Mittwoch, 24. Juli 2019
Ist Darth Malora eine Kriegsverbrecherin?

Problematische Einschätzungen nach dem Völkerrecht

Es wäre sehr einfach den Angriff des Sith-Imperiums auf die Jedi-Kolonie auf Ossus als Kriegsverbrechen darzustellen, da diese gemäß ihrer Definition den gewaltsamen Übergriff einer kriegsführenden Nation auf Zivilisten vorsehen. Aber sind die Jedi auf Ossus tatsächlich Zivilisten? Grundsätzlich fallen hier erhebliche Zweifel an, zum einen weil die Jedi durchaus uniformiert auftreten, wie es für Militärangehörige bzw. Kombattanten üblich wäre. Darüber hinaus sind diese Uniformträger zudem stets bewaffnet. Weiters hatten die Jedi bis vor wenigen Jahren noch eine aktive Rolle als Kombattanten auf Seiten der Republik gespielt, wobei sie im Zweifrontenkrieg Sareshs sowohl gegen das anrückende Ewige Imperium, wie auch gegen das Sith-Imperium eingesetzt wurden. Der Jedi-Orden mag zwar Ossus besetzt haben, aber er hat nie völkerrechtlich bindende Verträge unterzeichnet, die einen Separatfrieden mit dem Sith-Imperium geschlossen hätten. Der Rechtstatus des Jedi-Ordens innerhalb der Republik ist ohnehin nebulös und erst zu Zeiten Palpatines scheint man tatsächlich der Jurisdiktion des Senats bzw. des obersten Kanzlers unterstellt gewesen sein. Die Rolle der Jedi als Verteidiger der Republik und paramilitärische Spezialeinheit lassen sie jedoch als Gruppierung mit einem deutlichen Naheverhältnis zur Republik erscheinen. De facto treten die Jedi durchaus wie ein Freiwilligenverband oder Söldner auf, wobei dieser im besten Fall als vereinsmäßig organisierte NGO betrachtet werden kann. Seit dem Exil auf Tython und nun auf Ossus kommt den Jedi durch ihre Landnahme jedoch auch die Rolle eines Staatsvolkes zu, wobei dieses bis jetzt keinen Sitz im Senat verlangt hat. Zur gleichen Zeit würden ja auch Organisationen wie Czerka, der Bankenclan oder die Handelsföderation noch keinen Sitz im Senat besitzen. Im schlimmsten Fall ließen sich die nach Ossus geflüchteten Jedi als Deserteure einstufen, wobei sie jedoch nie formell den republikanischen Streitkräften angehört haben. Würde man den Jedi die Befehlsgewalt über republikanische Truppen übertragen, wäre das dasselbe als der Einsatz von Söldner-Offizieren, die nicht der Militärgerichtsbarkeit unterliegen könnten. Man bewegt sich wie so oft beim Einsatz von Söldnern in einem Graubereich der gerichtlichen Zuständigkeiten.

Ein weiterer Punkt zum Nachteil der Jedi-Kolonie wäre die Zielsetzung den Jedi-Orden hier wieder aufzubauen und zu stärken. Diese Darstellung würde Ossus sehr einfach zu einem Rückzugsgebiet oder Trainingslager einer paramilitärischen Gruppierung mit bekannten Verbindungen zu einer kriegsführenden Partei machen. Problematisch ist wie immer der unklare Status der Kolonie. Hätte Gnost-Dural seinerzeit eine unabhängige Gruppierung gegründet und damit diplomatisch die Unabhängigkeit seiner Kolonie statuiert, dann wäre Ossus sehr eindeutig ein neutraler Staat und jede Invasion seitens der Sith wäre völkerrechtlich zu verurteilen. Da der Jedi-Rat jedoch zusammenbrach und keine offizielle Deklaration vorgenommen wurde gilt die Kolonie auf Ossus immer noch als Bestandteil des dem militärischen Arm der Republik zuzurechnenden Jedi-Ordens. Rückt das die Jedi auf Ossus in die Nähe von religiösen Fanatikern und Terrormilizen? Ja, das tut es. Das Ziel der Einrichtung auf Ossus, nämlich die Stärkung des Ordens und seiner Kampfveteranen für eine Rückkehr in die Republik ließe sich durchaus als militärische Zielsetzung auslegen und faktisch wurde Ossus zu einem Truppenreservoir für die Republik, die ihre restlichen Jedi-Ritter großteils im Krieg gegen das Ewige Imperium eingebüßt hatte.

