Keine Neue Republik
Ein Star Wars nach Endor ohne eine neue Republik, funktioniert das überhaupt? Ich bin, wie wohl auch die meisten Star Wars-Fans vor 2014 mit einem Star Wars-Universum aufgewachsen, das in seinen Details vor einigen Wochen praktisch ausradiert wurde.

In der guten alten Zeit hieß es nämlich, nachdem der Imperator geschlagen war fiel das Imperium auseinander. Dutzende imperiale Offiziere vom Kern bis zu den Randwelten begannen sich unabhängig zu erklären. Dabei stürzten manche planetare Regierungen auch ihren lokalen imperialen Gouverneur und schlossen sich den Rebellen an. Die Allianz freier Planeten war geboren.

Mit dem Voranschreiten des Zerfallsprozesses, der an sich ja nie so ganz in Worte gefasst wurde, zerfiel das Imperium jedenfalls in dutzende Teilreiche unter ihrem eigenen Kriegsherr. Und nebenbei entstand um Coruscant und einige Welten so etwas wie der harte Kern der imperialen Loyalisten.

Als Kenner der Foundation-Trilogie vermute ich natürlich, George Lucas hätte seine Post-Endor-Ära durchaus auch nach dem Vorbild des Science Fiction-Werkes Isaac Asimovs aufgebaut. Immerhin hat Lucas die Idee eines Coruscant und Tatooine (der helle Kern und die am weitesten davon entfernte Welt) relativ offensichtlich von Asimov entlehnt. Asimovs Trantor gleicht Coruscant in nahezu jeder Hinsicht.

Wobei Coruscant ja als eine Idee gilt, die von Timothy Zahn erfunden wurde und dann durch Lucas in den Kanon aufgenommen wurde. Allerdings war schon in frühen Drehbuchentwürfen für Episode VI die Rede von einem Showdown in den Abgründen der imperialen Hauptwelt, passenderweise neben einem feurigen Lavasee, denn geothermale Energie hätte wie auf Trantor auch auf Coruscant eine Rolle gespielt.

"I don't know where you get your delusions, laserbrain"

Das sind halt so Dinge die man irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt hat. Es ergäbe jedenfalls Sinn, wenn sich Episode VII und alles was folgt ein Beispiel an Foundation nehmen würden.

Das Imperium wäre 30 Jahre nach Endor also noch lange nicht am Ende, wenngleich auch geschwächt. Vizekönige die sich unabhängig erklären müsste man in Star Wars eben durch die Gouverneure ersetzen. Immerhin erwähnt Großmoff Tarkin ja bereits in Episode IV die Auflösung des Senats und dass die Gouverneure nun direkte Kontrolle über ihre Gebiete erhalten. Der Gouverneur wird damit zum Statthalter des Imperators, der ohne Imperator immer noch an der Macht bleiben würde. Vergleichbar mit der Praxis des späteren römischen Kaiserreichs den Senat auch nur noch als Schaustätte politischer Inszenierungen zu betrachten, während die wirklich bedeutenden Statthalter längst alle handverlesen sind. Und starb ein Imperator erhoben sich recht gerne mehrere Statthalter, um selbst der neue Imperator zu werden.

In dieser Funktion wäre auch Darth Vader aufgetreten. Die designierte Nummer zwei wie im Sprichwort von "Der Kaiser und sein General". Vader als Agrippa des Augustus oder Belisarius des Justinian.

Doch ohne Vader, der immerhin seine persönliche Flotte samt Supersternenzerstörer befehligte, fällt die Macht im Imperium an Nummer 3 und Nummer 4 in der Thronfolge. Seit März 2014 haben wir allerdings keine Ahnung mehr wer das sein könnte.

In der frühen imperialen Ära wäre es wohl der Chagrianer und Palpatine-Handlanger Mas Amedda. Der in Episode I-III stets an der Seite des regierenden obersten Kanzler zu sehen ist. Immerhin galt Amedda einmal als Vizekanzler der Republik. Das kann sich nach dem Reboot des Franchises abseits der Filme und Serien nun durchaus geändert haben.

