Der ideale Jedi: Ritter oder Botschafter?
Fallen Empire sorgt dafür, dass sich der Jedi-Orden in einer Situation wie zuletzt in KotOR II befindet. Der Rat hat sich aufgelöst, die Großmeisterin ist verschwunden und die Meister haben sich in alle Winde zerstreut. Wer auch immer den Jedi-Orden neu aufbauen will müsste die Reste des Jedi-Rats oder sogar die Großmeisterin finden, etwas das uns Fallen Empire tatsächlich erlaubt, denn Satele Shan versteckt sich in Kapitel 12 (voraussichtliches Erscheinen im April 2016).

Betrachtet man Satele als Yoda, dann ist der Barsen'thor der Obi-Wan Kenobi dieser Ära und neben Satele womöglich das letzte noch lebende Ratsmitglied (sofern man nicht zu dunkel war). Aus Gründen der Einfachheit nehme ich einfach mal an, die helle Seite wäre bei Jedi kanonisch, weshalb der Barsen'thor in diesem Artikel als heller Jedi und damit als Jedi-Rats-Mitglied angenommen wird. Sollte Satele sterben oder ihre Rückkehr anderweitig abweisen, so dürfte sie wohl die höchste Autorität eher auf das letzte Ratsmitglied als den Kampfmeister des Ordens übertragen. Der Barsen'thor ist schlichtweg die geeignetere Wahl, weil er als Ratsmitglied bereits die nötige Erfahrung in der Ordensführung hat und die Werte des Ordens idealtypisch verkörpert. Als Barsen'thor und Wächter des Ordens könnte man sogar argumentieren, dass die Aufgabe des Wiederaufbaus für ihn vorherbestimmt war. Nach Satele verkörpert man als Meister, Ratsmitglied und Barsen'thor den namhaftesten Helden der neuen Generation.

Der Barsen'thor

Als letztes Ratsmitglied und Barsen'thor ist der Botschafter auch nicht zwingend auf Sateles Amtsübergabe angewiesen, er könnte auch bereits im eigenen Namen und auf Basis der eigenen Autorität zum neuen Anführer des Ordens aufsteigen. Immerhin war der Barsen'thor auch politisch sehr angesehen. Er agierte als Kanzler Janarus Botschafter bei den Separatisten, er führte die Separatisten-Allianz an, knüpfte Bündnisse mit Schlüsselwelten wie Balmorra und man befreite mit seiner Armee schließlich Corellia, was dem damaligen Krieg eine entscheidende Wende gab. Schon als einfacher Ritter agierte man sehr wirksam als Vertreter der Republik und Agent des Jedi-Ordens, als man die infizierten Jedi-Meister ausschaltete und auf Alderaan schließlich eine Friedenskonferenz zum erfolgreichen Abschluss brachte.

Diplomat, General, Gelehrter - der Barsen'thor ist alles was man sich von einem Mitglied des Jedi-Rats oder einem Großmeister erwarten würde.

Der Kampfmeister

Als Ritter hatte man es immer schon schwieriger. Man wird erst nach der Schlacht um Corellia/Dromund Kaas zum Meister befördert, man wird laufend nur als Meister Jedi angesprochen und das obwohl man schon unzählige Welten gerettet hat. Doch in der Öffentlichkeit werden alle Mission des Ritters geheim gehalten, sogar das Attentat auf den Sith-Imperator dürfte nur wenigen Eingeweihten bekannt sein. Man ist der Anakin Skywalker der SWTOR-Ära, ein hochdekorierter Kriegsheld, aber eben doch vorwiegend ein Kämpfer und damit nicht gerade das Idealbild eines Jedi Meisters.

Erst auf Yavin 4 erhält man zudem seinen einzigartigen Titel, Jedi-Kampfmeister. Nur bringt einem auch das noch keinen Platz im Jedi-Rat ein, wenn man auch nur noch eine Beförderung von einer solchen Position entfernt ist. Der Kampfmeister wird eher als Berater des Rats eingestuft, eine Funktion die dunkle Botschafter als Militärberater des Rats einnehmen. Dunkle Botschafter dürfen sich damit trösten, dass ihre Funktion rangmäßig gleichauf mit dem Jedi-Rat ist, nur hat man lediglich kein Stimmrecht. Als Kampfmeister spürt man immer noch etwas mehr Distanz zum Rat.

Rein technisch hat sich der Ritter seinen Meister-Titel aber schon früher verdient als der Botschafter, denn allgemein heißt es, dass ein Meister zumindest schon einen Padawan ausgebildet haben müsste. Mit Kira Carsen kann der Ritter diese Aufgabe abhaken, während der Botschafter Nadia Grell erst als Padawan annimmt, als er bereits aufgrund seiner Verdienste zum Jedi-Meister ernannt wurde. Um auf den Obi-Wan/Anakin-Vergleich zurückzukommen, der Botschafter wird hier eindeutig bevorzugt. Nur verweist Yuon Par bereits in der Ausbildung des Botschafters auch auf dessen ungeheuerliches Potential, denn der Padawan konnte bereits als Kleinkind Machtfähigkeiten meistern, die Yuon erst als Teenager anzuwenden vermochte.

In Ermangelung eines echten Jedi-Rats-Mitglieds wäre der Kampfmeister der designierte Nachfolger der Großmeisterin, wobei er seine Funktion eher als auf Zeit betrachten würde. Gerade auf Rishi wird einem von Orgus Dins Machtgeist ja die Frage gestellt, was man tun würde, wenn der Krieg vorbei ist. Sollte man sich mit Kira eingelassen haben wäre es nicht unwahrscheinlich, dass der Kampfmeister eher ein Leben als einfacher Mensch anstrebt und seine Zukunft nicht allein als Jedi sieht. Wie die Verbannte in KotOR II baut man den Orden vielleicht neu auf, nimmt aber nicht mehr an dessen weiterer Geschichte teil.

