Montag, 20. November 2017
Chiss und Sith: Allianzen
Ja dieser Titel ist eine Anspielung auf den nächsten Thrawn-Roman Timothy Zahns, aber er beschreibt auch den Status Quo in The Old Republic, wo die Chiss Ascendancy (aka das Reich der Chiss) mit dem Sith-Imperium verbündet ist und das obwohl das Sith-Imperium ansonsten nur die volle Unterwerfung akzeptiert. Jetzt wo es nur noch eine Woche dauert bis das von Timothy Zahn unterstützte Game Update 5.7 mit dem Chiss-Industriezentrum Copero ins Spiel kommen wird ist es in meinen Augen angebracht sich zu fragen, wie Chiss und Sith innerhalb der Lore überhaupt zusammen passen können. Ist es nicht ein Widerspruch wenn die kühlen blauhäutigen Chiss mit den hitzköpfigen rothäutigen Sith zusammenarbeiten? Oder ergibt sich so eine Geschichte von Feuer und Eis, um es mal so zu formulieren.

Die Kolonialisierung der Unbekannten Regionen

Innerhalb der Lore wissen wir eigentlich mehr über die Mandalorianer als über die Chiss und das obwohl die mit den Mandalorianern verbundene Autorin Karen Traviss das Star Wars Franchise nach einigem Ärger über die Darstellung der Mandos in The Clone Wars verlassen hat. Außerdem schrieb Traviss erst in den 0er Jahren und Timothy Zahn ist so etwas wie der Schöpfervater der Chiss und eines großen Teils des ehemaligen Expanded Universe. Aber Zahn beließ die Chiss lange Zeit als eher enigmatisch und so wurde die Chiss-Lore weitgehend über Sekundärquellen wie Rollenspielguides oder In-universe Fachbücher ausgebaut. Während Zahn die meisten Chiss-Welten unbenannt beließ versuchte mancher Atlas ihnen allen Namen zu geben. Im Gegensatz zu den ethnischen Sith, den Yuuzhan Vong oder sogar den Killiks sind die Chiss mittlerweile auch wieder Teil des offiziellen Star Wars Kanons. Im Gegensatz zu den Mandalorianern, bei denen sich vieles an der Lore geändert hat haben die Chiss das Glück, dass ihr Schöpfer Timothy Zahn weit kooperationsbereiter ist und nun auch wieder Star Wars-Romane schreiben darf, welche auch die Chiss-Lore weiter ausbauen. Manches wird Zahn womöglich sogar kanonisieren können, vielleicht auch einiges aus seiner Zusammenarbeit mit Charles Boyd und Co.

Aber zurück ins Reich der Legenden. Die Entstehung der Chiss geht nach einer der bekanntesten Theorien auf eine gescheiterte Expedition in die Unbekannten Regionen zurück. Die ersten Chiss waren womöglich Siedler, die auf Csilla strandeten oder sich sogar bereitwillig dort niederließen. Allerdings veränderten die Mineralien im Boden Csillas einige der Eigenschaften der ursprünglichen humanoiden (womöglich sogar menschlichen) Siedler, sodass diese leuchtend rote Augen und eine blaue Hautfarbe entwickelten. Tatsächlich weisen Chiss und Menschen genetische Ähnlichkeiten auf, die darauf hindeuten sollen, dass die Chiss 27.000 Jahre vor der Schlacht von Yavin und damit sogar noch einige Jahrhunderte vor Gründung der Alten Republik aus einer menschlichen Kolonie auf Csilla entstanden.

Was man über diese wilden Zeiten vor der Republik weiß ist weitgehend mythisch. Wir haben es hier mit der Ära von Dawn of the Jedi zu tun, einem Zeitalter in dem die Jedi noch auf Tython lebten und die Rakata die Galaxis beherrschten, nachdem sie die Gree besiegt und die Kwa beinahe ausgelöscht hatten. Damals beherrschten nur sehr wenige Spezies die Kunst der Hyperraumnavigation und noch weniger besaßen echte Hyperraumantriebe. Die Menschheit und sogar die auf Tython ansässigen Je'daii griffen daher auf Kolonieschiffe zurück, die ihre Besatzung im Cryo-Stase hielten, ehe sie eine geeignete Welt oder das Ziel ihrer Reise erreicht hatten. Ein solches Schiff verschlug es wohl nach Csilla und rund 23.300 Jahre später taucht Theron Shan auf Copero auf.

Viele Züge der Chiss-Gesellschaft sind nicht einzigartig und sie decken sich mit anderen Kolonisten-Gesellschaften wie der Bevölkerung der Tarkin-Heimatwelt Eriadu. Man kann also auch Erklärungen über die Chiss fernab der Ascendancy finden, etwa im James Luceno-Roman TARKIN, der über die Herkunft und frühe Lebensgeschichte des Großmoffs und Todessternkommandeurs erzählt. Die frühen Siedler Eriadus hatten mit einer herausfordernden Umwelt zu kämpfen und brachten einige sehr wehrhafte Stämme wie die Tarkins hervor. Die Tarkins beschrieben sich später als Militär-Dynastie, die in einem Umfeld ohne Militär aufgewachsen ist. Faktisch waren die Tarkins Krieger und sie führten einen Krieg gegen die Umwelt und später auch gegen all jene die Eriadu seinen Reichtum rauben wollten. Kämpfte man anfangs gegen wilde Tiere und die Natur bekämpfte man später Piraten, plündernde Nomadenvölker und erpresserische Nachbarregime. All das geschah fernab des galaktischen Zentrums und Eriadus Selbstbewusstsein als Juwel des Outer Rims verband sich mit der Vorstellung, dass die Republik viel zu schwach sei und man die Dinge selbst in die Hand nehmen müsse. Folglich baute sich Eriadu seine entsprechend den Gesetzen der Republik illegale Miliz auf und auch wenn er nicht mehr kanonisch ist, in den Legends führte Ranulph Tarkin den Stark Hyperspace War - einen Krieg gegen eine Allianz von Schmugglern, Piraten, Attentätern und Sklavenhändlern - kurzum, einige der mächtigsten Gruppierungen im Outer Rim. Das Versagen der Republik in diesem Krieg und die Zerstörung eines Großteils von Tarkins Flotte führte dazu, dass die Handelsföderation das Recht erhielt sich seine eigenen Streitkräfte mit Kampfdroiden anzuschaffen.

