Dienstag, 7. Februar 2017
Kylo Rens Kyber
Eine Lore-Stunde mit Professor Pfannenstiel

Was so los ist soll heute nicht unser Thema sein, stattdessen widmen wir uns lieber der völlig unproblematischen Welt der Lichtschwertkristalle. Seit dem Reboot der Star Wars-Lore vor einigen Jahren (kaum zu glauben, dass das erst 2014 war) sind Farb- und Energiekristall ein und dasselbe. Und anstatt wie in den Legends auch seltene Edelsteine oder die Perlen von Krayt-Drachen in ein Lichtschwert einzusetzen darf man im neuen Kanon nur noch auf Kyber-Kristalle zurückgreifen. Auch die synthetischen Lichtschwertkristalle aus den Legends gehören nun der Vergangenheit an, womit die Lore allerdings etwas an Tiefe gewonnen hat, auch wenn man das breite Angebot an Kristall-Alternativen verlor.

"No, the synthetic crystal thing is Legends. Maul. Sidious. Vader. All those were kyber crystals."
- Lore-Guru Pablo Hidalgo

Fakt ist nun, dass Kyber-Kristalle im Einklang mit der Macht stehen. Sie sind fast so etwas wie Lebewesen, ganz ähnlich den gezüchteten Kristallen der Yuuzhan Vong. Einen solchen baute in den Legends Anakin Solo in sein Lichtschwert ein und gelangte so zur Erkenntnis, dass auch die Vong ein Teil der Macht sind. Auch wenn Kyber-Kristalle kein eigenes Bewusstsein besitzen und kaum als Lebewesen gelten können, so sind sie doch sehr lebendig. Ein Kyber besitzt zwar keine Persönlichkeit, aber einen ganz bestimmten Nutzen. So suchen sich Kyber-Kristalle in der Lore etwa ihre Besitzer aus und rufen zu ihnen. Wem das bekannt vorkommt, der sei an Rey in Episode VII erinnert. Genau solche Szenen mit Visionen und Angstzuständen erleben die Jedi-Anwärter im Young Jedi Arc von The Clone Wars (Staffel 5). Dass ein Lichtschwert nach jemandem rufen kann und sich sogar dem Machtgriff eines anderen Machtanwenders widersetzt ist also kein bloßes Stilmittel gewesen, es ist ein Teil der neuen Lore.

Auf gewisse Weise ist nun also jedes Lichtschwert mit einer Art Diebstahlsicherung verrsehen, zumindest wenn es dem Willen der Macht entspricht. Die Ortung persönlicher Gegenstände ist auch etwas, womit Darth Vader im Roman Tarkin auftrumpft, als er auf diese Weise seine Meditationskammer an Bord des gestohlenen Kreuzers Carrion Spike aufspürt. Als Ahsoka Tano in The Clone Wars in einer Folge ihr Lichtschwert verliert gibt ihr Meister Tera Sinube den Hinweis ihren Verstand zum Schweigen zu bringen, eine Grundvoraussetzung dafür mit der Macht in Verbindung zu treten, um etwa auch einen verlorenen Gegenstand wiederaufzuspüren.

Von Interesse ist nun was im letztes Jahr erschienenen Roman Ahsoka steht, denn dort verspürt Ahsoka den Ruf zweier Lichtschwertkristalle. Diese beiden stecken jedoch in der roten Doppelklinge eines Inquisitors und so "reinigt" Ahsoka die Kristalle. Ein derartiger Prozess kam in den Legends einst in Paul Kemps Riptide vor. Ahsoka gelingt es die roten Kristalle zu "heilen" und sie werden weiß. Ob das die Farbe für gereinigte Kristalle ist bleibt vorerst offen, aber es bedeutet, dass der dunklen Seite verfallene Charaktere durchaus in der Lage wären die dunkle Seite abzuschütteln und ihre Kyber-Kristalle dabei behalten. Der Prozess einen Kyber rot zu färben besteht darin diesen zum Bluten zu bringen, wobei man dem Kyber seinen Willen aufzwingt. Darum blieb Anakins Lichtschwert in Episode III noch blau, denn ihm fehlte die Zeit dazu oder Darth Sidious musste ihm diese Technik erst beibringen. Auch Sith würden also erst einmal einen vorbestimmten Kyber finden müssen und Dookus wie Asajj Ventress Lichtschwerter nutzten wohl Kristalle die beide schon als Jedi verwendeten. Erwähnt sollte noch werden, dass Ahsokas weiße Kristalle aus dem Jedi-Tempel stammen, wo sie womöglich für sie bereitgehalten wurden. Es könnte sich bei den weißen, also tatsächlich um die grünen Kristalle aus The Clone Wars halten, nur eben nach einer "Blutung" und einer "Heilung"/"Reinigung".

Nun da jeder Sith auch auf den Besitz eines vermutlich sogar persönlichen Kyber-Kristalls angewiesen ist stellt sich die Frage, woher Kylo Ren den seinen hat? Kylos Kyber weist einen Sprung auf, sodass die Vermutung nahe liegt er selbst hätte ihn bei der Konstruktion seines Lichtschwerts beschädigt. Wie in der entsprechenden The Clone Wars-Folge sind Kyber-Kristalle jedoch ähnlich hart und widerstandsfähig wie Diamanten, sodass ein Kyber sogar die Explosion eines defekten Lichtschwerts überstehen kann. Demnach liegt zumindest die Vermutung nahe, dass Kylos Kyber dabei beschädigt wurde, als er den Kristall zum Bluten bringen musste. Lag es nun an Kylo selbst, der sich sinnbildlich mit Gewalt an die dunkle Seite klammerte und dabei sogar in Kauf nahm seinen Kyber zu beschädigen? Oder lag es an Snokes mangelnder Sachkenntnis, sodass Kylos Bekehrung mangelhaft ablief? Wie auch immer, Kylo Rens Vader-Verehrung und Snokes Idee von einem Schüler der etwas von der hellen Seite in sich trägt lässt Kylos Vertrauen in die dunkle Seite als Problem erscheinen. Während Kylo Ren sich vielleicht zu sehr an die dunkle Seite klammert wäre es wohl sein vorherbestimmtes Schicksal mehr wie Anakin Skywalker zwischen heller und dunkler Seite zu stehen. Kylos Vader-Verehrung geht also vermutlich zu weit und er konzentriert sich ausschließlich auf die 23 Jahre in denen Anakin Skywalker die Maske Darth Vaders trugt. Doch zuvor war Vader 13 Jahre lang der Jedi-Ritter Anakin Skywalker und 9 Jahre lang nur Anakin, der kleine Junge von Tatooine.

