Chaos, Katastrophen und Kaliyo (Kapitel X Review - Teil 1)

Vorbemerkung

Eigentlich wollte ich ja eine Review zu Game Update 4.1 schreiben, wobei Kapitel X nur ein Teil davon ist, aber ich denke mir dass es angesichts der Kapitel-Struktur einfacher ist sich an diesen zu orientieren, anstatt den Patchnummern.

Ich hasse dich, aber bitte schließ dich meiner Allianz an

Zugegebenermaßen gehörte ich vor Kapitel X zu den überzeugten Kaliyo-Hatern. Ich habe ihre Gefährtenmissionen gehasst. Ex-Freunde killen (das trifft bei mir wohl einen wunden Punkt) und am Ende herausfinden, dass man von Kaliyo verraten wurde, können einem schon jede aufkeimende Sympathie für Kaliyo wieder austreiben. Ich konnte mich bis auf meinen verhassten Doppelagenten auch nie zu einer Kaliyo-Romanze durchringen und besagter Doppelagent hat in Fallen Empire ohnehin eine neue Beziehung begonnen.

Wie Kaliyo-Schöpfer Alexander Freed im Story-Stream zu Kapitel X zugegeben hat ist Kaliyo eine Gestalt die man ruhig hassen kann, denn als er sie schuf hatte er eine Persönlichkeit im Sinn, die einfach nur starke emotionale Reaktionen hervorruft und sich außerhalb der üblichen Gefährten-Persönlichkeiten bewegt. Mission erfolgreich! Damit beruhige ich jetzt auch mein Gewissen. Kaliyo zu hassen ist absolut natürlich, akzeptabel und sogar so vorgesehen.

Es genügt wohl zu sagen, dass ich Kaliyos Rückkehr nicht gerade entgegengefiebert habe. Aber was einen da in Kapitel X erwartet ist nicht mehr ganz die Kaliyo die ich jahrelang gehasst habe. Fallen Empires Kaliyo ist reifer, sie hat ein Ziel und widmet alle ihre Fähigkeiten dem Erreichen dieses Ziels - Zakuul einen Geschmack von seiner eigenen Medizin zu geben. Manche könnten behaupten Kaliyo wäre weich geworden oder man hätte sie für die anderen Klassen weichgespült, aber sie gibt innerhalb der Story selbst zu, dass sie faul geworden ist und nach immerhin 5 Jahren ist sie nun auch älter und vielleicht sogar eine Spur politischer. Noch ein Zeitsprung und sie wird vielleicht zum nächsten Zenith.


Kaliyos Wandel

An Kaliyo zeigt sich was 5 Jahre, ein verlorener Krieg und der Verlust eines geschätzten Reisegefährten alles ausmachen können, insofern finde ich ihre Entwicklung nachvollziehbar und glaubwürdig. Kaliyo 2.0 ist jedoch immer noch eine Gefährtin mit dunkler Seite und einer sehr humorvollen Persönlichkeit. Ich mag die mehr berechenbare Kaliyo, vor allem da sich ihre Ziele neuerdings mit denen meiner Charaktere decken.

Zakuul zu schaden bringt die Leute zusammen und wer Zakuul brennen lassen will liegt mit Kaliyo auf einer Wellenlänge. Für meine dunkleren Charaktere ist sie ein Glücksgriff und so kurzlebig die Allianz manchmal wirkt, in dieser Zeit kann man von jemandem wie Kaliyo profitieren.

Des einen Anarchisten sind des anderen Terroristen

Auf den ersten Blick hatte ich bei Kaliyos Bezeichnung als Anarchistin den schweren Verdacht, dass man hier politisch korrekt die Bezeichnung Terroristin umschifft hat. Aber Kaliyos Terrorismus hat doch etwas mit anarchistischer Ideologie zu tun und nicht nur weil sie einmal zu einer Anarcho-Bewegung gehörte oder auf Demos gerne mal Steine auf Faschos wirft. Kaliyo will Chaos verbreiten, um die perfekten Leben der Ewigen Imperialen zu (zer-)stören. Als Rattataki die mit Gewalt, Mord und politischem Chaos aufgewachsen ist kennt sie die aus ihrer Sicht wahre Welt. Die behüteten Existenzen auf Zakuul widersprechen allem was Kaliyo kennt, aber was sie wirklich ärgert ist der Umstand, dass dieses Volk alle anderen mit Krieg und Zerstörung überzieht, selbst davon jedoch gar nichts mitbekommt.

Für Zakuuls Wohlstand und Sicherheit muss eine ganze Galaxis leiden und teilweise in Zuständen leben in denen Kaliyo aufgewachsen ist. Arcann unterdrückt mit eiserner Faust, gleichzeitig wickelt er sein eigenes Volk aber in Watte ein. Das muss einer Anarchistin wie Kaliyo, die sich schon am Leben der Upperclass auf Coruscant störte, natürlich sauer aufstoßen. Kaliyos genaues Alter ist nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen, dass sie schon vor Fallen Empire über 30 war. Nach 5 Jahren dürfte sie zwischen 35 und 40 sein. Als Terroristin kann Kaliyo auf ein bewegtes Leben zurückblicken, sie hat viel gelernt und noch mehr gesehen.