Man stelle sich vor, was aus einer Welt wie Eriadu geworden wäre, wenn sie kälter und völlig abgeschnitten von der Republik ist. Die Chiss hatten keine Gesetze und keine ferne Regierung die sie davon abhielt eine Flotte aufzustellen und es verwundert auch niemanden wenn sich einzelne Familien als auf bestimmten Gebieten führende Häuser hervortaten. Die persönliche Gefolgschaft der Herrschenden Häuser der Chiss erinnert an ein Feudalsystem, wie es sich in entstehenden Gesellschaften eben zu bilden pflegt. Berufe werden vererbt, es entstehen Kasten und so weiter. Doch die Chiss entwickelten sich auch über diese primitive Gesellschaftsform hinaus. Die Familien ließen Adoptionen zu und schufen neutrale Organisationen. Was die Tarkins auf Eriadu sind, sind die Mitths für die Chiss, sie sind eine oder auch die zentrale Militär-Familie.

Schrecken die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen

Bekannt sind die Chiss auch deshalb, weil Thrawns Nachfolger Admiral Voss Parck davon sprach, wie die Hand von Thrawn gleich mehrere Bedrohungen in Schach hält, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen würden. Und in so einem Umfeld entstand aus einer gestrandeten menschlichen Kolonistengruppe das Reich der Chiss? Sehr vieles an den Chiss lässt sich mit ihrer Entstehung aus einer Gruppe Kolonisten erklären, unter anderem auch ihre eher defensiven Strategien und ihre Abneigung gegen Erstschläge, auch wenn diese erst relativ später zur offiziellen Militärdoktrin erhoben wurden. Der Trend zu einer solchen Entwicklung wird allerdings bereits lange vorher absehbar gewesen sein und es gab für ihn ein sehr günstiges Klima.

Die Kolonisten hatten zweifellos ein Problem mit der Beschaffung von Arbeitskräften, weshalb das spätere Familiensystem zunächst wohl in der Form von Berufsständen entstand. Einmal als Soldat geboren konnte man seinen Stand wohl kaum wechseln. Gleichzeitig konnten die frühen Chiss sich Kriege mit benachbarten Völkern kaum leisten, da sie ihnen technologisch und zahlenmäßig vermutlich nicht gewachsen waren. Dementsprechend entwickelte man Strategien des Abwartens und Beobachtens. Die Chiss Expansionary Defense Force war deshalb auch keine Verteidigungsstreitmacht, denn sie sollte neue Kolonien schützen und die Grenzen sichern.

Man kann davon ausgehen, dass in einer derart abgeschotteten Region mit vielen kleineren Reichen Mobilität eine Rolle zu spielen begann. So entwickelten sich die bekannten Handelssprachen, die sich bis in die Randgebiete der Republik verbreiteten. Und so entstanden wohl auch einige nomadische Spezies die Vagaari, welche ihre Heimatwelt aufgaben, um plündernd über andere Welten herzufallen. Auch Chiss-Welten dürften unter diesen Opfern gewesen sein. Nun konnten sich die Chiss nicht bei der Republik beschweren oder den Jedi-Orden anrufen. Sie mussten sich selbstständig um ihre Außenpolitik kümmern und die bestand schlussendlich darin Aggressionen zügig zu vergelten, aber selbst keine Kriege vom Zaun zu brechen.

Dass die Chiss keinen Supermachtstatus und die Herrschaft über andere Völker anstrebten ist für manchen Beobachter sicher verwunderlich, aber der Isolationismus der Chiss hatte Methode. Die frühen Chiss und ihre Nachbarvölker war genetisch völlig inkompatibel und die Kolonisten waren wahrscheinlich unerwünschte fremde Nachbarn, die in der Folge umso enger zueinander halten mussten. Die Chiss kämpften um ihr Überleben und sie erlebten zweifellos wie all ihre Nachbarvölker sie lieber versklavt, als ihnen geholfen hätten. Diese Eindrücke prägten und vielleicht schlossen sich die Chiss einst auch einem größeren Staatsgebilde an und wurden bitter enttäuscht, was zu Thrawns Abneigung gegenüber der Republik führte. Angesichts des Fehlens von Droiden als Arbeitssklaven griffen die Völker der Unbekannten Regionen auf organische Arbeiter zurück und in einer derart isolierten Region bedeutet dass, das die Macht eines Imperiums davon abhängt wie viele Arbeiter man zur Verfügung hat - ergo ist Sklaverei in verschiedensten Formen wichtig für die Expansion und den Machterhalt, wobei aus Sklavenrebellionen wiederum neue Staaten oder marodierende Völker entstehen können. Vielleicht waren die Vagaari sogar ein Volk, das einst versklavt, seiner Heimatwelt beraubt und schließlich durch einen Aufstand befreit wurde.

Auch Iokath scheint eine Welt der Unbekannten Regionen gewesen zu sein und die Waffenexperimente der Iokath-Erbauer forderten bekanntlich Opfer in Millionen oder sogar Milliardenhöhe. Man entvölkerte Welten und löschte Zivilisationen aus, sodass neue Völker deren Platz einnehmen konnten, was allerdings keineswegs beabsichtigt oder geplant war. Unter Arcanns Herrschaft schlossen die Chiss einen Vertrag mit dem Ewigen Imperium ab und ich spoilere noch weiter, Teil dieses Vertrages war es wichtige Industriewelten an das Ewige Imperium abzutreten - eine davon war Copero. Später eroberte man diese Welten mit Hilfe des Sith-Imperiums wieder zurück. Acina half also nicht nur der Allianz aus, sie stand auch ihrem offiziellen Verbündeten dabei bei Vaylin eines auszuwischen. So waren diese Welten bereits befreit als die Ewige Allianz auf den Plan trat und sich anschickte andere Welten des Ewigen Imperiums unter ihre Fittiche zu nehmen.

Dass das Ideal des vorsichtigen Siedlers immer noch tief in den Chiss verankert ist zeigt sich auch an einigen Selbstdarstellungen der Chiss. So nennt sich das Reich der Chiss bekanntlich Chiss Ascendancy und abgesehen von der irreführenden deutschen Übersetzung kann Ascendancy Vorherrschaft oder Einflussbereich bedeuten. Die Chiss deklarieren also kein Imperium, sondern einen weniger scharf definierten Einfluss- oder Vorherrschaftsbereich. Dazu zählen zweifellos auch unbesiedelte Welten oder solche die relativ häufig Ziele von fremden Angriffen werden könnten. Den Einflussbereich der Chiss zu verletzten bedeutet deren Zorn heraufzubeschwören. Dementsprechend besitzen die Chiss neben der Chiss Expansionary Defense Force auch die so genannte Defense Fleet, die sich nicht lediglich dem Schutz der Grenzen oder der Erkundung neuer Welten widmet, sondern konkret mit der Abwehr von größeren Angriffen auf gefestigtes Chiss-Territorium beschäftigt. Die Chiss sind zweifellos keine Pazifisten und wenn sie zurückschlagen, dann auch besonders hart. Als Commander Thrawn etwa seinen Krieg mit den Vagaari führte plante er die gesamte Vagaari-Flotte handstreichartig mit radioaktiver Strahlung auszulöschen. Stattdessen wurde Thrawn jedoch gezwungen sein brillantes Manöver gegen das Outbound Flight Projekt der Republik zu wenden, welches daraufhin fast völlig entvölkert wurde. Im Krieg mit den Yuuzhan Vong gingen die Chiss soweit eine Biowaffe für die Massenvernichtung der Vong und ihrer Biotechnologie zu entwickeln.