Im Erweiterten Universum gab es nach Endor einst noch Gilad Pellaeon, der Mann mit dem unaussprechlichen Namen. Pellaeon sorgte jedenfalls um die 8 Jahre nach Endor dafür die imperialen Restwelten unter seiner Kontrolle zusammenzuführen. Es hat ihm geholfen, dass seine zeitweilige Mentorin und Verbündete Admiralin Daala vor ihrem Abtauchen noch ein Massaker unter den zu diesem Zeitpunkt verbliebenen Kriegsherren beging.

In aller Kürze: Admiralin Daala wiederum war eine Vertraute Tarkins und kehrte in einer Phase auf die Bildfläche zurück als die Imperialen wieder einmal dabei waren in noch mehr Fraktionen zu zersplittern. Daala lockte die Kriegsherren zu einer "Konferenz" und entledigte sich ihrer mittels Giftgas. Kurzfristig war das Imperium damit wiedervereint. Danach trat Daala allerdings zurück und überließ die Zügel ihrem Vizeadmiral Pellaeon.

Pellaeon selbst war der Captain der nach der Zerstörung des zweiten Todessterns das Kommando über die im Endor-System versprengte imperiale Flotte übernahm. Pellaeon rettete damit sicher ein dutzend Sternenzerstörer. Held wurde er so jedoch keiner. Gut, Pellaeon war auch der Vertraute Großadmiral Thrawns, doch der ist durch Episode VII nun mal mit Sicherheit Geschichte.

Ein ziemlich untätiger Kaiserhof, ein übermächtiger Handlanger, man fühlt sich bei diesen Aussichten ja auch an George Lucas andere große Liebe erinnert - das feudale Japan. Episode VII und die Welt nach Endor könnte uns also auch in eine Galaxis im Stil der streitende Reiche einführen. Und wer auch immer Coruscant erobert kann schlussendlich die Herrschaft über die Galaxis einnehmen. Weniger Politicis, mehr War für Star Wars und wieder mehr Krieg im Krieg der Sterne.

Und die Serie Rebels könnte uns bereits verraten, wie es nach Episode VI wohl um Unabhängigkeitsbestrebungen und das politische Establishment bestellt sein wird. Könnte es etwa einen Gouverneur geben, der sich offen auf die Seite der Rebellen stellt?

Wie in den X-Wing-Romanen auch festgehalten, ohne Coruscant kann es keine Republik geben. Und die Allianz zur Wiederherstellung der Republik, falls der Name seit März überhaupt noch gilt, hätte sich ja auch zum Ziel gesetzt die Republik wiederherzustellen. Ein Imperium dürfte da nicht mehr existieren. Und Allianzen können auch Nationen umfassen, womit praktisch eine Rebellen-Koalition von Planeten in Episode VII durchaus existieren könnte. Rückzugshäfen für die Rebellenflotte und Heimat für eine neue Generation von Jedi-Widerstandskämpfern. Ein Jedi-Orden ohne Tempel würde auch erfreulicherweise mehr den Vorstellungen anno 1995 entsprechen und Fans der Tales of the Jedi zustimmen, dass ein dezentralisierter Jedi-Orden wohl die beste Lösung ist.

Auf eine neue Republik zu verzichten bedeutet für Star Wars natürlich eines, mehr Krieg der Sterne. Streitende Reiche, rivalisierende Fürsten und zwischendrin vielleicht rebellenfreundliche Herrscher.

Selbst wenn sich herausstellten sollte, dass die Rebellen 30 Jahre nach Endor gerade einmal einige Welten vereint haben sollten, sind sie so zumindest eine von vielen Fraktionen, die um die Macht rittert. Neben abtrünnigen Warlords sind Rebellen und Separatisten wohl die geringste Sorge eines loyalistischen Rest-Imperiums. Wie in Foundation, wo das Imperium auf seinen Kernwelten immer noch Stärke beweist, obwohl der gesamte galaktische Rand bereits weggebröckelt war.

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