Wie viele uneingeweihte dürfte Kylo Ren einfach missverstanden haben wer oder was der Auserwählte war, wobei wir nicht einmal wissen, ob Ben Solo und Luke Skywalker je von Anakins wahrer Rolle erfahren haben. Luke könnte diesen Aspekt seiner Familiengeschichte vor Ben verheimlicht haben, wie auch die Offenbarung, dass Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde. Dieses unvollständige Wissen dürfte es Snoke erlaubt haben den Anspruch zu stellen, Kylo Ren zu erzählen wie es wirklich war, auch wenn er ihm nur Teile der Wahrheit vermittelte. Damit wäre Kylo Ren/Ben Solo durchaus rettbar, wenn auch nicht völlig. Kylos Verehrung seines Großvaters ist durchaus gerechtfertigt, wenn man bedenkt wie mächtig das Vorbild Anakin Skywalkers auf Luke gewirkt haben könnte, ehe er wusste wer hinter Darth Vaders Maske steckte. Ben Solos Enttäuschung von seiner eigenen Familie belogen worden zu sein und Snokes Angebot seine Wissenslücken zu schließen machten einen verwirrten jungen Mann zu einer ziemlich großen Gefahr. Meiner Meinung nach ließe sich die Geschichte Kylo Rens wohl sogar ohne Rey erzählen, der allerdings vielleicht die undankbare Rolle einer Jaina Solo aus den Legends zufällt. Rey könnte Kylo Ren töten, ohne diesem die Chance zu gewähren sich selbst zu erlösen. Selbst Kylos/Bens Mord an seinem Vater geschah irgendwie doch unter Zwang und Kylo giert nach dem Lichtschwert des Jedi-Kriegshelden Anakin Skywalkers, auch wenn dieser damit Order 66 vollstreckte und den Führungs-Rat der Separatisten ermordete. Im Gegensatz zur leblosen und zerstörten Maske Darth Vaders wäre das mit der Macht erfüllte und verbundene Lichtschwert Anakins ein Relikt mit dem Ben Solo die ganze Geschichte erfahren könnte, doch die Macht verweigert ihm diese Möglichkeit. Warum? Vielleicht weil Kylo noch nicht dafür bereit ist.

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Donnerstag, 5. Jänner 2017
Die Rückkehr Darth Vaders (Rogue One Review - Episode VI)

19 Jahre später auf Mustafar

"I've only heard that name once, from Kanan. He said Mustafar is where Jedi go to die."
- Hera Syndulla



Mustafar ist der Planet auf dem Anakin Skywalker starb und Darth Vader geboren wurde. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Vader sein Hauptquartier genau dort errichten ließ wo seine Existenz begann. Schon in den Legends gab es das Beispiel einer furchterregenden Festung für Vader, die dort allerdings noch nicht nach Oricon oder Mordor aussah. Seit Dark Empire galt Bast Castle auf Vjun als Vaders persönliche Festung.


Bast Castle auf Vjun

Vjun war ein Planet mit aggressivem Säureregen, der sogar Sturmtruppenrüstungen schaden konnte und die dortige Festung Vaders wurde nach dessen Tod zum Sitz der Darkside Elite Palpatines und seines neuen Executors Sedriss QL. Im neuen Kanon kann man darauf hoffen, dass die Machtverhältnisse innerhalb des Imperiums geordneter aussehen und es neben den Vader unterstellten Inquisitoren nicht auch noch fünf verschiedene andere Machnutzergruppierungen im Dienste Palpatines gibt. Schon die Inquisitoren sind ein mysteriöses Grüppchen, das von einem namenlosen Grand Inquisitor angeführt wurde (einem ehemaligen Jedi-Tempelwächter, wie sich herausstellte) und auf Titel wie Eigth Brother, Seventh Sister, Sixth Brother oder Fifth Brother zurückgreift.




Seit ihrer Kanonisierung in Star Wars Rebels gibt die Organisation der Inquisitoren einige Rätsel auf. So scheint etwa der als erster gegen Ahsoka Tano eingesetzte Sixth Brother kein besonders fähiger Duellant gewesen zu sein und es stellt sich die Frage wie viele der Inquisitoren ursprünglich vielleicht Jedi-Padawane oder sogar Ritter waren, wie der Grand Inquisitor, der Order 66 sogar im Jedi-Tempel auf Coruscant überlebt haben dürfte. Wie konnte er sich überhaupt dazu entscheiden die Jedi zu verraten und wieso haben ihn die Klone nicht einfach erschossen? Traf er vielleicht auf Anakin Skywalker/Darth Vader und dieser erkannte in ihm sein Potential als Gehilfe? Er starb jedenfalls erst 15 Jahre nach Order 66 über Mustafar, als er sich lieber in einen Reaktorschacht stürzte, als sich von Kanan Jarrus retten zu lassen. Bisher scheint es so als könnte die Nummerierung der Inquisitoren einen Rückschluss auf ihre Hierarchie geben, somit wären Nr. 5-8, sowie Nr. 1 oder Nr. 0 der Hierarchie tot. Womit noch Nr. 1/2-4 übrig blieben und wenn die Rangstufe mit den Fähigkeiten der Inquisitoren einhergeht, dann wären also noch 3-4 Inquisitoren mit Fähigkeiten da draußen, die dem Grand Inquisitor näher sind als den leicht geschlagenen Inquisitoren, die sich nicht mit Ahsoka Tano messen konnten. Das mangelnde Talent der Inquisitoren ist sinnvoll, wenn man bedenkt, dass sich die Sith keine potentiellen Rivalen wie Darth Maul aufbauen wollten.