Eine Begegnung in den Unbekannten Regionen

Die Geschichte der Sith wird oft sehr verkürzt dargestellt, als hätte die Geschichtsschreibung der Sith erst begonnen als die verbannten ehemaligen Jedi-Ritter unter Ajunta Pall auf Korriban landeten. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine sehr republikanische Perspektive bzw. eine Darstellung wie sie der Machtgeist Palls auf Korriban vorgetragen haben könnte. Dass die indigenen Sith auch eine eigene Tradition von Machtnutzern und legendäre Konflikte besaßen wird in den republikanischen Geschichtsbüchern völlig außer acht gelassen, dabei ist dieser Teil der Geschichte äußerst wichtig, um zu verstehen wofür die Sith stehen.

Es gab eine Zeit da bekämpften sich die Sith-Clans auf Korriban gegenseitig. Doch dann kamen die Rakata und wie man aus der Ewigen Kammer noch weiß, herrschte Soa für geraume Zeit als Statthalter über Korriban. Die Sith wurden von den Rakata unterworfen und wie man weiß behandelten die Rakata ihre Sklaven relativ schlecht. Auserwählte Machtnutzer durften ihnen als Spürhunde dienen, andere wurden jedoch als Energiequellen genutzt, immerhin bediente sich auch die bekannte Sternenschmiede der dunklen Seite und sie benötigte steten Zustrom an Lebensenergie von Machtnutzern (welche eine höhere Konzentration dieser aufweisen sollen als Normalsterbliche). Als die Sith gegen die Rakata rebellierten entstand ihre Philosophie vom Bersten der Ketten und die dunkle Seite war der nahliegende Weg dazu, denn nur mit ihrer Hilfe ließen sich die Rakata-Waffen und -Schiffe bedienen. Um Rakata-Technologie zu verwenden muss man ein Machtnutzer sein und zum Aktivieren mancher Waffen wie den Machtschwertern ist es unverzichtbar sich auf die dunkle Seite einzulassen. Es war nicht anders als die grauen Je'daii auf Tython ihre ersten Machtschwerter bauten und dafür vom Gleichgewicht der Macht aus auf die dunkle Seite zugriffen, was einige Je'daii jedoch völlig aus dem Gleichgewicht geraten ließ.

Ich würde die naturbelassenen Ur-Sith daher eher mit den Nachtschwestern von Dathomir vergleichen (wie in The Clone Wars dargestellt). In der TCW-Darstellung (Christie Goldens Roman DARK DISCIPLE ist imo gold wert was ihre Lore betrifft) sind die Nachtschwestern keine wirklichen Sklaven der dunklen Seite. Ihre Umwelt hat sie hingegen einfach so geprägt und sie pflegen daher einen natürlichen Umgang mit der dunklen Seiten, bei dem sie ihr jedoch nicht verfallen. Das ist schlussendlich auch einer der Kritikpunkte Count Dookus an Asajj Ventress, denn Ventress habe es nie geschafft sich der dunklen Seite völlig hinzugeben, sie habe sie lediglich benutzt, sich aber nie von ihr benutzen lassen. Kurzum, Völker wie die Ur-Sith oder die Nachtschwestern sind grauer als man erwartet.

Als sich die Ur-Sith von den Rakata befreiten war sie die ersten von vielen Rassen die das Joch dieser Fremdherrschaft abschüttelten, aber diese Erfahrung die Macht genutzt zu haben prägte die Sith mehr als alle anderen. Man imitierte die Rakata sogar, als man mit den Massassi eine eigene Krieger-Kaste schuf, die genetisch manipuliert wurde. Die Rakata hatten ihre Fleischräuber, Unterschicht-Rakata die genetisch manipuliert worden waren, um als willenlose Fronttruppen eingesetzt zu werden. Die genaue Wirkung der Rakata-Technologie erschloss sich den Sith jedoch nicht. Die Sith waren eine höchst archaische Gesellschaft und hatten keine Wissenschaftler, nur Priester und Alchemisten, sodass die magische Macht und die Werkzeuge der Rakata zu Zauberei erklärt und verehrt wurden. Man kann sich vorstellen wie die Fähigkeit ein Holocron oder Machtschwert zu aktivieren als Zeichen göttlichen Segens interpretiert werden könnte.

Als die verbannten Jedi auf Korriban strandeten hatten sie einen hundertjährigen Krieg hinter sich, der dadurch begonnen wurde, weil die Erben der Je'daii sich geweigert hatten der dunklen Seite abzuschwören und sich exklusiv der hellen Seite zu verpflichten. Graue Jedi wurden zu dunklen Jedi erklärt und es kam zu einem Glaubenskrieg, bei dem auch die Erforschung von Rakata-Artefakten unter Strafe gestellt wurde. Diese Artefakte sollten entweder zerstört oder weggesperrt, aber nicht länger untersucht und erforscht werden. Die späteren Verbannten hatten sich geweigert das zu tun und so eskalierte die Lage, bis die meisten von ihnen wohl wirklich auf die dunkle Seite zurückgreifen mussten, um den zahlenmäßig überlegenen orthodoxen Jedi die Stirn zu bieten. Dabei flüchteten die Verbannten bereits jahrelang von Welt zu Welt und wurden jedes Mal wieder von den Mainstream-Jedi angegriffen. Erst als der Krieg verloren war und die dunklen Jedi ins Dunkel des Alls geschossen wurden schien die Gefahr gebannt. In der Mentalität der Verbannten existierte trotzdem die Vorstellung jederzeit wieder von den Jedi gefunden und angegriffen zu werden. Selbst Jahrtausende später blieb diese Vorstellung erhalten, als Lord Scourge Kindermärchen von gefühllosen mörderischen Jedi-Rittern erzählt wurden.

Was die Verbannten auf Korriban an Artefakten und Heiligtümern vorfanden war ihnen also bestens bekannt und sie konnten diese Gerätschaften steuern, wodurch die ahnungslose Priesterkaste völlig an den Rand gedrängt und die herrschende Königsdynastie gestürzt wurde. Die neuen Lords der Sith waren einfach mächtiger und gesegneter als die alten. Trotzdem litten diese Sith-Lords an einem massiven Trauma der lebenslangen Verfolgung. Hier im Exil begann sich also der Wunsch der Sith nach Rache an den Jedi zu formieren und spätere Generationen wuchsen bereits ganz ohne das Trauma der Verfolgung auf, sodass sie sich wirklich als frei betrachten konnten. Trotzdem überlebten die alten Ideologien und vermengten sich zu dem was Naga Sadow schließlich als Pulver für seine Kampagne gegen die Republik nutzen sollte.