Kaliyo ist in Fallen Empire genau das was ich mir als Option von der Story erhofft hätte, sie ist eine Terroristin die den Kampf nach Zakuul trägt. Die Allianz könnte es kaum mit der Republik oder den Sith aufnehmen, die schon selbst am Ewigen Imperium gescheitert sind. Das lässt einem nur die asymmetrische Kriegsführung als Ausweg. Man kann nun als heldenhafter Ritter der Republik versuchen all seine Probleme mit ehrenvollen Duellen, Gnade und moralischen Standards zu lösen oder man beschließt zu kämpfen.

Ich finde Kaliyos Motive zwar fragwürdig (nur um das Bürgertum zu verunsichern wirft man Bomben), aber viele meiner Charaktere stimmen ihren Methoden zu. Arcann löscht 5 Welten aus und auf Zakuul erfährt man gar nichts davon. Das Leben geht weiter. Theron Shan meint zwar, dass eine Propagandaschlacht nicht zu gewinnen wäre, aber an wen er denkt er bei der Zielgruppe? Hier scheiden sich vielleicht die Geister. Theron denkt womöglich an die Bürger Zakuuls, mein Rächer Darth Marrs denkt an die Bürger der Republik und des Sith-Imperiums.

Wie in Kapitel XV (laut Datamining) kann man sich bereits in Kapitel X die Frage stellen, auf wessen Seite man steht? Kämpft man weiterhin für Republik oder Imperium oder nun für Republik und Imperium oder kämpft man für Republik, Imperium und Zakuul? Kapitel XV deutet da einigen Spielraum an. Mein Rächer ist eigentlich ein pragmatischer Sith, der aber wie Darth Marr trotzdem an der dunklen Seite hängt. Er kämpft für Republik und Imperium, die alte Welt und ihre alte Ordnung. Dorthin will er eines Tages zurückkehren und die Probleme seines Teils der Galaxis lösen. Zakuul ist jedoch der Feind, der aus der Galaxis getilgt gehört (und daher auch nie in den Filmen eine Rolle spielen wird). Mein Rächer sieht sich dazu berufen das Ewige Imperium zu einer kuriosen Fußnote in der Geschichte der Galaxis zu machen.

Zakuul hat seinen Triumph über die Galaxis auch nicht verdient. Die Ewige Flotte wurde irgendwann angespült, die GEMINI Droiden wurden wohl von Valkorion gestohlen und als Soldaten setzt man Horden von Skytroopern ein. Man überrennt den Feind anstatt ihn in einem ehrlichen ausgeglichen Kraftverhältnis zu schlagen. Die Bürger von Zakuul jubeln und verprassen die Früchte ihrer Siege. Sie bekommen von all dem gar nichts mit, wie in einer Dystopie a la Fahrenheit 451. Die Leute nehmen Drogen oder geben sich fragwürdigen Unterhaltungsprogrammen hin, nur um dem grauen Alltag entfliehen zu können. Abweichler landen dafür in der Verbannung. Man denkt sich ja, das kann doch kein Leben sein.

Doch irgendwie sind die Bürger Zakuuls auch hilflose Kinder, sie können nichts dafür, dass Arcann Welten bombardieren lässt und sie sind völlig unschuldig. Sie zu terrorisieren könnte sogar kontraproduktiv sein und dazu führen, dass sich selbst latente Kritiker auf die Seiten des Regimes stellen. Ohne Valkorion und seine Kinder, ohne den Schutz der Ewigen Flotte und die Tribute tausender Welten wird Zakuuls Gesellschaft jedoch auch kollabieren und das sogar in einem Szenario der hellen Seite. Selbst wenn man nur die Bösen eliminiert stürzt die Ordnung auf Zakuul in sich zusammen, dafür hat Valkorion gesorgt und das deutet auch Senya an, wenn sie in Kapitel VII von der Bedeutung Valkorions in der Psychologie Zakuuls spricht. Ohne die Dynastie zerfällt das Ewige Imperium, denn Jahrhunderte lang wurde es nur vom Unsterblichen Imperator zusammengehalten. Die unglaubliche Zentralisierung der Macht und das Prinzip einer absoluten Monarchie werden Zakuuls Untergang besiegeln, wenn Valkorions Kinder einmal beseitigt sind.

Genau was ich wollte

Kapitel X bietet mir Stoff zum Nachdenken, die Möglichkeit zur Rache an Zakuul und allerlei bedeutungsschwangere Entscheidungsmöglichkeiten. Wobei ich mich damit in einer eigenen Kapitel X-Review noch etwas genauer beschäftigen möchte.

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