Die dunkle Seite

Wird das Schicksal des Ordens überhaupt schon in Season 1 entschieden? Sateles Auftritt ließe durchaus auf einen solchen Moment hoffen, aber sie könnte auch beschließen nach Kapitel 12 zurück nach Tython oder Coruscant zu gehen um den Rest des Ordens einzuberufen. Erzählerisch stellen zumindest alle dunklen Jedi ein Problem dar. Einem Möchtegern-Sith die Leitung des Jedi-Ordens zu übertragen würde stark nach Verzweiflung klingen, aber auch der Verleihung des Kampfmeister-Titels an dunkle Ritter entsprechen. Es sind nicht die Absichten, sondern die Taten die in diesem Fall zählen. Wenn man das Ewige Imperium besiegt, den Jedi ein neues Heim bietet und einen neuen Rat aufbaut wird die Geschichte schon noch einen Helden aus einem machen. Im neuen Jedi-Rat würde man ohnedies Gefahr laufen überstimmt zu werden.

Jedi-Gefährten

Season 1 hat überzeugten Jedi relativ wenige geeignete Gefährten zu bieten. Choza Raabat und Guss Tuno sind die einzigen, wobei nur Guss noch als Padawan zählen dürfte. Choza ist hingegen ein erfahrener Jedi-Ritter, der es selbst schon zum Meister gebracht haben könnte. Die ehemalige Sith-Akolythin Veeroa Denz bietet noch eine Möglichkeit sich in Sachen Bekehrung zu versuchen, doch die Erfolgsaussichten sind gering.

Fakt ist, die meisten Jedi-Gefährtinnen sind ausständig. Season 2 könnte jedoch enormes Potential bieten, wenn man die alten Jedi-Gefährtinnen zurück bringt. Was trieb Kira als Jedi-Ritterin in den 5 Jahren von Fallen Empire? Ist sie mittlerweile vielleicht sogar eine Jedi-Meisterin? Wenn das der Fall ist, vielleicht wäre sie dann auch eine Kandidatin für den neuen Jedi-Rat, im Stil von KotOR II, wo man ja auch Gestalten wie Mira oder Atton zu Jedi ausbilden konnte. Kira war live dabei als der Jedi-Orden zerfiel und ihre Rückkehr wäre daher auch sehr emotionsgeladen.

Nadia Grell war wiederum keine Jedi-Ritterin als der Barsen'thor verschwand. Vielleicht wurde sie in der Zwischenzeit eine oder sie hat ihre Jedi-Ausbildung an den Nagel gehängt, um zur Vollzeit-Senatorin zu werden. Im Gegensatz zu Xalek hätte Nadia ja einen Plan B zu ihrer Ausbildung mitgebracht. 5-6 Jahre könnten Nadia auch dazu bewegt haben auf Sarkhai eine eigene Jedi-Enklave zu gründen bzw. die Gründung einer solchen zu unterstützen. Im Rahmen ihrer Gefährtenstory erhält Nadia bereits die Chance sich um potentiellen Jedi-Nachwuchs auf Sarkhai zu kümmern.

Neben Nadia und Kira würde Season 2 jedoch auch die Chance bieten abtrünnige Jedi zurück ins Boot zu holen. Die helle Jaesa Willsaam wäre wohl am einfachsten zur Jedi auszubilden, da sie sich zwar vom Orden, aber nicht von dessen Idealen los gesagt hat. Bei Ashara Zavros liegt die Sache anders, denn Ashara tendierte unter Lord Kalligs Ausbildung zu einem graueren Weg und sie versuchte eine Allianz zwischen den gemäßigten Fraktionen des Sith- und Jedi-Ordens zu knüpfen. Das macht Ashara für die Allianz und ihre Machtenklave höchst interessant.

Und dann gäbe es ja auch noch Raina Temple, die ähnlich wie Yuun zwar machtempfänglich ist, sich aber für keine traditionelle Ausbildung eignen würde. Zumindest als Sith hätte Raina mit ihren schwachen Machtfähigkeiten wenig Potential und ihre jugendlich-naive Loyalität zum Imperium (das war aber vor 5 Jahren und einem desillusionierenden Krieg) hätte sie eigentlich auch von einer Jedi-Ausbildung ausgeschlossen. Mit der Flucht zahlreiche Sith-Akolythen, dem Zerfall des Jedi-Ordens und der Ergrauung der Macht stellt jedoch auch Raina eine interessante Allianz-Rekrutin dar. Irgendwann könnte Raina durch neutrale Machtnutzer eine grundlegende Ausbildung erhalten haben.

Selbst Lord Scourge wäre einer Jedi-Ausbildung nicht ganz unzugänglich. Wir wissen nicht wie der Tod des Imperators Scourges "Unsterblichkeit" beeinflusst hat und Scourge sprach ja bereits vorher davon, dass er eigentlich keine Emotionen mehr wahrnehmen kann, obwohl der Sith-Kodex sich ausdrücklich auf diese berief. Scourges Gefühlslosigkeit könnte die Grundlage für Ausgeglichenheit bieten und mit 300 Jahren, sowie als ehemaliger Revan-Begleiter ist er sicher auch irgendwie weise. Scourges Verschwinden macht jedoch Sinn, wenn er glaubte Valkorion/Vitiate wäre wirklich tot. Valkorions Rückkehr würde jedoch auch Scourge auf den Plan rufen.

Unter den ausständigen machtsensitiven Gefährten, die in Season 2 auftauchen könnten ist nicht nur für Mainstream-Jedi etwas dabei, sondern auch für graue und dunkle.

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