Während die Chiss sich ohne Machtnutzer durchschlagen mussten entwickelten die Chiss eine sehr ausgeprägte Machtnutzer-Tradition, welche diese als Lords über den Rest der Bevölkerung stellte. Traditionell gaben sich Chiss wie Sith jedoch auch immer Bürgerkriegen hin und die Sith entwickelten Rituale wie das Kaggath, um diese Konflikte einzudämmen und zu kontrollieren. In ihren Ängsten waren sich beide Völker ähnlich, denn sie fürchteten die Invasion durch fremde Mächte. Wobei die Erfahrungen der Sith mit den kannibalischen Rakata (sie verspeisten ihre Feinde, rotteten Familien aus, um deren Kinder zu versklaven und verwendeten einige ihrer Opfer als lebende Batterien) durchaus mit jenen der Chiss mithalten können. Die rauen Züge der Sith-Kultur stammen von ihren Erfahrungen mit Völkern wie den Rakata und der erbarmungslosen Verfolgung durch zelotische Jedi-Ritter.

Nach Naga Sadows Niederlage und der Gegenoffensive der Republik führte Lord Vitiate eine Gruppe Auserwählter nach Dromund Kaas, um dort ein neues Imperium zu schaffen. Vitiates neues Sith-Imperium expandierte zweckmäßig in die Unbekannten Regionen, um der Aufmerksamkeit der Republik zu entgehen. Dort traf man schließlich auf die Sith und schloss ein Bündnis, das für beide Seiten günstig war. Die Sith schufen Ordnung und schalteten Bedrohungen für die Chiss aus, dafür lieferten die Chiss Informationen über noch zu erobernde Welten und Reiche. Kurzum, die Chiss benutzten die Sith, um sich allerlei unliebsamer Nachbarn zu entledigen. Kommandeure wie Darth Malgus waren bei ihren Expeditionen in die Unbekannten Regionen auf Chiss-Scouts angewiesen und die Chiss-Welten waren weit von den imperialen entfernt, wobei die Chiss sich auch stets bemühten die genauen Koordinaten ihrer Heimatwelten geheim zu halten.

Während die Sith als Spezies jedoch untergingen existierten die Chiss weiter und man kann den Sith-Orden wohl als eine Hand von Thrawn ohne Chiss bezeichnen. Er ist eine künstliche Nachahmung dessen was die Chiss einst ausmachte. Er ist eine Hülle, die ihre Substanz verloren hat. So gesehen sind die Sith in The Old Republic allerdings eben nicht jene Sith wie wir sie aus den Prequels kennen. Selbst jemand wie Naga Sadow war wohl grauer als ein Darth Plagueis oder Darth Sidious, die sich voll und ganz der dunklen Seite verschrieben hatten. Aber auch ein Offizier der Hand von Thrawn ist eben kein Thrawn oder Chiss. Er kann aber Teile von dessen Ideologie und Ausbildung weitergeben und auch selbst verkörpern.

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Vermächtnisse und Leidenschaften
Als Monarchie hat das Sith-Imperium zwar einen Monarchen und eine eigene Adelsklasse mit verschiedenen Rängen vorzuweisen, doch die buchstäbliche Macht ist nicht völlig uneingeschränkt vererbbar, es gibt immer den Unsicherheitsfaktor, dass selbst die Kinder zweier mächtiger Sith ohne Machtempfänglichkeit geboren werden können. Ein solcher Fall war etwa der Sohn von Revan und Bastila Shan, Vaner Shan. Und die Shan-Dynastie blieb überschattet davon, dass immer wieder machtblinde Generationen auftraten.

Was das Sith-Imperium von der Republik abgrenzt ist die aktive Machtausübung des Sith-Ordens. Man könnte daher auch von einer Theokratie sprechen, denn genau genommen ist der Machterhalt von Sith-Dynastien davon abhängig, dass dessen Vertreter Ränge innerhalb des Sith-Ordens bekleiden. Imperator oder Lord sind demnach völlig irreführende Titel. Sie bezeugen aber bereits den Wandel des Sith-Imperiums, das seine Lords auch mit eigenen Namen ausstattet und so von ihrer Abstammung entfremdet. Man weiß ja wo das Sith-Imperium in der galaktischen Geschichte steht, nämlich zwischen dem alten Reich eines Marka Ragnos, Naga Sadow und Ludo Kressh, sowie der Entwicklung eines völlig ohne Blutlinien auskommenden reinen Sith-Ordens von Darth Bane, Plagueis, Sidious und Vader. Das Sith-Imperium steht inmitten dieser Entwicklung und der Darth-Titel verdeutlicht bereits wie die Sith ihre formellen Familiennamen aus einer klassischen Sith-Titulatur gestrichen haben. Interessanterweise gibt es dennoch Verweigerer.

Während Darth Zhorrid als Tochter von Darth Jadus etwa keinen Hinweis auf ihre Herkunft im Namen trägt ist Lana Beniko trotz ihres Status als Lord bzw. Darth ein Unikum. Man bekommt völlig neuen Respekt vor Lana, wenn man bedenkt, dass sie sich gegen den gesellschaftlichen Zwang gestellt hat. Allerdings hätte es Lana unter anderen Umständen auch nicht leicht gehabt, denn ihre Eignung als Sith wäre durch die Sphäre für Sith-Philosophie zweifellos auf die Probe gestellt worden. Lana diente zunächst unter einem Mitglied des Dunklen Rats der Sith (Darth Arkous), der seine Beraterin zweifellos vor den Inquisitoren schützen konnte. Später war sie ein Protege Darth Marrs, der sie in den Ministerrang erhob und so wohl ebenfalls vor zudringlichen Inquisitoren schützen konnte. Als Marr starb wäre Lana womöglich fällig gewesen und Darth Aruk hätte sein politisches Gewicht genutzt, um seine Sphäre für Sith-Philosophie (er war für die Reinheit des Ordens zuständig und die Bekämpfung von Irrlehren wie die Sekte der Revaniter) zu stärken.

Dass Lana weiterhin ihren Familiennamen führt kann aber auch als antimodernes Statement aufgefasst werden, denn praktisch knüpft sie ja an die Tradition der alten Sith an. Doch unter Vitiate hatten die Sith einige Probleme mit aufmüpfigen Dynastien aus dem Alten Reich, wie etwa den Kresshs. Exal Kressh rebellierte offen gegen ihren zeitweiligen Mentor und die Kressh-Familie wurde für ihre fortwährenden rebellischen Tendenzen schließlich ausgelöscht. Schon Jahrhunderte vor Exal war es Vodal Kressh, der einen Aufstand gegen den Sith-Imperator Vitiate gewagt hatte. Dafür wurde Kressh samt seiner Anhänger auf Athiss aus der Geschichte getilgt. Doch Kresshs Geist blieb umtriebig und sorgte für die aus dem Flashpoint bekannte Krise auf Athiss. Lanas Weiterverwendung eines Familiennamens könnte sie daher auch als jemanden deklariert haben, der den womöglich von Vitiate geforderten Maßnahmen ablehnend gegenüberstand.