Von Interesse ist Mustafar auch, weil es während der Klonkriege als Versteck von Darth Sidious "Kinderkrippe" genutzt. Für kurze Zeit besaßen die Sith dank Cad Banes Überfall auf die Holocronkammer des Jedi-Ordens eine Aufzeichnung über alle zu diesem Zeitpunkt erfassten machtsensitiven Kinder der Galaxis. Sidious griff auf Cad Bane zurück, um diese Kinder zu stehlen und auf Mustafar einer Versklavungsprozedur zu unterworfen. Sidious Ziel war die Etablierung einer nur ihm unterworfenen Gruppe von machtsensitiven Agenten. Manch einer mag da an die "Kinder des Imperators" aus SWTOR oder die Hände des Imperators aus den Legends gedacht haben. Wir wissen bis dato jedenfalls nicht, ob Sidious dieses Projekt nach Order 66 wieder aufgriff. Die Inquisitoren sind jedenfalls (auch das erinnert an die Legends) mit einem Zugriff auf die Archive des Jedi-Tempels ausgestattet. So ganz wild verlief die Jedi-Verfolgung also gar nicht, man griff wohl auf die gesamte Dokumentation des Ordens zurück, um mögliche Rückzugsorte, Verbündete und Decknamen flüchtiger Jedi aufzuzeichnen. Wer Order 66 entkam wurde wohl zunächst mit einem Haftbefehl des ISB gesucht, wann immer jedoch der Verdacht aufkam ein bestimmter Flüchtiger wäre gesichtet worden musste der ISB die Verfolgung an einen Inquisitor abtreten. Yodas undokumentierte Reise nach Dagobah verhinderte von vornherein, dass die Inquisitoren ihn dort finden konnten. Ebenso entkam "Ben Kenobi" der Verfolgung, weil er sich auf das mit ihm nicht verbundene Tatooine zurückzog.

Where Jedi go to die

Dass einige Jedi-Ritter nach dem Stay Away-Signal des Jedi-Tempels versuchten vertraute Orte aufzusuchen bezeugt Kevin Hearnes Heir to the Jedi. Darin entdeckt Luke Skywalker auf Rodia das Grab des Jedi-Ritters Huulik, der eine vielleicht nicht standesgemäße Bindung zu seiner Heimatwelt aufrecht erhielt. Nach Order 66 versuchte Huulik sich auf Rodia abzusetzen, doch er war bereits zu schwer verletzt und verstarb auf der Reise. Seine Verwandten auf Rodia bestatteten ihn in einer Grotte, samt seines Lichtschwerts. Ermittelnde Inquisitoren dürften Huuliks Tod zufrieden festgestellt haben und wieder abgezogen sein. Jahrzehnte später erhielt Luke Huuliks Lichtschwert als Geschenk von der Nicht des Jedi-Meisters. Mit diesem neuen Lichtschwert konnte Luke erste Schritte unternehmen, um etwas über die Konstruktion von Lichtschwertern zu lernen, ohne seine eigene Waffe zu zerlegen. Nach dem Verlust von Anakin Skywalkers Lichtschwert sollten ihm dieses Wissen und womöglich auch Huuliks Kyber-Kristall sehr gelegen kommen, wobei Huuliks Klinge als amethystfarben beschrieben wird. Woher Lukes grüner Kyber-Kristall stammt ist also unklar (könnte es sich gar um Yodas oder Qui-Gons gehalten haben?). Soweit wir wissen können Lichtschwertkristalle unter normalen Umständen in freier Wildbahn nur von ihrem auserwählten Besitzer wahrgenommen werden und in den Höhlen Ilums werden damit auch immer wieder Visionen verbunden. Was wir in Episode VII durch Reys Augen erleben kann daher nur als ein solcher Ruf eines Kyber-Kristalls gedeutet werden. Rey wurde von Anakins altem Lichtschwert als neue Trägerin auserkoren.

Heimatlose Jedi wie Caleb Dume (in A New Dawn von John Jackson Miller) oder Ahsoka Tano (in Ahsoka von E.K. Johnston) konnten sich nach Order 66 glücklich schätzen nie eine Heimat außerhalb des Jedi-Tempels gehabt zu haben bzw. keine Bindung zu dieser zu besitzen. Gerade Caleb Dume wurde zu einem Vagabunden, der sich dank der Distanziertheit des Jedi-Kodex bestens durchschlagen konnte, jedenfalls bis er einer Hera Syndulla über den Weg lief.

Dass es Mustafar in Episode III überhaupt gab liegt auch daran, dass George Lucas ein Konzept aus der Entwicklung von Episode VI aufgreifen wollte. Dort hätte das Finale nämlich in einem Lavasee stattgefunden, in welchem der Thron des Imperators gestanden wäre. Stattdessen wurde Mustafar zum Geburtsort Darth Vaders und wie in einer griechischen Sage sah es so aus als hätte Mustafar Vader jede Spur Anakin Skywalkers ausgebrannt. Sogar seine inneren Organe und vor allem die Lunge nahmen auf Mustafar Schaden. Nur sein Herz nicht, denn dort blieb ein Funken Anakins am Leben, den selbst Darth Sidious nicht wahrnehmen konnte. Nach allem was wir im neuen Kanon über Kyber-Kristalle gelernt haben können wir auch vermuten, dass eine hohe Konzentration von Kyber-Kristallen wie auf Ilum oder in den diversen Jedi-Tempeln, dazu führt die Macht auf eine besondere Weise zu fokussieren. Nun stelle man sich eine Raumstation mit der größten je gekannten Kyber-Konzentration vor. An einem solchen Ort müsste die Macht besonders stark sein. Genau das macht nun dank Rogue One die Faszination von Episode VI aus. Luke, Vader und Palpatine treffen sich in einem dem Jedi-Tempel nachempfundenen Turm auf einem Kyber-Mond! Palpatine lässt Rebellenschiffe mit einem Kyber-Laser zerstören und er hat den letzten Jedi und den Auserwählten an seiner Seite. Das Gleichgewicht der Macht... schwankt! Palpatines Ende in den Worten Luke Skywalkers: "Your overconfidence is your weakness. Palpatine glaubte wie alle Sith daran die Macht kontrollieren zu können und er begab sich willentlich in einen Machtnexus, in welchem die helle und die dunkle Seite aufeinandertrafen, vor den Augen des Auserwählten. Im Nachhinein wirkt Palpatines Scheitern wie vorherbestimmt, doch im Moment muss sich der Imperator unschlagbar gefühlt haben. Er hatte die Jedi zerstört, er hatte Vader geschaffen, Yoda besiegt und den Tod der letzten beiden Jedi-Ratsmitglieder gespürt. 23 Jahre befand sich Darth Sidious auf der Seite der Gewinner und die Qualität seiner Gegner hat immer nur abgenommen. Mit jedem toten Jedi-Überlebenden wurden die Gefahren für seine Herrschaft geringer und am Ende blieben nur noch untrainierte "Kinder der Macht", die sogar die Inquisitoren bezwingen konnten. Palpatines Ego ließ ihn den Willen der Macht völlig unterschätzen und so brachte ihn ein 23jähriger Jedi-Ritter zu Fall, nachdem er schon die mächtigsten Jedi der alten Republik bezwungen, bekehrt oder betrogen hatte. Nicht Lukes Machtfähigkeiten oder sein Talent als Lichtschwertkämpfer bezwangen Palpatine, sondern Glaube an die Jedi-Ideale. Palpatine konnte noch so mächtig sein, das Gute konnte er nicht besiegen.

