Mittwoch, 22. März 2017
Die Guten unter den Bösen


In seinem Star Wars-Legends-Roman Treueschwur (engl. Allegiance) hat der unter Star Wars-Fans selbst legendäre Autor Timothy Zahn auf einmalige Weise das Konzept des guten Imperialen geschaffen. Allegiance erklärte wie die gesichtslosen und roboterhaft wahrgenommenen Sturmtruppen ein Gewissen haben können und was sie antreibt. Manche der Ideen aus Allegiance haben es seither auch in den neuen Kanon geschafft, man die Deserteure der Hand der Gerechtigkeit sogar ein bisschen mit Finn vergleichen.

Was Sturmtruppler antreibt

In Treueschwur werden imperiale Sturmtruppen gezwungen ein Massaker an der Bevölkerung eines Planetens zu begehen, auf dem sich zuvor eine Rebellengruppe niedergelassen hatte. Die Rebellen sind längst weg, doch das versuchen die Offiziere des Imperialen Sicherheitsbüros (ISB) zu verheimlichen. Der ISB als Mischung aus SS und Gestapo wendet sich dann auch potentiellen Verrätern in den eigenen Reihen zu. Besonders der Finn unter den künftigen Deserteuren, der sich weigerte auf die Zivilisten zu schießen, gerät in die Klemme, als er persönlich durch einen ISB-Major bedroht wird. Physisch bedroht wehrt er sich und ermordet den Major reflexartig, denn Sturmtruppler sind eben geborene Killermaschinen. Zusammen mit den Zeugen des Mordes flüchtet der "Verräter" an Bord eines gestohlenen ISB-Schiffs.

An Bord des ISB-Schiffs entdecken die Sturmtruppler ein umfangreiches Waffenarsenal, Credits und was man sich an Versorgungsgütern nur so wünschen kann. Die Deserteure haben jedoch kein Ziel und der Rebellion will sich keiner anschließen. Dafür haben die Imps ihre Gründe. Die meisten von ihnen stammen von Welten die entweder mit Kriminalität zu kämpfen hatten oder von Kriegen verwüstet waren. Ähnlich wie Sergeant Kreel im neuen Marvel Star Wars-Comic erlebten die Deserteure die Imperialen als Ordnungshüter, die Piraten, Sklavenhändler, Kriminelle und Warlords zur Strecke brachten. In den glänzend weißen Sturmtruppen sahen sie eine glorreiche Zukunft, die ihr Leben verbessern könnte und so gingen sie zur Armee. Die imperiale Propaganda dreht es allerdings so, dass genau diese Welten neuerdings nicht mehr geschützt werden können, weil man die Rebellen bekämpfen müsste. Die Rebellen werden dadurch zu den Schuldigen gemacht, wenn das Imperium durch Korruption oder Truppenabzug die Rückkehr der Kartelle an die Macht ermöglicht.

Einige der Deserteure erkennen Veränderungen im Imperium, das sich von den Idealen von Frieden und Ordnung abgewendet zu haben scheint. Gerade die moralisch skrupellosen ISB-Offiziere werden von den Sturmtruppen und wohl auch im regulären Offizierskorps als die eigentlichen Bösewichte wahrgenommen. Sie sind es, die auf Zivilisten schießen, Kameraden verschwinden und andere für angeblich staatsfeindliche Äußerungen bestrafen lassen. Der ISB ist allerdings sehr mächtig, denn bei den Budgetverhandlungen kassiert er am meisten ab. Die Deserteure erleben selbst, wie gut die ISB-Agenten und diesen zugeteilte Sturmtruppenverbände ausgerüstet werden. Man kann hier wohl eine Parallele zum Imperialen Geheimdienst des Sith-Imperiums ziehen, denn als man auf Corellia zur Armee versetzt wird rächt sich der jahrelange Neid der Berufssoldaten gegenüber den freigeistigen Spionen. Dabei war der Imperiale Geheimdienst jedoch selbst wiederum eine Bastion der normalen Imperialen, die sich relativ wenig von den Sith sagen lassen mussten. Mit der Umwandlung in den Sith-Geheimdienst erleiden die Spione das gleiche Schicksal wie die Armee, denn nun muss man dem Sith-Äquivalent eines gewissenlosen ISB-Offiziers gehorchen und wir wissen ja wie Sith so sind.

Als Deserteure jagen die Sturmtruppler schließlich einem A-Team gleich korrupte Offiziere aus dem Amt, bekämpfen Piraten und machen all das, was das Imperium in ihren Augen tun sollte, um Recht und Ordnung durchzusetzen.