Nun bliebe auch die Frage, ob es in einer Gesellschaft wie dem Sith-Imperium überhaupt noch von Bedeutung war, ob man von einer namhaften Sith-Dynastie abstammte. Fakt ist, gerade unter den Aufsehern auf Korriban spielte die Reinheit von Abstammungslinien noch eine wichtige Rolle. Dessen ungeachtet kamen viele namhafte Sith-Lords und auch ein Großteil der Aufseher in den letzten Jahren bei Angriffen auf das Imperium und die Sith-Akademie um. Manche Auffassung könnte mit ihren Vertretern gestorben sein. Reinblütige Sith wurden verehrt, doch sie waren nur noch eine Minderheit. Die Genetik spielte bereits gegen sie, denn gerade weil sich Menschen und Sith paaren konnten wurde das genetische Erbe der Reinblüter zunehmend dünner. Ein Beispiel für die Spätfolgen einer solchen Entwicklung kann der Verlorene Stamm der Sith auf Kesh (aus den Kurzgeschichten von John Jackson Miller) bieten. Die auf Kesh gestrandete Crew eines Minenschiffs aus der Armada Naga Sadows umfasste auch viele ethnische Sith. Diese wurden zwar gezielt um ihre Zukunft betrogen, als eine Art Mordkomplott der obersten Hebamme aufflog, welche dafür gesorgt hatte, dass reinblütige Kinder rasch verstarben, doch ihr genetisches Erbe dürfte sich durch verschleierte Vaterschaften oder bereits eine von Sith-Genen durchzogene Herkunft erhalten haben. Zumindest tauchten auch einige Jahrhunderte nach dem Aussterben der Reinblüter immer noch Kinder mit rötlicher Hautfärbung auf. Zur Zeit der Ewigen Allianz sind die ethnischen Sith am Aussterben, wozu die Kriege des Imperiums und interne Machtkämpfe sogar noch beitragen. Weiter beschleunigt wird die Prozess vor allem dadurch, dass fast 99% der ethnischen Sith dem Sith-Orden angehören, der die bereits erwähnten internen Machtkämpfe ausfechtet und in den kriegerischen Auseinandersetzungen oftmals direkt an der Front auf die nicht selten auch tödliche Jagd nach Jedi-Rittern geht.

Sith wie Naga Sadow verstanden bereits 1300 Jahre vor der Ewigen Allianz, dass die Sith als Spezies langfristig nicht in der Lage sein würden ihre Vormachtstellung zu behalten. Deshalb protegierte Sadow auch einige menschliche Kommandanten wie die Korsins, deren bekannteste Vertreter auf Kesh zu den Gründern des Verlorenen Stamms der Sith wurden. Der bekanntere Gav Daragon war hingegen wohl nur einer von vielen menschlichen Handlangern Naga Sadows. Als Sadow in seinem Exil auf Yavin 4 schließlich den gefallenen Jedi-Ritter Freedon Nadd unterrichtete war es wieder ein Vertreter der Menschheit der von Sadow zum Erhalter des Sith-Gedankenguts auserkoren wurde. Sadows Rolle als Bewahrer des Sithtums ist jedoch eine außerordentliche. Während Vitiate die Sith reformierte und veränderte gehörte Sadow zu seiner Zeit zur auserkorenen Führungsschicht des Alten Reichs, denn Sadows Abstammung von den verbannten Jedi-Rittern war reiner als etwa die seines Rivalen Ludo Kressh, der mehr an die zur Krieger-Schicht der Massassi gehörenden Sith erinnerte. Sadow war der Erbe der verbannten Jedi-Ritter, die sich mit den Sith vermischt hatten, während Kressh eher ein Erbe der indigenen Sith gewesen war. Sadows Vorfahren waren daher wohl auch mehrheitlich Sith-Hybriden bzw. womöglich sogar Menschen, die sich seinerzeit wahrscheinlich länger mit Menschen oder Sith-Hybriden fortfpflanzten. Sadow war also wohl eher ein Nachfahre der Lords der Sith als ein Nachfahre der indigenen Sith. Sadows Vorfahren waren verbannte Jedi-Ritter und sie herrschten über ein Volk mit dem sie sich später zunehmend paaren mussten, um ihren Fortbestand zu sichern. Dementsprechend sah sich Sadow wohl weit weniger als indigener Sith und noch mehr als Nachfahre dieser verbannten dunklen Jedi.

Vitiate wiederum hatte für Blutlinien weniger übrig, war er doch ein Bastard, der seinen Vater und seine Geschwister ermordet hatte. Vitiate ermordete auch hunderte Sith-Lords und riskierte die Auslöschung zahlreicher Sith-Welten, sowie der Massassi-Kriegerkaste, um seine Getreuen auf eine Odyssee nach Dromund Kaas zu entführen. Vitiate lag nie etwas am Sith-Orden, der Sith-Kultur oder dem Erhalt des Reichs der Sith, denn ihn kümmerte es nur zu herrschen und ein Reich aufzubauen, wozu ihm die Überreste seines Geburtsstaats die beste Gelegenheit lieferten. Das Sith-Imperium war nur ein Experiment für Vitiate, ein Anfang für sein wahres Traumprojekt sich ein goldenes Imperium zu schaffen, das alles überstrahlte. Man erkennt darin wohl auch den Wunsch sich von seinem Vater (Lord Dramath), Mentor (Marka Ragnos) und seiner Herkunft (Sith) endgültig zu distanzieren. Als Valkorion wollte Vitiate kein Sith mehr sein und sich nicht mehr von den Sith für ihren endlosen Kreuzzug gegen die Jedi und die Republik missbrauchen lassen. #DaddyIssues meets #Größenwahn.