Vaders machtvoller Auftritt

Dass Darth Vader in Rogue One auftreten wird löste schon vorab viele überzogen wirkende Spekulationen aus. Dass Vader irgendwie auftreten wird, weil er ja die Jagd nach den Todessternplänen übernimmt war durchaus klar, aber es hätte eine einfache Szene am Ende des Films sein können, bei der man Vader auf der Brücke seines Sternenzerstörers sieht. Rogue One hat etwas mehr aus dieser Szene gemacht und Vader schon früher miteinbezogen.

Wenn wir das erste Mal auf Vader treffen erfahren mehr über dessen Leben seit Episode III als man sich erwartet hätte. Vader besitzt nun seine eigene Festung auf Mustafar, wohin ihm auch immer wieder gefangene Jedi-Ritter geliefert werden. Vaders Vendetta mit Obi-Wan Kenobi wird wohl dazu führen, dass er jedem Häftling die gleiche Frage stellt: "Wo steckt Obi-Wan Kenobi?" Auf Mustafar unterhält Vader auch seinen ganz persönlichen Rückzugsort und er verbringt scheinbar immer wieder einige Zeit in einem Bacta-Tank, um zu meditieren (womöglich wie Yoda in der letzten The Clone Wars-Staffel) und seinem Körper etwas Erholung zu gönnen. Dass Vaders zerstörter Körper ein Hindernis darstellt war ein Umstand, der zwar noch James Lucenos Legends-Roman Dark Lord geprägt hat, doch im kanonischen Material sind Vaders "Modifikationen" (um ein TCW-Zitat über Grievous zu nutzen) hingegen "Verbesserungen". Das beste Beispiel dafür liefert Paul Kemps Roman Lords of the Sith. In LotS sind Vaders Cyborg-Körperteile ungemein hilfreich für dessen halsbrecherischen Manöver, so etwa als er seinen Raumjäger verlässt, um einen Frachter der Free Ryloth-Bewegung zu entern. An Bord von diesem setzt Vader schließlich auch zu einem Massaker an, welches an seine finale Rogue One-Sequenz erinnert. Genau diese Szene wurde vor der Veröffentlichung (April 2015) von LotS bereits in allen Leseproben verwendet.

Der Rogue One-Vader ist der Lord of the Sith-Vader und er verbindet nun die kanonischen Serien Rebels und TCW, seine Romaneauftritte (in Tarkin und LotS) und die Prequels mit der OT. Geanu das musste auch geschehen, um den Kanon glaubwürdig zu machen. Der OT-Vader war ja deutlich weniger beweglich als der kanonische und nach den Prequels wurde es auch notwendig Anakin Skywalkers Kampfstil mit dem Vaders zu verbinden. Dank der Prequels ist es auch möglich im neuen Kanon Innenansichten aus Vaders Gedankenwelt zu zeigen, wie etwa in Lords of the Sith getan. Der kaum 30jährige Vader in LotS ist etwa noch nicht soweit vom gefallenen Anakin Skywalker entfernt, denn er deutet sein Verhältnis zu Sidious noch ein wenig so wie das zu seinem vorigen Mentor Obi-Wan. Die 13 Jahre die Vader als Jedi verbrachte stehen in Rogue One 19 Jahren als Sith-Lord gegenüber. Am Ende werden es 23 Jahre als Sith und etwas mehr als sein halbes Leben sein, das Anakin Skywalker hinter der Maske Darth Vaders verbracht hat. Man vergisst fast, das Anakin in Episode III nur 22 war und in Rogue One auch erst 41 ist.

Rogue One etabliert Darth Vader mehr als eine Figur wie General Grievous, denn als Opfer seines Lebensstils wie Saw Gerrera. Vader, Grievous und Saw sind allesamt Cyborgs, doch sie trennen Welten. Saw ist jemand dessen Körper immer wieder behelfsmäßig zusammengeflickt werden musste, doch Grievous scheint sich bewusst für Modifikationen entschieden zu haben, um zu einer wahren Kampfmaschine zu werden. Vader ist nun ein Mittelding aus beiden. Sein Cyborg-Körper lässt ihn in Verbindung mit seinen Machtfähigkeiten wie eine Killermaschine auftreten, doch er hat sich im Gegensatz zu Grievous für keine besonderen Gadgets entschieden.

