen "Kinder" stolpert. Kel verkauft dieses Wissen an den Dunklen Rat, um sich dadurch die Beförderung vom Sith-Schüler zu Darth Thanaton zu ergaunern. In den Jahrzehnten danach studierte Thanaton alte Sith-Schriften und Relikte, womit er zu einem der größten Gelehrten des Sith-Ordens wurde, der sogar den Sith-Inquisitor hätte besiegen können. Nur wusste er nichts von dessen Kenntnis über das Machtwandeln und die von ihm gebundenen Geister. Thanatons Wissen über die Macht und alte Sith-Rituale wäre eine wichtige Waffe im Kampf gegen Vitiate gewesen, ebenso wie Baras und Ekkages Wissen um die Geheimnisse des Imperators. Kurzum, die Klassenstory des Sith-Kriegers bietet einige Gründe für tiefschürfende Spekulationen.

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