Montag, 22. Juli 2019
Assassin's Creed Ragnarok wäre keine schlechte Idee
Mit meinem Wunsch nach einem Assassins Creed Barbaricum lag ich vor einiger Zeit ja wohl nicht ganz falsch, nun da sich die Hinweise auf ein mögliches Assassins Creed Ragnarok verdichten. Nördlicher als im römischen Grenzgebiet würde ein Assassins Creed ja durchaus auch Sinn machen, zumindest soweit es das Gameplay betrifft. Ein Wikinger-Assassine hätte durchaus guten Grund mit verschiedenen Waffen ausgestattet zu sein und gerade wenn er alleine agiert, dürfte er auf den Stealth-Aspekt der Serie bedacht sein. Natürlich würden wohl auch einige der Spezialfähigkeiten aus Odyssey womöglich einen Platz in einem Wikinger-AC finden, zumal Berserker-Wut durchaus an etwas wie den Zorn des Ares erinnern würde. Und auch in den nordischen Sagen finden sich allerlei interessante Waffen, Helden und Götter, die gut zur Assassins Creed-Saga passen würden. Das einzige was mich stören würde ist die Frage, wie man die Assassinen aus dem mediterranen Raum in das relativ isolierte spätantike bzw. frühmittelalterliche Skandinavien verfrachten würde, zumal diese so gut wie keine Berührungspunkte mit den alten Griechen oder Ägypten hatten. Natürlich gäbe es die Option einer zweiten Origins-Geschichte für das Franchise, zumal im isolierten und unberührten Norden wohl auch keine Proto-Templer unterwegs waren, wie sie via Persien und Ägypten in den beiden jüngsten Serienablegern vorgestellt wurden. So gesehen könnten unter den Wikingern auch noch deutlich mehr Nachkommen der Isu vertreten sein, als unter „zivilisierteren“ Volksgruppen.

Der Auftritt von Juhani Otso Berg im Finale des Atlantis-DLC zu Assassins Creed-Origins lässt mich natürlich schon hoffen, dass etwas an diesem Gerücht über ein Wikinger-AC dran sein könnte. Juhani Otso Berg ist ja theoretisch ein geborener Finne und könnte diesmal zum Ziel von Layla Hassans Blick in die Vergangenheit werden, da sie nun Bergs DNA auf ihrem unsterblich machenden Isu-Stab haben sollte. Skandinavien hätte auch generell einiges an historischen Material zu den nordischen Kreuzzügen zu bieten und je nachdem wann man die Geschichte ansiedelt, könnte es durchaus auch spannend werden, sollte man sich für die Ära des Deutschen Ordens oder einen Kampf heidnischer Wikinger gegen eine Proto-Templer-Gruppe entscheiden, aus welcher der Deutsche Orden hervorgehen wird. Templer des Nordens gegen Assassinen des Nordens? Der Kampf der mediterranen Assassinen wurde uns dank der Drehscheibe Rom ja bereits weltumspannend vorgestellt, doch wie lief das ganze im Norden ab. Skandinavien als historische Region ist hier sehr interessant, eben weil sich hier deutlich länger als im südlicheren Europa das Heidentum halten konnte und weil die Region schlussendlich für den Protestantismus eintrat. Zudem wanderten skandinavische Söldner bereits in der Spätantike bis ins heutige Russland ab und gründeten dort Fürstentümer, die zu den Keimzellen des späteren Zarenreichs wurden. Nordische Söldner dienten als Waräger-Garde sogar in Byzanz und kamen auf diesem Wege wohl auch mit der Welt der mediterranen Assassinen und Templer in Berührung.