Wir haben eigentlich keinen neuen Vader, sondern einen weiteren Fall des Tarkin-Syndroms zu beachten. Jahrzehntelang fehlte Vaders Hintergrundgeschichte und selbst als diese offenbart wurde unternahm man wenig ihn als Charakter gezielt auszubauen. Erst der Reboot machte vieles möglich und der Gegensatz zwischen dem alten Legends-Vader und dem neuen Kanon-Vader zeigt sich, wenn man James Lucenos Legends-Werk Dark Lord mit Paul Kemps Kanon-Roman Lords of the Sith vergleicht. In Dark Lord sind die Prothesen für Vader ein Hindernis, in Lords of the Sith machen sie ihn fähiger. Auch Vaders Umgang mit den imperialen Offizieren ändert sich durch das vereinheitliche Vader-Bild. Offizieren wie Tarkin traut Vader eher über den Weg, weil sie für ihn quasi Kriegskameraden waren und er fasst Kritik an der Macht wohl auch als Kritik an ihm auf, den mächtigsten Machtanwender in Diensten des Imperiums. Schlussendlich ist ja auch die Feuerkraft des Todessterns ein Produkt der Macht, da die Kyber-Kristalle machtsensitive Lichtschwertkristalle sind. Admiral Mottis Kritik an Vader in Episode IV beweist also eigentlich nur dessen grobes Unverständnis der Rolle, welche die Macht innerhalb der weit weit entfernten Galaxis spielt. Motti ist ein oberflächlicher Militärbürokrat, der sich seit Jahrzehnten innerhalb der Joint Chiefs gehalten hat, was mehr für seinen politischen Instinkt als tatsächliche Verdienste im Kampf gegen die Rebellen spricht. Dass Motti Vader auch vorwirft bei der Jagd nach den Todessternplänen versagt zu haben ist insofern unfair, weil zwischen Tarkins Hilferuf an Vader in Rogue One und Episode IV kaum Zeit verging. Motti gibt also einfach beleidigende Kommentare von sich, weil er über Vader zu stehen glaubt. Dass Vader sich in Episode IV überhaupt von Tarkin beherrschen lässt mag am Mandat des Imperators liegen, dass Vader den Statthalter der Sith auf ihrer Seite halten muss. Tarkin und Vader verbindet ein gegenseitiger Respekt, auch wenn beide etwas plumpe Charaktere sind, denen das Fingerspitzengefühl eines Palpatine fehlt.

Jemand wie Orson Krennic, der nichts von den Plänen der Sith, der großen Politik oder der Macht versteht, muss Vader schon als relativ nutzlos erscheinen. Für Vader ist Krennic nur ein Bürokrat, dessen Aufgabe auch irgendjemand anders hätte erfüllen können. Doch Krennics Eitelkeit und seine Versuche gegen Tarkin zu intrigieren ärgern Vader, der mit solchem Verhalten am Imperialen Hof schon zur Genüge Erfahrungen sammeln musste. In Vaders Verachtung für eitle Funktionäre schwingt wohl auch die Erinnerung an Count Dooku mit, einem anderen Capeträger, der gerne seine persönliche Leibwache bei sich führte und große Sprüche von sich gab. Man kann Vader ja auch als jemanden sehen, der seine alten Feindbilder zum Überleben braucht und dessen Reaktionen als Sith-Lord stark davon geprägt werden, was er als Jedi als negativ empfunden hat. Darth Vader wäre dann die Ansammlung aller Vorurteile und negativen Einstellungen Anakin Skywalkers, die dunkle Seite Anakins eben. So wie sich Vader durch die Rebellentruppen schnetzelt erkannt man in ihm auch Anakin, wie er sich einst wohl durch die Tusken auf Tatooine und die Kampfdroiden der Separatisten kämpfte. Ein Jedi sollte laut Yoda die Macht stets nur zur Verteidigung und zum Erlangen von Wissen einsetzen, nicht um ein Dorf auszulöschen oder ein Schiff zu erstürmen. Schon in Episode II verwischt diese Grenze jedoch mit Mace Windus Eingreifen in der Arena von Geonosis.

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Mittwoch, 4. Jänner 2017
Tarkin schlägt zurück (Rogue One Review - Episode V)

Das verkannte Genie Orson Krennics?

Die Architekten der Todessterne hatten es noch nie leicht, selbst in den Legends, wo das Genie hinter dem Todesstern-Superlaser noch Bevel Lemelisk hieß. Lemelisk war auch der Chefkonstrukteur des Todessterns und diverser anderer Waffen, sodass es schließlich sein Kopf war, der Rollen musste als die Rebellen den ersten Todesstern sprengten. In den Legends wurde Lemelisk mehrmals hingerichtet und von Imperator Palpatine mittels Klonkörpern und Sith-Alchemie wieder zum Leben erweckt. Im Kanon wurde Lemelisk in zwei Personen gespalten, den ambitionierten Projektleiter Orson Krennic und seinen Chefwissenschaftler Galen Erso. Aber auch der Bauleiter des Zweiten Todessterns, Moff Tiaan Jerjerrod, hatte mit der Herausforderung seine Probleme. Orson Krennic hingegen? Der betrachtete den Todesstern als sein Lebenswerk und seine Berufung.

Liest man James Lucenos Rogue One-Vorgeschichte Catalyst so erfährt man mehr über Orson Krennic und auch das Buch zum Film gibt noch einiges her. Krennic ist kein Tarkin, er ist nicht von Natur aus böse. Krennics Bösartigkeit wurzelt hingegen in seinem Bedürfnis etwas großartiges zu leisten und dafür bewundert zu werden. Dabei ist Krennic eigentlich völlig unpolitisch, es geht ihm allein darum von der höchsten Autorität der Galaxis anerkannt und belohnt zu werden. Krennic ist nicht machtgeil, er ist nur sehr ambitioniert und auf seinen Status bedacht. Wie in Catalyst versteht er das politische Parkett jedoch deutlich weniger als ein Tarkin, der als Gouverneur seiner Heimatwelt und Blauhelm im Dienst der Republik, sowie als aktiver Offizier während der Klonkriege einiges an politischer Erfahrung sammeln konnte. Tarkin ist ein geborener Tyrann und damit auch ein geborener Anführer. Krennic ist ein geborener Anführer, aber nur ein Ingenieur.