Imperiale Jedi

Treueschwur war auch eine Premiere, weil in diesem Roman zum ersten Mal eine Hand des Imperators zur Blütezeit des Imperiums ins Rampenlicht rückte. Mara Jade ist neben Großadmiral Thrawn eine weitere populäre Schöpfung Timothy Zahns und sie ist einer der Stars dieses Romans. Palpatine schuf sich seine Hände als persönliche Agentinnen und Agenten. In der Macht, Spionage und allerlei Kampftechniken unterwiesen entpuppen sich diese gerade in jungen Jahren, wie Mara, die im Roman erst 19 ist, als Idealisten. Mara verehrt Palpatine dafür Frieden und Ordnung geschaffen zu haben, doch es sind die bösen Bürokraten die diese Vision zerstören. Also lässt sich Mara von Palpatine wie eine Jedi einsetzen und ermittelt gegen korrupte Gouverneure, potentielle Deserteure und kriminelle Syndikate. In der Abwesenheit des Jedi-Ordens sind die Hände Palpatines Jedi-Ersatz und sie wurden genauso gut für ihren Job ausgebildet.

Mara beherrscht in Treueschwur all die Tricks, die man auch von einer jungen Jedi-Ritterin erwarten würde und ihre Art zu ermitteln und sich für die Guten einzusetzen erinnert eben auch sehr stark an die Jedi der alten Republik. Mara ist jedoch auch schwer indoktriniert und liebt ihren Job, es wäre also schwer ihr einzureden, dass sie eine der Bösen ist oder für den Oberschurken arbeitet. Mara erlebt Palpatine nur als gutmütigen und gerechten Herrscher, sie darf sich in feinsten Kleidern kleiden, am Imperialen Hof leben und mit Stolz auf ihre Arbeit als Ordnungs-, Friedens- und Gerechtigkeits-Hüterin blicken. Maras Loyalität zu Palpatine rührt auch daher, weil er ihr sozusagen erlaubt sich die Rosinen herauszupicken. Hände des Imperators kommen nie in die pikante Situation Aufstände niederzuschlagen, alderaanische Menschenrechtler zu exekutieren oder Dörfer auszulöschen. Mara darf, einer Hofadeligen gleich, den Glanz des Imperiums genießen. Sie ermittelt in Herrenhäusern und auf Bällen, sie hat einen direkten Draht zum genialen Manipulator Palpatine und sie ist außer dem Imperator auch niemandem Rechenschaft schuldig. Diese geringe Bodenhaftung wird es Mara nach Palpatines Tod schwer machen sich zurechtzufinden, denn als Hand stand sie immer außerhalb der imperialen Hierarchie und hat sich durch ihre Nähe zu Palpatine keine Freunde, aber viele Feinde gemacht.

Man kann Mara Jade als Hand des Imperators meiner Meinung nach problemlos mit dem Zorn des Imperators vergleichen. Dieser lässt sich auch als ähnlich abgehobener Adeliger (Lord der Sith) betrachten, der Baras und den Imperator idealisiert. Gerade Baras, der Sith und Jedi gleichermaßen infiltriert hat ist ja ein anerkanntes Genie, das vom Dunklen Rat sogar als Regent für den abwesenden Imperator akzeptiert worden wäre. Baras hatte unglaublich viele Fans in der imperialen Hierarchie und man kann den Krieger auch als eine derart hirnlos loyale Klasse spielen. Danach dient man dem Imperator und kann ebenso unreflektiert agieren, bis der Jedi-Ritter die Stimme ermordet und die geplante Rückkehr des Imperators unmöglich wird. Die Begegnung mit Darth Marr auf Makeb lässt Vergleiche mit Mara Jades Erlebnissen nach Endor zu. Der Imperator war tot und die Hand musste sich klar werden, wem sie nun dienen sollte, doch nicht jedermann war ihr wohlgesinnt. In dieser prekären Situation verschwand Mara Jade vom Radar, doch gegenüber Darth Marr hat man diese Möglichkeit nicht. Mara kehrte dem Imperium den Rücken zu, als Zorn des Imperators wird man jedoch quasi als Zorn des Imperiums adoptiert. In meinen Augen hat der Sith-Krieger das Vorrecht sich als loyalste imperiale Klasse zu inszenieren, denn er ist als Sith ein Fürst des Imperiums, weil er schon als Sith geboren, erzogen und dann ausgebildet wurde. Krieger haben den reinsten Machtanspruch aller imperialen Klassen, auch wenn sie innerhalb ihrer Klassenstory keine eigene Machtbasis aufbauen können.

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