Ich sehe ein beträchtliches Potential für die Story, aber eben auch für klassischeres Assassinen-Gameplay, denn Skandinavien hätte mehr mit Makedonien und bewaldeteren Inseln in Odyssey gemein, als mit den Wüsten eines Assassins Creed Origins. Camps zu überfallen und nachts aus dem Gebüsch anzugreifen wäre durchaus ein sehr typisches Szenario für diese Region, genauso wie nächtliche Plünderfahrten mit seinem eigenen Drachenboot. Man nehme also eine Brise Black Flag und garniere damit die Filetstückchen aus Odyssey. Kämpfe in kleinen Fischerdörfern, Verfolgungsjagden durch Wälder, Versuche andere Drachenboote durch gezieltes Rammen auszuschalten – ein Assassins Creed mit Wikingern hätte auch einen gewissen Mittelalterflair, auch wenn es wie in der jüngsten Kontroverse um die historische Authentizität von Kingdom Come Deliverance wohl schwierig wird politische Korrektheit mit historischen Gesellschaftsmodellen und Bevölkerungszusammensetzungen in Einklang zu bringen. Die grundsätzlich schockierende Rechtlosigkeit von Frauen in der antiken griechischen Gesellschaft wurde in Odyssey ja mit blauäugiger Leichtigkeit übergangen, indem man eine utopische Version der antiken griechischen Gesellschaft präsentierte. Ich frage mich ja, ob es überhaupt so positiv ist Geschichtsverfälschung zu betreiben, wenn man gerade die unschönen und nach Ungerechtigkeit schreienden Aspekte der Vergangenheit verdeckt, nur um moderner Kritik an vergangenen Lebensformen aus dem Weg zu gehen. Das Problem liegt in meinen Augen an den modernen Kommentatoren, die ihren Zorn über die Rückständigkeit der Vergangenheit dann den Entwicklern eines Kunstwerks anlasten, das diese Vergangenheit korrekt abbildet. Der Künstler wird dabei für etwas schuldig gesprochen und verurteilt, dass er nicht verändern kann und lediglich wiedergegeben hat. Statt warnend oder zumindest fair aufzuzeigen, dass die Wiege der Demokratie etwa keinesfalls fehlerlos war, verbreitet man im Namen von angeblicher gesellschaftlicher Fortschrittlichkeit ein Bild, dem gemäß es all diese Mängel nie gab. Natürlich kann es auch weit gereiste Vertreter fremder Kulturen im spätantiken oder frühmittelalterlichen Skandinavien gegeben haben, wie Antonio Banders in der 13te Krieger (oder James Caviziel als Alien Kainan im Film Outlander).

Man kann, je nachdem wann man das nächste nordische Assassins Creed ansiedelt, aber durchaus auch bis zu den Normannen und ihrer Geschichte als Eroberer Siziliens und Teilen Nordafrikas weitergehen. England, Nordfrankreich, Osteuropa, Russland, Sizilien, Nordafrika, die Nachfahren eines Wikinger-Assassinen könnten ganz schön weit gereist sein. Vielleicht wäre die AC-Wikinger-Saga auch eine Geschichte darüber, wie aus Proto-Assassinen loyale Anhänger der Proto-Templer wurden. Kurzum, was wenn die Geschichte des nächsten AC sich nicht damit beschäftigt einem weiteren Gründervater der Assassinen nachzuspüren, sondern einem der ersten Templer. Denkbar wäre das ja auch, zumal die Wikinger nicht dafür bekannt waren gutmütige Reisende zu sein, die um Spenden für den Erhalt ihrer Siedlungen bettelten. Wikinger-Assassinen könnten durchaus für einiges an Zerstörung verantwortlich gewesen sein und wie so oft in den Geschichten einiger eingefleischter Templer könnte diese Begegnung mit mörderischen und raubenden Anarachos sehr prägend gewesen sein. Einflussreich könnte auf einen solchen Plot auch die zur Serie The Last Kingdom verarbeitete Uthred-Saga sein. Der typische AC-Plot von einem Assassinen, der durch die Templer alles verloren hat würde sich genau ins Gegenteil verkehren lassen. Und selbst wenn AC Rogue schon einmal einen Assassinen zum Templer gemacht hat, bisher hat dann doch noch kein AC den Versuch gewagt einen Templer genauso viel Leid durchleben zu lassen wie einen Assassinen. Ein einzelkämpferischer Franke, der alle Register zieht, um den Wikinger-Horden und insbesondere einem ihrer Häuptlinge eins auszuwischen wäre ja durchaus gut gewählt, da ein Wikinger die Frage aufwerfen könnte, ob die gesamten Wikinger-Raubzüge nicht Operationen waren, um ein von den Templern etabliertes fränkisches Reich oder die Königreiche auf den britischen Inseln zu schwächen. Wenn ich schon dabei bin, die angeblichen übernatürlichen Fähigkeiten der Merowinger-Dynastie (vor allem ihre angebliche nicht-christliche Abstammung von einem Seeungeheuer) würden ja auch auf Isu-DNA hinweisen. Und da die Merowinger von den Karolingern gestürzt wurden wäre es möglich, dass Karl der Große demnach (wohl ähnlich wie Alexander der Große) eine Frontfigur der Proto-Templer war. Ubisoft ist vielleicht kein wirklich französischer Publisher mehr, aber immer noch sehr frankophil, zumal seine für AC wichtigsten Studios zudem im frankophonen Teil Kanadas beheimatet sind. Ein Franke als Protagonist wäre in meinen Augen also nicht auszuschließen. Der angloamerikanische Markt mag zwar mehr Interesse an der Eroberung der britischen Inseln haben, aber die Normannen siedelten schlussendlich auch in der heutigen Normandie.

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