Krennic versteht nicht worum es Tarkin und dem Imperator beim Todessternbau wirklich geht, da er die dahinter steckende politische Zielsetzung nicht ganz verstehen kann. Wie aus dem Rogue One-Roman hervorgeht sieht Krennic im Todesstern sein Lebenswerk und ein technisches Wunder, während es für Tarkin nur ein Werkzeug bleibt. Tarkin gibt Krennic sogar die Direktive möglichst auf die Neuerfindung des Rads zu verzichten, also bereits etablierte imperiale Technologien zu verwenden, anstatt Zeit mit Neuentwicklungen zu vergeuden. In Massenproduktion hergestellte Komponenten ließen sich zudem auch leichter für den Todessternbau abzweigen, was Krennic in seinem gekränkten Stolz als Baumeister jedoch nicht akzeptieren kann. Krennic ist quasi der überenthusiastische Mitarbeiter, der die Welt verändern will, während er eigentlich nur den Zeitplan einhalten sollte. Dabei ist Krennic jedoch zu eitel, um mit seinem Enthusiasmus Sympathien zu gewinnen. Er fordert und fordert, während das Projekt teils auch durch seine Schuld in Verzug gerät.

Es fällt sicher leicht sich Krennic als CEO eines Energieunternehmens vorzustellen, zumal ihm Galen Erso in Catalyst sogar vorschlägt gemeinsam eine Firma zu gründen, die sich mit der Kyber-Kristall-Forschung zum Zwecke der Energiegewinnung beschäftigt. Krennic ist ein fähiger Manager, der die Sprache seiner Spezialisten spricht und als Führungspersönlichkeit eine Vision verfolgt, auf die er seine Mannschaft auch einschwören kann. Als Zivilist wäre Orson Krennic wohl kaum negativ aufgefallen und seine Geschäftspraktiken wären womöglich nicht einmal die schlimmsten gewesen. Auch als imperialer Offizier geht Krennic jedoch wie ein Manager vor, er versucht Tarkin als Aufsichtsbehörde zu umgehen, er knüpft Kontakte zu namhaften Politikern und er sucht nach einem Weg sich und sein Projekt direkt beim Imperator zu verkaufen. Krennic ist eigentlich ziemlich geschickt, aber er setzt mit Mas Amedda auf das falsche Pferd und ist dem spartanischen Tarkin zu eitel. Schon in Catalyst wird Krennic sein Drängen auf eine Beförderung zum Rear Admiral zum Verhängnis. Er schafft es nur zum Commander und selbst dieser Rang geht ihm nach der Flucht Galen Ersos wieder verloren. Über die Jahre erkämpft sich Krennic jedoch diverse Extrawürste. So darf er auch an Bord imperialer Installationen offen eine Waffe tragen, er muss entgegen imperialer Uniformvorschriften nicht auf sein stylisches Cape verzichten, er besitzt seine eigene Leibgarde aus Death Troopers, er hat sein ganz persönliches Shuttle (kein Lambda-Shuttle wie es Standard wäre) und er kann sich mit dem Rang eines Military Director schmücken. Für Tarkin, der trotz seines Rangs eine der imperialen Norm entsprechenden für sich anfertigen ließ, keine besondere Leibwache nutzt und nach dem Verlust seiner von ihm entworfenen Carrion Spike auch seinen persönlichen Sternenzerstörer Executrix nicht sichtbar verändert hat, muss Krennic wie von einem anderen Stern wirken und so ganz er hat damit nicht Unrecht. Tarkin stammt vom aufstrebenden Outer Rim-Planeten Eriadu und ist 13 Jahre älter als Krennic. Tarkin wurde als Soldat erzogen und dient dem Imperium aus politischen Gründen. Krennic stammt von Lexrul, einem urbanen Planeten aus dem Mid Rim und er wurde mit Galen Erso in das Republic Futures Programm auf Brentaal aufgenommen. Während Tarkin seinen Dienst in der Republikanischen Flotte als 42jähriger Commander antrat, verschlug es Krennic mit 29 als Lieutenant (später dann Lieutenant-Commander) zum Ingenieurskorps, weil die Republik sich daran machte allen begabten Wissenschaftlern eindeutige Angebote zu machen. In einer Zeit als Tarkin vom Commander zum Captain und schließlich Admiral aufstieg brachte es Krennic nur zum Lieutenant-Commander und arbeitete sich in der Hierarchie des Imperiums nur langsam vor. Krennic war in seiner Studienzeit schon ein Partytiger und es ist nicht auszuschließen, dass er seine Zeit auf Coruscant nutzte in das höfische Geschehen einzutauchen. Was unter anderen Umständen die Formel zum Erfolg gewesen wäre brachte Krennic jedoch wenig mehr als Kontakte.

Tarkin ist jemand den die Sith auf ihrer Seite haben wollten, wie auch aus Tarkins Begegnung mit Count Dooku in James Lucenos Tarkin-Biografie hervorgeht. Man hat quasi einen Headhunter auf ihn angesetzt und alle in ihn gesetzten Erwartungen haben sich erfüllt. Orson Krennic war hingegen ein Niemand und er tauchte lange nicht einmal auf dem Radar der Sith auf, auch wenn sich sein Star-Wissenschaftler Galen Erso mit Kyber-Kristallen beschäftigte und seine Frau eine latente Machtempfänglichkeit besaß. Für den Imperator war Krennic austauschbar, Tarkin jedoch ein wertvoller Verbündeter und der Mann, dem man den Todesstern anvertrauen konnte.

Tiaan Jerjerrod - der Krennic-Nachfolger

Rogue One schafft für ehemalige Fans des Expanded Universe ein kleines Kunststück, denn auch wenn Krennic und Tarkin sterben, so gibt es doch einen „Erben“ der beiden – den „Commander“ des Zweiten Todessterns, Moff Tiaan Jerjerrod, der in Episode VI heillos überfordert ist seine Kampfstation fertigzustellen. In den Legends war Jerjerrod der Sohn eines erfolgreichen Admirals der Alten Republik, im neuen Kanon ist er dieser verwandschaftlichen Patronage beraubt ein wohl selbst ganz erfolgreicher Karriereoffizier.

Jerjerrod ist alles was Orson Krennic jemals sein wollte und das beginnt bereits damit, dass er es als ein aus reicher Familie stammender Ingenieur im frühen Imperium zum Rear Admiral brachte. Er saß sogar bei den Joint Chiefs und wurde zum Moff befördert, um den Bau des Zweiten Todessterns zu leiten. Jerjerrod erhielt das Kommando über selbigen und trug dabei zur Tarnung den Titel eines Director of Imperial Energy Systems. Jerjerrod erwies sich in Episode VI als deutlich folgsamer als seine beiden Vorgänger und in seiner Doppelfunktion als Mischung aus Tarkin und Krennic war er deutlich kompakter.