Um in einem Reich wie Vitiates trotzdem eine Sith-Dynastie zu begründen wäre es ausschlaggebend gewesen möglichst viele potentielle Erben in die Welt zu setzen, um sicherzustellen, dass man überhaupt machtsensitiven Nachwuchs besitzt. Bei diesem bestünde dann auch noch die Gefahr, dass er die Sith-Ausbildung nicht überleben könnte, einer Intrige zum Opfer fällt oder in einer Schlacht fällt. Mehr Nachwuchs bedeutet also ganz klassisch auch einen gesicherten Fortbestand der Dynastie. Zugleich wäre es sinnvoll sein genetisches Erbe möglichst weit zu streuen, also seine Nachkommenschaft mit verschiedenen Partnern zu zeugen. Dazu kommt auch noch, dass man in einer primär von Leidenschaft geprägten Gesellschaft nicht unbedingt die innigste Beziehung und ein intaktes Familienleben für seine Kinderschar aufrecht erhalten muss. Je weniger sich die Kinder als Rivalen betrachten, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelnes Kind sich zum Alleinerben aufschwingen will. Eine kühle abweisende Haltung und ein kaum vorhandenes Familienerbe wäre also von Vorteil, auch um einen Elternmord zu verhindern. Was die genetische Unsicherheit betrifft, ob ein Kind wirklich das eigene ist, so haben weibliche Sith eindeutig den entscheidenen Vorteil. Sie können immer davon ausgehen, dass es ihnen kein fremdes Kind als das eigene vorgeführt wird. Eine solche Gesellschaft könnte als matriarchalischer aufgebaut sein als die uns bekannte. Dennoch wird die Herkunft durch die zunehmende Entwertung der Abstammung jedoch relativiert. Entscheidend bliebe jedoch die Stärke die ein Nachkomme in der Macht aufweist. Möglichst starke Erben in die Welt zu setzen wäre auch im Sinne des Sith-Ordens. Ein männlicher Sith würde in der Partnerwahl also fast animalisch auf seine Erfolge als Krieger oder seine Fähigkeiten im Umgang mit der Macht reduziert. Jemandem wie Kaiserin Acina wäre bei der Wahl eines geeigneten Partners für die Fortpflanzung als auf jedem Fall daran gelegen, dass der Gatte die besten Chancen verspricht die Kinder zu beschützen bzw. diesen ein schlagkräftiges Erbe mitzugeben, um sich selbst zu schützen. Der Sith-Orden lässt es zu, dass sich derartige darwinistische Strömungen innerhalb seines Einflussbereichs entwickeln, weil er schlussendlich doch das Recht des Stärkeren propagiert und Mordkomplotte und Intrigen als evolutionäre Maßnahmen deutet. Man kann diese Reduktion der Sith auf wilde Tiere aber auch als eine Art extreme Naturkultur propagieren. Sith haben sich womöglich auch von vielen gesellschaftlichen Modellen und Zwängen befreit. Sie sind so befreit, sie leben wieder mit ihren natürlichen Instinkten im Einklang. Und tatsächlich, die dunkle Seite der Macht wurde in den Legends auch einmal als rohe Seite der Macht beschrieben. Raubtiere töten ja auch und werden dabei vermeintlich von einer Aura der dunklen Seite umgeben, allerdings können sie auch nur durch das Erlegen ihrer Beute überleben. Sind die Sith also nicht böse und unzivilisiert, sondern nur unangepasst und daher missverstanden? Man kann den unzivilisierten Teil durchaus so deuten. Und das böse wäre Betrachtungssache.

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Montag, 13. November 2017
Kleiner Lore-Nachtrag zu den Unbekannten Regionen
Meine Theorie, dass die Unbekannten Regionen deshalb nie von einer Macht erobert werden konnten, weil jedes einigermaßen mächtige Volk irgendwann unter Personalengpässen litt, stützt sich auch auf das Verhalten der Chiss selbst. In Ermangelung von Droiden und aufgrund ihrer Ablehnung von Sklaverei stützten sich die Chiss nach dem Yuuzhan Vong-Krieg beim Wiederaufbau ihrer Welten auf die Hilfe von Killik-Kolonien. Die Killik-Arbeiter begannen jedoch Chiss zu assimilieren und ganze Chiss-Familien fielen ihnen zum Opfer, auch weil die Chiss nicht sehr zahlreich waren und bestimmte Welten fast immer einer einzelnen Familien zugeschlagen worden waren. Die auf Killiks setzenden Familien wurden also Opfer ihrer eigenen Ambitionen.

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Montag, 13. November 2017
Grand Marshal Thrawn: Auf der Suche nach einem Chiss für Copero

Warum kein Agent?

Ein Chiss als Imperialer Agent würde durchaus Sinn machen, wenn man bedenkt, dass Timothy Zahn zuletzt auch Thrawn zu so etwas wie einen Chiss-Spion innerhalb des Galaktischen Imperiums gemacht hat. Doch ich kann konnte mich mit Scharfschützen und Saboteuren nie allzu lang zufrieden geben. Zwar besitze ich einen Chiss-Saboteur, doch dieser hat in Kapitel X den Fehler begangen eine Kaliyo-Romanze zu starten, die wohl aus einigen halbherzigen Flirt-Versuchen während der Klassenstory entstand. Lange Geschichte, kurzer Sinn, als ich KotFE begann hatte mein Saboteur die Gefährtenstorys noch nicht abgeschlossen und so wurde aus dem Flirt mit Kaliyo eine wiederbelebbare Romanze. Seither betrachte ich meinen Chiss-Agenten als ruiniert. Wieder ein Grund warum ich mir neue Love interests wünschen würde. Während mich die Chiss faszinieren bin ich jedoch kein absoluter Fan des Agenten.

Faszination Söldnerhauptmann

Seit Makeb interessiere ich mich rollenspieltechnisch für Söldnertruppen wie die Regulatoren, weshalb mein Söldner damals auch relativ begeistert mit Titeln wie Regulator oder Vize-Kommandant herumlief. In meinem Kopfkanon war mein Söldner sogar einige Zeit ein Regulator, der sich auf Makeb als Doppelagent für die Imperialen entpuppte. Er leakte Informationen an den Imperialen Geheimdienst und ließ sich bereitwillig von Darth Marr rekrutieren. Wobei er zunächst selbst ein Imperialer gewesen sein dürfte, bevor er aus der Armee ausmusterte und sich den Regulatoren (einer Söldner-Truppe aus Ex-Imperialen und Ex-Republikanern) anschloss. Die Spionage für die Imps war für ihn ein einträgliches Nebengeschäft und während viele Regulatoren nach Makeb arbeitslos wurden oder den Job erst gar nicht überlebten, konnte er sich durch sein Handeln einen neuen Job als militärischer Berater des Sith-Imperiums ergaunern. Da mein Powertech als mein erster Kopfgeldjäger für mich immer der Gewinner der Großen Jagd bleiben wird ist mein Söldner nur jemand der auch an der Großen Jagd teilgenommen und einige Jahre als Kopfgeldjäger verbracht hat. Wegen seiner Söldnertätigkeit fügt sich der Söldner allerdings etwas organischer in die Story ein, in der man ja ohnehin kaum als Kopfgeldjäger und mehr als Soldat eingesetzt wird, immerhin kämpft man mehr gegen Armeen als dass man Einzelpersonen jagt.