Die Anwesenheit von Zivilisten und Nichtkombatanten auf Ossus wäre nicht ausreichend für eine Verurteilung des imperialen Angriffs als Kriegsverbrechen, solange der Angriff nicht im überwiegenden Maße die Zivilbevölkerung ins Auge gefasst hätte. Würden die Imperialen auf Ossus gezielt zivile Techniker oder Kolonisten ins Auge fassen wäre die Sachlage weit einfacher zu deuten. Es gibt jedoch auch eine Möglichkeit Ossus als Kriegsverbrechen darzustellen und zwar aufgrund der Natur der Kolonie als Rehabilitationszentrum. Der Angriff auf Krankenhäuser und vergleichbare Einrichtungen ist ein Kriegsverbrechen und Ossus lässt sich als Reha-Zentrum für Kriegsveteranen darstellen. Nichtkombattanten haben zudem das Recht sich selbst zu verteidigen, womit sich der Widerstand gegen die imperialen Invasoren auch nicht als kriegerische Handlung auslegen ließe. Der Angriff der Imperialen auf ein Veteranenhospital des Jedi-Ordens wäre als Kriegsverbrechen zu werten, wobei nur noch die Frage der Schuldigkeit zu klären wäre. Die generelle Kriegsstrategie wäre Darth Malgus anzulasten, der zudem das Kommando über die Operation auf Ossus übernommen hatte, nachdem Darth Malora von ihm sehr buchstäblich gestürzt wurde. Maloras wenig erfolgreiche Kriegsführung wäre an sich kein Grund für die Verhängung eines Todesurteils gewesen und hätte lediglich zu einer Abberufung und womöglich einer Degradierung führen sollen. Als Justizminister hätte sich Darth Vowrawn mit dem Mordversuch an Malora beschäftigen müssen, wobei er sich wohl nie getraut hätte Anklage gegen Malgus zu erheben. Es ist außerdem fraglich, ob Malgus nicht eigentlich den Befehl hatte Malora abzusetzen, nicht jedoch sie kaltblütig zu ermorden. Schlussendlich überlebte Malora, sodass sich nur ein versuchter Mord oder schwere Körperverletzung als Tatbestand feststellen lässt. Malgus könnte sogar einkalkuliert haben, dass Malora ihren Sturz überleben wird. Die schwere Körperverletzung war demnach eine lediglich sehr drakonisch anmutende Strafe gemäß was immer im Sith-Imperium als Gesetz im Umgang mit dunklen Lords gilt. Maloras Absetzung dürfte zudem auch offscreen erfolgt sein und sollte dazu führen, dass sie bereits durch einen Nachfolger ersetzt wurde. Sehr wahrscheinlich war Malgus Handeln sogar noch eine Gnade im Vergleich zu früheren Zeiten, als man den dunklen Rat nur unter Vorlage des eigenen Totenscheins verlassen konnte. Schwere Körperverletzung und Verbannung anstatt Hinrichtung – Acina hat das Sith-Imperium wirklich reformiert. Zieht man den Vergleich zur Rechtssprechung in anderen irdischen Imperien, dann ist Maloras schmerzhafte Verbannung wohl aber doch nur ein Privileg der Führungsschicht, da zumindest der Hochadel durchaus in einigen Kulturen von der Todesstrafe ausgenommen wurde.

Geonosianer sind keine Biowaffe

Da wir schon bei Darth Malora sind, wie sehe es mit einer Anklage gegen sie aus? Immerhin betrieb Malora kriminell anmutende Experimente an Lebewesen und setzte diese Monstrositäten gegen die Jedi-Kolonie ein. Leider waren die Genosianer keine Massenvernichtungswaffe und nach imperialem Recht würde Malora für ihre Experimente ohnehin straffrei ausgehen. Maloras Geonosianer vollzogen einen sehr konservativen Bodenangriff und bedienten sich dabei sogar weitgehend der üblichen imperialen Bewaffnung aus Blastergewehren und Vibrowaffen, welche ebenso von der Republik verwendet werden und völkerrechtlich nicht als Anklagepunkt herangezogen werden können. Die Geonosianer sind zudem nicht für unverhältnismäßige Gewalttätigkeit bekannt, da der Einsatz von Waffen, die unnötiges Leid verursachen würden durchaus als Anklagepunkt taugen würde. Kannibalistische Ewoks hätten aufgrund ihrer Art der blutrünstigen Kriegsführung mit dem Zertrümmern von Körperteilen, sowie dem Verspeisen ihrer Kriegsgefangenen eher damit zu rechnen wegen Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen zu werden. Es sei denn, dass Maloras genmanipulierte Geonosianer ihre Opfer verspeisen und zu diesem Zweck auch Verwundete oder Kapitulierende nicht links liegen lassen. Gerade der zu erwartende Umgang von Geonosianern mit potentiellen Kriegsgefangenen würde durchaus als Kriegsverbrechen auszulegen sein. Man macht keine Gefangenen und in einem Camp gefundene Verwundete würden genauso massakriert werden wie voll bewaffnete Einheiten. Selbst wenn das Imperium freigesprochen würde, weil Ossus kein Reha-Zentrum gewesen ist, dann würde die blutrünstige Kriegsführung Maloras sie dennoch als Kriegsverbrecherin outen.