Der Bau des Zweiten Todessterns ist nicht weniger interessant als der des ersten, vor allem weil er den Fans sogar noch mehr Rätsel aufgibt. Wann orderte Palpatine seinen Bau? Und wieso? Wie konnte das Imperium eine durch den Erfolg von Yavin gestärkte Rebellen-Allianz im Dunkeln lassen, dass man eine weitere derartige Superwaffe baute? War der zweite Todesstern vielleicht gar nur als Attrappe gedacht und welches Mastermind beschäftigte sich mit den Details der Falle von Endor? Es dürfte jedenfalls klar sein, dass die Rebellion in einem Rogue Two deutlich proaktiver wäre, wohl genauso wie das Imperium. Rogue One hat die Geschichte um den Bau und die Enthüllung des zweiten Todessterns jedenfalls interessanter gemacht, wobei auch der Road to the Force Awakens-Roman Moving Target mit Prinzessin Leia neues Gewicht erhält. Darin inszeniert Leia ein Ablenkungsmanöver für die Imperialen, um diese vom wahren Versammlungsort der Rebellenflotte abzulenken, wobei sie auch das in Episode VI instrumentale Shuttle Tydirium stiehlt. Soweit es die Vorgeschichte von Episode VI betrifft wären Luke und Leia gerade mit ihrer Befreiung Han Solos beschäftigt, während ein hypothetisches Rogue Two stattfinden würde. Zumindest in den Legends war es so, dass die Pläne durch die Hände Prinz Xizors und der Schwarzen Sonne gingen, ehe sie in den Besitz von bothanischen Rebellenspionen gelangten. Der Tod zahlloser Bothaner, wie von Mon Mothma in Episode VI erwähnt, könnte sich jedoch auch auf ein Massaker im Stil Rogue Ones bezogen haben. Schon Tarkin ließ ganze Städte ausradieren, um die Pläne des ersten Todessterns sicher zu stellen. Ohne einen einsatzfähigen Todesstern wäre es jedoch wohl Darth Vader und dessen Flotte oder einem anderen imperialen Kommandeur zugefallen diese Vergeltungsmaßnahme durchzuführen. Ich fände die Geschichte von Rogue Two durchaus interessant.

Wilhuff Tarkin: Gouverneur, Admiral, Grand Moff und Kommandeur des Todessterns

Gouverneur Tarkin ist definitiv keiner der Guten und schon James Lucenos Roman über Tarkins Vorgeschichte unternimmt keine Anstalten diesen Kriegsverbrecher in Schutz zu nehmen. Tarkin wuchs auf Eriadu auf und er ist genauso erbarmungslos wie die Wildnis seiner Heimat. Der Tarkin-Roman verrät uns alles was wir über Tarkins Sozialisierung wissen möchten, angefangen bei seiner familiären Prägung. Was offen bleibt sind Fragen hinsichtlich möglicher Tarkin-Erben, immerhin wurde er ja selbst von einem Großonkel (Jova) ausgebildet und die Tarkins sind eine einflussreiche Militär-Dynastie auf Eriadu (der auch der halb-legendäre Ranulph Tarkin angehörte). Die Gerüchte über einen Major Tarkin in Episode VII waren berauschend, auch wenn wir schlussendlich nur einen General Hux erhielten. General Armitage Hux ist leider nur der Sohn des älteren Brendol Hux, der die Imperiale Akademie auf Arkanis führte und Gallius Rax Schattenregierung des zersplitterten Imperiums angehören durfte. In den Legends hatte Tarkin sogar einen Sohn (Admiral Garoche Tarkin) und eine von ihm protegierte Geliebte (Admiralin Natasi Daala, die in den letzten Legends-Romanen ein sehr ausgeprägtes Eigenleben entwickelte). Doch aus Tarkin selbst machte man vor dem Reboot des Expanded Universe noch sehr wenig. Erst der Reboot, mit The Clone Wars, Rebels, Rogue One und dem Tarkin-Roman sorgten dafür, dass dem Grand Moff in den letzten Jahren endlich Leben eingehaucht wurde. Tarkins Auftritt in James Lucenos Roman ließ mich anfangs sogar spekulieren, ob man Tarkin nicht zu einem militärischen Genie wie den Legends-Thrawn hochstilisieren wollte. Wie in Rebels hat Tarkin nur kaum die Zeit sich um jede Krise im Outer Rim zu kümmern, weshalb er auf andere Offiziere angewiesen ist. Bei seinem fulminanten Auftritt in Rebels gelingt es ihm jedenfalls Kanan Jarrus zu verhaften und die dunkelste Stunde der Rebellenzelle auf Lothal einzuläuten.

In Catalyst wird Moff Tarkin auch als einer jener imperialen Admiräle vorgestellt, die nach dem Ende der Klonkriege eingesetzt wurden, um hartnäckige Widerstandsnester der Separatisten auszuschalten. Überall dort wo lokale Kommandeure die Abschaltung der Droidenarmee verhindert hatten oder erst gar nicht auf diese zurückgreifen mussten war der Krieg noch nicht zu Ende. Auch Cassian Andor dürfte von einer solchen Welt stammen. Dass sich die Droiden schlagartig abschalteten dürfte zu blitzkriegartigen Siegen des Imperiums geführt haben, doch es bildeten sich zweifellos sehr schnell Widerstandsgruppen oder Aufstände gegen die imperialen Besatzer. Es war Tarkins Job diesen Tendenzen Einhalt zu gebieten und sie bereits im Keim zu ersticken. Bis Rebels bzw. Rogue One dürfte Tarkin jahrelang sehr gute Erfolge erzielt haben, doch die imperiale Strategie lief schlussendlich doch nur auf den Bau eines Todessterns hinaus. Die Furcht vor dem Todesstern sollte den Einsatz weiterer Millionen von Sturmtruppen oder hunderter Sternenzerstörer unnötig machen. Zugleich heckte Palpatine schon im Tarkin-Roman den Plan aus, durch diese Entlastung vom tyrannischen Tagesgeschäft mehr Zeit für das Studium der Macht zu erhalten. Dafür bräuchte er auch Darth Vader und der war permanent als Vollstrecker eingeteilt. Mit dem Todesstern wollte Darth Sidious sich und Vader freispielen, um einige nicht näher bekannte Sith-Rituale einzustudieren und die Macht grundlegend zu verändern. Tarkin war aus Palpatines Sicht der beste Kandidat als Statthalter der Sith zu regieren, zumal er praktisch wie ein Sith ausgebildet und aufgewachsen war. Tarkins Neigung zu hartem Durchgreifen und der Schaffung von Ordnung ist genau jener Fanatismus, der ihn nicht am Thronanspruch des Imperators zweifeln lässt. Tarkin ist kein Politiker, sondern ein loyaler Befehslempfänger, wie ihn sich Sheev nur wünschen konnte.