KotFE und der Aufbau einer eigenen Allianz auf Odessen waren einer der Gründe warum ich die Idee eines Söldnerhauptmanns oder condottiere wieder einmal sehr spannend fand. Die Condottieres der Renaissance waren italienische Söldnerführer, die im endlosen Krieg zwischen den Stadtstaaten für Gold kämpften und dementsprechend oft die Seiten wechselten. Dabei stiegen einige jedoch selbst durch Macht und Ruhm zu Anführern von Stadtstaaten auf. So ein Söldnerführer könnte also durchaus einen Spartacus-Aufstand anführen und eine Großmacht stürzen, zumindest wenn man bedenkt wie oft in der antiken Geschichtsschreibung beiläufig Rebellen, Sklaven und Deserteure erwähnt werden, die marodierend durch die Lande zogen, ehe ihnen mit einer adäquaten Streitmacht Einhalt geboten werden konnte. Wer diese Renegaten waren bleibt meistens unerwähnt. Warlord oder Kriegsherr zu sein ist jedenfalls etwas, das mich in der Old Republic Ära durchaus fasziniert. Die Möglichkeit Kriminelle und Krieger zu rekrutieren erinnert mich auch etwas an Mauls Schattenkonsortium in The Clone Wars. Der Ex-Sith-Lord verfolgte ja den Plan sich als dritte Fraktion in die Klonkriege zu schummeln, während sich Separatisten und Republik gegenseitig bekriegten. Sein eigenes Imperium zu gründen war auch eine Idee die Großadmiral Thrawn in den Legends umsetzte, die Imperium der Hand genannte Föderation von Welten in den Unbekannten Regionen war nicht weniger als Thrawns Allianz, mit Nirauan als Machtsitz. Und auch Nirauan war eine nur spärlich besiedelte Welt, die hauptsächlich wegen der Hand von Thrawn bekannt war. Das Hauptquartier von Thrawns Imperium war auch nicht soviel größer als die Allianzbasis auf Odessen.

Vom Handlanger zum Anführer

Dass das Sith-Imperium manchmal mehr Wert auf persönliche Erfolge als eine formelle Ausbildung oder den Aufstieg durch institutionelle Ränge legt ist nicht erst das Resultat der Klassenstory des Sith-Inquisitors. Schon vorher gab es Fälle in denen Personen vom Stand weg befördert wurden. So etwa im Fall des als Voidwolf bekannten Piratenfürsten aus der Schmuggler-Klassenstory. Dieser Sklavenhändler und Pirat mit einem Kaperbrief des Sith-Imperiums griff wiederholt Schiffe der Republik an, wobei ihm seine wertvollste Beute in die Hände fiel – ein Schiff mit Jedi-Anwärtern auf dem Weg nach Tython. Der Voidwolf präsentierte dieses Schiff dem Dunklen Rat der Sith und wurde mit der offiziellen Aufnahme in die Imperiale Flotte belohnt – als Großadmiral und damit de facto ranghöchster Offizier der Imperialen Flotte. Wobei Großadmiral Harridax Kirill (so sein bürgerlicher Name) sein Amt eher in formeller Weise ausgeführt haben dürfte. Es waren die Moffs und Großmoffs die tatsächlich den Ton in der Imperialen Flotte angaben, wobei die Streitkräfte an sich auch noch einmal durch das zwischen den dunklen Lords aufgeteilte Kriegsministerium sehr unklare Hierarchien einhalten mussten. Großadmiral Kirill blieb so also wohl seinen eigenen Projekten überlassen, unter anderem dem Aufbau einer Piratenflotte im Dienste des Sith-Imperiums. Ein Projekt das allerdings sehr danach anmutete, als ob sich Kirill seine eigene Flotte unabhängig von den nicht 100% loyalen imperialen Streitkräften schaffen wollte. Da hatte er wohl etwas von den Sith gelernt.

Auch Großadmiral Thrawn begann seine Karriere eigentlich als Gefangener des Imperiums, wobei er zunächst eine große Show daraus machte die Suchmannschaften eines imperialen Sternenzerstörers in die Irre zu führen. Thrawn wurde dem Imperator als kurioser Krieger einer fremden Spezies vorgeführt. Daraufhin überzeugte Thrawn den Imperator ihn als Gast aufzunehmen, wobei ihm jedoch ein Platz in der Imperialen Akademie und ein niedriger Offiziersrang eingeräumt wurden. Sein Aufstieg zum Großadmiral war Thrawns eigener Verdienst. Wäre Thrawn kein offizielles Mitglied der Imperialen Flotte geworden, er hätte vielleicht als Berater oder Ausbilder eingesetzt werden können. Eine Funktion mit der man nach der erfolgreichen Operation auf Makeb von Darth Marr höchstpersönlich betraut wird. Der Kopfgeldjäger/Söldner soll helfen die imperialen Streitkräfte innovativer zu machen.

Ich stelle mir gerne vor wie ein CEDF (Chiss Expansionary Defense Force) Commando nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst vielleicht eine Karriere als Söldner oder Kopfgeldjäger anstrebte. Die Chiss wären den Imperialen durchaus als fähige Kämpfer bekannt und durch seine Einsätze bei der Eroberung zahlreicher Planeten hätte man sich durchaus das Vertrauen der Imperialen verdient. Einem Söldner das zeitweise Kommando über reguläre imperiale Truppen anzuvertrauen ist etwas das im Irak-Krieg zwar heftig kritisiert wurde, innerhalb des Sith-Imperiums allerdings weit weniger Einwände heraufbeschwören sollte. Einige Offiziere dürften sich zwar zu Unmutsäußerungen hinreißen lassen, aber in der Praxis spielen für Kommandierende wie Darth Marr die Erfolge und nicht das Protokoll die entscheidende Rolle. Man könnte natürlich auch den Personalmangel des Sith-Imperiums für diese Umstände verantwortlich machen.

Die legendären Chiss-Krieger

Timothy Zahns 2017 erschienener Roman THRAWN hat den Thrawn-Mythos in meinen Augen um wertvolle Aspekte bereichert, denn THRAWN beschreibt Thrawn durch dessen Tagebuchaufzeichnungen vor allem als Krieger. Anführer und Stratege zu sein sind nicht Thrawns primäre Eigenschaften, wie schon die Eröffnungsszenen auf einem namenlosen Planeten am Rande der Unbekannten Regionen beweist. Thrawns Auftritt als schattenhafte Gestalt im Dschungel erinnert an Filme wie Rambo oder Predator und sein Erfolg beweist, dass Thrawn keine Armeen, Flotten oder sogar Waffen benötigt, um eine tödliche Gefahr darzustellen. Stattdessen ist der verbannte Thrawn ein typischer Chiss-Krieger aus den Legenden, die sich im Wild Space über diese Spezies erhalten haben. Thrawn ist tödlich gerissen und trickreich. Vermutlich wäre Thrawn kein Piloten-Ass oder überragender Bordschütze, aber das muss er auch nicht sein. Thrawns strategisches Talent ist auch nicht ausschließlich auf Raumkämpfe begrenzt und dass er sich auch als Anführer eignet ist eigentlich nur die Krönung seines Genies. Jemand wie Thrawn könnte auch als General oder bei der Planung von Kommando-Einsätzen große Erfolge feiern. Im Kern seines Wesens ist Thrawn einfach nur ein gerissener Krieger, der es geschafft hat seine Fähigkeiten auf größere Truppenverbände zu übertragen. Kleine Thrawns könnte es also unter den Chiss immer wieder gegeben haben.