Brennende Felder

Streng genommen wäre das Aushungern eines Gegners als Kriegsverbrechen zu werten, was jedoch auf Ossus nicht schlagend wurde. Die Tendenz der Imperialen war jedoch erkennbar und doch lässt sich nur erschwert ein klassischer Belagerungszustand feststellen. Das Auftauchen von Versorgungskonvois hätte jederzeit eine Versorgung der Jedi-Kolonie ermöglicht, da keine entsprechende imperiale Blockade errichtet worden war. Zudem wurde lediglich die Möglichkeit behindert frische Nahrungsmittel zu erhalten, da keine Lagerhäuser mit bereits angelegten Vorräten zerstört wurden. Allerdings dürfte die vergleichsweise junge Kolonie auf Ossus nur über ungenügend Vorräte verfügt haben, was nicht unerwähnt bleiben sollte. Aufgrund des spärlichen natürlichen Nahrungsangebots auf Ossus wäre auch zu hinterfragen, wie Malora gedachte ihre Geonosianer zu versorgen. Sollten diese wie Heuschreckenschwärme über die scheinbar ausschließlich vegetarische Nahrungsmittelversorgung der Kolonisten herfallen? Oder kalkulierte Malora eine kannibalistische Variable mit ein. Wie auch immer man es dreht und wendet, die Strategie Maloras hatte mit dem für eine Verurteilung sehr bedeutenden Punkt des unnötigen Leidens zu tun. Im schlimmsten Fall wäre es auch verurteilenswert gewesen einen die Waffen streckenden oder wehrlosen Kombattanten zu töten oder zu verwunden, etwas worauf Maloras unkontrollierte Geonosianer keine Rücksicht genommen hätten.

Der wahre Held von Ossus ist General Daeruun

Tau Idair verhält sich zu sehr wie das ideale Hassobjekt für Imperiale, Gnost-Dural hat sich schwerwiegende bürokratische und diplomatische Fehler geleistet, als er seine geheime Kolonie gründete und auf Seiten des Sith-Imperiums finden sich Kriegsverbrecher, da bleibt nur einer übrig, der wirklich mit einer Weste aus der Ossus-Affäre hervorgeht. General Daeruun riskierte einiges, um in einer humanitären Mission die nach Ossus geflüchteten Kolonisten zu retten. Er riskierte dabei durchaus seinen Job, da er keinen Auftrag dazu erhalten hatte und republikanische Truppen gefährdete. Doch Daeruun tat was er für richtig hielt, auch wenn man ihm anlasten könnte aufgrund seiner persönlichen Verbindungen zum Jedi-Orden so gehandelt zu haben. Daeruun beging sehr wahrscheinlich Amtsmissbrauch, aber je nachdem wie man die Kolonie auf Ossus deutet ließe sich auch das Gegenargument aufbringen, dass Daeruun vermisste und verwundete Angehörige der republikanischen Streitkräfte zu retten hatte. Da Ossus wohl nicht innerhalb der imperialen Grenzen lag beging Daeruun wohl auch keine kriegerische Handlung und selbst wenn man Ossus als Reha-Zentrum interpretiert, dann hat er eben republikanische Zivilisten vor einem Kriegsverbrechen gerettet. Daeruun ist eine erfrischende Lichtgestalt auf republikanischer Seite wie man sie noch nie zuvor erleben durfte. Saresh machte bereits auf Makeb Shalim Avesta Vorwürfe die Republik betrogen zu haben und eröffnete die Möglichkeit die Flüchtlinge von Makeb zur Zwangsarbeit zu verpflichten. Selbst Satele Shan könnte von General Daeruun noch das eine oder andere über die helle Seite lernen. Tau Idar mag sich das antike Symbol der hellen Seite auf ihren Skalp tätowiert haben, aber sie ist eine Killermaschine mit ziemlich platter Ideologie. Daeruun gibt mir Hoffnung für die Republik, während die Rückkehr von Darth Malgus meine Hoffnungen für das Sith-Imperium beinahe zerstört hat. Malgus war ein klassischer Sith und kein Vertreter pragmatischer Ansichten wie Darth Marr oder Lana Beniko. Während Marr versuchte der imperialen Bevölkerung die Katastrophe einer totalen Niederlage zu ersparen, schuf Malgus die Grundlage für diese Gefahr, indem er bereit war über Leichen zu gehen, um sein eigenes Imperium zu erschaffen. Marr war der Schild des Imperiums, Malgus ist das Schwert. Kaum sah es so aus, als ob das Sith-Imperium etwas positives zur galaktischen Politik beitragen könnte tritt Darth Malgus auf und dieser Hauch der Hoffnung ist dahin. Acina schloss Bündnisse, unterstützte ihre Verbündeten und rechtfertigte sich sogar für ihre Handlungen. Der liberale Anstrich von Acinas Regime ist seit Ossus wieder abgeblättert und die um Popularität bemühte Autokratin wurde als gewöhnliche Despotin entlarvt, die sich einen blutrünstigen Kettenhund hält, der jede Opposition in Schach halten soll. Acinas Image hat sich in meinen Augen nun deutlich gewandelt, von einer Kaiserin die versuchen musste ihren Status durch Bündnisse und Reformen zu verteidigen, zu einer Kaiserin die schlicht und ergreifend durch Furcht herrscht. Bei der Republik kann uns Kanzlerin Rans hingegen fast egal sein, solange sie General Daeruun nicht aus dem Verkehr ziehen lässt.

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