Jedha, Scarif, Alderaan und das entvölkerte Geonosis gehen auf das Konto Tarkins, der sich allmählich zum größten Massenmörder des neuen Kanons entwickelt. Tarkin Verhalten in Rogue One lässt ihn auch für das breite Publikum noch skrupelloser erscheinen, denn auf Scarif richtet er praktisch die gesamte dortige Garnison für ihr Versagen hin. Und da galt Darth Vader mal als Geißel des imperialen Offizierskorps. Scarif war laut Lore ein beliebter Stationierungsort, was angesichts der Sandstrände und der relativen Sicherheit gegenüber Orten wie Jedha (das Ost-Jerusalem oder Kabul des Star Wars-Universums) wohl selbsterklärend ist. Nur mit der Unterhaltung dürfte es außerhalb der Garnison etwas weit her gewesen sein. Mit der Ausnahme der Säuberung von Geonosis, die von Tarkin autorisiert werden musste, hat der Gouverneur des Outer Rim vor allem Planeten auf dem Gewissen die militärisch keine Bedrohung darstellten und vor Alderaan waren sie auch politisch bedeutungslos. Jedha war eine Ansammlung von vergessenen Ruinen. Scarif war ein vollständig vom Imperium kontrollierter Planet. Und Alderaan war völlig demilitarisiert. Tarkins Anwendung des Todessterns beruhte auf dem Prinzip potentielle Bedrohungen bereits präventiv auszumerzen. In Tarkins Händen wurde der Todesstern zur plumpen Kanone, mit der man auf Spatzen feuerte. Leias Aussage “The more you tighten your grip, the more star systems will slip through your fingers.” fand durchaus ihre Berechtigung. Schon in Rebels und Romanen über das frühe Imperium (A New Dawn, Ahsoka, Lords of the Sith) wird ersichtlich wie Tarkin den Einfluss des Imperiums im Outer Rim immer weiter ausdehnte, meist um mehr Ressourcen für die imperiale Militärmaschinerie zu gewinnen und dazu gehörte insgeheim auch der Bau des Todessterns. Gestalten die zuvor ins Outer Rim geflüchtet waren und dort ein neues Leben beginnen wollten fanden sich nun in die Ecke gedrängt und begannen Widerstand gegen das Imperium zu leisten. Besser man hätte ein Ventil übrig gelassen. Kanan, Ahsoka und Cham Syndulla hätten sich nie der Rebellion angeschlossen, wären sie nicht in ihrem Ruhestand nach den Klonkriegen verfolgt worden. Tarkin betrachtete seine Gegner immer als wilde Tiere. Tötet man ihre Anführer oder beweist seine Stärke würde man respektiert werden, ansonsten bliebe nur die restlose Auslöschung. So ging Tarkin schon als Commander der Outland Regions Security Force vor und so ging er auch als Grand Moff vor. Tarkins Hintergrund als Angehöriger der Patrizier von Eriadu und einer der Gründerfamilien der ORSF lässt ihn als politisch beste Wahl für den Posten als imperialen Statthalter im Outer Rim erscheinen. Tarkin ist der Erbe der wehrhaften und selbstbewussten menschlichen Siedlerbewegung im Outer Rim, was in ihm wohl auch eine latente Abneigung gegenüber Aliens verwurzelt haben könnte. Die menschlichen Siedler Eriadus wurden von Alien-Nachbarn, Alien-Piraten und Alien-Kreditgebern bedroht, während sich eine weitgehend von Aliens kontrollierte Republik nicht sonderlich für Eriadus Belange interessierte. In Lucenos Tarkin-Roman ist der spätere Grand Moff jemand den man durchaus als Nationalisten bezeichnen könnte.

Während das Imperium bis in den Mittleren Rand hinein stets gut geschützt und kontrollierbar war blieb das Outer Rim weitgehend gesetzlos. Hier wo keine effektiven staatlichen Regierungen Fuß fassen konnten stießen die Handelsgilden in ein Machtvakuum vor und nutzten die ständige Bedrohung durch Marodeure, um eine gezielte Aufrüstungspolitik zu betreiben. Mit den so geschaffenen Privatarmeen konnte man das staatliche Gewaltmonopol der meisten Welten aushebeln und die meisten hatten wie Naboo einer Besatzung wenig entgegenzusetzen. Von der Republik war wenig zu erwarten und so blieben viele Welten lieber unabhängig. Nur Tarkins Seswanna Sektor konnte sich diesem Trend energisch widersetzen. Unter Eriadus Führung schuf man die Outland Regions Security Force und verteidigte sich selbst, zumal die Republik selbst ihrer Mitgliedswelt Eriadu nicht beistehen wollte. Dieses Gefühl, von der Republik fortwährend im Stich gelassen zu werden hätte Eriadu auch in die Arme der Separatisten treiben können. Für seine Standhaftigkeit wurde Tarkin schließlich mit der imperialen Statthalterschaft des gesamten Outer Rim belohnt. Dass Tarkin in den Rebellen nur Terroristen und Anarchisten sehen konnte lag auch an seinen Erfahrungen auf Eriadu. Widerstand gegen die ORSF erfolgte nicht selten durch kriminelle Elemente oder er wurde durch wirtschaftliche und politische Rivalen angezettelt.

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