Im Kampf gegen die Rechtlosigkeit

Die Chiss sind natürliche Verbündete der Sith, weil sie sich ebenso am Rand der Galaxis angesiedelt haben, einer rechtlosen und von kriegerischen Völkern dominierten Region. Die Unbekannten Regionen waren auch das Ziel einiger imperialer Expeditionen unter der Führung von Darth Malgus und dass die Sith hier womöglich als Ordnungshüter angesehen werden würde mich nicht wundern, sie wären für viele wohl das kleinere Übel. Die Unbekannten Regionen sind in den Legends Heimat und Ursprung vieler exotischer Bedrohungen, zu denen auch die Erstkontakte mit Voraustruppen der Yuuzhan Vong gehört haben dürften. Über die Vong möchte ich mich an dieser Stelle nicht allzu wortreich auslassen, aber man bedenke, die Vong wirkten als Bedrohung für die Chiss gar nicht so exotisch, aber sie wirkten angesichts ihrer Truppenstärke als Bedrohung. Biotechnologie, unglaublicher Hass auf Droiden, religiöser Fanatismus und eine eigene Wissenschaftler-Kaste die alles mit Bionik zu verfeinern versucht. Der typische Vong-Krieger sah aus wie ein Monster oder eher wie ein mit 100% organischer Cyborg, denn anstatt Metall-Gliedmaßen stammen ihre Implantate von verschiedenen speziell gezüchteten Tieren. Die Vong massakrierten in ihrem Kreuzzug auch alles und jeden, der sich als schwach erwies oder aus sonstigen Gründen als brauchbares Opfer für die Götter betrachtet wurde. Kriegsgefangene kannten die Vong nicht, nur Menschenopfer!

Verbündete der Vong waren die Vagaari, eine nomadische Spezies, die den Reichtum der geplünderten Welten an Bord ihrer Schiffe hortete. Die Vagaari plünderten und mordeten, wobei sie ihre Gefangenen jedoch als lebende Schilde missbrauchten und in Kapseln auf der Hülle ihrer Schiffe sperrten. Wie lange die Gefangenen dort überlebten war den Vagaari ziemlich egal, es dürfte also ein grausiges Ereignis gewesen sein ein Vagaari-Schiff mit Skeletten in den bereits erwähnten Kapseln zu bergen. Ein anderes Beispiel für eine Eroberer-Spezies aus den Unbekannten Regionen waren die Ssi-ruuk, welche ebenfalls Gefangene machten, diese dann jedoch als lebende Batterien für ihre Kriegsdroiden missbrauchten. Generell litten die Unbekannten Regionen stets unter einem Mangel an bestimmten Technologien, denn selbst die hochentwickelten Chiss hatten keinen Zugang zu Droiden und daher blieben die Konflikte in dieser Region sehr personalintensiv, weshalb auch Sklaverei einen hohen Stellenwert einnahm. Als Thrawn mit seinem Imperium der Hand Aliens in die Sturmtruppen-Uniform steckte war das womöglich eine Neuerung für diese Region. Die scheinbar endlosen Reihen von anonymen Soldaten beeindruckten jedenfalls und Thrawns Föderation besaß eine unerwartete Form von Einigkeit, denn all seine Soldaten dienten stolz und freiwillig.

Wie erbarmungslos es am Rande der Galaxis zuging wusste auch der James Luceno-Roman TARKIN zu berichten. Darin wird der spätere Großmoff als typisches Produkt seiner Familie beschrieben, die damit groß wurde Sicherheit und Schutz für die Siedler Eriadus gewährleistet zu haben. Eriadu ist eine Welt voller Raubtiere und auch die Nachbarschaft im Seswanna Sektor ist durchgezogen von Piraten und Sklavenhändlern. Die Tarkins schlossen daraus, dass man selbst zu einem Raubtier werden musste, um die anderen Raubtiere auf Abstand zu halten. Eine Szene aus TARKIN erinnerte mich außerdem an Robert A. Heinleins Starship Troopers bzw. Paul Verhoevens Verfilmung aus dem Jahr 1997. In Starship Troopers sieht man eine von den Bugs massakrierte Mormonen-Kolonie und TARKIN beschreibt eine ganz ähnliche Szene, in der der junge Tarkin am Schauplatz eines Angriffs von Piraten antrifft. Leichen, Blut und Zerstörung – unter diesem Eindruck erklärt sich dann wieso Tarkin ähnlich wie John Rico zum typischen Produkt einer militarisierten Gesellschaft wurde. Die Republik und ihre Gesetze galten im Seswanna Sektor nur theoretisch, denn auf Grund der Distanz und politischer Bedeutungslosigkeit wurden sie von Seiten der Republik kaum durchgesetzt. Tarkins Vorfahren bauten also zur Selbstverteidigung ihre eigene paramilitärische Streitmacht auf, die sie dann auch mit selbst gebauten Waffen und Schiffen aufrüsteten. Man kann womöglich einen Vergleich mit den Chiss ziehen, die unter ebenso harten Ausgangsbedingungen ein Reich im Dunkel der Unbekannten Regionen schufen.

Vorentscheidungen

Was mir meinen Söldner sehr sympathisch macht ist, dass er als imperiales Gegenstück zu meinem verehrten Commando dient. Beide sind Militärs und beide sind Produkte meines Komplettismus (50er Gefährten, ausreichend Gear, passende Story-Entscheidungen fürs RP, 20er Allianz-Abteilungen). Mein Söldner ist kein Mandalorianer, er hat mit Haus Rist kooperiert und den Obersten Kanzler als Leiche an Darth Tormen ausgeliefert. Und er besitzt eine aktive Lana Beniko-Romanze. Dank der Serverzusammenlegung konnte ich ihm auch einen neuen Namen verpassen: Grand Marshal. Entweder ist das ein übertriebener selbstverliehener Titel wie ihn sich in Star Wars manche Kriegsherren angeeignet haben oder es ist ein offizieller Titel des Sith-Imperiums für seinen Thrawn.

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